Ohne jemanden zu kränken, ohne jemandem zu nahe zu treten, ohne... ach was. Ich sag es einfach. Mein Blog, meine Regeln.
Ich hab das schon mal geschrieben, ich glaube sogar, mehr als einmal. Aber dieser Blog ist nicht als Suche nach Rat und Hilfe von fremden Menschen aus dem Internet gedacht. Wenn ich eine Frage habe, wie ich mich in der Schwangerschaft zu verhalten habe, dann frage ich meine Gynäkologin oder meine Internistin oder gucke in ein schlaues (mit Betonung auf schlau) Buch. Nicht in ein Forum, und nicht in die Tiefen meines Blogs. Mag sein, dass ich mal wissen möchte, wie eure Meinung und eure Erfahrungen mit irgendwas sind. Dann frage ich. Ich möchte nicht - niemals - egal, wie gut ihr es meint - dass ihr mir schreibt, "also ich an deiner Stelle würde..." oder auch "Du solltest vielleicht..." und "Meinst du nicht, es wäre besser, wenn...", genau so wenig wie "Wieso macht das deine Ärztin so, wieso nicht anders, bist du sicher, dass das nicht dem Kind schadet?" So lange bin ich zwar noch nicht schwanger, aber ich habe inzwischen mitbekommen, dass es zu vielen Fragen - so verwirrend das auch sein mag - mehr als eine Expertenmeinung gibt. Und ich möchte mir weiterhin vorbehalten, das hier so zu machen, wie ich und meine Ärztin das für richtig halten. Ich weiß, dass mein Körper gerade viel leistet, und dass es kein Wunder ist, wenn ich müde bin. Ich weiß aber auch, dass die Müdigkeit nicht nur von den gewaltigen Vorgängen in meinem Unterleib her rührt, sondern auch hormonell bedingt ist - ganz zu schweigen davon, dass tiefster Winter ist, dann bin ich eben müde. Ich weiß auch, dass die Spaziergänge mit den Hunden an der (endlich wieder) kalten, klaren Luft mir gut tun. Ich gehe vorsichtig, nicht im Stechschritt, mit Spikes, wenn nötig, und ich mache Pausen. Ich habe nicht vor, heute erst einen Bauch-Beine-Po-Kurs und anschließend eine Runde Hanteltraining runterzureißen, sondern will mir dieses Wochenende noch einen gemütlichen Yoga-Kurs raussuchen und dort einen Teil der Übungen mitmachen, anschließend noch ein paar langsame Bahnen durchs Becken ziehen und dann vielleicht noch eine Runde in die 60-Grad-Sauna gehen, bevor ich in einen Bademantel gemuckelt einen Liter Quellwasser trinke und dazu die neuesten Schmutzblätter lese. Ist das jetzt ok? Wollen wir vielleicht abstimmen, ob ich das darf?
Tut mir übrigens leid, liebe unbekannte Dame, dass Du das jetzt abkriegst, Du hast es - da bin ich sicher - sehr, sehr gut gemeint und einen eigenen Schimpf-Post nicht verdient. Es ist auch nicht Dein eigener, er richtet sich an all die, die mir hier (und Legehenne auch schon) gerne mit Rat, Warnung, Empfehlung und Lebensweisheit zur Seite stehen. Im Gegensatz zu mir kennt ihr die Personen nicht, von denen hier die Rede ist - ich brauche z.B. keine Tipps aus dem Netz, wie mein Vater irgendwas meint, ich kenne ihn seit 39 Jahren und weiß, dass er sich zwanghaft um alles, einfach alles kümmert, ob es ihn nun angeht oder nicht. Ihr kennt auch nicht meine inzwischen knüppeldicke Akte und meine Laborwerte oder meinen Ultraschall, so dass ich mich im Zweifel lieber auf das Urteil meiner Ärztin verlasse als auf euers. Ich sage es nur noch mal: ich bin keine von denen, die ein Schwangeren-Forum fragt, ob das jetzt ok ist, wenn ich eine Salamipizza esse oder wenn ich (auf ausdrücklichen Rat von Gynäkologin und Internistin, das tut nämlich gut bei zu hohem Blutdruck) zum Sport gehe. Ich will dementsprechend auch nicht, dass das Forum zu mir kommt. Lasst es einfach, ok? Egal, wie es gemeint ist. Es macht mich nämlich wahnsinnig, und auch das ist schlecht für den Blutdruck. Ich will auch keine Rechtfertigungen hören, die kenne ich schon alle, es sind die allerbesten, da bin ich ganz sicher, ich mag das nur einfach nicht. Ok? Wieder Freunde?
Genug geschimpft (hoffe ich jedenfalls). In meinem Bauch ist einiges los. Seitdem ich aktiv darauf achte, habe ich öfter mal das Gefühl, da krabbelt was. Es ist ein seltsames Gefühl, und wenn heute Abend nicht die Bande vorbeikäme zum Dschungelcamp-Gucken, dann hätte ich als Voll-Nerd Lust, mir den ersten Alien-Film auszuleihen, um es zu feiern. Heute Nacht habe ich mich einmal im Halbschlaf umgedreht und das scheinbar irgendwie falsch gemacht, und ZACK hatte ich üble Schmerzen an einer Stelle, an der ich noch nie welche hatte. "Autsch, autsch, hoffentlich sind Wehen nicht ganz so ätzend", dachte ich im Halbschlaf, und dann war ich plötzlich hellwach und wusste: die sind ungefähr zehnmal so schlimm, wenn nicht hundertmal. Und das war er: der Moment, in dem ich zum allerersten Mal in meinem Leben Schiss vor einer Geburt hatte. Nach vier Jahren Kinderwunschbehandlung ist das ein großer Moment. Ich fühle mich nicht mehr den ganzen Tag gleichzeitig hungrig und vollgefressen, und in die Nahrungsaufnahme ist insgesamt eine schöne Routine gekommen. Was ich nicht darf, ist jetzt geklärt, das kann ich also vermeiden, ohne groß darüber nachzudenken. Und wenn ich nicht mehr darüber nachdenke, was ich alles nicht darf und mit Vorsicht behandeln muss, bleibt mehr Hirn- und Gierkapazität für das übrig, was ich darf - und das ist ehrlich gesagt ungefähr 500mal so viel wie das, was ich nicht darf. (Stellt euch mal für einen Moment vor, es wäre genau umgekehrt, und während einer Schwangerschaft müsste man von Test bis Geburt von Alkohol, rohen Eiern, rohem Fleisch, rohem Fisch, Rohmilchkäse, ungewaschenen, erdverkrusteten Gemüse, Austern, Schinken und Salami leben. Auch nicht schön. Fluppen hätte ich fast vergessen, also schön, Fluppen noch. Und Antibiotika, Schmerzmittel und Hustensaft.) Außerdem fange ich an, in den Swing zu kommen, was Ausruhen, Schonen und Kräfte Rationieren betrifft. Heute Abend z.B. habe ich die Hütte voll, und es gibt nicht etwa das dusselige Huhn, das ich sonst immer mache und das mit knusprigen Ofenkartoffeln zusammen die letzten zwei Stunden vor Eintreffen der Gäste bestimmt, sondern Lasagne. Die Bolognese dafür hab ich gestern vormittag angesetzt, ganz in Ruhe und mit irgendwann vor Weihnachten geschnibbeltem und eingefrorenen Suppengrün. Vorbereitet schmeckt sie eh besser. Dann war gestern noch die Bechamel zu rühren und Käse zu reiben, und seit gestern Abend stehen zwei feine Lasagnen im Wintergarten, mit Folie abgedeckt, und alles, was heute noch zu tun ist, ist ein Feuerchen machen, die Sofakissen aufschütteln und um halb acht die erste Form in den Ofen schieben. Den Einkauf hab ich auch auf drei Tage verteilt. Meine aktuelle Hunderoute führt entlang eines Flüsschens, wo wir kilometerweit laufen können, ohne dass die Hunde an die Leine müssen - perfekt, wenn es ein bisschen glatt ist. Wir fahren zwei Kilometer, ich stakse vorsichtigen Schrittes mit den beiden über die Straße, dann lasse ich sie frei, und dann haben wir die Wahl zwischen drei Rundwegen: 45, 90 und 120 Minuten. Viel bequemer geht es nicht. Ich zwinge mich nicht zu Hausarbeit, wenn ich kaputt bin, sondern nutze die seltenen Momente, wenn ich z.B. a) hellwach, b) fit und c) in der Stimmung für eine meiner Lieblings-DVDs bin, lege einen Film ein und bügele schwuppdiwupp den ganzen Korb leer. Ich protestiere nicht mehr, wenn mir jemand etwas abnehmen will - wenn meine Schwiegermutter spülen will, soll sie spülen, und ich fühle mich auch nicht verpflichtet, währenddessen in der Küche rumzuhantieren, um ja nicht faul zu wirken, sondern bleibe mit einer Zeitschrift auf dem Sofa liegen. Ich verlasse Mittwoch Abend die Agentur, will schon zu meiner Kollegin sagen "Und wenn was ist, rufst du an", stoppe mich aber direkt nach dem "Und..." und sage stattdessen "... ein schönes Wochenende, bis Montag!".