Sonntag, 21. Februar 2016

Die große Eiertanz-Kochbuch-Challenge oder wie ich wieder mal einen großen Plan geschmiedet habe, an den ich mich wenig später so gar nicht mehr erinnern wollte. Teil 1: What Katie ate at the weekend.

Letztes Jahr hatte ich den Vorsatz, in 365 Tagen 100 mal nach Rezept zu kochen. Dabei war ausdrücklich nicht Bedingung, dass die Rezepte alle Premieren für mich sein müssen. Das hat die Sache einerseits erleichtert, denn auf diese Weise wurden auch "Wie ging noch mal der Rotweinkuchen von Mama"-Gelegenheiten Teil der 100 Rezepte. Andererseits war es so natürlich etwas weniger abenteuerlich. Dieses Jahr wird anders. Dieses Jahr gehen beide Kinder in die Kita, können laufen, demnächst vielleicht ja sogar beide sprechen und damit Sachen sagen wie "Mama, falls Du mich suchst, ich bin im Kinderzimmer und lese", darum schraube ich jetzt die Schwierigkeit und gleichzeitig den Spaßgrad für mich ein bisschen nach oben. Und zwar folgendermaßen: in meinem Kochbuchregal stehen ganz viele Kochbücher, die ich unbedingt mal haben wollte. Aufgeregt habe ich täglich auf die Sendungsverfolgung geklickt, mir Vorschauen und Kritiken online durchgelesen und das Paket dem DHL-Mann aus der Hand gerissen. Dann habe ich mich damit bei nächster Gelegenheit aufs Sofa gehauen und ein paar Eselsohren an besonders nette Rezepte gemacht. Und dann - nichts. Am Ende bin ich erstens ein Gewohnheitstier und zweitens ein viel zu großer Nigella-Fan; andere haben es wirklich schwer, da auch mal einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Dieses Jahr wird das anders! Ich begebe mich auf große Fahrt durch mein Kochbuchregal, und ihr müsst mit. Meine Familie auch, ob sie will oder nicht. Wenn es gut läuft, knöpfe ich mir bis Jahresende zehn Kochbücher vor.

Den Anfang macht Katie Quinn Davies' "What Katie ate at the weekend".
So sieht das aus:



Wobei die Weichzeichner-Optik daher rührt, dass das von L. geliehene Handy den Geist jetzt wirklich langsam aufgibt. Und die rosa Zettelchen oben im Bild sind Post-Its, mit denen ich Rezepte markiert habe. Lasst euch übrigens vom Titel nicht täuschen, es handelt sich um die deutsche Ausgabe.

Dieses Buch habe ich mir zu meinem letzten Geburtstag von meinen Eltern gewünscht und bekommen. Es ist das zweite Buch der Autorin, die in Australien lebt und schon seit einigen Jahren den extrem erfolgreichen Kochblog "What Katie Ate" schreibt. Außerdem arbeitet sie für Magazine und als freiberufliche (vor allem Food-) Fotografin und -Stylistin. Ein ziemliches Schwergewicht also unter den Fressschreibern. Seit ich das Buch habe, habe ich schätzungsweise zehn Stunden damit zugebracht, darin zu blättern und Rezepte für irgendwann mal herauszusuchen, und eine Stunde damit, daraus zu kochen. Das Rezept - ein Blumenkohlgratin - war für etwas, was man normalerweise freestyle mal so eben aus ein paar Käseresten, Bechamel und natürlich Blumenkohl zusammenschmeißen würde, ziemlich aufwändig und dabei geschmacklich eher eine 3-. Warum koche ich dann jetzt trotzdem noch daraus? Weil ich noch nicht aufgeben will, ein paar Nieten hat jedes Kochbuch frei. Weil mich ein paar der Rezepte wirklich sehr anlachen. Und weil ich irgendwo schließlich anfangen muss.

Abgesehen vom enttäuschenden Blumenkohl habe ich aber jetzt trotzdem schon mal ein paar Dinge zu meckern. Erstens finde ich die Food-Styling-Mode, die seit ein paar Jahren ziemlich um sich greift und die eine Art angehyptes "Wie bei Muttern"-Gefühl herzustellen versucht, nicht so schön. Was soll denn immer dieser Flohmarktkram im Bild? Diese rostigen alten Löffel, von denen doch niemals jemand ernsthaft essen wollen würde, schon allein deshalb, weil man sein Essen doch eher nicht mit Rostgeschmack haben möchte? Überhaupt ist mir vieles zu überstylt: das hier ist ein Kochbuch mit Rezepten für Freunde und Familie, die am Wochenende zu Besuch kommen, da kann ich verstehen, wieso es auch Bilder von großen Tafeln und lustiger Runde gibt. Aber müssen die wirklich allen Ernstes Strohhüte aufhaben, während sie da unter einem improvisierten Baldachin hocken und jetzt mal alle total spontan und glücklich aussehen? (Willkommen beim Kochbuch-Grinch, könnte man denken. Dabei mag ich Kochbücher! Und Gäste! Und Feiern! Und Baldachine meinetwegen auch! Aber irgendwas stimmt hier nicht.)
Dann mag ich den Schreibtstil nicht besonders. Fast alle Texte, die sich nicht unmittelbar um die eigenen Rezepte drehen, sind sturzlangweilig. Italien? "Die Menschen, die Landschaft, die Geschichte, die mittelalterlichen Städte, die Sprache - alles zieht mich in seinen Bann.", und das war nur eine x-beliebige Stelle, auf die mein Blick jetzt gerade gefallen ist.
Überhaupt verstehe ich nicht, was diese seitenlangen Foto- und- Textpassagen über Dublin, Italien, New York etc. sollen, wenn sie nicht ein Kapitel über irisches, italienisches oder amerikanisches Essen einleiten sollen. Aber jetzt sind sie eben da, und ich kann sie ja überblättern, wenn sie mich nicht interessieren.

Und jetzt höre ich auf zu maulen und fange an zu kochen. Auf der Liste stehen unter anderem: Super-Smoothies, Emmersalat mit Feta, Buffalo-Hähnchen, Chorizo-Tomaten-Tarte, Rippchen mit Chilis, eine Quiche mit Forelle, Auberginen-Mozzarella-Lasagne und Brownies mit Kirschen und Salzkaramell. Sollte sich die Blumenkohl-Erfahrung aber wiederholen, dann werfe ich irgendwann auf halber Strecke das Handtuch und gehe zum nächsten Kochbuch über.

Und nein, weil ich in heiligem Respekt vor dem Copyright lebe, kann ich leider nicht die Rezepte veröffentlichen. Aber weil es eine Blog-Autorin ist, die dieses Buch geschrieben hat, gehe ich fest davon aus, dass es viele der Rezepte auf ihrer Seite online gibt. Und natürlich wird mich nichts davon abhalten, ein paar stimmungsvoll verschwommene Fotos von dem Ergebnis meiner Bemühungen zu machen und hier einzustellen und meinen Gefühlen darüber freien Lauf zu lassen.

5 Kommentare:

  1. Ja, ja und ja. Die Katie ist zwar erfolgreich - aber bei näherem Hinsehen versteht man das nur bedingt! Viele Rezepte sind übertrieben aufwändig und stehen in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Ich habe schon einiges nachgekocht, aber immer vereinfacht! Man kann doch keinen Ofen 2 Stunden laufen lassen für eine Knolle Knoblauch???

    AntwortenLöschen
  2. Hallo noch jemand zuhause?????

    AntwortenLöschen
  3. liebe Flora, wenn du nicht mehr schreibe magst, dann schließe doch offiziell deinen Blog. Das wäre ehrlicher.

    AntwortenLöschen
  4. Jetzt muss ich aber doch mal... @anonym: Ruhe auf den billigen Plätzen! Ich lese hier sehr gerne mit (ganz still, aber sehr regelmäßig). Es gab Zeiten (des kinderwunschwahnsinns), in denen mich dieser Blog mehr als einmal aufgerichtet und zum Lachen gebracht hat. Und ja, deswegen bin ich auch immer mal enttäuscht, wenn ich hier nichts neues finde. Aber eben auch dankbar, wenn Flora trotz des ganz normalen Wahnsinns mit zwei Flöhen ein Lebenszeichen von sich gibt!
    Daher @ anonym: wenn es dich stört, lies doch bitte einfach nicht mehr mit.
    Und @ Flora: hoffentlich ist alles gut bei euch! Danke für diesen Blog! Weiter so! Und ja, ich weiß... Don' feed the troll.... Aber manchmal...

    AntwortenLöschen
  5. Das ist Floras Blog und sie ganz allein kann entscheiden was und auch wie oft sie hier postet. Oder hast Du ein Abo und dadurch Anspruch auf Regelmäßigkeit? ;)

    AntwortenLöschen