Mittwoch, 4. November 2015

Noch geht tippen schneller als laufen. Aber demnächst!

Der erste Geburtstag, den wir hier gefeiert haben, war L.s vierzigster. Auf einmal hatten wir ein Haus. Auf einmal hatte L. Geburtstag. Und auf einmal hatte L. ziemlich viele Leute eingeladen, die auch noch alle kommen wollten. Die Küche ist winzig, aber irgendwie haben wir es geschafft, 30 Leute zu bewirten. Morgen feiern wir hier den letzten Geburtstag: Michel wird ein Jahr alt. Wie immer bei Umzügen ging es mir auch diesmal: erst wurde mir klamm bei dem Gedanken. Dann ist dieses Klamme langsam verflogen, und ich habe mich behaglich eingerichtet im Verabschieden. Und dann ging es irgendwann los, und auf einmal konnte ich noch nicht mal mehr sagen, wann hier der letzte Tag war, an dem noch alles normal und in Ordnung war. Jetzt ist hier nichts mehr normal und in Ordnung, die meisten Regale sind halb leer, die Hälfte der Stühle ist weg, fast alle meine Kleider (was nicht so schlimm ist, denn ich trage sowieso 10% meiner Kleider fast jeden Tag und den Rest theoretisch irgendwann demnächst bestimmt), und hätte ich mich nicht aufgeführt wie eine Furie, dann hätte ich auch keine Backform mehr gehabt für Michels Geburtstagskuchen. Jetzt ist das hier wirklich vorbei. Und ich bin sehr traurig und freue mich trotzdem auf das, was als Nächstes kommt. Ich hoffe, ich kann bald mehr dazu schreiben, aber gerade tippe ich hier gegen die Uhr an, denn aufgrund von Verwicklungen, die zu erläutern ich keine Zeit habe gerade, hüstel-hüstel, dreht die Telekom uns das W-Lan irgendwann heute ab. Ja, ich habe genau so gestaunt! Jedenfalls wissen wir noch nicht, wann in der neuen Butze Internet ist, und hier kann es jede Sekunde vorbei damit sein.

Also wieder mal ein Telegramm von mir.
Erstens: die Jungs.
Michel ist seit Montag in der Kita-Eingewöhnung. Für alle noch-nicht-Eltern: Kinder kommen nicht ZACK plötzlich für ein paar Stunden in die Kita, sondern sie werden langsam daran gewöhnt. Am ersten Tag eine Dreiviertelstunde, am zweiten, dritten und vierten Tag auch, und Mama oder Papa sitzen dabei. Dann steigert sich das, bis sie irgendwann so weit sind und die Dinge ihren Lauf nehmen können. Michel macht das toll, viel besser als erwartet. Er krabbelt neugierig los, strahlt die Kinder an und die Spielsachen, würdigt mich keines Blickes und ist sensationell gut gelaunt. Kalle dagegen hat scheinbar ernsthafte Revierverteidigungsprobleme. Wird das? Bestimmt. Hoffe ich jedenfalls und knirsche mit den Zähnen.

Zweitens: der Job.
Ganz ehrlich: ich habe gerade keine Ahnung, wie es weitergehen soll. "Nutze das als Chance! Besinne Dich neu! Du kannst alles machen, was Du willst!" Genau. Ich habe die Hosen gestrichen voll.

Drittens: Mamas Gesundheit.
Ist vielleicht eine kleine Erklärung dafür, warum der Unternehmergeist gerade nicht so richtig in Fahrt kommt. Seit Juni habe ich jetzt diese Schmerzen in der Hüfte. Morgens beim und nach dem Aufstehen ist es am schlimmsten, aber Nachts ist es ein knapper zweiter Platz, und ich kann inzwischen kaum mehr eine Nacht ohne Schmerztablette schlafen. Inzwischen bin ich geröntgt, morgen erfahre ich, was es auf diesen Bildern zu sehen gibt und was das bedeutet. Mittlerweile bin ich fast so weit, dass mir egal ist, was es ist, Hauptsache, ich kenne endlich seinen Namen. Meine Geduld, noch nie meine starke Seite, ist vollkommen erschöpft. Und nicht nur das, inzwischen führen die Schmerzen auch zu einer massiven Fehlhaltung. Innerhalb kürzester Zeit habe ich mir jetzt alle Schuhe schiefgetreten, und aus ursprünglich nur Hüftschmerzen sind inzwischen auch Knie- und Fußschmerzen geworden. Sapristi! Ich finde wirklich, für Zipperlein bin ich noch zu jung.
Ach ja, und die Blutungen: gerade habe ich zum dritten Mal in dreieinhalb Wochen meine Tage. Aber laut gründlichem Ultraschall ist alles gut. Es gibt ein kleines Myom, aber das ist für mich myommäßig ein Superschnitt, und es kann laut Frauenärztin auch nicht für so viel Blut sorgen. Sie vermutet seelische Ursachen. "Seelische Ursachen!" Ich finde sie nett, darum bin ich ihr nicht direkt ins Gesicht gesprungen, wie ich das sonst in diesem Fall immer tue. Nun habe ich nicht nur Zorn auf meine Hüfte, mein Knie und meinen Fuß, sondern auch auf meine Seele. Es wird ein bisschen einsam hier.

Viertens: der Plan.
Ich habe das noch nie getan: den Blog gemolken. Jedenfalls bilde ich mir das ein. Ok, ich habe ein Buch daraus gemacht, und ab und zu habe ich euch angehauen, ob vielleicht eine Lust hat, ein Interview zu geben, aber davon abgesehen davon - nichts. Jetzt habe ich wieder mal in Sachen Pipiproblem gegoogelt und gegoogelt und bin auf eine Option gestoßen, die zwar vielversprechend klang, die ich mir aber gerade vom Elterngeld nicht leisten kann. Also habe ich den Hersteller dieser Option angeschrieben und ihm von mir und meinem Blog erzählt. Bin ich rot geworden, während ich die Email geschrieben habe? Ich fürchte ja. Aber es hat sich gelohnt, denn jetzt darf ich sein Gerät testen und darüber berichten. Heute macht sich irgendwo im tiefsten Baden-Württemberg ein Päckchen auf den Weg, und ich glaube fest daran, dass es mich ein gutes Stück näher an meine heiß ersehnte erste Runde um den Park bringt.