Was ich hiermit tue: mit einem babyfreien Post. Bekanntermaßen steht die Welt nicht auf Mütter, die nur noch über ihre Blagen reden, darum dachte ich mir: heute versuche ich mal, über den Rand meines Neunmonatsbauchs (Da. Schon wieder.) hinwegzusehen und mich ausschließlich um wenn auch ungeordnete Themen zu kümmern, die mit Babys nichts zu tun haben. Oder mit Geburten. Oder Schwangerschaft.
1. Die Mia.
Ich konnte es kaum erwarten, dass sie endlich ankommt. Dann konnte ich es kaum erwarten, dass der UK-Adapter dazu geliefert wird. Dann, dass sie endlich aufgeladen ist. Von einem Bein aufs andere hüpfend, habe ich den Ladevorgang überwacht. Dann ging es los. Anfangs war ich vollkommen begeistert, ich habe mich jeden Abend darauf gefreut, mir endlich das Gesicht elektrisch reinigen zu dürfen. Dann habe ich verschiedenes festgestellt: Die Bürste kann auf die Dauer ganz schön schubbern, vor allem auf den roten Stellen an meinen Wangen. So dass es besser ist, das wirklich nur einmal am Tag zu machen und nicht, wie eigentlich vorgesehen, zweimal am Tag. (Es gab eine Zwischenphase, in der ich dachte, das ist vielleicht wie Fasten: man muss da jetzt durch auf die harte Tour, um am anderen Ende gestärkt und rötungsfrei hervorzugehen. In dieser Phase habe ich trotz Schubbern zweimal täglich die Bürste genommen, aber nach einer Woche war es nicht besser, eher im Gegenteil, und ich bin zurück auf einmal täglich gegangen.) Ich wollte, dass es funktioniert. Und zum Teil hat es das ja auch, die Haut war glatt und pickelfrei, und das blitzsaubere Gefühl nach einem Tag voller Make-Up, Schweiß und Geschmiere ist schwer zu beschreiben oder zu toppen. Trotzdem nagten erste Zweifel an mir. Dann habe ich festgestellt, dass nicht jedes Waschgel gleich gut mit der Bürste funktioniert. Mein Toleriane-Waschgel für empfindliche Haut von Roche-Posay z.B. geht fabelhaft damit. Das Rosaliac-Gel gegen Rötungen dagegen, das eigentlich ohne Wasser angewendet werden soll, naturgemäß nicht so. Und das Honig-Waschgel von Nuxe ist irgendwie zu aggressiv mit Bürste, wovon ohne Bürste nichts zu spüren ist. Aber dann. Dann habe ich im klugen Internet recherchiert und mir zusätzlich zu der mitgelieferten sensitive-Bürste eine weichere delicate-Bürste bestellt. Und jetzt ist alles sowas von gut. Ich predige die Mia wie ein wiedergeborener amerikanischer Jesusspinner. Ich verwende sie zweimal täglich, mit dem Waschgel, das gerade in der Nähe steht, und kann mir das natürlich auch einbilden, aber ich glaube, meine Haut wird jeden Tag ein bisschen besser. Weniger rot, weniger Pickelchen, selbst in der Sommerhitze, da habe ich sonst immer welche! Weniger Fältchen um die Augen, weniger... ach, alles, was nervt, verschwindet langsam. Nichts schubbert, und nach der Reinigung ist die Haut so glatt, dass ich ständig hinfassen muss, und trotzdem keine Pickel... die Mia kommt jetzt übrigens nach Deutschland, habe ich mir sagen lassen. Bei Douglas soll man sie online kriegen, die Bürstchen gibt es da wohl jetzt schon.
2. Das große Fressen.
100 neue Rezepte wollte ich in einem Jahr ausprobieren. Leider bin ich mit dem Aufschreiben ein bisschen hinterher, aber ich bin mir ziemlich sicher, mindestens dreißig sind es bis jetzt. Dabei zähle ich solche nicht mit, die aus der Lamäng entstanden sind. Nein, es muss korrekt zugehen: Kochbuch aufschlagen, Rezept finden, Zutaten ranschaffen, nachkochen. Die Sache ist nur die: ich glaube inzwischen, ich brauche Stress zum Kochen. Diese lange Zeit ohne nervtötende Arbeitstage macht so schön entspannt. Da sinkt der Druck, unbedingt wenigstens den Abend noch irgendwie mit etwas Leckerem und Interessantem zu vergolden. Auch die Wochenenden, an denen ich früher imstande war, in reiner Montagspanik schnell-schnell vier warme Mahlzeiten unterzubringen, sind so ruhig und völlig in Ordnung, wie sie sind... es gibt Sonntage, da frühstücke ich Wassermelone, esse mittags zwei Toasts mit Käse, nachmittags gehen wir gemütlich ein kleines Eis essen und abends gibt es noch mal Wassermelone. (Und ich wundere mich, dass ich nicht so richtig zunehme.) Sollte es tatsächlich Stress sein, der mir fehlt, dann wird es in der Küche rund gehen, wenn Würmchen erst da ist. Vielleicht liegt es aber auch an den Handwerkern, die in jedem Zimmer des Hauses zu jeder Tageszeit auftauchen können, auch in der Küche. Die stören mich. Und zwar gewaltig. Man kann nicht entspannt vor sich hinschnibbeln und hinrühren, wenn die immer da sind.
3. Der epileptische Hund.
Vor vier Wochen hatte Momo noch einen Anfall, in der unvergesslichen Nacht, als L. so bumsvoll war und ich völlig verzweifelt, dass nun das Luminal vielleicht doch nicht anschlägt. Jetzt haben wir uns wieder beruhigt und sind vorsichtig optimistisch. Mit zwei Luminal am Tag, eine morgens und eine abends, kommt sie gut zurecht. Ich zumindest kann nicht finden, dass sie müder oder stumpfer ist als vor den Tabletten. Morgens ist sie am quirligsten, dann machen beide Hunde nach dem ersten Gang und Frühstück einträchtig ein Rätzchen, mittags auf dem Spaziergang ist sie mal ein bisschen trottelig, mal tobt sie durchs Unterholz je nach Tagesform, und Abends gegen halb zehn geht sie schlafen. Ich weiß, dass das Internet aus allen Nähten platzt vor Leuten, die der Meinung sind, Luminal dürfte man einem Hund nicht geben, und überhaupt sind Tabletten des Teufels. Letzte Woche habe ich erst wieder den Fehler begangen, aus einem anderen Grund danach zu googeln, und saß dann fassungslos vor einem Forum, in dem ein völlig verzweifeltes Dalmatiner-Frauchen, dessen Hündin heftige Anfälle hat und seit zwei Tagen Luminal bekommt, sich in ihrer Not an die Runde gewendet hat, ob "das jetzt so bleibt", und statt ihr zu erklären, dass sie auf jeden Fall die Eingewöhnungsphase abwarten und ansonsten entweder auf ihren Tierarzt hören oder sich einen anderen suchen und dann eben auf den hören soll, wurde ihr von irgendwelchen Mausebärchen1972s und Fetzi09s nicht geraten, sondern eher befohlen, jetzt sofort Luminal abzusetzen. Und ich befürchte, sie ist dem Rat gefolgt. Bei uns liegt der Fall so: ohne Luminal hatte der Hund zuletzt Cluster-Anfälle, das heißt Anfälle, bei denen ein Anfall fast direkt in den nächsten übergeht. Zu viel davon, und das Nervensystem wird irreparabel geschädigt, ganz davon abgesehen, dass der Hund völlig verängstigt, verspannt und von der Rolle war. Nach dem letzten Cluster musste sie vier Tage in einem Käfig im Keller einer Tierklinik zubringen, hing am Tropf und stand unter ständiger Beobachtung. Mit Luminal ist für uns als Herrchen und Frauchen, die den ganzen Tag mit ihr zusammen sind, überhaupt kein Unterschied zu der Zeit vor der Epilepsie festzustellen. Sie ist fröhlich und unternehmungslustig und, auch nicht unwichtig, über Wochen anfallsfrei. Natürlich ist das nicht schön, dass es nur mit Tabletten geht. Natürlich finde ich das nicht toll, dass ich als Schwangere die laut Beipackzettel nur mit Gummihandschuhen anfassen darf. (Auch wenn ich mich manchmal frage; ehrlich? Trockene Tabletten? Und wenn ich mir sofort danach die Hände waschen würde? Aber gut...) Oder dass wir uns wirklich ziemlich eisern an einen 12-Stunden-Rhythmus halten müssen, damit der Pegel im Blut auf konstantem Niveau bleibt. Aber das ist alles Pipifax im Vergleich zu der Belastung für uns alle, jede Nacht bei jedem kleinen Geräusch hochzuschrecken in der Panik, dass das wieder ein Anfall ist.
4. Der Sommer danach.
Vorletzten Sommer waren wir Mädchen zusammen auf einer Finca, das war himmlisch. Letztes Jahr waren wir zusammen in der Heide, das war zwar theoretisch auch himmlisch, aber nicht ganz unproblematisch und davon abgesehen auch leider nicht das Gleiche. Dieses Jahr hatte ich den Mädchen eigentlich dringend ans Herz gelegt, den Urlaub ohne mich zu machen, den sie mit mir nicht machen können: den mit acht Stunden Strand und Sonne am Tag, abends in die Strand-Disse und urlaubsflirten, und das alles in einem Häuschen, in dem die Küche aus nicht mehr als zwei Kochplatten und einem Kühlschrank mit Eisfach bestehen muss und das entsprechend spottbillig ist. Haben sie das so gemacht? Haben sie nicht. Und dabei haben wir alle solches Urlaubsheimweh, dass es nur so kracht. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei. Und ich recherchiere und recherchiere. Ich sage zu L. "puh, ist das anstrengend, mit dem Bauch in dieser Hitze, ich muss mich wohl mal hinlegen" und dann renne ich kichernd ins Schlafzimmer, Tür zu, Rechner auf und recherchiere. Im Moment hat Sizilien die Nase vorne, aber auch an Elba habe ich liebe Erinnerungen. Und jetzt kommt's: Tipps sind erwünscht! Hat eine der Damen einen guten Anbieter von Ferienhäusern auf Sizilien und/oder Elba an der Hand? Sardinien wäre auch gut. Die Häuser sollten schön, sauber und nah an der Küste sein, am allerallerliebsten mit fußläufigem Zugang zum Meer, und wenn es dann auch noch einen Pool gibt (ich weiß, in Italien nicht so häufig), um so besser. Und wir brauchen dringend einen hübschen kleinen Ort in der Nähe, durch den wir abends noch schlendern können, wo wir unter freiem Himmel Linguine alle Vongole essen und hinterher auf dem Heimweg an einer schönen Granita nuckeln können.
Ich könnte mich auf den Kopf stellen, aber mir fällt kein fünfter Punkt mehr ein, der keinen Babybezug hat. Das haben Schwangerschaften wohl so an sich, sie machen sich breit, nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf und im Blog. Aber immerhin, der Versuch zählt!