Dienstag, 19. November 2013

Für vernünftige Überleitungen fehlt mir gerade die Energie.

Neulich habe ich irgendwo gelesen "die Minuten kriechen, die Tage rasen" - so oder so ähnlich. Und ziemlich genau so ist es mit einem Baby. Die Zeit zwischen halb neun und halb zehn abends zum Beispiel, wenn er einfach nicht einschlafen will, nicht mit Geduld und Gesinge und Geschaukel und Fläschchen und trotzdem nicht - die gibt mir das Gefühl, ich trage ihn gerade schon seit drei Tagen durchs Wohnzimmer, und immer knarrt die gleiche Stelle, während ich mit ihm um den Esstisch laufe und L. nebenan schon wieder eine Folge meiner Lieblings-Krimiserie guckt. Oder wenn ich nachts wach bin und neben mir dieses kleine Profil zwischen zwei geballten Fäustchen liegt, dann scheint es fast, als wären das nicht zehn Minuten, sondern die Ewigkeit. Und dann ist plötzlich November, Ende November sogar, und dabei war doch gerade noch September? Während ich hier drinnen schleppe und wickele und füttere und klitzekleine Kleidungsstücke wasche, werden da draußen Firmen gegründet und Filme gedreht und Ehen geschieden und vor allem jede Menge Laub mit Hilfe extrem lauter Geräte zusammengepustet. Davon mal abgesehen - von den merkwürdigen Dingen, die mit meiner Zeit passieren, und davon, dass ich zu eigentlich fast allem, was mir mal wichtig war, nicht mehr komme, und davon, dass ich eigentlich immer gerade vor irgend etwas Angst habe, sowie davon, dass über allem, was ich tue und lasse, das Gefühl hängt, den Dingen nicht gerecht zu werden und in zunehmende Unordnung zu geraten - von all dem abgesehen bin ich sehr glücklich. Und dankbar. Und glücklich. Und dankbar. Und glücklich.

Morgen abend kommen meine Eltern, dann erkläre ich meiner Mutter, wie das neue Fläschchendesinfizierungsdings funktioniert und der Autokindersitz, dann packen wir, und Donnerstag früh steigen wir ins Flugzeug und kommen erst Sonntag wieder. Jede, die sich denkt, "das täte ich nicht", kann sich sicher sein: ich denke das auch oft genug, aber das ist vermutlich eine dieser Sachen, die man einfach trotzdem machen muss. Ihr kennt meine Mutter nicht, ich schon, und ich habe manchmal das dumpfe Gefühl, bei ihr ist das Kind fast in besseren Händen als bei mir. Ihm wird also nichts passieren. Ob ich dagegen in den drei Tagen manchmal trübe und voller Melancholie auf meine Buchteln starre oder das Treiben auf der Akademietheaterbühne eher teilnahmslos verfolge, werde ich abwarten. L. freut sich wie verrückt auf drei Tage nur mit mir, was ich mal als Kompliment werte, und das Kompliment würde ich eigentlich gerne zurückgeben.

Meine alte BB-Creme war alle, die war von Smashbox und kostete ca. 25 Euro pro Tube (glaube ich, ich komme sehr, sehr lange mit so was aus, da vergesse ich meistens bis zur nächsten Tube den Preis), und obwohl ich eigentlich ganz zufrieden damit war, war ich doch nicht wirklich bis in alle Ewigkeit begeistert. (Ich bin einer dieser Tröpfe, die tatsächlich glauben, es gäbe so etwas wie das perfekte Kosmetikprodukt in jeder Kategorie, ich müsste nur lang genug suchen. Aber beim Duschgel habe ich es tatsächlich gefunden!) Und irgendwie kam das plötzlich nach einigem Gegoogel und ca. sieben Pröbchen so, dass ich gestern im Alsterhaus bei Dior war und mir eine Tube Hydra Life BB Cream gekauft habe. Auch, wenn diese Tube drei Jahre halten sollte, werde ich trotzdem nicht vergessen, dass sie 58 Euro gekostet hat. Beschwingt bin ich mit meinem Dior-Tütchen zurück an den Schreibtisch gegangen. Heute morgen bin ich aufgewacht, habe kurz auf das schlafende Gesicht zwischen den zwei geballten Fäustchen neben mir geguckt und dann aber sofort als nächstes gedacht "Neue Creme! Heute erster Tag mit neuer Creme!" und dann auf einmal gedacht "Schöner Mist. Neue Creme für 58 Euro fühlt sich auch nicht anders an als früher mal mit neuem Tintenkiller für eine Mark fünfzig in die Schule".
Und nachpudern muss man auch noch.

Stammtischtermine bis Jahresende werden langsam dünn. Jetzt oder nie bzw. erst 2014. Also jetzt. Sonntag bin ich wieder da. Nächsten Freitag habe ich schon was vor. Am sechsten Dezember haben L. und ich Jahrestag. Am 20. habe ich zwar noch nichts, aber dieses Jahr kommt meine komplette Familie zu Weihnachten, und am 20. werde ich vermutlich schon mit Schürze um irgendwas schmoren oder mit Speck bardieren oder was weiß ich. (Spätestens dann, nach täglich vier Stunden im Küchendunst, kann die schicke BB-Creme zeigen, was sie drauf hat.) Wie wäre also der 13. Dezember? Das wäre mein Lieblingstermin. Damit es nicht so nach "Friss oder stirb" aussieht, biete ich euch außerdem an: Montag, den neunten Dezember, oder Montag, den 16. Dezember. Und sollten alle Stricke reißen, dann eben noch mal zum Samstags- oder Sonntagsbrunch. Oder?

Ich hoffe übrigens, dass bis Weihnachten der nachgeburtliche Haarausfall überstanden ist. Der Fachliteratur ist zu entnehmen, dass während der Schwangerschaft nur sehr wenige Haare ausfallen (was stimmt, ich habe in neun Monaten zwei mal meine Haarbürste gereinigt). Dann kommt die Geburt, und irgendwann danach fallen innerhalb kürzester Zeit all die Haare aus, die man sonst in den neun Monaten verloren hätte, bis wieder alles beim Alten ist. Ich dachte schon, ich wäre davongekommen, aber jetzt ist sie da: die Zeit, in der ich mich einmal kurz übers Waschbecken beuge und meine Zähne putze und hinterher vier lange Haare beseitigen muss. In der ich fast eine Genickstarre kriege, weil ich zigmal am Tag über meine Schultern gucken und unzählige helle lange Haare von meiner dunklen Jacke pflücken muss. Und in der ich ehrlich gesagt Angst davor habe, für Gäste zu kochen, denn es ist so gut wie unmöglich, kein Haar ins Essen fallen zu lassen. Fies, denn der einzige Ort, an dem ich Haare nicht unappetitlich finde, ist festgewachsen auf dem Kopf.

Liebe Abkürzungsdamen, die Mittagspause ist vorbei, das war es dann schon wieder. Ich versuche, mich aus Wien zu melden. Sollten zufällig irgendwelche Einbrecher mitlesen, die außerdem technisch gewieft genug sind, um meinen Wohnort herauszufinden: wenn ihr euch jetzt die Hände reibt und denkt, da räumen wir dann in den nächsten Tagen mal schön die Bude aus - da sind noch zwei große, im Zweifel bissige Hunde. Und meine Eltern, die zwar nicht beißen, aber trotzdem sicher ihre ganz eigenen Methoden haben, mit euch fertig zu werden.

16 Kommentare:

  1. Huhu, ich kann an allen Terminen :))

    Tina

    AntwortenLöschen
  2. Ja ja, das mit dem "gerecht werden"... wird man jemals allen und allem gerecht? Ich denke nicht, die Hauptsache ist, Dir geht es gut, wozu die neue Creme sicher beiträgt und ihr fühlt euch wohl. Alles andere kommt danach!

    Der 13. passt mir gut, aber auch alle anderen Termine sind machbar!

    Habt eine schöne Zeit in Wien! *wink*

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Flora,
    bei mir gehen alle Termine außer der 13.12. Da is ne Weihnachtsfeier.
    Ansonsten freue ich mich schon! (Brauche Stammtischkalender statt Adventskalender ;)) )

    LG Nina aus HH

    AntwortenLöschen
  4. Super, dass ihr nach Wien fliegt. Ich verstehe auch eventuelle Bedenken, aber im Grunde ist das ja eine dieser Sachen, die man sich erst vornimmt und dann doch wieder nicht macht (ich zumindest). Also: einfach machen und nicht so viel grübeln. Und selbst, wenn es nicht so wird wie früher, werdet ihr eine gute Zeit haben und froh sein, dass ihr euch dazu durchgerungen habt. Bin ein bisschen neidisch. Gute Reise!

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Flora,
    bei mir gehen ebenfalls alle Termine.
    Viel Spaß in Wien!
    Fanny

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Flora, ich kann am 13. und am 16. . Viel Spaß in Wien! Sanne

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Flora,
    bei mir geht der 13.12. wg. Weihnachtsfeier leider auch nicht. Die Montage passen.
    LG
    Kat

    AntwortenLöschen
  8. Hi Flora,
    was macht denn eigentlich deine nächste Runde in Sachen Abkürzung?
    LG
    A.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe A., das frage ich mich auch, warte immer noch darauf, endlich meine Tage zu bekommen - dann geht's weiter. Liebe Grüße! F.

      Löschen
  9. Liebe Flora,
    da kommt mir der Gedanke, dass vermutlich meine Mutter gesagt hätte: Du spinnst doch du wolltest das Kind so sehr und dann Tage ohne das Kind wegfahren und es bei mir lassen als sei es nicht schon oft genug bei einer Betreuung. Vermutlich würde meine Mutter das sagen weil Sie das nie gemacht hätte mit uns als Kindern aber ich würde es machen auch nur, weil meine Mutter nebenan wohnt und die Kleine jeden Tag sieht. Meiner Schwiegermutter würde ich Sie aber nicht geben für ein paar Tage die sieht Sie höchstens einmal in der Woche und selbst würde ich es auch nicht können, lieber mit der Kleinen aber ich bin auch nicht der abendliche Theatergänger :) Vermutlich würde mein Mann nicht sagen er freue sich auf einzelne Tage mit mir sondern er würde mich fragen für was ich ein Kind unbedingt gewollt habe und dann auf so eine Idee zu kommen, für Ihn war es schon hart, dass die Kleine ein Zimmer neben uns schläft und nicht bei uns ;) Aber so ist das bei jedem anders und das Wichtigste am Schluss ist, dass es klein Henry bei deiner Mama gut geht, dass du weisst, dass er sich nicht in den Schlaf schreien muss weil seine Mama nicht da ist und das du auch entspannen kannst.

    AntwortenLöschen
  10. So, und was will uns dieser Post sagen ausser zu versuchen, Flora ein schlechtes Gewissen zu machen?
    Flora, little Miyago wird es hervorragend gehen bei Deiner Mutti, und Dir und L. werden die Tage in Wien auch gut tun!
    Vermutlich werdet ihr so auch nicht in einer Scheidung enden, weil ihr Euch als Paar nix mehr zu sagen habt ausser: "Du Ignorant, wieso guckst Du Dir die Videos von Baby nicht an, die ich Dir auf Dein Handy schicke?"
    Viel Spass im Theater und im Kaffeehaus...

    AntwortenLöschen
  11. Flora, was ist denn nun das perfekte Duschgel? Verschweig es bitte nicht und schreib nochmal wie die Dior-BB ist!

    AntwortenLöschen
  12. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wieso alle glauben, man müsse unbedingt so schnell wie möglich wieder ein paar Tage zu zweit verbringen, sonst stünde demnächst das Ende der Beziehung ins Haus...Zeit zu zweit ist wichtig, ja, sehr sogar. Aber müssen es gleich mehrere Tage weit weg sein??? Nee nee, ich bleibe bei meiner Meinung: das ist nichts, was man machen sollte, weil man es sonst später bereut oder irgendsowas. Das ist etwas, was man nicht ohne sein kleines Baby tun sollte, solange es eben noch so klein ist und nicht versteht, dass Mama und Papa wiederkommen.
    LG
    Judith

    AntwortenLöschen
  13. Müssen - nee, muß man nicht. Aber können - kann man sehr wohl. Und es tut gut.
    Natürlich wäre es entsetzlich für ein Baby, daß die Situation "ohne Mama" überhaupt nicht kennt. Aber für ein Baby, das es gewohnt ist, daß sich mehrere Personen abwechselnd drum kümmern, ist das total ok!
    So eine Reise MIT Baby - das wäre dann eher zu bereuen - Das Baby wird durch all das Unbekannte aufgeregt, die "normalen Sachen" mit Baby sind viel komplizierter (Wie sterilisiere ich Flaschen im Hotel?), vielleicht sogar abwechselnd Abendessen - ne, kein Spaß.
    Baby zuhause, mit bekannten Personen in bekannter Umgebung - dem gehts prima. Und den Eltern auch...

    Das ist genau wie mit der Arbeit - man benötigt etwas Zeit, um soweit abzuschalten, daß man wirklich im Urlaub angekommen ist.
    Und genauso ist es mit Paar-Zeit - die wenigsten können so "Schnipp" von Mama/Papa auf Paar umschalten - keine Windelgespräche sondern Erwachsenenunterhaltung.
    LG
    Svea

    AntwortenLöschen
  14. Huhu,
    Mädels, das bringt doch nichts. Ehrlich. Weder wird sich jemand durch diese Kommentare umentscheiden, noch aufhören, ein schlechtes Gewissen zu haben oder erst eines bekommen. Ich habe zum Wegfahren auch eine Meinung, gebe die hier aber nicht kund, weil das Hin- und Her-Schieben von Weltanschauungen noch nie was gebracht hat und es in diesem Fall auch keinen moralischen Auftrag gibt, jemanden davon abzuhalten, kleine Tiere zum Spaß zu quälen.
    Grüße von der Tina

    AntwortenLöschen
  15. Kleiner Tipp zur Weiterverwertung der ausgefallenen Haare: Mein Mann hat alle, die er finden konnte (und das waren viele, sehr viele!!) an einer Ecke seines Nachttischchens festgeklemmt, um unseren Sprösslingen später mal daraus einen mantamäßigen Fuchsschwanz fürs Bobbycar oder Fahrrad zu knüpfen. Ich hatte da jetzt eher an ein ganz individuell gefülltes Kissen gedacht. Gereicht hat es so oder so. Und nachgewachsen ist auch alles.

    AntwortenLöschen