Dienstag, 28. August 2012

Stammtisch: was nun?

Liebe Abkürzungsdamen,

das hier ist mal wieder ein Fall von einerseits - andererseits: einerseits würde ich euch, Silvie und vielleicht auch Karo, sehr gerne treffen. Und es gab schon so lange keinen Stammtisch mehr. Und wer weiß, wie lange man noch draußen sitzen kann, ohne sich die Eierstöcke zu verkühlen. Andererseits weiß Karo noch nicht so genau, ob sie nun kommt oder nicht, und ein Treffen nur zu zweit ist eigentlich mehr ein Date als ein Stammtisch.

Wollen wir darum vielleicht doch lieber noch ein bisschen verschieben? Z.B. gleicher Ort, gleiche Zeit einfach zwei Wochen später?

Oder melden sich jetzt spontan noch zwei-drei Damen, die auch gerne würden? (Oder habe ich bei den letzten Stammtischen alle Hamburger Abkürzungsdamen gründlich vergrault?)

Sagt doch mal, liebe Damen!

Sonntag, 26. August 2012

Läuft.

Also gut, einen Lauf habe ich ausgelassen: am Tag, an dem ich eigentlich dran war, hatte ich nachts mit Schüttelfrost geschlafen und war zwar morgens wieder fit, aber dachte, das lassen wir mal lieber und laufen morgen. Und am nächsten Tag hab ich verpennt und hätte den ganzen Betrieb in unseren duften Mädchenferien aufgehalten, wenn ich dann noch in die Schuhe gestiegen wäre. Aber sonst bin ich jetzt seit sieben Wochen stramm dabei. Zwischendurch war ich im Laufprogramm auch mal um zwei Zeilen verrutscht und hatte zwei Wochen übersprungen, aber nun ist alles wieder dermaßen exakt im Plan, damit wäre sogar meine Oma ("Wie sieht das denn aus, hier kommt man ja nur mit einem Kompass durch") einverstanden, wenn sie irgend etwas mit Laufen am Hut hätte. Eigentlich liegt so viel Exaktheit mir nicht im Blut. Aber in diesem Fall lohnt es sich.

Abgenommen habe ich zwar nur ca. 300 Gramm seit dem letzten Wiegen. Trotzdem macht mich das überglücklich. Denn:
* vier Tage lang waren wir in London, haben den größten Teil des Tages sitzend (bei Sportveranstaltungen oder in der Tube) zugebracht und hatten immer entweder gerade ein Ale oder eine Rutsche Fish&Chips in der Hand.
* vier Tage lang waren wir in Franken, ich hatte zwei warme Mahlzeiten pro Tag, wovon mindestens eine aus Schweinebraten bestand, und ich esse die Schwarte mit. Dazu noch mehr Bier als schon in London, ich weiß, ich weiß, aber habt ihr schon mal fränkisches Bier getrunken? Glaubt mir, ihr würdet das genau so machen. An zwei Abenden gab es den Schweinsbraten nach der Oper, das war dann so gegen elf.
* an den zwei Tagen zuhause zwischendurch haben wir abends gegrillt, und das bedeutet für mich nicht gegrilltes Hühnchen mit einem leichten Sommersalat, sondern eben das andere Grillen.
* neun Tage lang waren wir in der Heide, jeden Abend gab es Prosecco und eine Mahlzeit, die mit Sicherheit nicht nach ernährungswissenschaftlichen, sondern ausschließlich nach Gierprinzipien konzipiert war.

Und danach sind 300 Gramm weniger schwer in Ordnung.

Ich habe nicht zugenommen. Ich schlafe viel, viel besser. Ich habe viel, viel mehr Energie. Noch vor ein paar Wochen stand mir jeder Killefitt, den ich zu erledigen hatte, stundenlang bevor. "Oh nein" dachte ich z.B. Samstag morgens um zehn. "Heute abend muss ich das Bett frisch beziehen, ächz." Inzwischen beziehe ich einfach das Bett, dauert ca. fünf Minuten. Jeder Tag fühlt sich ungefähr doppelt so voll an, denn bis ich schlafen gehe, habe ich meinen Kleiderschrank aufgeräumt, den Bügelkorb leergebügelt, mein Kochbuchregal ausgemistet, Altpapier weggebracht, meinen Schreibtisch aufgeräumt, einen Post geschrieben, mir die Nägel gemacht und zwei Mahlzeiten gekocht. Abends bin ich müde, aber auf die gute Art, und dann gehe ich schlafen und weiß, dass ich gut schlafen werde, und wenn nicht, dann auch gut, dann schlafe ich eben nächste Nacht wieder besser.

Liebe Abkürzungsdamen, sofern euch keine frisch angepieksten Eierstöcke oder sonstiger Unterleibsmist davon abhält, kann ich das nur empfehlen.



Samstag, 25. August 2012

Stammtisch.

Und dann rückt auch noch der Stammtisch näher und näher: der 30. ist nächste Woche Donnerstag. Ein paar Zusagen hatte ich schon, eine davon musste leider wegen anstehender OP (Daumen sind feste gedrückt!) wieder abspringen. Sicherheitshalber und angesichts unserer oft ziemlich kurmeligen Terminkalender frage ich doch lieber noch mal nach? Wer würde immer noch kommen wollen? Nur keine Hemmungen, falls es doch nicht mehr passt, dann schieben wir eben um eine Woche oder zwei, und niemand heult sich in den Schlaf deshalb.

Wir treffen uns vermutlich so um halb acht - acht, und zwar traditionell im Gloria in der Bellealliancestraße. Das liegt in der Nähe von der U2-Christuskirche oder meinetwegen auch U3-Sternschanze.

Also, wer kommt? Ich freue mich auf jede neue oder alte Nase!

Drin.

Und damit beginnt die vielleicht längste Warteschleife der Welt. Seit dem Termin am Donnerstag bei uns zuhause sind wir offiziell in der Kartei Hamburger Adoptionswunscheltern. Wie das wohl wird? Kein Horchen auf merkwürdiges Blubbern im Bauch, kein Sprint auf die Toilette als 20 Minuten, um zu gucken, ob der schöne Traum vielleicht schon wieder ausgeträumt ist, kein Bluttest und kein "Weiß ich jetzt eigentlich genau, dass es geklappt hat, und trau mich nur noch nicht, mich richtig zu freuen, oder weiß ich genau, dass es nicht geklappt hat, und alles andere ist hormonell befeuerter Kokolores?"-Haschmich. Die einzige Parallele zur IVF-Warteschleife ist das Warten darauf, dass das Telefon klingelt. Was es theoretisch ab JETZT jederzeit tun könnte. Zwei Jahre lang bleiben wir in der Kartei, und laut Behördendame ist die Wahrscheinlichkeit im ersten Jahr größer als im zweiten Jahr.

Das war ein langer, ziemlich angenehmer und wirklich guter Termin, bei dem sie eine Menge Dinge gesagt hat, die mich jetzt noch beschäftigen. Nachts zwischen zwei und vier beschäftigt mich vor allem, dass sie uns jetzt zum Xten Mal erzählt hat, dass es z.B. bei einem Babyklappenkind noch ein halbes Jahr lang jederzeit passieren könnte, dass die leibliche Mutter sich berappelt und ihr Kind doch wiederhaben will - worüber dann allerdings noch mal ein Richter zu entscheiden hat. Der allerdings - sofern sie irgendwie imstande ist, sich zu kümmern - das Kind im Zweifel der Mutter zuschlägt, so sindse. Und davon, wie schwierig es sein kann, die Mutter, die oft in Zuständen jenseits unserer Vorstellungskraft lebt, dazu zu kriegen, zu einem Notartermin tatsächlich zu erscheinen. Auch das kann lange, lange dauern, und so lange das nicht passiert ist, kann immer noch jemand vor der Tür stehen und uns das Kind (das wir bisher noch nicht mal haben, also RUHIG BLUT, Flora) wieder wegnehmen. (Ich weiß nicht, ob ich mir gerade endlich mal einen dieser berühmten Shitstorms einfange, von denen man doch immer liest, aber ich finde, dieses fast schon Heiligsprechen der Verbindung zwischen leiblicher Mutter und Kind - egal was - in Deutschland ist mir ein bisschen gruselig. Nicht nur, dass die Behörden hier wirklich alles tun, um Leihmutterschaft unter wirklich allen Umständen zu verhindern und Paare zu sabotieren, die es im Ausland versuchen wollen, sondern ich fürchte, das trägt auch ein bisschen Mitschuld daran, dass so viele Mütter und Väter trotz ständiger Anzeigen von Nachbarn und Familie nicht daran gehindert werden, ihre Kinder am Ende verhungern zu lassen, mit Kissen zu ersticken oder im Müll elendiglich verrecken zu lassen. Nach dem, was wir am Donnerstag gehört haben, hätte sogar die Mutter, die ihr Baby damals in einem Koffer am Dammtorbahnhof ausgesetzt hat, noch Chancen, es sechs Monate später wiederzubekommen. Ich denke drüber nach, so fest ich kann, aber ich verstehe es nicht. Aber gut - diesem Problem wenden wir uns zu, wenn wir es haben.)

So viel dazu. Was mich allerdings zwischen morgens um sieben und abends um halb zwölf umtreibt, ist wesentlich erfreulicher: sie kam hier rein und sagte so ziemlich als Erstes, "so schön hat noch kein Adoptionsbewerber gewohnt, bei dem ich zuhause war. Das ist ja perfekt für Kinder." Und dann, am Ende, sagte sie das allerallerbeste: "Sie sind ja so unkompliziert, und Sie können sich so viel vorstellen, und Sie sind so flexibel und spontan, ich kann Ihnen natürlich nichts versprechen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie jetzt vergeblich auf ein Kind warten werden."

Liebe Dame, vor vier Jahren konnte ich mir das auch nicht vorstellen, da hab ich inzwischen EINIGES erlebt, was mich eines Besseren belehrt hat, aber gut - wenn Sie das so sagen, dann wird vielleicht ja was dran sein?

Wenn wir das nächste Mal in den Urlaub fahren, müssen wir vorher schon Bescheid sagen, nur für den Fall, dass in dieser Zeit ein Kind für uns auftaucht. Das ist alles sehr, sehr seltsam, schön und gewaltig. Als wir vorhin mit meiner Schwiegermutter besprochen haben, ob wir wohl nächsten Sommer mal alle zusammen nach Franken in die Oper fahren, habe ich mich schon wieder dabei erwischt, mir das alles folgendermaßen zusammenzuplanen: Also, dann fahren wir mit dem Auto, setzen die Hunde in der Heide in der Hundepension ab und die afrikanischen Zwillinge bei meinen Eltern in Süddeutschland. Kein Problem! (Ja, das habt ihr richtig gelesen. Ich habe die Kinder noch nicht und fange schon an, sie wegzuorganisieren.)

Was ist eigentlich dieses merkwürdige Blubbern, Zicken und Zucken in meinem Bauch?

Dienstag, 21. August 2012

Die Frauen mit den zwei Gehirnen.

Ein Kind verändert alles. Diesen Satz habe ich inzwischen glaube ich ungefähr so oft gehört und gelesen wie den, dass man immer und unbedingt auf seinen Bauch hören soll. Während ich an Satz Nr.2 nicht glauben will und der Meinung bin, meine eigene und die Geschichte der Menschheit sind voller Beispiele dafür, dass der Bauch ganz schön doof sein kann, finde ich auch ohne Kind, an Satz Nr.1 ist was dran. Je mehr Mütter es in meiner Umgebung gibt und je mehr die von ihrem Leben erzählen, desto übler schwant mir, dass da - falls es irgendwann wie auch immer mal klappen sollte - etwas auf mich zukommt, womit ich nicht gut kann: Esoterik, und zwar die geballte Ladung. Vor ein paar Tagen lungerte die Mutter eines acht Wochen alten Jungen mit uns zusammen auf unserem Rasen herum und erzählte von ihrer Mutter-Kind-Gruppe. Da gehen lauter Frauen hin mit richtigen Berufen, die vermutlich in ihrem bisherigen Leben nicht weiter in esoterische Gefilde geschnuppert haben, als sich ab und zu mal eine stinketeure Aromakerze anzuzünden. Und jetzt wird von ihnen erwartet, dass sie gemeinsam mit anderen wildfremden Müttern im Kreis auf dem Boden sitzen und ihren Kindern ein extrem monotones und rammdösiges Lied vorsingen. Und fast das schlimmste daran ist: alle außer der Mutter, die zu Besuch war, haben das mit Inbrunst getan! Denn das ist der einzig richtige Weg, die Verbindung zwischen Mutter und Kind zu fördern. Dass achtwöchige Kinder vermutlich auf ein Bibabo-Lied genau so reagieren wie auf eine a capella-Version von Highway to Hell, ist in diesem Fall egal, und wer sich so was laut fragt, zeigt damit, dass ihm die Verbindung zu seinem Baby ja scheinbar egal ist, und kann einem fast leid tun, weil er einfach nicht aus seiner Haut kann. Verklemmt, verkopft und irgendwie arm, oder? (Als jemand, der im Yogakurs beim "Chanten" noch nicht mal zum Schein die Lippen bewegt, fange ich bei solchen Geschichten fast an, meinen Kinderwunsch noch mal zu überdenken.) Von Still-Nazis will ich gar nicht erst anfangen. Wie ist das? Verändert ein Kind wirklich alles? Und wenn ja, was? Werden bislang inaktive Zentren im Gehirn aktiviert? Oder aktive abgeschaltet? Wird man weicher? Ist einem irgendwann weniger peinlich, wenn man nur oft genug in der Spätschwangerschaft öffentlich gepupst hat, von Business-Menschen im Flugzeug wegen Babygebrüll angefeindet wurde oder in der Pizzeria die Windel wechselt? Wollen wir wirklich in Wahrheit solche Lieder singen und haben uns das nur selbst über Jahre glaubhaft ausgeredet? Oder machen uns Babys (uäh, Achtung, schlimmes Wort) "fraulicher" und insgesamt ein bisschen mehr in Richtung Bibabo?

Wobei gegen letzteres spricht, dass uns der Eso-Kram ja schon in der Kinderwunschphase aggressiv auf die Pelle rückt.

Manchmal frage ich mich wirklich, warum mich dieses Thema immer wieder so aufregt. Lass sie doch mit ihren Kristallen, ihrem ionisierten Wasser und ihrer Blutgruppenernährung. Aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. (Vermutlich höchste Zeit, dass ich ein Kind bekomme, dann... ja dann... mache ich sofort meinen Frieden mit dem ganzen Bibabo.) Kein Kind verändert alles.

Montag, 20. August 2012

Der Sommer ohne Männer.

Meine Sorte Damenferien gehen so: Alle schlafen aus. Das heißt in meinem Fall leider immer nur so ungefähr bis neun, länger kann ich nicht, schon gar nicht im Sommer. Komme ich dann noch kontaktlinsenlos die Treppe runtergetrapst, dann sitzt Dame A schon auf der Terrasse, trinkt einen Tee und genießt ein paar Minuten totale Ruhe, bevor das Geschnatter losgeht, was es hiermit tut. Jeden zweiten Tag schnalle ich mir dann trotz leichtem Proseccokater (nicht ZU schlimm, wir sind ja nicht am Ballermann) (und außerdem hart im Nehmen) die Laufschuhe und den Lauf-BH an, greife mir mein Telefon mit Lauf-App und zu Höchstleistungen aufpeitschender Playlist und bin dann erst mal im Wald. Ich laufe mit kleinen schnellen Schritten Berge hoch und runter, springe über Blaubeerbüsche und Wildschweinkacke und habe das Gefühl, mit jedem Schritt verändert sich mein fast 70-Kilo-Körper weiter von Hormonhummel zu Hormongazelle. (Das muss diese berühmte Laufeuphorie sein, die Waage lacht mich nur dreckig aus.)

Zurück am Ferienhaus im Wald hüpfe ich kurz unter die fast kalte Dusche, die noch ein bisschen kälter wird, wenn das gute Pfefferminzduschgel ins Spiel kommt, und dann rauschen wir ab zu unserem Zweitageseinkauf, der leider durch meine seit jeher miesen Planungsqualitäten zusammenfällt mit meinem Lauftag. Mit einer langen langen Liste ziehen wir los, und im Lauf dieser Woche habe ich abends gekocht:
Freitag: Bruschetta, gefolgt von Linguine Puttanesca.
Samstag: Bruschetta (wird langweilig, gab es jeden Tag, denkt ihr euch also dazu), gefolgt von Zitronenhühnchen mit Rosmarinkartoffeln und Salat.
Sonntag: Risotto mit Pilzen, Salat.
Montag: Linguine Bolognese, Salat.
Dienstag: Schnitzel mit Gurkensalat und Kartoffelsalat.
Mittwoch: Puten-Thai-Curry.
Donnerstag: Burger mit Kartoffelspalten, Salat.
Freitag: Zitronenhühnchen auf die andere Art mit Kartoffelpü und Salat, Crumble.

Wobei ihr mir glauben müsst, dass mir der Teil, bei dem ich in der Küche stehe und Tomaten häute, genau so viel Spaß macht wie der Teil, bei dem ich mit zugehaltener Nase in den Pool hüpfe oder im Schatten liege und Quatschzeitschriften oder Quatschbücher lese. Die Damen sind nämlich die Personen, für die ich am liebsten koche. Niemand hat ein Problem mit Kohlehydraten, es gibt kein dankbareres Kochpublikum, und ich wenn ich über meinen Tellerrand gucke, dann sehe ich glückliche Gesichter.

Die Tage vergehen mit Geratsche, Erörterungen über die Stilvorlieben und Lebensplanung diverser Stars, Nickerchen unterm Sonnenhut, Schwimmen, halbherzigen Versuchen von Wassergymnastik, ab und zu mal einer Hand voll Chips oder einem Teller aufgewärmtem Resteessen und dem Geruch von Sonnencreme, bis es dann irgendwann so gegen sechs Zeit für mich ist, die Damen am Pool zu verlassen, zu duschen und mich an meine Küchenarbeit zu machen. Pfeifend und vor Freude auf und ab hüpfend natürlich. Und so gegen sieben kommt dann die Bruschetta auf den Tisch zusammen mit der ersten Flasche Prosecco rosé.

Könnt ihr euch vorstellen? Könnt ihr bestimmt. So schön war das. Und das schöne an so einem Urlaub ist: zwar sitzen wir jetzt nicht mehr im Heidehäuschen mitten im Wald. Aber den wichtigsten Teil des Urlaubs, die Damen nämlich, hab ich mitgenommen nach Hamburg.

Sonntag, 19. August 2012

Ich hab's versucht! Ehrlich!

Aber entweder, das Netz wollte nicht so wie ich. Oder mein Rechnerladekabel war irgendwo verschwunden. Oder in dem Moment, in dem ich einen Post schreiben wollte, klingelte mein Telefon, und hinterher waren schon wieder Tomaten zu pellen für die Abendbruschetta, oder mein Hormonbrumsenkörper schrie nach einer Runde im Schwimmbad, oder oder oder. Und so kommt das, dass ich jetzt tatsächlich fast zehn Tage keinen einzigen Piep habe von mir hören lassen. Und jetzt kommt's: während ich tippe, zeichnet sich schon wieder ab, dass das hier kein langer Post wird. Denn L. hat seine ausgefuchste Apparatur angeworfen, mit der er in Nullkommanichts einen Grill voll Kohle durchglühen kann, neben mir steht eine Wagenladung Grillgut, und gleich, wenn die Kohlen so weit sind, dann werde ich schon wieder anderes zu tun haben als Schreiben. Deshalb schnell-schnell: Donnerstag kommt die Adoptionstante zu uns nach Hause, und in manchen Momenten denke ich, wir sollten das Haus schnell abreißen und so wieder aufbauen, wie normale Leute so leben. So mit ordentlich und so. In anderen Momenten sehe ich diesem Termin dermaßen gelassen entgegen, als hätten wir die kleine Wurst schon sicher in unserem noch nicht vorhandenen Kinderwagen liegen. Und mein Unterleib hat mir vor ein paar Wochen eine fabelhafte Überraschung bereitet: nach der Konisation musste ich ja immer wieder zu Extra-Pap-Abstrichen, und die waren immer im besten Fall so lala und nie gut. Bis zu diesem Mal. Ich weiß nicht, warum. An meinem Lebensstil kann es nicht liegen. Aber jetzt ist alles so was von gut, dass es besser gar nicht mehr geht. Sogar so gut, dass wir jetzt ernsthaft darüber nachdenken, mich mit fast 40 noch gegen HPV impfen zu lassen. Was sagt man dazu?
Und jetzt hopphopp an den Grill.

Donnerstag, 9. August 2012

Ferien, Vorabend von Teil 3

Ich sitze im Wintergarten und gebe der Playlist den letzten Schliff, schreibe meine Pack- und Einkaufsliste für morgen und freue mich so, dass ich hibbele wie ein Vibrationsalarm. Das, was jetzt kommt, ist das Beste. mindestens sieben, vielleicht sogar neun Tage lang nisten wir uns im Heidehäuschen meiner Schwiegermutter ein, von morgens bis abends Mädchengeschnatter, und jeden Abend habe ich Gelegenheit, aus dem Badeanzug nahtlos in mein Sophia-Loren-Kostüm zu schlüpfen und eine Bombenmahlzeit zu zaubern, ohne dass jemand wegen Kohlehydraten zickt. Die nächsten Tage bringen viele gefüllte Aschenbecher, einen Couchtisch, der belagert ist von jeder Frauenzeitschrift, die im Handel erhältlich ist, vier bis sechs Bikinis zum Trocknen auf dem Gartenmobiliar, wichtige Erörterungen, bis die Hähne krähen, alberne Versuche von Wassergymnastik (sogar einen Aquajogging-Gürtel habe ich heute angeschafft) (er ist gelb), pinke Getränke, Kaminfeuer, wenn es Not tut, Bruschetta um sechs, ein Badezimmer, in dem kein Quadratzentimeter Waschbeckenrand unbenutzt bleibt, und jeden Abend Armvergleich. Ich weiß auch schon, wer verliert.

Liebe Abkürzungsdamen, ich fahre an einen Ort ohne Netz. Aber als Nerd alter Schule habe ich heute gelernt, wie ich mit Hilfe meines Telefons meinen Rechner online bringe. Da staunt ihr! Wenn es also gut läuft, schaffe ich es vielleicht, euch regelmäßig Updates zu geben zu meinem nächsten, letzten und damit entscheidenden Adoptionstermin, der unmittelbar bevor steht, zu ausnahmsweise mal erfreulichen Entwicklungen in meinem Unterleib und zu allem anderen, was das Leben so bringt.

Ferien, Teil 2

Diese Ferien verlaufen in mehreren Schüben, ähnlich wie eine Mondmission muss man sich das vorstellen. Schub 1 war London. Jetzt waren Phase 2 und 3 dran. Zwei Tage lang waren wir in Bamberg, an das uns irgend eine merkwürdige Muckelfreundschaft vermutlich lebenslang bindet - es könnte was mit dem guten Bier zu tun haben. Oder mit den Schäuferla. Oder mit den Klößen. Oder damit, dass es dort einen Raumausstatter namens Pornschlegel gibt. Oder mit dem netten Kino, in dem wir Sonntag nach langer Zeit mal wieder waren. Eigentlich wollte ich unbedingt "Moonrise Kingdom" von meinem Lieblingsregisseur Wes Anderson sehen, aber war nicht. Stattdessen waren wir notgedrungen in "Lady Vegas" von immerhin Stephen Frears, der schon so schöne Filme wie "Die Queen", "High Fidelity" oder auch "Peter's Friends" gemacht hat. Wie die intouch ganz richtig schreibt: manchmal geht's daneben. Nach acht Minuten haben wir uns angeguckt und trotz Kinodunkelheit sofort verstanden, nichts wie weg hier. Die nette Kinodame war ganz erschrocken, was denn los wäre? Nichts, alles gut, nur der Film wäre so schrecklich doof, haben wir bester Dinge geantwortet. Da hat sie uns zwei Freikarten aufgedrängt. Ich lasse normalerweise nicht viel auf Hamburg kommen, aber das würde einem hier nicht passieren. Ansonsten haben wir auf dem Keller gesessen (so nennt man das in Bamberg, wenn man erst einen niedlichen kleinen Berg besteigt und dann da oben unter Platanen oder Kastanien ein Bierchen trinkt), Schäuferla gegessen, sind über den Markt gebummelt, haben mir ein Dirndl gekauft (das wurde aber auch Zeit, als Wuchtbrumme ist man darin endlich mal klar im Vorteil), waren in der Regnitz schwimmen, was von außen ganz friedlich und idyllisch aussah, aber in Wahrheit erst gemütliches Gleiten mit dem Strom und dann flussaufwärts harter Überlebenskampf war, waren auf einem Fischfest und haben die frischesten Saiblinge der Welt direkt vom Grill gegessen, haben mehr Bier getrunken, ja nimmt der Spaß in dieser Stadt denn nie ein Ende? Vermutlich nicht, ich habe gelesen, man nennt Bamberg auch die "Stadt der schwangeren Männer", die leben immer so mit ihren Bierchen und ihrem guten Essen und der ganzen Gemütlichkeit. (Hier könnte die Horrorvision endlich doch noch wahr werden: alle, wirklich alle sind schwanger! Oder sehen wenigstens so aus.

Die einzigen fünf Minuten, in denen ich mich nicht recht wohl gefühlt habe, waren gleich am ersten Tag: L., erschöpft vom Flug und der Bahnfahrt, wollte für zwei Stündchen einfach nur im Hotelzimmer liegen und Olympia gucken. Ich dagegen konnte schon seit zwei Wochen an nichts anderes denken als an Schlenkerla Bierchen und Schäuferla und habe mich allein auf den Weg ins Wirtshaus gemacht. Es war proppenvoll, und ich durfte mich bei einer Herrenrunde dazusetzen. Jetzt ist mir auch bei früheren Besuchen bei aller Bamberg-Verehrung schon mal eine leichte, unterschwellige Feindseligkeit gegenüber Weibsleuten im Wirtshaus aufgefallen. Wir haben da nichts zu suchen, die wollen unter sich sein. Als appetitliche Kellnerin sind wir geduldet, vielleicht sogar erwünscht, aber sich da einfach so hersetzen, eine Zeitung entfalten, ein Bier trinken und es sich lustig machen, wo kommen wir denn da hin? Nach drei Minuten hat der älteste und versoffenste meiner Tischnachbarn mit schnarrender Stimme das Wort an mich gerichtet: "Ge, liest die Zeitung auch beim Sex?"
Also, wenn das die berühmte bayrische Herzlichkeit und Gastfreundschaft ist, die uns Hamburgern angeblich so abgeht, dieses superduper Miteinander im Wirtshaus, dann ist darauf geschissen. Aber für einen einzelnen humorbehinderten Alki und seine wiehernden Freunde kann ja nun nicht die ganze Stadt oder sogar das ganze Bundesland verantwortlich gemacht werden.

Aus Bamberg ging es bis zum Kragen mit gebratenem Schwein und Klößen gefüllt per Bahn weiter nach Bayreuth. Meine Schwiegermutter hatte uns Karten geschenkt für Tristan und Holländer: Phase Nr.3 dieser Mondmission. Und auch das war großartig. Nicht nur wegen der wunderschönen Musik, sondern auch, weil man sich extrem oberflächlich beömmeln kann über eine Parade der vermutlich miesesten Modeentscheidungen des Jahrhunderts, auch wenn wir erst 2012 haben. Mann, Mann, Mann. Trachtenjanker aus hellgrün changierender Seide? Dazu weinroter Hosenrock? Haken dran. Bodenlanges Neckholderkleid aus lila-grün-silbern gemustertem Polyester, aus dem seitlich 95% eines riesigen Busens quellen? Haken dran. Ein asymmetrischer Frack in pink? Jawoll!

Jetzt sind wir wieder zuhause, Lili kam eine halbe Stunde nach uns aus ihrem Urlaub in der Hundepension zurück, und eigentlich könnte ich jetzt gut noch zwei Wochen so vor mich hinmuckeln, wenn da nicht schon die gewaltige Vorfreude auf Phase 4 wäre: in die Heide mit den Mädchen, Männer- und Hundefrei.

Und dann habe ich gerade noch mal die Kommentare durchgeknuspert zum Stammtisch und habe den deutlichen Eindruck, es zieht sich zum 30.8. zusammen? Ja? Nein? Ich trag mir das jetzt jedenfalls so ein, wenn auch vorsichtshalber erst mal mit Bleistift.

Donnerstag, 2. August 2012

Ferien, Teil 1

Als Hälfte eines Paares tut man ständig Dinge, auf die man von allein nie käme. L. zum Beispiel... wartet mal... nein, anderes Beispiel. Ich zum Beispiel komme gerade zurück aus London. Dort war ich vor allem wegen L. L. wollte Olympia sehen, und dann sind wir eben dahin geflogen. Ich war, um ganz ehrlich zu sein, nicht besonders euphorisch angesichts dieser Aussicht. Das durfte L. nicht wissen, denn ich wollte ihm nicht den Spaß verderben. Zum Einen mag ich keine Massenveranstaltungen. Es ist noch nie zum Nervenzusammenbruch gekommen, aber ich habe Momente, wenn ich mitten in einer großen Menschenmenge stecke, die zum Beispiel sehr zielstrebig in eine bestimmte Richtung läuft, und mir klar wird, dass ich jetzt und in den nächsten Minuten keine Chance hätte, meinen Kurs zu ändern oder sogar ganz hier wegzukommen, dann wird mir anders. Dazu kommt noch, dass in einer dichtgedrängten Menge fremder Leute immer mindestens einer in meiner Nähe ist, der mich durch irgend etwas irritiert. Ob das Menschen sind, die laut religiösen Kram vor sich hinbrabbeln, Menschen mit eigenartigem Körpergeruch, jemand, der in seiner Hosentasche mit Kleingeld rumklappert oder jemand mit fiesem Dialekt, irgendwas ist immer, und dann kriege ich sowieso nichts mehr mit vom Anlass, aus dem wir uns schließlich alle hier versammelt haben. Dann ist es auch noch so, dass ich das eigentlich nicht so spannend finde, anderen Leuten beim Sport zuzugucken. Und auch, wenn beides nicht der Fall gewesen wäre, hatte ich scheußliche Angst, von der IRA oder Islamisten in Stücke gesprengt zu werden. Oder davonzukommen, während L. direkt neben mir in Stücke gesprengt wird. Also: Massenveranstaltungen: nicht gut. Sport: uninteressant. Anschlagsgefahr: hoch. Drei mal Daumen runter für Olympia.

Demgegenüber stand ein großes Daumen hoch: L. wollte da hin und freute sich seit Monaten wie ein Kind darauf, zeigte mir ständig die Tickets, plante Tube-Routen und strahlte über das ganze Gesicht. Und dieser Daumen hoch schlug am Ende die drei Daumen runter.

Und dann waren wir da. Und ich muss zugeben, manchmal ist es eine feine Sache, das zu machen, was andere sich wünschen. Das war richtig, richtig toll. Alles! Die Massenveranstaltungen voller manierlicher und gut riechender Menschen, die ihr Kleingeld hübsch in Frieden ließen. Die Wettkämpfe, die so spannend waren, dass ich immer noch heiser bin vom Anfeuern. Die Islamisten, die offensichtlich anderes zu tun hatten. Sportler anfeuern zum Beispiel. Und London war viel, unendlich viel schöner, als ich es in Erinnerung hatte - wobei ich dazu sagen muss, beim letzten Mal London hatte ich die Schweinegrippe, und wegen zwei Zentimetern Neuschnee durften wir zu Weihnachten nicht nach Hause fliegen - zählt so ein Besuch?
Das war so toll. Unfassbar viel war toll.
Aber das allerallerallertollste waren die tausende von Freiwilligen, die ohne einen Penny Bezahlung den lieben langen Tag an einer Straßenecke standen, mit einem albernen Gummizeigefinger auf der Hand, und unermüdlich freundlich den blöden Touristen den Weg erklärten. Oder die Ubahn. Oder das Prinzip "Sicherheitsschleuse".

Schön war das. Hoffentlich bleibt es das bis zum letzten Tag.