Sonntag, 2. Juni 2019

Leider durchgefallen bei der Spielplatzpolizeiprüfung.

Gestern auf einem kleinen Spielplatz mitten in Hamburg: ich bin mit allen drei Kindern da. Kalle kommt bedröppelt angelaufen. Was ist los? Er hatte bei den zwei Vätern und zwei Jungs da drüben gefragt, ob er mit Fußballspielen darf, und die haben nein gesagt. Ich gucke möglichst todbringend giftig da rüber. Einer der Männer guckt abfällig grinsend zurück. Zwei Typen mit Unternehmerbauch, blau-weißen faltenfreien Hemden, Bermudas, Ledergürteln und Pilotenbrillen stehen da auf dem Spielplatz, in für sie vermutlich ziemlich ungewohnter Umgebung, und glotzen aus gefühlt drei Metern Höhe all die Mütter mit Flatterkleidchen, Birkis und Sturmfrisuren an. Wenn ihr schon den Fußballplatz für Euch haben wollt, dann spielt auch wenigstens! Nee, kein Bock scheinbar. Dafür ziehen sie jetzt ihre Trumpfkarte für diesen Spielplatzbesuch: einen ferngesteuerten Hubschrauber mit der Motorleistung und Spannweite einer Drohne. Den darf der fünfjährige Sohn jetzt fliegen lassen. Nach ein paar Metern fällt das Ding aus dem Himmel und landet ein paar Zentimeter neben einem erstaunt guckenden Säugling. "Lass den lieber da drüben bei der Sandkiste fliegen, sonst geht der noch kaputt, wenn er runter fällt, der war echt teuer" rät der umsichtige Papa. Jetzt gucken zehn Mütter todbringend giftig. In meinem Traum bin ich jetzt die, die da hin geht und diese Wichser vom Spielplatz jagt. Die danach ein paar wohltuende "Ist doch wahr" Gespräche mit den anderen Muttis führt. Die ihren Sohn dafür rächt, dass er jetzt schon wieder abblitzt, als er treuherzig zu den beiden Männern geht und fragt "Hallo. Kann man so etwas denn kaufen? Und wenn ja, dann wo? Habt ihr ganz viel Geld?" und die beiden ihn einfach ignorieren. Aber die Wahrheit sieht leider so aus, dass ich mich leise aufrege. Ich bin so sauer, dass Rauch aus meinen Ohren kommt, das ist ganz sicher. Und ich merke, wie ohnmächtig ich bin und dass ich mich einfach nicht traue, jetzt den Mund aufzumachen. Wieso eigentlich? Hab ich Angst, was auf die Nase zu bekommen? Vor dem arroganten Blick dieser sicher nicht selbst bügelnden knitterfreien Superhemden auf mein labbriges Kleid und die Sturmfrisur und die fettige Sonnenbrille und die (das pure Grauen) Crocs, die wir beim letzten Besuch in der Heide versehentlich mitgenommen und dafür die akzeptableren Sommerschuhe dagelassen haben? So dass ich jetzt hier mit Plastik an den Füßen stehe, Schlumpfine links, Grobi rechts? Ich weiß genau, wenn gleich dieses Ding auf ein Baby fällt, zum Beispiel auf meins, dann wird mir das für immer leid tun, gegenüber diesen zwei Männern so schissig gewesen zu sein. Aber genau so ist es. Nach noch vier Abstürzen beschließen sie, dass sie es jetzt noch mal im Innocentiapark versuchen wollen. Dann sind sie weg, und ich glaube, ich bin nicht die einzige, die sich ein bisschen schämt. Fußball, Jungs?

3 Kommentare:

  1. Einfach machen, liebe Flora. Lernen tun so Typen leider sowieso nichts, aber zumindestens die eigenen Kinder schützen, das geht schon. Hier bei uns könnte man, wenn sich jemand weigert solchen Unsinn zu unterlassen, das Ordnungsamt informieren. Gibt hier eine Spielplatzordnung, die solches Spielzeug untersagt.

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  2. Also, ich fühle mich nicht "geghosted". Alles gut!! Wir sind ja keine persönliche Beziehung eingegangen. Alles kann, nichts muss...ist doch auch schöner.

    Hier in der bayerischen Landeshauptstadt gibt es massenhaft diese sympathischen Mitmenschen (leider auch auf Spielplätzen - da wo man sie eben gar nicht vermutet). Ich glaube, das ist auch die Hürde, dieser Überraschungseffekt....A... auf nem Kinderspielplatz - echt jetzt??!? Darf das sein? Ich würde auch gerne mal...trau mich aber nicht.

    Zu deinem Alkoholabstinenzvorhaben: Mir geht es genauso....Und kenne niemanden, dem es da ähnlich geht. Umso erstaunter war ich von deinem Gemütszustand nach (auch wenig) Alkohol zu lesen. Ich fühle mich am nächsten Morgen mehr als schlecht. Mal abgesehen von meinem körperlichen Zustand. Ich trage das Gefühl im Herzen, dass sich alle Menschen, die mir wichtig sind (und alle die mir nicht soooo wichtig sind), sich von mir abwenden, ich werde aus allen WhatsApp Gruppen gelöscht und man unterhält sich kopfschüttelnd beim Konditor am Eck über meine Äußerungen vom Vorabend. Dabei bin ich ganz handsam...auch mit zwei Weinschorlen. Lästere fast nicht, tanze nicht mehr auf den Tischen und knutsche auch nicht fremd o.ä.
    Naja...daher bin ich mit Alkohol sehr zurückhaltend geworden. Aber ganz kann ich es doch auch nicht sein lassen. Bislang wurde ich auch noch nie gelöscht und niemand hat mit mir gebrochen.....

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  3. Hallo, ich habe gestern das Buch zuende gelesen und ich wollte etwas dalassen. Tausend Dank für ein Buch, dass einem als lebensbejahenden, glücklichen Menschen zeigt und nicht alles immer trüb sei muss. Ich habe oft vor mich hingegrinst und musste oft so ein Nicken beim Lesen unterdrücken.
    Es ist ein tolles Buch, danke dafür. Liebe Grüße, naanie

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