Donnerstag, 7. September 2017

Mutti hat den Blues.

Vor ein paar Wochen war ich noch sicher, dass ich unbedingt baldmöglichst wieder arbeiten will. Ich bin keine Hausfrau! Ich bin keine Hausfrau! Ich bin keine Hausfrau! Keife ich innerlich achtzig mal und stampfe dazu innerlich mit dem Fuß auf, während ich innerlich mit Geschirr schmeiße, dass ich jedenfalls nicht innerlich wieder aufsammeln werde, denn, s.o., ich bin keine Hausfrau. Fakt ist jedoch, gerade bin ich eine Hausfrau. Statt Haushaltsgeld bekomme ich Elterngeld, aber mein Tag dreht sich um die Kinder, die Bude, die Einkäufe, die Mahlzeiten. Ich liebe die Kinder, und dass ich Mahlzeiten liebe, brauche ich wohl nicht mehr zu schreiben, aber... ächz.

Dann hatte ich einen Anruf und habe gearbeitet. Es war nur ein klitzekleiner Job, ein Jöbchen, eher eine Gefälligkeit, denn Geld kann ich natürlich im Moment dafür nicht bekommen, denn ich bekomme ja Elterngeld, und nachdem schon der ganz normale Antrag ein bürokratischer Albtraum über Monate war, wäre das keinen Tagessatz der Welt wert, diesen einen Arbeits-Ausrutscher ganz normal anzumelden. Egal, ich habe es versucht, und der Testballon war insofern erfolgreich, als vollkommen klar war, wenn ich wirklich wieder ernsthaft arbeite, bevor die Kleine in der Kita ist, dann gibt es Tote, im Zweifel mich. Die einzige Zeit, in der ich tatsächlich arbeiten konnte, war nachts zwischen eins und halb fünf, was natürlich Rock-'n-Roll-mäßig voll ok war, nur wachte um fünf dann immer das Baby wieder auf. Ich kriegte Migräne, die Kinder bekamen dunkle Ringe unter den Augen und wollten nicht mehr in die Kita, die Wohnung sah aus, als wäre alles darin irgendwie vom Meer angespült worden, und dann bekamen wir aber alle wirklich schlechte Laune.

Mach was. Jetzt habe ich mich eben erst mal vom glitzernden, atemberaubenden Agenturleben verabschiedet und stattdessen beschlossen, wenn ich unbedingt etwas tun muss, etwas zu tun, was ich schon so lange tun will, dass ich mir inzwischen bei jeder weiteren Absichtserklärung lächerlich vorkomme: schreiben, und zwar nicht für die große Herbstaktion des Kunden XY oder die nächste Anzeigenstrecke, sondern für mich. Es muss ja nicht in Migräne und Kindertränen ausarten, aber ein bisschen mehr pushen kann ich mich schon. Das weiß ich! Ich hab's ja oft genug getan, wie jeder bestätigen kann, der mich mal ein Bett beziehen gesehen hat.

(Übrigens meine ich nur am Rande Schreiben für den Blog.)

((Es ist so: (Raus damit. Komm schon.) Eins meiner Allerallerlieblingsbücher, die Tales of the City von Armistead Maupin, sind ursprünglich als Fortsetzungsroman im San Francisco Chronicle erschienen. Das hat für die Geschichten mit Sicherheit getan, dass jedes Kapitel einen eigenen Spannungsbogen hat, dass man wirklich weiter lesen will, dass man schon nach den ersten drei Seiten nicht mehr genug bekommt - also, ich jedenfalls. Das hat für den Autor bestimmt getan, dass er keine Chance hatte, das Skript einfach noch fünf Jahre vom Schreibtisch ins Bücherregal und zurück zu räumen, sondern jede Woche etwas Lesbares abliefern musste. Manchmal hab ich schon drüber nachgedacht, diesen Blog dafür zu missbrauchen. Einerseits ist das bestimmt eine astreine Idee, und für Hormontipps kommt vermutlich eh schon lange niemand mehr her, aber andererseits hab ich schon so viel versprochen und nicht gehalten, und wenn ich DAS jetzt versprechen und nicht halten würde, dann würde mich das so dermaßen demoralisieren, dass sowieso nichts mehr draus werden würde. Vermutlich ist die ganze Idee so sinnvoll wie die, einfach das Internet abstimmen zu lassen, wie ich die strittigen Fragen der Kindererziehung regele: Fernsehen, Telefon, Rauchen ab wann? Und dann treffen wir uns in 40 Jahren mit einem Sektchen an der Pforte der JVA Fuhlsbüttel und feiern gemeinsam die Haftentlassung meiner Jungs. Oder?))