Mittwoch, 31. März 2010

Was ich aber wirklich gerne wüsste, ist:

wo bleiben meine Tage? Ich hab inzwischen ziemlich eindeutig ausrechnen können, dass ich Freitag fällig gewesen wäre. Und meine Periode kündigt sich immer zwei Tage im Voraus durch grässliche Schmerzen an. Heute sehe ich hier aber weit und breit keine grässlichen Schmerzen. Vor Samstag ist also mit nichts zu rechnen. Dann bin ich acht Tage überfällig, und das war seit vielen Jahren nicht mehr da.
Bin ich positiv, fange ich an zu bluten.
Bin ich negativ, kommt nichts.

Und ich frage mich noch, ob vielleicht irgendwas mit meinem Bauch nicht stimmt.

Dienstag, 30. März 2010

Kazong!

Das erste echte Gewitter des Jahres. Es blitzt, es schüttet, es donnert, und der Hund drückt sich in meinen Kniekehlen herum, weil er der irrigen Ansicht ist, in meiner Nähe würde alles gut und nichts Böses könnte passieren.

Selten hat ein Wetter so blendend zu meiner Stimmung gepasst. Ich fühle mich gerade so, wie Klaus Kinski sich gerne aufgeführt hat. Aber trotzdem hab ich eine gute Nachricht: bald, sehr bald, gibt es Nachricht vom geheimen Superprojekt. (Ihr erinnert euch? Nein? Keine Angst, ihr müsst nicht den ersten Teil gesehen haben, um den zweiten zu verstehen.)

Und jetzt mach ich lieber den Rechner aus, bevor ihm was zustößt.

Was Lili und mein Bauch gemeinsam haben

Und gerade stelle ich bei einem Spaziergang mit dem Tier über die Hundewiese fest, dass ich mich bis heute mittag um halb drei, als der Anruf kam, wohl genau so als Kinderbesitzer wie als Hundebesitzer gefühlt habe. Lili liebt Kinder, das hatte ich wohl schon mal erwähnt. Und sie liebt es, wie irre und ohne Leine über die Wiese zu rennen. Wer will es ihr verdenken? Das Problem ist nur, jetzt ist Frühling, und die Kinder kommen aus ihren Mietswohnungslöchern gekrochen samt ihren Eltern. Und einige von ihnen haben Panik vor Hunden und rennen bei ihrem Spaziergang über die Hundewiese plötzlich hysterisch kreischend und mit viel Gefuchtel los. Lili hinterher, und hinter Lili renne dann ich und schreie im Rennen immer wieder, dass es keinen Grund zu Panik und Verzweiflung gibt, dass sie noch ein Baby ist und nur Kinder so verdammt gern mag, stehenbleiben, Mistviech!
Bis heute Mittag um halb drei dachte ich dann bei mir, oje, die armen Kleinen, hm, hoffentlich wächst sich das mit der Hundeangst noch aus, ach Gottchen. Seit heute Mittag um halb drei denke ich: tut mir leid, aber puh, ist ja nichts passiert, weil mein Hund zwar rennen kann, dass die Wiese bebt, aber zum Glück nicht beißt. Und was habt ihr überhaupt auf der Hundewiese verloren, wenn ihr Angst vor Hunden habt und 90 Prozent dieses Parks Nicht-Hundewiese sind? Und auf einmal ist klar, wie sicher ich mir scheinbar doch war.

Kinder. Können einfach nichts ab. Nicht meinen Hund, und meinen Unterleib scheinbar auch nicht.

Tag 1 ohne Würmchen

Negativ.

Hm. Ich kann schlecht behaupten, ich hätte es geahnt, auch wenn es sich jetzt gerade so anfühlt. Denn wenn der Test positiv gewesen wäre, dann hätte ich das Gleiche gedacht: klar ist der Test positiv, das hast Du doch genau gewusst.

Heute schlucke ich noch ein bisschen. Zweizeller hin oder her, schön wäre es schon gewesen. Aber besser so als so wie beim letzten oder gar beim vorletzten Mal. Und jetzt sucht sich Flora einen Job ohne schlechtes Gewissen im Vorstellungsgespräch. Und wenn ich den habe, dann machen wir weiter. Und nun hab ich damit zu tun, mich aufzuheitern, später schreibe ich noch mal. Versprochen.

Der Morgen davor

Jetzt müsste drüben am Kapitänshaus die Sonne oben durchs Fenster des komischen Behelfsbades fallen, das mal mein Zimmer werden soll. Und durch unser zukünftiges Schlafzimmerfenster, grünlich gefiltert von den Bäumen im Park gegenüber. Man hört dort bestimmt mehr Vögel als hier. Der Balkon und der Wintergarten sind vermutlich noch im Schatten, aber vielleicht kann man von der Küche aus ein bisschen Sonne sehen. In ein paar Wochen tapse ich jetzt die Treppe runter, werfe den Wasserkocher an, mache mit dem Hund die Küchentreppe runter ein paar Schritte in den Garten und atme tief durch. Und dann gehe ich entweder noch kurz an meinem kleinen Küchengarten vorbei und pflücke mir einen Zweig Zitronenmelisse für meinen Morgentee. Oder ich gehe zurück in die Küche und koche mir eine riesige Kanne starken Earl Grey. Das kommt ganz auf dich an, dummer kleiner Schwangerschaftstest.

Ich hab es satt, dieses ewige Gegrübel, die Ahnungen, das Deuten der Zipperlein und die Hirnzuckungen. Wie wäre folgendes: ich fahr nicht zum Test, und wir stimmen ab, ob ich schwanger bin oder nicht? Ok?

Harrrrrrrrrrgh.

Egal, wie das heute ausgeht, zwei Stunden nach dem Test sitzen wir beim Notar und unterschreiben.

Montag, 29. März 2010

Tag 11 mit Würmchen

und immer noch kein Blut. Morgen um die Zeit steige ich in den Bus zum Test. Und egal, wie doll ich mich konzentriere und wie tief ich in mich hineinhorche, ich habe gerade nicht die geringste Ahnung, was dabei rauskommt. Ich weiß, dass das diesmal nicht sehr wahrscheinlich war: Tiefkühlversuch, nur ein Würmchen, das auch noch so winzig, und dann die Myome.

Gut. Ich habe also keine Ahnung, was passieren wird. Aber ich weiß, was bitte nicht passieren soll: mit Negativ kann ich leben (wenn es so wäre, dann würde ich mir denken: siehst du, Wahrscheinlichkeitstabellen sind nicht nur irgend ein Quark zur Verwirrung der Menschheit, sondern sie basieren auf dem ganz realen und sehr anfassbaren Fakt, dass von hundert Frauen, die sich eine tiefgekühlte Zelle einsetzen lassen und die in einem bestimmten Alter sind, eben nur so und so viele schwanger werden). Was ich nicht will, ist ein Positiv, dass dann tage-, wochen- oder sogar monatelang wackelt, um am Ende doch in sich zusammenzufallen.

Draußen ist Frühling. Olle Bäume, von denen nach diesem Winter kein Mensch mehr etwas erwartet hätte, haben plötzlich überall Knospen. Aus der matschigen, mülligen Wiese wachsen hunderte von Krokussen. Vielleicht guckt sich mein Bauch da ja was ab, wie wärs? Und wenn ich vom Wachsen und Sprießen schwärme, dann denke ich an Würmchen. Nicht an Myome.

Sonntag, 28. März 2010

RSS-Feed

Ich hatte einen Kommentar in einem uralt-Post, eine nette Dame wollte wissen, wie das geht, den Blog zu abbonieren. Für alle, die sich das auch fragen, aber noch nicht dahinter gekommen sind: ihr klickt am unteren Ende der Seite auf "Abonnieren", dann kommt ihr zu einer hässlicher gelayouteten Version der Seite, auf der ihr einstellen könnt, ob ihr neue Posts per Email oder sonstwie bekommt. Ich hoffe schwer, das klappt zur allgemeinen Zufriedenheit!

Tag 10 mit Würmchen

"Nicht zu früh freuen" ist ja für uns Abkürzungsmädchen inzwischen eine der leichtesten Übungen, um nicht zu sagen, das ist uns zur zweiten Natur geworden. Aber ein bisschen, ein ganz kleines bisschen darf man doch wohl versuchen, das Positive zu sehen, wenn man nachts um drei aus dem Schlaf schreckt und spucken muss. Oder?

Noch zwei. Und die kalten Füße sind auch wieder verschwunden. Ich guck nach draußen ins Grüne und denke: ja, hier ist es schön, aber da wird es noch schöner.

Übrigens ist es ein Haus, das mal ein Kapitän für sich gebaut hat. Leider hat er nicht lange dort wohnen können, wer weiß, ob die Nazis ihn vergrault haben oder er einfach umgezogen ist ohne finsteren Hintergrund. Aber ihm zu Ehren erwäge ich, folgende Teller als Wanddeko für die komplizierte Küche zu kaufen:









Es gibt sie bei Anthropologie, einem Laden, in dem ich im Moment all mein Geld verjuxen würde, wenn ich welches hätte.

Nun trinke ich noch einen Tee, versuche, dieses Würgen unter Kontrolle zu kriegen, und freu mich nicht zu früh.

Samstag, 27. März 2010

Revue passiert

Meine erstes Zimmer in Hamburg war der blanke Horror. Ich hatte eine Zusage für ein Praktikum, war ein Wochenende lang hier und hatte mit 27 Zimmervermietern Termine. Unter anderem waren dabei ein Zimmer mit einem Mädchen, das acht Kaninchen freilaufend in der Wohnung hielt, ein Zimmer bei einem 47jährigen frisch geschiedenen Mann und ein Zimmer in Steilshoop. Ich wusste es nicht besser und hab sie mir alle angesehen. Von den vier Zimmern, die ich haben wollte, habe ich für eins die Zusage bekommen. Zwei nette Jungs wollten ein Zimmer vermieten, weil einer von ihnen für ein Jahr zum Studieren nach Frankreich gehen sollte. Das Zimmer hab ich genommen. Als ich dann einzog, wurde mir schnell klar, was für ein Fehler das gewesen war. Der eigentliche Bewohner des Zimmers hatte keinen Bock, nach Frankreich zu gehen, und war die ganze Zeit da, er campierte im Flur, oder, wenn er besoffen genug war, fand ich ihn auch schon mal abends tief und fest schlafend in meinem Bett, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam. Die zwei gaben ihr ganzes Geld für Schnaps, Pornos und den HSV aus. Einmal trat einer der beiden in einen Hundehaufen und hat den Mist zuhause an der Fußleiste im Flur abgestreift. Ein anderes mal haben sie eine Party gefeiert, und danach standen eine Woche lang Mayonnaise, Fleischkäse und hartgekochte Eier in der Küche rum. Dass in dem ganzen Müll keine Vogelspinne rumlief, war alles. Ich hatte einen befristeten Vertrag und knirschte mit den Zähnen.
Als ich dann den ersten richtigen Job hatte, habe ich mir meine erste richtige Wohnung im feinsten Teil von Winterhude genommen. Das war eigentlich schön, nur hatte ich dauernd Wasserschäden von oben, und der Mann unter mir klingelte regelmäßig gepflegt zugedröhnt an der Tür, um mir zu erzählen, er könnte hören, wenn ich Zähne putze, und ich sollte doch bitte Teppich auf mein schönes Parkett legen. Die Nachbarn waren extrem posh, man bummelte Samstags mit Weidenkörben überm Arm durch die Gegend und kaufte Angeberkäse. An die Alster waren es fünf Minuten. Ansonsten war das da sehr, sehr langweilig.
Nach einem Jahr zog ich um nach Eimsbüttel in einen verratzten Altbau. Der Balkon drohte zwar ständig, abzubrechen, im morschen Treppenhaus gab es oft kein Licht, die Nachbarn schliefen besoffen mit Fluppe ein, und nachts grölten sie ins All, was ihnen auf der Seele lag, aber ich hatte dort herrliche Zeiten. Dann lernte ich L. kennen. L. besuchte mich in meiner Bruchbude, ging danach zurück in seine hübsche Wohnung mit Parkett und ohne Gefahren, und eines Tages zog ich nach einem kleinen Intermezzo bei ihm ein. Diese Wohnung war der Schauplatz von vielem, was schön und wichtig für mich war. Unter anderem ist sie die erste Wohnung, in der ich jemals mit einem Freund zusammengewohnt habe. Sie ist die Wohnung, in der L. mich gefragt hat, ob wir heiraten. Hier habe ich gefeiert, dass ich gekündigt habe, und hier habe ich unzählige Töpfe voll Linguine gekocht. Ich hab hier Bilder aufgehängt, hier standen meine Lieblingsbücher in den Regalen, hier hab ich die meisten Nachbarn gemocht und nur zwei Nachbarn gehasst, und wenn man mich nachts um drei schüttelt, dann kann ich bis ins kleinste Detail sagen, wie es vor dem Fenster aussieht. Wenn man jetzt rausguckt, dann sieht man, dass die Bäume im Hof langsam so einen lindgrünen Schimmer bekommen. Man ahnt ihn mehr, als man ihn sieht. Die Wohnung ganz unten schräg gegenüber ist keine Wohnung, sondern das Lager von unserem Weinmann. Und im Haus nebenan wohnt jemand, der sehr schön Klavier spielt, und zwar gerne bei offenem Fenster. In zwei Monaten werden wir hier nicht mehr wohnen.

Merkt ihr was? Flora kriegt kalte Füße.

Tag 9 mit Würmchen

Noch nichts. Weder Blut, noch Ahnungen von Blut, noch Schmerzen, noch Ahnungen von Schmerzen. Gerade fiel mir ein: beim allerersten Mal sollte ich auch Dienstag zum Test, und Freitag Abend hatte ich meine Tage. Oder wusste jedenfalls sicher, dass ich sie kriege. Würmchen liegt also nicht schlecht im Rennen. Der Zweizeller, Respekt! Das ist ungefähr so, als würde Finnland das 100 Meter-Rennen bei den olympischen Spielen gewinnen. Finnland, ein Land, das mir schon immer sympathisch war! Go go go!

Während Würmchen da unten kämpft und wächst und die Zähne zusammenbeißt, haben L. und ich gestern den Küchenkampf gekämpft. Dazu muss ich etwas weiter ausholen. Ich esse nicht nur wahnsinnig gern und wahnsinnig viel, sondern ich beschäftige mich auch gerne mit Essen, und das auf jede nur mögliche Weise. Wenn ein neues Stadtmagazin rauskommt, lese ich als erstes die Restaurantkritiken. Wenn wir einen Urlaub buchen, gucke ich im Reiseführer zuerst, was man da so isst und wo am besten. Der Anteil meines Budgets, den ich für Essen ausgebe, ist bei mir bestimmt zwei Drittel höher als bei fast jedem anderen Menschen, den ich kenne, egal, ob das Budget gerade im vierstelligen oder nullstelligen Bereich liegt. Zum Einschlafen lese ich mindestens so oft ein Kochbuch wie einen Krimi. Und als wir angefangen haben, uns in Gedanken im neuen Haus einzurichten, habe ich zwar von meinem eigenen Zimmer geträumt, von Frühstück im Wintergarten und von Abenden vorm Kamin, aber ich habe auch von der Küche geträumt. Ich wollte viel Platz für meine geliebten, an den meisten Stellen schon von Sojasauce, Bearnaise oder Butter zusammengeklebten Kochbücher. Ich wollte einen Einbaubackofen in einem hohen Schrank, vielleicht sogar einen Dampfgarofen dazu. Ich wollte von Innen beleuchtete Milchglasklappdingsschränke. Ich wollte tausend Sachen. Gestern war ich mit Lili, Würmchen und Maßband in der Küche und habe gemessen. Und seitdem geht es mit dem Träumen etwas holpriger. Zwar sieht es jetzt so aus, dass L. trotz seiner Panik vor Gasherden einsehen muss, dass alles andere fünfmal so aufwändig wäre und deshalb seine fusselhirnige Frau an einer offenen Flamme die einzig vernünftige Lösung ist. (Das muss man erst mal hinkriegen, und darauf bin ich auch ein bisschen stolz.) Aber ganz viel geht nun einfach nicht. Denn wir haben nur zwei über Eck liegende Wände, an denen wir eine Küche einbauen können, und in der Ecke zwischen diesen beiden Wänden ist ein Schacht. Ich spreche das Wort "Schacht" voller Hass aus, etwa so: "Schachchchchchchhkkkkchchcht." Und dieser Schacht, die Lage von Wasser- und Gasanschluss und die Länge der Wände läuft total quer zu fast allem, was ich mir gedacht habe. Jetzt werden wir Ärmsten vermutlich nur eine Single-Spülmaschine unterkriegen, der Backofen wird da sein, wo meine Oma ihn auch schon hatte, nämlich unter dem Herd, der Dampfgarofen ist in Abrahams Wurstkessel, die Kochbücher vermutlich im Bücherregal, und wenn ich mal vorsichtig überschlage, werde ich in Zukunft ungefähr ein Drittel weniger Platz für Geschirr und Töpfe haben als jetzt. Ihr denkt euch, wenn sie sich nun deshalb leid tut, dann hat sie Haue verdient. Bei Tageslicht sehe ich das genau so. Aber heute Nacht lag ich, ob ihr es glaubt oder nicht, mehrere Stunden da und bin Gedankenkarussell gefahren.

Nach ein paar Stunden, die wir haareraufend bei IKEA am Küchenplancomputer verbracht haben, mussten wir zuhause unsere Sorgen mit tonnenweise Kokosbollar, Snöre (oder wie auch immer), Haferkeksen und Kalles Kaviar betäuben. Ich bin ins Bett gefallen, erst eingeschlafen wie ein Stein und dann zu einer wilden Zeit mit Herzklopfen wieder hochgeschreckt.
Bin ich schwanger? Wenn nicht, wieso nicht? Wenn ja, wie kann ich jetzt einen Job finden? Falls ich überhaupt jemals wieder ein Angebot habe? Und wenn ich ein Angebot habe, muss ich denen sagen, dass ich schwanger bin? Wenn es nach wenigen Wochen vermutlich sowieso schon wieder vorbei ist mit dem Würmchenzauber? Wenn es also wegen Schwangerschaft, Fluch oder Unfähigkeit nicht klappt mit Job, woher soll das Geld kommen für die ganzen Sachen, die ich dringend machen lassen muss, damit ich mich da wirklich wohl fühle? Wir müssen den Balkon renovieren, ich muss aus dem merkwürdigen Behelfsbad eines alten Sacks mein Mädchenzimmer machen, ich brauche einen Wäschetrockner? Was, wenn das jetzt jahrelang so geht, dass ich nie genug Geld habe, um auch nur einigermaßen schön zu wohnen, und wir hocken da draußen in der Vorstadt, weit weg von all meinen Freunden, und und und, und wohin zum Teufel soll ich meinen Toaster stellen?
So geht das dann. Nachts um vier kann ich mich schweißgebadet hin und her werfen, weil ich denke, ich kann mir die hübsche dänische Schlafcouch aus den 60ern, die es bei ebay gibt, nicht leisten, und mein Balkongeländer ist hässlich. Und über kurz oder lang bin ich mit weit aufgerissenen Augen beim Sinn des Lebens und dass es im Grunde schon zu spät ist. Mit allem. Ich habs vermasselt. Alles.

Noch drei mal schlafen bis zum Test.

Freitag, 26. März 2010

Tag 8 mit Würmchen

Oder: eine unsortierte, willkürliche Auswahl von Schwangerschaftszeichen und ihren möglichen Bedeutungen

1. Ich bin müde. Hundemüde. Den ganzen Tag.
a) ich bin schwanger.
b) das ständige Gegrübel über Schwangerschaftszeichen strengt aber auch an!
c) das kommt davon, wenn morgens um sieben die Nacht von einer Hundeschnauze beendet wird.
d) Leben ohne Alkohol bekommt mir einfach nicht.

2. Ich habe Pickel im Dekolleté.
a) ich bin schwanger.
b) ich hätte noch duschen sollen an dem Abend, als ich mir den Ausschnitt gepudert hatte, damit das auch aussieht in dem roten Kleid.
c) Spareribs, Chips, Kräuterbutter, Pommes.

3. Ich träume davon, dass ich schwanger bin.
a) ich bin schwanger.
b) das kommt von diesem ganzen Geblogge und Gedenke.
c) ich sollte mal drüber nachdenken, dass ich zwischendrin auch träume, wir hätten eine Giraffe, ich wäre bei der Müllabfuhr oder Gülcan wäre Bundeskanzler.

4. Ich habe so ein Rumoren im Bauch.
a) ich bin schwanger.
b) Spareribs, Chips, Kräuterbutter, Pommes.
c) eine ganze Batterie von Hormonen findet täglich den Weg in meinen zarten Körper und kann dort machen, was sie will.
d) diese Jeans IST aber auch eng!
e) und wenn ich mich ganz doll konzentriere, dann hab ich auch ein Rumoren im Ohr, im dicken Zeh, im Ellenbogen und in der linken Schulter.

5. Manchmal ist mir schlecht.
a) ich bin schwanger.
b) Spareribs, Chips, Kräuterbutter, Hormone.
c) Es gibt Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln, die waschen sich nie. Nie! In ihren Duschen hat sich schon so eine Schicht gebildet wie auf Autos, die unter Linden geparkt haben. Diese Menschen haben außer ihren klebrigen Duschen noch was gemeinsam: im Bus setzen sie sich grundsätzlich neben mich.

6. Ich hab so eine Ahnung, ich weiß auch nicht.
a) ich bin schwanger.
b) ich hab ein Fusselhirn (erzähl mir was Neues!)
c) ich hab auch schon Lottozahlen, Präsentationsstrategien, Berufsentscheidungen und ganz andere Sachen geahnt. Meine Ahnungen sind fürn Arsch.
d) mindestens genau so häufig hab ich die Ahnung, dass diese Flora und dieser Blog wohl kinderlos bleiben.
Und dann?
Weitermachen.

Donnerstag, 25. März 2010

Tag 7 mit Würmchen

Ich möchte niemanden enttäuschen, am wenigsten mich selbst, das Würmchen oder L., aber heute morgen gingen die Bauchschmerzen beim Aufwachen doch ziemlich eindeutig in Richtung "Ich kriege meine Tage". Inzwischen bin ich schlauer, was meine letzte Periode angeht, und weiß jetzt, dass ich sie Freitag kriegen müsste, wenn sie pünktlich käääääme. Heute und morgen werden also zwei Tage, die eine besondere, aufregende Note haben, so ein gewisses Etwas. Nochmal, Würmchen: kämpf, krall dich fest, mach dich so richtig breit und dick! Dein Frühstück aus Crinone, Estrifam, Folsäure und L-Thyroxin hast du ja schon intus, und ein ordentliches Frühstück ist die halbe Miete, sieh zu!

Mittwoch, 24. März 2010

Tag 6 mit Würmchen, Tag 1 mit Pony

Vom Würmchen gibt es absolut nichts zu berichten, und das nicht deshalb, weil ich beschlossen habe, mich hier nicht zum Affen zu machen mit Vorzeichen für Erfolg oder Misserfolg dieses Versuchs. Ich glaube, der 30. ist als Testtermin gemessen an meinem Zyklus ziemlich spät (leider hab ich mir aus irgend einem Grund diesmal nicht aufgeschrieben, wann ich zuletzt meine Tage bekommen habe), also bin ich schon ein bisschen schlauer, wenn bis dahin nichts blutet. Und dann warte ich einfach ganz gesittet, souverän und erwachsen auf den Anruf aus der Klinik. Ich werde nicht im Kaffeesatz lesen, nicht auf das Einsetzen mütterlicher Gefühle und Zustände warten, und ich werde mir nicht einreden, wenn die schwangere Frau im Bus vor mir aussteigt, dann klappt es. Erst Recht werde ich nicht bis Schleswig-Holstein im Bus sitzen bleiben, damit sie auf jeden Fall vor mir aussteigt. Das ist der Plan. Wenn ihr aber die Mädchen fragen könntet, wie das so ist mit mir und meinen Plänen, dann würdet ihr mich jetzt sehr, sehr mitleidig angucken. Sprich: morgen wird hier schon wieder die volle Dosis Würmchenhysterie herrschen. Aber selbst, wenn heute schon die volle Dosis Würmchenhysterie herrschen würde, ich hätte beim besten Willen nichts zu berichten.

Aber vom Pony gibt es was zu berichten! Zuletzt hatte ich einen Pony bei meiner Einschulung. Der Pony war eine dicke, gleichmäßig lange nach innen gewölbte Walze vor meiner Stirn. Das war nicht so toll. Trotzdem schlage ich mich jetzt seit 20 Jahren mit dem Gedanken herum, ob ich nicht gerne mal wieder einen hätte? Davon abgehalten haben mich immer Friseure, die gesagt haben, dank Locken sieht das absolut bescheuert aus. Diesmal war ich wild entschlossen und bin deshalb zu einem Billofriseur um die Ecke gegangen, so einem, wo man nicht arbeiten darf ohne Nasen- und/oder Lippenpiercing und wo Beratung eigentlich bei den Preisen nicht vorgesehen ist. Dem Mädchen (drei Piercings, die ich sehen konnte, wer weiß wie viele sonst) habe ich ein aus einer alten Brigitte ausgerissenes Foto von einer Frau mit Pony gezeigt und gesagt "so will ich das haben". Und sie hat sogar auch kurz angesetzt zu "bist du sicher... Locken... wenn du meinst..." aber dann war sie auch schon am Schneiden, und jetzt habe ich einen Pony, und zur Verblüffung aller (ich, L., die Friseuse) ist es nicht völlig daneben gegangen! Und ich bin sehr glücklich. Nach langen, langen Jahren sehe ich mit Pferdeschwanz endlich nicht mehr so aus, als wollte ich zum Tennis (während ich in Wahrheit grundsätzlich NIE zum Tennis will), sondern so, als wollte ich mir gleich eine Fluppe an einer Bar anstecken und noch einen Rotwein bestellen (was ich wiederum immer will, also bin ich jetzt meiner Persönlichkeit ein gutes Stück näher gekommen mit meiner Frisur). Wenn ich nur nicht ständig von unten gegen die Fransen pusten müsste. (Wie Gaby Glockner damals immer. Fransen pusten - lange Wimpern (hab ich nicht, aber gut) - Papierschere zum Nachschneiden. Das war Gaby Glockners Pony, der vor allem dazu da war, Tarzans verstohlene, bewundernde Blicke auf ihre "Blauaugen" zu lenken. Ich bin gespannt, was mein Pony noch erlebt.)

Dienstag, 23. März 2010

Tag 5 mit Würmchen

Gerade fiel mir ein, dass man ja das gute "Streifenfrei"-Öl von Bellybutton ab dem ersten Monat verwenden soll! Wo hatte ich nur meine Gedanken! Gut, wenn ich jetzt nach der Geburt von Würmchen wabbelig und streifig aussehe wie ein ausgeleiertes Zebra, dann bin nur ich allein dran schuld.

Das Öl steht zusammen mit den anderen Baby-Devotionalien im Arbeitszimmer in einer Ecke, in die ich nie komme. Die Frage ist: selbst, wenn der Test am 30. positiv sein sollte, wie lange warte ich, bis ich das alles wieder hervorhole? Ab wann bin ich außer Gefahr, mich wieder zu früh gefreut zu haben? (Dazu fällt mir diese Szene aus dem Marathon-Mann ein, in der der sadistische Zahnarzt Dustin Hofman Löcher in die Schneidezähne bohrt und ihn ständig anschnarrt "sind sie außer Gefahr? Sind sie außer Gefahr?")

Bauch weiterhin beim Aufwachen irgendwie anders, ein bisschen gespannt und ein bisschen wie Muskelkater. Das legt sich aber dann nach dem ersten Spaziergang über die Hundewiese. Auch, wenn es mit all diesen Würmcheneinträgen den Anschein hat, als wäre das anders, im Kopf kann ich mir meistens noch nicht vorstellen, dass es geklappt haben sollte diesmal. Gestern habe ich den Abend genau neben einer Schwangeren verbracht, die jetzt am Sonntag fällig ist, und für mein Gehirn war klar: die ist schwanger, ich nicht. Zum Glück hat der 30. noch eine zweite Bedeutung, falls der Test negativ sein sollte: das ist der Tag, an dem wir beim Notar sind und den Vertrag für unser Haus unterschreiben. Unser Haus. Und ob wir da einziehen oder nicht, hängt nicht davon ab, was irgendwelche unzuverlässigen Eizellen machen, ob Myome mitspielen und Hormone, und ich muss mir auch nicht einreden, dass mein Bauch irgendwie komisch ist, um rauszufinden, ob das klappt. Das mag ich an Häusern.

Montag, 22. März 2010

Tage 3 und 4 mit Würmchen

Gestern sollte eigentlich der perfekte Tag werden. L. war zu einem Spiel seines merkwürdigen, aber niedlichen Sports gefahren, und es schien völlig klar, dass ich von elf bis zehn sturmfrei haben würde in der Heidehütte. Ich hatte Pläne. Und was für Pläne! Ich wollte unter anderem den ganzen Tag im Schlafanzug bleiben. Ich wollte mir Speckpfannekuchen zum Frühstück braten. Ich wollte vorm Kamin sitzen und Krimis lesen. Ich wollte Musik hören, eine zweistündige Haarkur machen und mir die Fußnägel lackieren. Ich wollte mit anderen Worten diese kleine Vorschau auf das herrliche Leben in meinem eigenen Zimmer, das mich demnächst erwartet, voll auskosten. Und ich lag gut im Rennen. Würmchen und ich haben wieder den Tag in Gummistiefeln und mit Teetasse auf der Wiese begonnen. Es nieselte, gut, aber Lili sprang trotzdem mit dem glücklichsten Hundelächeln der Welt um uns herum, wühlte sich durch nasses Laub, jagte Blättern hinterher, warf sich auf jeden Ast und schnüffelte überall nach dem Kaninchen des bescheuerten Hausmeisters, das der aus Bocklosigkeit einfach ausgesetzt und für tot erklärt hat. Nun irrt es alleine durch den Garten, kapiert nicht, dass es sein Ställchen nicht mehr gibt, und dieser Spacko kann sich nicht vorstellen, dass diesen perfekten Coup irgendwer durchschaut. Sein Plan geht insofern auf, als er jetzt wieder ungestört mit Bier vorm Fernseher sitzen kann und keinen Gedanken mehr an das Schicksal des Tierchens verschwendet, während wir, statt unbeschwert glücklich über die Freiheit von Lili zu sein, ein bisschen ängstlich hinter ihr herlaufen und uns schon mit einem zerfetzten Kaninchen zum Tierarzt rasen sehen - oder ihm mit der Axt den Gnadenstoß geben. Beides nicht schön. Blödmann.

Jedenfalls, der Bauch war wieder irgendwie anders, aber ich habe beschlossen, noch mindestens drei Tage lang nicht darauf zu hören und vor allem L. nicht mit meinen Ahnungen, Hoffnungen und Befürchtungen zu behelligen. (Ihr habt doch sicher alle schon mal diese Legende von dem Mädchen gehört, das nichts ahnt und dann eines Tages auf Toilette denkt, Mann, das ist aber auch eine Verstopfung, die ich da scheinbar hatte, und auf einmal, Rabäh, hat sie ein Baby und versteht die Welt nicht mehr. So in die Richtung wollen wir uns jetzt orientieren. Jedenfalls im richtigen Leben. Das Internet bleibt davon unbeleckt.)

Der Tag ging also so seinen Gang. Um zwei hatte ich die Speckpfannekuchen gegessen, um drei das gebrannte-Mandel-Eis (sehr zu empfehlen), um vier brannte der Kamin, und um zehn nach vier kam L. pfeifend um die Hausecke. Das Spiel hatten sie ruckzuck gewonnen, und nun war er schon wieder da. Ihr müsst mir glauben, dass L. wirklich mein Lieblingsmensch auf der ganzen Welt ist. Er ist der tollste, beste, großartigste und so weiter. Aber dieses eigene Zimmer könnte jetzt wirklich langsam mal kommen. Ich habe große Sehnsucht danach.

Tag vier ist heute. Heute Abend sind wir zu einem dieser feudalen Abende eingeladen, mit dem der ältere Teil von L.s Familie seine Geburtstage feiert. Wir werden bei einem der besten Italiener der Stadt sitzen. Alle werden Ströme von Alkohol trinken, nur ich nicht und die Frau des Cousins, die nun jede Sekunde ihr Kind kriegen müsste. Sie hat ihren Grund für Apfelschorle deutlich sichtbar vorm Bauch. Ich dagegen... ach, was solls. Wenn jemand fragt, erzähle ich es eben. Dass ich mich entschieden habe, nun für immer trocken zu bleiben, weil doch irgendwann mal Schluss sein muss mit dem Teufel Alkohol.

Noch acht Tage bis zum Test. Jeder Tag, an dem kein Blut in meiner Unterhose ist, ist ein guter Tag.

Samstag, 20. März 2010

Tag zwei mit Würmchen

Morgens um halb acht wird der Hund wach, zehn Sekunden später ich. Und zwar davon, dass der Hund das Hosenband meines Schlafanzugs zu fassen kriegt und aus Leibeskräften zieht. In der Heide brauche ich immer ein paar Momente, bis ich weiß, wo ich bin. Und heute brauche ich zusätzlich ein paar Momente, bis ich weiß, was los ist: ich hab Bauchweh. Kein "ich Kriege meine Tage"-Bauchweh, sondern ganz normales. ("Schwangerschaftszeichen, Schwangerschaftszeichen!" versuche ich NICHT zu denken.) Ich tapse die Treppe runter ins Wohnzimmer, wo die Birkenklötze von gestern Abend im Kamin zu einem Häufchen Asche zerfallen sind, und lasse den Hund draußen den ersten Pisch des Tages machen. Dann gehen wir wieder rein, ich koche Tee, und auf zum zweiten, ernster gemeinten Rundgang durch den Garten. Es nieselt, aber es ist warm genug, um es auch im Wind mit kurzem Schlafanzug und Gummistiefeln und einer heißen Tasse Tee gut auszuhalten. Ich stapfe über die matschige Wiese und erwische mich auf einmal dabei, wie ich Würmchen die Welt erkläre. Das ist Wind, das sind Bäume, das ist unser Hund. Und hier sind wir am Wochenende, wenn wir es hinkriegen. Hier hat der Hund heute Nacht eine prächtige Wurst gemacht, die werfe ich naccher noch mit einer Schippe in den Wald, denn Merk dir: wenn man da reintritt, stinkt es, und mit Pech sind die Schuhe hinüber.

So lange Würmchen noch keine Haarfarbe und keinen anderen Namen hat, fühlt es sich fast an, als wäre Würmchen gleich Würmchen. Als wäre das Würmchen vom Sommer nur für eine Weile weg gewesen, hätte im November noch eine Stippvisite eingelegt und wäre jetzt wieder da fürs Erste. Gleichzeitig fühle ich mich, als würde ich das Sommerwürmchen verraten, wenn ich jetzt so einfach zur "ich plus eins"-Tagesordnung übergehe. So stromern wir durch den Garten, der Hund, das Würmchen und ich, ich sammele ein paar trockene Tannenzapfen ein, um heute Abend das Feuer wieder anzumachen. Und als die Tasse leer ist, gehen wir wieder ins Haus.

Freitag, 19. März 2010

Tag 1 mit Würmchen

Zurück vom ersten Hundespaziergang mit Würmchen. Der Hund zieht ganz schön, und die Treppe ist sie auch nicht so gerne allein runtergehoppelt. Aber ich konnte nicht, also musste sie, und gegen das Ziehen habe ich mich selbst als menschlichen Flaschenzug eingesetzt - immer schön die Leine so um mich rumgewickelt, dass sie den Zug abgefangen hat. Das klappt ganz gut.

Also schön. Nicht nur, dass das Würmchen diesmal ziemlich mickrig geraten ist, dann waren auch noch die Glückssocken kaputt, und einen Glückscheeseburger gab es auch nicht nach vollbrachter Tat. Die Vorzeichen stehen also eigentlich denkbar schlecht.

Andererseits: so richtig irre viel Glück haben mir bisher weder die Socken mit den kleinen Bommeln dran noch die Cheeseburger gebracht. Gestern hat L.s Mutter uns von zwei neuen Schwangerschaften erzählt. Die eine Frau kenne ich nicht, aber für die andere freue ich mich wie ein Schneekönig. Vielleicht muss das ja diesmal als Glückssocke herhalten. Die echten Glückssocken liegen jedenfalls im Müll. Ich weiß, ich weiß, unverantwortlich von mir, und dann auch noch die Alufolie - ja, WILL ich denn gar kein Kind? Nein, ich probiere es diesmal nur ohne Wollvoodoo und Hackvoodoo mit Käse obendrauf.

Gestern Abend, als ich meinem Mädchenbesuch mit roter Schorle zugeprostet habe, dachte ich noch, siehste, kaum ist das Würmchen drin, schon fühlst du dich anders. Der Bauch zieht, die Oberschenkel auch ein bisschen - Wahnsinn, schon geht's los! Bis mir einfiel, das war wohl der Muskelkater von der ersten Stunde Pilates seit Jahren, die ich am Mittwoch Abend hatte. (Ob es wohl irgendwo auf der Welt eine Frau gibt, die sich schon mal in einen Gartenrechen gesetzt hat und dachte "huch, Schwangerschaftszeichen!"?) Ich arbeite also weiter feste dran, nicht auf Schwangerschaftszeichen zu hören oder zu achten. Und werde es vermutlich trotzdem tun, aber versuchen, mich nicht zu sehr dran aufzureiben. Und ich wäre sehr stolz, wenn ich es auch diesmal schaffe, heil und unbeschadet am Budni-Regal mit den Schwangerschaftstests vorbeizukommen. In den nächsten Tagen stehen die Chancen dafür nicht schlecht, wir fahren in die Heide. Drei Tage spazierengehen ohne Treppe und Leine für den Hund, drei Tage Sofa und entspannendes Kamingeknister für mich, drei Tage Zeitung lesen und Sport gucken für L. Sein Telefon ist mit, ich melde mich also!

Donnerstag, 18. März 2010

Nachricht an das Würmchen

Liebes Würmchen,

auch wenn du dich bisher nur einmal geteilt hast - jedenfalls war das Stand der Dinge heute um halb zwölf - gib nicht auf! Halt dich ran! Krall dich fest! Und ich sage dir das als eine, die als Bewegungsgünther und mit zugeklebtem Brillenglas am Sportunterricht teilgenommen hat. Ich fühle mich jetzt schon, als würde ich am Rand des Fußballplatzes stehen und mein dünnes, sommersprossiges, rothaariges und bebrilltes Mädchen anfeuern, das mit offenem Mund in die Gegend träumt. Komm schon, teil dich! Teil dich meinetwegen mit Hilfestellung, aber teil dich!

Liebes Würmchen,

nun hab ich doch ein bisschen Muffen, geht's dir auch so? Das ist wirklich komisch, dass ein Teil von mir (und von L. natürlich auch) jetzt mehrere Kilometer von hier entfernt in einem Laborgeschirr liegt. Ein bisschen so, als hätte meine große Zehe zwei Wochen Urlaub und wäre vorübergehend in Italien. Du siehst, die Aufregung schlägt mir als erstes aufs Hirn. L. guckt mich strafend an: immer dieses Geposte in letzer Sekunde. Mutti geht duschen. Wir sehen uns gleich!

Verflixt und Reingedrückt

Und nun habe ich über Nacht schon wieder vergessen, ob ich Crinone nun nehmen oder mitbringen soll. Und im IVF-Sekretariat ist noch niemand, der mir da weiterhelfen könnte. Wie verplant kann man sein?

Ich sitze im Bett mit Rechner, versuche mich innerlich einzuschwingen auf ein mütterliches Milieu im Bauch und trinke eine Tasse schwarzen Tee. Die Frage ist, lasse ich den Tee in den nächsten Wochen weg oder nicht? Leben ohne Tee ist ein trauriges Leben, und Fröhlichkeit soll doch auch helfen? Andererseits - Tee, die braune Gefahr für das kleine Leben im Bauch? Wo sind all die Fachbücher, die ich schon wieder an die liebe Ssssss zurückgeschickt habe, wenn ich sie nicht brauche?

Ich glaube, ich hatte schon mal erwähnt, dass mich am Hundehalterdasein einiges an IVF erinnert. Im Laufe der letzten Wochen habe ich auf der Hundewiese folgenden widersprüchlichen Informationen bekommen:
- Airedales können und MÜSSEN von klein auf ordentlich laufen. Ein zweistündiger Spaziergang ist überhaupt kein Thema für Lili.
- Welpen sollen nicht spazierengehen, sondern können nur Gänge von pro Lebensmonat fünf Minuten ab. Das wären für Lili 20 Minuten. Laufen sie mehr, dann wird das Herz zu groß, von anderen fatalen Fehlbildungen ganz zu schweigen. Bloß nicht!!
- Wenn Hunde Stöcke fressen, reinigt das den Magen.
- Wenn Hunde Stöcke fressen, zerfetzt das den Darm.
- Hund sollen sich nicht anknurren, das ist ein Zeichen dafür, dass sie später ihrem Herrn an die Kehle gehen könnten.
- Hunde sollen im Spiel fast alles dürfen, das ist wichtig für ihre Erziehung.
- Hunde brauchen Kalktabletten, egal, wie gut ihr Futter ist.
- Quatsch, in gutem Hundefutter ist alles drin.

Ich könnte jetzt noch ewig so weitermachen, aber ich hab das IVF-Sekretariat anzurufen und mein Körperchen vorzubereiten.
Eins habe ich gerade übrigens definitiv zum letzten Mal getan: unseren pelzigen Brummer die Treppe runtergetragen, um ihre Hüften zu schonen. Inzwischen wiegt sie 15 Kilo. Das ist mit Sicherheit mehr, als die Klinik mir in den nächsten zehn Tagen erlaubt. Und danach werden es vermutlich 18 Kilo sein, das ist mehr, als ich mir erlaube. Entweder, L. ist in Zukunft das Hundetreppentaxi, oder sie geht zu Fuß. ("Kann eine Frau, die so rücksichtslos mit den Hüften ihres Welpen umgeht, ernsthaft Mutter werden dürfen?")

Mittwoch, 17. März 2010

Bis morgen, Würmchen

Gerade habe ich in der Klinik angerufen. Dein Geschwisterchen ist leider jetzt schon nicht mehr bei uns, aber du bist offensichtlich putzmunter. Wir sehen uns morgen vormittag, ich freu mich auf dich!

Dienstag, 16. März 2010

Was ärztliche Kunst vermag, haben wir getan, jetzt hilft nur noch posten

Inzwischen bin ich sicher, die Würmchen sind aus ihrer Truhe raus und dümpeln in irgend einer Nährlösung herum. Das heißt, ich hoffe, sie dümpeln nicht nur, sondern sind aktiv. In meiner Phantasie steht wieder mal ein Heer von Weißkitteln um die Petrischale herum und beobachtet jede ihrer Bewegungen. Helle Aufregung im Fortpflanzungskommandozentrum. Jeder ist an seinem Platz, jeder weiß, was er zu tun hat. Die Luft ist zum... nein, vermutlich nicht. Vermutlich sitzt da niemand mehr. Oder wenn doch, dann ist es ein kleiner Laborant oder Zivi (wird man zu sowas als Zivi eingeteilt? Wäre jedenfalls ein angenehmer Job und perfekt für Leute, denen Töten grundsätzlich zuwider ist.), überlegt gerade, ob er sich später lieber was bei Bok oder eine Pizza bestellt, guckt nebenbei ein bisschen Internet und ist sauer, dass der Laborcomputer zu langsam für youtube ist. Lieber Zivi/Laborant, falls du aus Frust über das stotternde youtube ins googeln gerätst und zufällig auf diesen Blog stoßen solltest: die zwei da in der Petrischale vor dir, das sind meine. Rede ihnen doch ein bisschen gut zu. Lies ihnen meinetwegen auch den Sportteil vor, wenn dir nichts anderes einfällt. Aber wehe, du kleckerst Sojasauce in die Schale, wenn du nachher deine Nr.45 mümmelst. Ich wäre dir ewig dankbar (genau wie so vielen anderen), wenn das hier klappt. Und verspreche feierlich schon heute: wenn ich eines Tages mit meinem Kind aus dem Krankenhaus nach Hause darf, dann werde ich als Erstes die Babytragetasche (oder Babydirk oder wie heißt das?) in die Ecke stellen, diesen Rechner anwerfen und im Netz anleiern, dass du, mein Arzt, die Sprechstundenhilfe, die nette Apothekerin von gegenüber, die mir die Hormone verkauft und mich für schlank hält, der Mann von der Krankenkasse und die Damen vom Stammtisch samt der lieben Sssssss alle eine dicke Flasche Champagner geliefert bekommen. Feste daran denken, wenn du mit der Sojasauce hantierst! Und nu lass youtube in Ruhe, das wird doch nichts bei diesem Netz, kümmer dich um meine Würmchen! Du erkennst sie daran, dass sie in ihrer Schale immer auf den Fast Food-Geruch zuschwimmen.

Nachricht an die Würmchen

Liebe Würmchen, ist eigentlich gar kein so großer Unterschied zwischen Würmchen und Sternenkindern, wenn man mal drüber nachdenkt. Eure vielleicht eventuell mit viel Glück angehende Mutti zappelt und rappelt ganz schön, um sich dagegen zu wehren, zu viel ins Träumen und Phantasieren zu geraten, was euch betrifft, und dieses etwas despektierliche "Würmchen" ist ein Teil dieses Selbstschutzprogramms. Eines Tages mache ich mir ernsthaft Gedanken darüber, wie ihr mal heißen sollt, versprochen, aber das wird noch ein Weilchen dauern. (Eigentlich habe ich sogar schon eine ziemlich lange Liste von Namen. Die meisten davon habe ich auch kurz dem Hund anprobiert, aber wenn einer passte, dachte ich jedes Mal: nein, den Namen heben wir mal noch auf. Vielleicht haben wir noch bessere Verwendung dafür. Eines schönen Tages.) Ihr werdet jedenfalls nicht als Würmchen eins und Würmchen zwei durchs Leben gehen müssen, so viel steht fest.

Wie geht es euch heute? Vermutlich letzter Tag in der Truhe, wie aufregend! Meine Mutter hatte die Angewohnheit, mir als Kind, wenn ich ohne sie auf Reisen gegangen bin, kleine Überraschungen in den Koffer zu packen. Ein Buch, ein Päckchen Kaugummis oder eine Toblerone, das war immer ganz toll. Ich verspreche - neben all den anderen Sachen, die ich euch schon versprochen habe - sowas bekommt ihr auch! Jetzt geht es aber nicht nach Amrum oder in die Alpen, sondern nur in eine Petrischale. Und da passt selbst das kleinste Päckchen Kaugummis gar nicht mit rein. Süßigkeiten gibt es also nicht. Stattdessen kann ich leider nicht viel tun, als euch jeden Tag eine Nachricht zu schreiben, bis wir den Test haben. Vielleicht noch ein bisschen länger. Ich weiß, Toblerone wäre euch vermutlich lieber, aber auf die müsst ihr noch ein bisschen warten.

Montag, 15. März 2010

Sternenkinder, mein Arsch

Neulich sitze ich auf dem Sofa, lese die Zeitung, da kommt L. rein und schaltet den Fernseher ein und geht sofort wieder raus. Ein bisschen so wie meine Oma früher, wenn ich gelesen habe, sie kam rein, hat das Licht angemacht und gesagt "Kind, du verdirbst dir die Augen." (Nicht, dass nun hier der Eindruck entsteht, von uns beiden wäre ich die mit den Zeitungen und L. der mit der Fernbedienung. Das wäre ein falscher Eindruck.) Und plötzlich sehe ich mich konfrontiert mit einem Beitrag, ich glaube auf RTL, zum Thema Fehl- und Totgeburten. Darüber, dass das heute zum Glück seltener vorkommt als früher, ein dickes Dankeschön an die Medizin, aber trotzdem - es passiert. Und dann kam dieser Satz, zu dem man ein Bild gesehen hat, auf dem ein orangefarbenes und vage embryohaftes Etwas von einer Art Heiligenschein umgeben war: "Wir nennen diese Kinder Sternenkinder."

Nein, tun wir nicht. Wir nennen diese Kinder Fehlgeburten oder Totgeburten, und ich habe das dumpfe Gefühl, damit sind wir besser dran. Sternenkinder. Ehrlich. Es ist hart genug, so wie es ist.

(Beginn des Teils, der mich wie ein Talisman vor biestigen Kommentaren bewahren soll: ich verstehe, dass jeder eine eigene Art zu Trauern hat. Und dass jeder das Recht auf diese eigene Art hat. Ich hab das nur auch erlebt und glaube, hätte ich mir ein Sternchen tätowieren lassen oder dem Kleinen einen Namen gegeben oder ihm eine Ecke in meiner Wohnung oder auch nur ein Blatt in einem Album eingerichtet, wäre es schlimmer geworden und vielleicht jetzt noch nicht vorbei. Ich weiß auch, dass das Ziel von Trauer nicht ist, alles wegzuschieben, sondern einen Verlust zu verarbeiten. Und trotzdem bin ich mir sicher, dass "Sternenkinder" für jede Art von Trauerverständnis der falsche Weg sind. Aber ich habe natürlich nur meinen begrenzten Horizont als Maßstab, vielleicht sitzt da draußen die Frau, die ihrem Sternenkind einen Blumenstrauß hinstellt und damit glücklicher ist. Und vielleicht ist sie ein sensiblerer und glücklicherer Mensch als ich. Ende des Teils, der mich wie ein Talisman vor biestigen Kommentaren bewahren soll.)

Nachricht an die Würmchen

Liebe Würmchen,

noch liegt ihr im tiefsten Tiefkühlschlaf, aber bald - ich glaube morgen oder übermorgen - ist Schluss damit. Ihr dachtet vielleicht, die Welt besteht aus einer kalten Truhe, in die ab und zu mal jemand mit einer dicken Brille reinguckt. Ich kann euch sagen, tut sie nicht. Im Moment besteht die Welt aus einer netten Wohnung in einer netten Gegend, die zwar eigentlich groß genug für zwei Erwachsene und einen Hund ist, aber trotzdem gerade zu eng wird. Dann besteht sie noch aus einem ziemlich hässlichen, aber praktischen Park auf der anderen Seite einer vierspurigen Strasse, in dem ich täglich mehrere Stunden verbringe. Und das ist es im Moment auch schon fast mit der Welt, wie ich sie kenne. Aber bald! Bald machen wir uns auf in eine viel größere Welt. In eine, in der man bei geöffnetem Fenster aufwacht und die Vögel zwitschern hört. In dieser Welt gibt es auch einen Park gegenüber, aber der ist fast 100 Jahre alt und nicht eine Fläche, die aufgrund von Bauvorschriften leider frei bleiben musste, sondern ein Garten für alle, den ein Mensch mit Geschmack sich ausgedacht hat. Da gibt es Platanen und einen Spielplatz und verschlungene Wege.
Was außerdem noch toll an dieser Welt sein wird, ist, dass der Hund (den ihr hoffentlich mal kennenlernen werdet) seinen ersten Gang morgens und seinen letzten Gang abends in unseren Garten machen kann. Das heißt, Frauchen muss nur noch im Schlafanzug an die Küchentür huschen und sie kurz öffnen. Und das wird dazu beitragen, Frauchen und Herrchen viel, viel fröhlicher und entspannter zu machen. Eure Eltern werden sowieso ziemlich gut gelaunt sein. Denn bald haben beide ein eigenes Zimmer. Ihr wisst natürlich noch nicht, was ein eigenes Zimmer ist. Ein eigenes Zimmer ist ein Ort, der nur euch gehört. Sowas kriegt ihr auch, versprochen!
In der Welt, in der wir demnächst wohnen (ihr auch, wenn ihr wollt) gibt es heiße Schokolade auf der Veranda, Fahrradtouren ins Schwimmbad um die Ecke, Lesenachmittage im Park, einen Hund, der laut Fachliteratur klar als Familienhund durchgeht, Sonntage mit Pfannekuchen zum Frühstück, ein eigenes Gartenhäuschen, ein Baumhaus und eine Straße, die sowas von das Gegenteil von vierspurig ist. Zu Weihnachten basteln wir Sterne und kleben sie in die Fenster. Wenn es Frühling wird, bekommt ihr eigene Hyazinthen auf eurer eigenen Fensterbank. Und wenn es Herbst wird, bringe ich euch bei, wie man Feuer im Kamin macht.

Das klingt doch schön, oder? Alles, was ihr dafür tun müsst, Würmchen, ist: nicht zu sehr erschrecken, wenn die Truhe demnächst aufgeht, sondern dranbleiben. Konzentriert euch, ihr Würmchen! Ich glaube fest an euch!

Sonntag, 14. März 2010

Der beiläufigste Countdown aller Zeiten

Beim ersten und zweiten Mal hab ich bei dieser Gelegenheit noch Pläne gemacht, wie viele Mahlzeiten und Abende noch bis zum Transfer übrig sind und wie ich es schaffe, aller Lebensmittel und Getränke, die später verboten sind, wer weiß schon, für wie lange, darauf zu verteilen. Alles, was lecker und gefährlich ist, her damit! Jetzt sitze ich hier und mümmele einen Toast mit Gouda. Langweiliger geht's ja wohl kaum. Gestern gab es keinen Alkohol, vorgestern auch nicht. Noch vor einem Jahr wäre jetzt jeden Abend Rosé auf Eis in Strömen geflossen, und dazu hätte ich irgendwem erzählt (entweder meinen Freunden, L. oder dem geduldigen Internet), dass das Leben doch dufte ist und wir uns verdammtnochmal von dieser Befruchtungssache nicht unterkriegen lassen, wir doch nicht, und ogottogott, am Ende klappt es ja wirklich? Nur noch vier Tage!!!!!! Hallooooo! Bricht hier jetzt irgendwann mal Torschlusspanik aus oder was? Noch gehört mein Körper mir, und ich esse Gouda? Das ist fast wie Socken sortieren und Fenster putzen am letzten Tag der großen Ferien!

Vielleicht liegt es nicht nur am Abnutzungseffekt oder an der gesunkenen Hoffnung, sondern auch daran, dass die große Aufregung sich jetzt anderswo abspielt. L. und ich liegen morgens im Bett und durchwühlen beide eBay nach hübschen Nachttischen, Lampen, antiken Klappsofas und emaillierten Hausnummern. Ich träume von Sommerabenden im Garten, morgendlichen Lili-Spaziergängen durchs Moor oder im Park, Adventsfrühstück im Wintergarten und Vormittagen, die ich an meinem Schreibtisch in meinem eigenen Zimmer verbringe. Mein eigenes Zimmer! Das ist überhaupt fast das Beste daran. Wer ein eigenes Zimmer hat, kann das vielleicht nicht verstehen. Bis vor kurzem - so ungefähr vor zwei Jahren - hatte ich nicht nur ein eigenes Zimmer, sondern sogar eine eigene Wohnung, das heißt, drei eigene Zimmer, wenn man die Küche mitzählt, was ich, weil ich viel schöne Zeit in ihr verbracht habe, grundsätzlich tue. Ich konnte in diesen eigenen Zimmern in die Regale stellen, was ich wollte, ich konnte in meinem ältesten, von meinem Vater geerbten Schlafanzug durch diese Zimmer schluffen, egal um welche Tageszeit. Ich konnte sie mit Knoblauchgeruch oder Plätzchenduft erfüllen, alles, was ich wollte. Ich konnte Samstags mittags um eins Rotwein trinken. Ich konnte aufräumen oder es bleiben lassen. Ich konnte auf dem Boden sitzen und lesen oder auf dem Klo telefonieren. (Nein, Mädchen, ich habe nicht nebenbei Würste rausgedrückt, während wir telefoniert haben. Keine Angst. Aber ich hätte gekonnt!) Ich konnte mir nackt eine Linsensuppe kochen. Oder im Bademantel die Post sortieren. Vor allem konnte ich die Tür hinter mir zumachen und war allein. Während dieser Zeit habe ich manchmal davon geträumt, wie es wäre, wenn ich nicht mehr allein wäre. Viel Zeit hab ich nicht damit zugebracht, aber es kam vor. Damals war dieser Zustand in meiner Phantasie die reine Freude. Auch, wenn ich versucht habe, mir immer wieder vor Augen zu führen, dass es alleine doch auch nicht schlecht ist. Dann ist das Wunder geschehen, dass ich L. über den Weg gelaufen bin. Und L. ist toll, und ich bin glücklich, dass ich ihn habe, dass wir jetzt zusammen wohnen und uns haben. Das ist wirklich schön. Aber es gibt Momente, in denen würde ich fast alles dafür geben, eine Tür hinter mir zumachen zu können, nur für ein paar Stunden, und allein zu sein. Ihm geht es genau so, das weiß ich. Und ich bin sehr glücklich, dass wir das jetzt bald können. Er kriegt sein Herrenzimmer mit alten dunklen Bücherschränken, einem alten Drehstuhl mit Lederbezug, seinen Füllern, seinen gebundenen Gesamtausgaben, einer Hausbar voller Single Malt und dem, was Männer sonst noch gerne um sich haben, um das Gefühl zu haben, sich erwachsene-Männer-mäßig zu entspannen und wohlzufühlen. Und ich kriege meinen hellen Raum mit meinen lustigen Sachen aus den 50ern, hellen Regalen mit bunten Taschenbüchern, einem Schreibtisch mit meinem weißen Rechner drauf, einem Glas Rosé auf Eis, meiner Musik und Aussicht auf den Park.

Wenn das nicht die perfekte Ablenkung von jedem Countdown der Welt ist, weiß ich auch nicht. Ich könnte in Astronautenmontur in eine Rakete geschnallt sein und würde an dieses Zimmer denken.

Samstag, 13. März 2010

Nächsten Donnerstag: morgens Würmchen, abends Models

Was ist schlimmer: James Blunt zu hören oder fast bis an die Knie in halb gefrorenem Matsch stehen, während man erfährt, wie es weitergeht mit diesem Auftauzyklus? Ich hatte dann doch Matsch. Gestern bin ich mit dem Hund durch den Wald gestapft und habe noch mal in der Klinik angerufen, und jetzt sieht es so aus: ab Montag muss ich morgens Crinone und morgens und abends Estrifam nehmen. Und Donnerstag ist dann der Würmchentermin. Falls es einen Würmchentermin gibt. Und ich hoffe schwer, Abends kommen die Mädchen rum, wir gucken diese ausgelutschte Modelshow und sind zusammen ein bisschen aufgeregt. Mädchen, ich verspreche auch, die ganze Brause ist nur für euch!

Und schon wieder fängt die Blätterei im Kalender an, wenn auch diesmal ein bisschen halbherziger. Sollen die Berliner Mädchen jetzt eher Anfang oder Mitte April zu Besuch kommen? Anfang April habe ich vermutlich gerade den nächsten Negativ-Test hinter mir, das wäre also der perfekte Moment für ein bisschen tröstenden Mädchenterz. Oder wird das wieder so wie letztes Mal, und ich hänge dann gerade wieder irgendwo zwischen vermutlich nicht schwanger und vielleicht ja doch schwanger? Also eher Mitte April. Aber was, wenn wir dann schon die nächste IVF starten? Tja, was? Ich werd's wohl überleben. Und was den Jobplan betrifft, herrscht wieder genau die gleiche Verwirrung wie beim letzten Mal. Damals dachte ich, ich brauche jetzt wieder einen festen Job, was wäre also komplizierter, als jetzt schwanger zu werden? Dann kam ein fetter Monat und ein mittelfetter, der aber ziemlich vielversprechend zu sein schien, und ich dachte, na bitte, läuft ja doch. Und jetzt ist wieder nichts. Das heißt, wieder warten zwei gefrorene Würmchen auf ihren Einsatz, und Vielleicht-Mutti braucht eigentlich vor allem einen Job. (Fast wünsche ich mir, die zwei guten Monate hätte es nicht gegeben, dann hätte ich jetzt vermutlich das Problem nicht.)

Freitag, 12. März 2010

Man kann nicht früh genug anfangen

Zum Thema Musik und gynäkologische Erlebnisse fällt mir noch ein: ich hab mich immer schon darüber gewundert, dass es scheinbar so viele Frauen gibt, die zur Geburt ihres Kindes eine CD oder einen ipod mit Lieblingsmusik mitnehmen. Ich weiß nicht, ich weiß nicht... mal davon abgesehen, dass ich vielleicht nie in die Situation komme, herauszufinden, ob das eine gute Idee ist oder nicht, hätte ich Angst, in Zukunft für alle Ewigkeit meine Lieblingsmusik mit Blut und Schmerzen und grässlichen Geräuschen und totaler Erschöpfung zu assoziieren. Hm.

Andererseits hat diese Mitbringmusik vielleicht den Vorteil, andere Musik zu verhindern, denn zwei verschiedene Musiken werden vermutlich nicht im Kreißsaal laufen, und auf diese Art kann man sich jedenfalls sicher sein, sein Kind nicht zu Elton John, Melissa Etheridge oder den drei Tenören bekommen zu müssen.

Ihr findet das ein bisschen zu früh, mir darüber Gedanken zu machen? Wieso das denn, wo doch Dienstag oder Mittwoch der Tiefkühl-Rückübertragungs-Termin ist? Hallo?

Selten hat ein Lied so sehr seinen Zweck verfehlt wie "Relax"

Ich war bisher immer nur bei Frauenärzten und Frauenärztinnen, die im Behandlungszimmer ein Radio laufen hatten. Anfangs dachte ich immer noch, während ich mir hinter einem Paravent die Hose ausgezogen habe: oh no, bitte nicht zu "I want your sex" von George Michael auf diesen Stuhl! Alles, nur das nicht! Beim nächsten Mal war es dann "Hit me baby one more time", auch nicht so richtig passend. Oder "Relax". "Relax" lief übrigens, während ich von meiner anstehenden Fehlgeburt erfuhr. Inzwischen habe ich kapiert: es gibt auf der ganzen weiten Welt kein Lied, das perfekt dazu passt, auf diesen Stuhl zu steigen und das dieses Erlebnis für Patientinnen irgendwie entspannter und angenehmer oder sogar fröhlicher macht. Ich muss also nicht mehr hadern mit dem, was gerade läuft. Oder hat eine von euch einen Vorschlag?

(Meine allererste Frauenärztin hörte im Behandlungszimmer klassische Musik. Man sollte denken, das geht gut, aber auch das ging nicht. Wer jemals zur Wassermusik die Beine breit gemacht hat, wird mir beipflichten.)

Gleichzeitig kann ich gut verstehen, dass Ärzte da ein Radio laufen lassen, schließlich ist es ihr Arbeitsplatz, im Gegensatz zu uns verbringen sie da viele, viele Stunden, jeden einzelnen Tag, und da hat man es doch gerne ein bisschen nett und unterhaltsam.

Heute lief irgend eins dieser Lieder, die fusselbärtige Pop-Schluffis speziell für Frauen machen. Ich kann nicht mal mehr sagen, ob es jetzt James Blunt oder dieser "Am I not sweet"-Typ war. Und während ich auf dem Stuhl hing und über die Top 10 der Lieder, die man auf gar keinen Fall beim Frauenarzt hören will, nachdachte, habe ich folgendes erfahren: mein Eisprung ist entweder heute oder morgen. Und das bedeutet, dass wir versuchen, mir nächste Woche Dienstag oder Mittwoch die Tiefkühlwürmchen zu übertragen. Und das bedeutet außerdem, dass ich ab morgen oder übermorgen früh wieder jeden Tag mit einer schönen Rutsche Crinone beginnen werde.

Donnerstag, 11. März 2010

Alles, was ich zum Thema Feng Shui zu sagen habe

Vor ewigen Zeiten gab es mal einen jungen Herrn, in den war ich von weitem schrecklich verknallt. Und zwar verknallt auf die Teenie- und Filmstar-Art. Wenn er um die Ecke bog, hätte ich nicht mehr sagen können, wie ich heiße. So schlimm war das. Ich hätte darum auch niemals irgend etwas unternehmen können, damit wir uns kennen lernen. Atmen war ja schon zu viel. Eines Tages geschah das unvorstellbare: ich saß in meinem Hiwi-Büro an der Uni, und er stand plötzlich in der Tür, grinste mich an und sagte, wir könnten ja mal einen Kaffee trinken gehen. Ihr denkt, solche Dinge passieren nicht, aber genau so war es. Danach dauerte es allerdings noch fast vier Monate, bis er mich tatsächlich anrief, und dann noch mal ca. zweihundert romantische Mondscheindates, bis endlich was passierte. Zweihundert mal fast, aber nie wirklich. Das hätte mir zu denken geben sollen. Mein ältester Freund sagte: wenn beim ersten Date nichts passiert, ist das romantisch. Wenn beim dritten Date nichts passiert, ist das einfach nur noch bescheuert. Ich hätte auf ihn hören sollen, hab ich aber nicht. Irgendwann, endlich, an einem Abend, an dem ich mir fest vorgenommen hatte: Atemstillstand hin oder her, wenn er heute nichts tut, tu ich was - da war es dann so weit. Und ich war so vollkommen glücklich wie noch nie vorher. Dieser Zustand hielt 48 Stunden an, dann fing es schon wieder an, merkwürdig zu werden. Und eine Woche später war Schluss. Wir sind dann trotzdem Freunde geblieben, weil er mich doch so schrecklich gern hatte. Es folgten mehrere Monate, in denen er immer mal wieder versuchsweise knutschen wollte, um zu sehen, ob sich da immer noch nichts tut - äh, leider nein. Ich war kurz vorm Durchdrehen. Aber dann passierte etwas, was gut für mich war. Ganz allmählich - anfangs kaum zu bemerken - sind mir Kleinigkeiten aufgefallen, die mich genervt haben. (Abgesehen von dem ganz dicken Klops, dass mich da jemand in französische Restaurants ausführte und hinterher auf dem Parkplatz wild knutschte, nur um dann mehr oder weniger kommentarlos in sein Auto zu steigen und wegzufahren...) Fast jede dieser Kleinigkeiten sorgte auf eine schleichende Art dafür, dass man sich nach einem Treffen mit ihm wie Klein Doofi fühlte. Ein Knüller in seinem Repertoire war zum Beispiel dieser: Dieser junge Herr war ziemlich viel rumgekommen in der Welt. Er hatte von seinen Reisen jede Menge wertvolle, bewusstseinserweiternde Erkenntnisse mitgebracht. Aber leider auch die Angewohnheit, seine Mitmenschen ständig zu korrigieren, wenn sie irgend ein Wort nicht genau so aussprachen, wie es in seinem Ursprungsland ausgesprochen wurde. Dabei sagte er nicht "hm, eigentlich spricht man das folgendermaßen aus:", sondern er tat es auf eine viel nervtötendere Art, die er aber für sehr diplomatisch hielt: er wiederholte unter einem Vorwand das Wort im nächsten Satz und sprach es betont anders aus. Dann lächelte er sehr souverän. Ich wusste z.B. nicht, dass man die Stadt Caracas nicht auf der ersten, sondern auf der zweiten Silbe betont. Da konnte er mir weiterhelfen. Es hatte ein bisschen was davon, wenn reiche Hausfrauen Käse kaufen gehen und jede Käsesorte besonders korrekt aussprechen und den Namen gerne auch noch mal wiederholen, wenn die Käseverkäuferin da nicht so richtig mithalten kann. Feng Shui war auch so was: ich dachte immer, man spricht Feng Shui "Feng Schui" aus. Falsch! Richtig muss es heißen "Faong Schohej" oder so.

Die Unterhaltung dazu ging ungefähr so:
Ich: "Vielleicht ist es ja schlecht für mein Uni-Feng Schui, wenn auf meinem Schreibtisch eine drei Wochen alte Banane liegt."
Er: "Aaaaaah, Faong Schohej, die uralte chinesische Kunst, die richtigen Dinge an den richtigen Platz zu tun! Interessant!"

(Jetzt fragt ihr euch vermutlich, warum es überhaupt dazu kommen konnte, dass ich es länger als fünf Minuten in seiner Gegenwart ausgehalten habe. Dazu kann ich nur sagen: eigentlich ist er ein wirklich netter, feiner, kluger Kerl. Bis auf diese kleinen Macken, für die ich sogar dankbar sein sollte, denn sie haben mir dabei geholfen, Abstand von ihm zu gewinnen, was mir sonst vermutlich bis heute nicht gelungen wäre, und das wäre sehr schade gewesen, denn dann hätte ich L. verpasst. Inzwischen sind der Spezialist für korrekte Aussprache und ich wohl wirklich Freunde und haben beide die gleichen Hoffnungen und Erwartungen und Wurschtigkeiten, was uns beide angeht: sich von weitem gernzuhaben, ab und zu mal zu sehen, dazu ein Bierchen zu trinken und froh zu sein, wenn es dem anderen gut geht. Er hat inzwischen übrigens ein Kind. Aber das ist eine lange Geschichte, die hier nichts verloren hat.)

Jedenfalls, das ist so ziemlich alles, was ich zum Thema Feng Shui zu sagen habe. Aber ich habe so die dumpfe Ahnung, dass es etwas damit zu tun hat, so zu leben, dass man vorbereitet ist auf das, was man sich von der Zukunft erhofft. Und was das betrifft, habe ich Neuigkeiten. Wir haben einen Notartermin. Und wenn der vorbei ist, werden wir ein Haus haben. Ein richtiges, echtes Haus aus roten Backsteinen mit weißen Fenstern. Mit einem Dachboden, den man als Spielzimmer ausbauen kann. Und sonst noch sechs Zimmern, von denen die meisten fabelhafte Kinderzimmer abgeben würden. Bis dahin aber auch sehr gute Flora- oder L.-Zimmer. Faong Shohej. Feine Sache! Uralte chinesische Dings-Kunst!

Dienstag, 9. März 2010

Eine Kerze auf dem Kuchen

Ihr Lieben,

am 18. April feiert dieser Blog seinen ersten Geburtstag. Gibt es irgend welche Vorschläge dafür, wie wir diesen Festtag begehen? Lade ich alle, die wollen, zu einem Alufoliefreien Abendessen ein? Oder fällt euch was Besseres ein? Ich warte und hoffe auf Vorschläge!

Nochmal neu und jetzt ganz anders

Inzwischen habe ich in der Klinik angerufen, und jetzt soll ich Freitag noch mal zum Ultraschall antreten. Denn scheinbar ist es jetzt doch auf keinen Fall zu spät für Würmchen in diesem Zyklus, aber vielleicht zu früh.

Bin ich froh, dass ich nicht Medizin studiert habe! Scheint ein kompliziertes Fach zu sein. Mein Arzt ist nicht zu beneiden.

Wir waren auf der Rückfahrt von der Xten Hausbesichtigung dann doch noch bei McDonalds. Das war nicht meine Schuld, ich hab sogar L., als er schon in die McDrive-Spur abbiegen wollte, noch hastig erklärt, dass ich binnen 20 Minuten zuhause eine frische Erbsensuppe aus grünen Erbsen mit Parmesan und Minze auf den Tisch würde zaubern können, aber er hatte sich innerlich schon in sämtliche Nervenzentren eingeloggt, die wild auf Frittiertes sind, darum war er nicht abzubringen. Darum hatte ich den Glücks-Cheesie doch noch, und außerdem einen Veggie-Mac. Den kann ich nun leider überhaupt nicht empfehlen. Das einzig positive (außer, dass er kein Fleisch enthält und damit die liebe alte Erde und ihre Ozonschicht schont) an ihm ist, dass ein bisschen Chili drauf ist. Ansonsten ist es eben ein Bratling und viel Mayonnaise. Und so sehr ich auch Mayonnaise liebe (eigentlich war in diesem Blog schon so viel von Mayonnaise die Rede, dass sie ein eigenes Label verdient hätte) finde ich trotzdem, dass Mayo auf einem guten Burger nichts verloren hat.

Hinterher ist man auch nicht schlauer

Zurück aus der Klinik und ein bisschen verwirrt. Zur Begrüßung hat mein Arzt mich eigentlich nicht gefragt, sondern eher festgestellt: "Und sie nehmen jetzt also Estrifam?" Äh, nein. Sollte ich das? "Aaaaaaaha. Ja. Dann schauen wir mal." Schon wieder kleine Irritation. Denn ich hatte damals mit der Klinik abgesprochen, ich sollte mich melden, wenn meine Periode kommt. Das hab ich und bei der Gelegenheit auch gefragt, ob ich denn nun irgendwas einnehmen sollte? Die Antwort war ein fröhliches "Nein, kommen Sie einfach am neunten zum Ultraschall!"

Die guten Nachrichten: ich hab zwar eine Zyste, aber nur eine Itzi-Bitzi-Zyste, die mir vorerst nichts tun wird. Und die beiden Myome haben Zuwachs bekommen, der aber außen sitzt, also auch nichts tun wird. Und es sieht doch wieder schwer nach Endometriose aus, aber auch die wird.... "mir nichts tun?" Genau. Dann habe ich noch Blut dagelassen, und falls die Werte gut sind (was bedeutet, der Eisprung ist noch nicht zu lange her - auch da hab ich mich wieder gefragt: aber wenn diese Möglichkeit besteht, warum hatte ich dann nicht einen früheren Termin, z.B. am Freitag? Von den großen Rätseln unserer Welt drücken sich derzeit einige in meiner Fruchtbarkeitsklinik herum.), können wir vielleicht am Freitag einsetzen. Sollte mein Zyklus schon zu weit sein, müssen wir bis nächsten Monat warten. Was nicht nur heißt, dass die Warteschleife sich verlängert, sondern auch, dass ich für nichts und wieder nichts einen Monat ohne Pille war und damit meine Unterleibswehwehchen eine vierwöchige Party feiern konnten, denn die blühen auf, wenn ich keine Pille nehme.

Heute zwischen vier und halb fünf kann ich da anrufen, dann wissen wir mehr.

Vier Gründe, warum es auch diesmal wieder nicht klappen könnte

1. Auf dem Ultraschall tauchen Dinge auf, die diesen Versuch verhindern. Die Myome sind gewachsen, oder es sind neue dazugekommen an blöderen Stellen, oder ich habe wieder eine Zyste.
2. Mit meinem Bauch ist alles in Ordnung, aber mit meinen Hormonen nicht. Pech gehabt.
3. Hormone und Bauch sind supi, aber die Würmchen überleben das Auftauen nicht. (Falls das passiert, drängele ich auf die nächste IVF. Internet, dann gibt es hier auch wieder mehr Hormonkram zu lesen, wie klingt das?)
4. Hormone, Bauch und Würmchen toll, aber aus irgendwelchen Gründen (nennen wir es Alter? Oder Lebenswandel? Oder Keine Ahnung? Oder Pech?) wird es trotzdem nichts. Leider.

Und ein fünfter Grund fällt mir auch noch ein: um diese Zeit kann ich nach meinem Ultraschall keinen Glückscheeseburger essen, die gibt es nämlich erst später. Was denkt sich McDonalds eigentlich?

Montag, 8. März 2010

Einige Erklärungen, warum es hier gerade so wortkarg zugeht

1. L. und ich und Lili waren von Freitag bis eben gerade in der Heide. Ja, das ist dieser Ort, wo es kein Internet gibt, außer von L.s iphone aus, und wenn ich auf seinem iphone poste, dann liest er das hinterher, bevor er auch nur kapiert hat, was er da eigentlich liest, und ärgert sich so, als hätte er aus versehen jemanden nackt gesehen, den er nicht nackt sehen will. (Irgendwann in naher Zukunft werde ich mein eigenes iphone haben. Ich spüre das. Dann wird alles besser.)
2. L. und ich bereiten uns gerade darauf vor, eine Behörde zu verklagen. Es ist widerlich. Ich für mein Teil habe eigentlich mit Behörden am liebsten gar nichts zu tun, ich spreche irgendwie nicht Behörde, ich hab schon als Kind all mein Taschengeld für die Mahngebühren der Stadtbücherei ausgegeben, ich kann nicht schlafen, wenn ich am nächsten Tag da hin muss, ich will das grundsätzlich immer einfach nur hinter mich bringen. Und jetzt hat sich ein fürchterlicher Supergau im Zusammenhang mit meiner Selbständigkeit ergeben, für den ich größtenteils nichts konnte, sondern der einfach Schicksal war, und ich stehe vor der Wahl, mehrere tausend Euro in den Wind zu schreiben oder zu klagen. (Für mich ist das keine einfache Entscheidung, SO SEHR gehe ich Behördenkontakt aus dem Weg. Ich muss da nur anrufen, dann kriege ich schon... aber lassen wir das.) Ich schreibe diesen Post an einem großen Esstisch, der über und über mit Behördenformularen bedeckt ist. Käfer und Ratten wären mir lieber. Und all das muss bis morgen Abend fertig sein, und danach wünsche ich mir sehnlichst, nie wieder in meinem ganzen Leben von diesem Supergau zu hören. Bitte.
3. Morgen ist Ultraschall, und jetzt geht mir doch ein bisschen die Muffe. Dazu kommt auch noch, dass wir uns eigentlich vorgenommen hatten, diesmal nur meinen engsten Mädchen davon zu erzählen und natürlich Dir, liebes Internetchen. Aber nicht meinen Eltern oder L.s Mutter. Denn meine Eltern, so lieb und behutsam sie dabei auch sein wollen, werden in diesem Prozess zu einem ziemlichen Stressfaktor. Ich wollte einfach, sie würden nicht fragen und hätten auch keine Ansichten und Ideen dazu, und ich könnte sie eines Tages mit dickem Bauch vor vollendete Tatsachen stellen. Aber sie haben mich nicht gelassen, und nun stecke ich in der unangenehmen Situation, sie über die Vorgänge in meinen Geschlechtsorganen jederzeit auf dem Laufenden halten zu müssen. Mit immerhin 36 Jahren. Also, mir kommt das komisch vor. Ihnen scheinbar nicht.
4. Der Hund steckt scheinbar in der Pubertät. Entweder das, oder eine ganze Klasse schwer erziehbarer Jugendlicher ist beim Wandertag durch den Freizeitpark in die verhexte Geisterbahn gestiegen, und auf der Höllenfahrt durch die verfluchten Papp-Grüfte sind sie verzaubert worden und stecken jetzt in einem gemeinsamem neuen Körper: dem eines niedlichen Airedale-Welpen.
5. Heute Abend starten drei ambitionierte Hamburger Mädchen ihr Sportprogramm. Um viertel nach sechs wartet mein Fitness-Taxi, und dann wird dieser hormonell gebeutelte Körper in Form gebracht. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun, so ein Mädchenkörper kann ganz schön verkrauten über den Winter, wenn ihr versteht, was ich meine.

Alles gute Gründe, gerade nicht versonnen lächelnd wie die "prominent"-Tante mit einem Finger an der Lippe am Laptop zu sitzen und die Gedanken schweifen zu lassen.

Donnerstag, 4. März 2010

Es gibt solche Abende, an denen

man sich fragt, warum muss das überhaupt sein? Wieso muss ich denn jetzt unbedingt Kinder haben? Warum gebe ich mir Spritzen in den Bauch? Warum nehme ich heute ein Medikament, damit in zwei Monaten etwas passiert und ich in den nächsten vier Monaten nicht mehr Herr über mein Leben bin? Eigentlich kann es mir doch nicht besser gehen als jetzt. Ich hab Freunde. Freunde sind doch in so vielerlei Hinsicht besser als Kinder. Freunde kann ich mir aussuchen, und sie können sich mich aussuchen, wir wissen also, dass wir zusammenpassen, und wir müssen nicht zusammen durch die Pubertät.

Nein, ich bin nicht ab davon. Man kann auch als glücklicher Mensch viel vermissen. Aber manchmal, heute Abend zum Beispiel, frage ich mich schon, wie das kommt mit dem Kinderwunsch, und warum er so hartnäckig jeden noch so verklebten Eileiter übersteht, mich zu Hormonspritzen bringt und Dutzenden von Arztterminen und einer Warteschleife nach der anderen, wieso wir nicht einfach drauf verzichten können und uns auf das besinnen, was dann noch bleibt. Wir können leider nicht. Aber wieso? Sind das nur Hormone? Oder ist das wirklich so ein Urtrieb? Mit dem Messen an anderen kann es nicht viel zu tun haben, denn ich kenne nur eine Handvoll Leute mit Kindern außer meinen Eltern. Es ist mir ein Rätsel. Aber es ist da, das Rätsel.

10, 9, 8, 7, ach egal, was läuft sonst so?

Jetzt, wo ich vor dem Rechner sitze und überlege, was es zu berichten gibt, fällt mir wieder ein, da war ja noch was: nächste Woche ist Ultraschall. In fünf Tagen. Und kurz danach mit viel Glück Würmchenalarm. Jetzt müsste eigentlich gerade jede Zelle in meinem Körper mit einem Papierhütchen auf dem Kopf und Luftschlangen um den Hals den Countdown runterzählen. Und ich fühle mich gar nicht so. Weder bin ich gerade aufgeregt, noch hat das sonst irgendwelche großen Konsequenzen für mich. Konsequenzen haben bei mir ja meist mit Essen zu tun. Die Torschlusspanik, jetzt wie irre noch alles zu machen, was nächste Woche dann nicht mehr geht, bleibt diesmal aus. Im Kühlschrank liegt seit Tagen ein Stück alter, stinkiger Rohmilchbrie, den ich fast vergessen hätte, wenn ich nicht jetzt gerade an ihn denken müsste (sofern man ein Stück Stinkekäse im Kühlschrank jemals wirklich vergessen kann, normalerweise lässt er einen nicht). Heute Abend kommen die Mädchen, und statt jetzt schon in die Monatskarte unseres Stamm-Sushi-Ladens vertieft zu sein und zu grübeln, ob die Kombination aus rohem Thunfisch und Maronen wirklich so eine fabelhafte Idee ist, koche ich diesmal Risotto. Klar könnte ich nachher beim Einkauf für heute Abend eine schöne Rutsche Tiroler Speck mitnehmen. Jetzt, wo ich es schreibe - aber man kann nicht behaupten, dass es mir ein Riesenbedürfnis wäre. Die Frage ist, woran liegt es? Nutzt sich die Aufregung mit jedem Versuch ein bisschen ab, ist das einfach ein Gewöhnungseffekt? Oder habe ich gerade so viel anderen Kram im Kopf - wie geht's im Job weiter, das Tier und das Haus? Oder - und das wäre ein bisschen traurig - bin ich einfach im Grunde ziemlich sicher, dass ich auch diesmal wieder nicht für lange auf Rotwein, Sushi, rohe Steaks und Stinkekäse verzichten muss?

Übrigens müsst ihr nicht löchern, es gibt noch nichts Neues vom Haus. Dafür vom Geheimprojekt einen kleinen Rückschlag, aber dieses Geheimprojekt ist leider so beschaffen, dass ich erst davon erzählen kann und will, wenn es irgendwann klappt. Und das kann es immer noch!

Dienstag, 2. März 2010

Neues vom Tier

Heute Morgen hat Lili die unverzeihliche Sünde begangen, ins Bett zu pinkeln. Nicht in ihr eigenes, sondern in unseres. Ich war schon dabei, mich fertig zu machen für ihren barbarisch frühen Morgenspaziergang. L. hatte sie auf dem Schoß und wollte verhindern, dass sie sich die Wartezeit in irgend einer Ecke unserer Wohnung mit einem Pisch versüßt. Da hat sie sich scheinbar gedacht: warum in die Ferne pischen? und direkt an Ort und Stelle die Matratze durchweicht. L. ist stinksauer, und ich bin nach Mütterart "nicht böse, aber enttäuscht" und frage mich, was ich falsch gemacht habe?
Jetzt steht also ein Matratzenkauf an. Ich kann euch sagen, Hunde gehen ins Geld. So ungefähr eine IVF im Jahr kostet das Tier.

Anlass für mich, mir zu überlegen, was durch sie alles anders geworden ist.

Seit wir Lili haben,
- habe ich keinen Morgen länger als bis neun geschlafen. Genauer gesagt hab ich EIN mal bis neun geschlafen, sonst meistens so bis halb acht.
- wandern Nahrungsmittel, die auf den Boden fallen, sofort in den Müll. (Früher hing das davon ab, wie lange der Putztag her war. Außerdem davon, was genau da runtergefallen war und an welche Stelle.)
- trage ich meine Gummistiefel häufiger als vorher in den fünf Jahren, seit ich sie habe.
- habe ich plötzlich den Sinn einer Brille zusätzlich zu den Kontaktlinsen erkannt. Ein Mädchen kann sich morgens um halb acht in matschigen Klamotten auf eine eisige Wiese stellen, wenn sie die Zähne zusammen beißt. Aber sie kann nicht morgens um halb acht innerhalb von zehn Sekunden ihre Kontaktlinsen einsetzen. Dieses Mädchen jedenfalls nicht.
- lese ich die Zeitschriften "dogs" und "Landlust".
- bin ich bereit (und würde mich sogar drauf freuen), ins Grüne zu ziehen. Das heißt, an einen Ort, wo man öffentliche Verkehrsmittel braucht, um ins Kino oder zum Vietnamesen oder zu Starbucks zu kommen.
- greife ich mir in die Jackentasche auf der Suche nach meinem Telefon und hole stattdessen einen drei Tage alten Käsetortellini hervor. (Die Hundelehrerin sagt, Käsetortellini sind das Hundeleckerchen der Saison. Also gut.)
- stehe ich auf der Wiese und führe Unterhaltungen, in denen die Worte "die Hundelehrerin sagt" ständig vorkommen.
- sind meine Hausschuhe nicht mehr meine Hausschuhe, sondern unsere Hausschuhe.
- mache ich jeden Morgen die Augen auf und gucke in ein kleines Fellgesicht, das mich erwartungsvoll anstarrt.
- guckt mir jemand beim Duschen zu.
- hasst mich die Hässlette noch mehr als vorher schon, falls das überhaupt möglich war. (Die Hässlette ist unsere zauberhafte Nachbarin. Früher hat sie mich schon meistens nicht gegrüßt. Jetzt faucht sie, wenn sie mich sieht.)
- hatte ich erst eine Hundehose, dann noch eine, und inzwischen drei Hundehosen und vier Hundejacken. Die Nicht-Hundekleidung in meinem Schrank gerät langsam in die Unterzahl.
- ist das Abkürzungsthema in der Prioritätenliste ganz weit nach hinten gerutscht, genauer gesagt, dahin, wo derzeit auch Kleiderkauf, Zeitung lesen, Küchenschrank aufräumen und diverse Emails mit Jobbezug rangieren: ja, muss ich unbedingt machen, aber erst nach dem nächsten Spaziergang.
- fühlt sich Barfuß gehen in der Wohnung wie Urlaub an: egal, wie oft wir saugen, man hat immer noch Sand unter der Fußsohle.
- fühlt sich der Rest des Lebens sowas von gar nicht wie Urlaub an, dass man es nicht beschreiben kann. Wir sind müde. So müde. Aber gleichzeitig ist das alles auch sehr schön.

Montag, 1. März 2010

Die Woche im Überblick

Bin ich eigentlich die einzige, die froh ist, wenn die Olympiade vorbei ist? (Und kommt mir jetzt bloß nicht mit "das heißt nicht Olympiade, weil nämlich..." ich weiß, ich weiß.) Das Hübscheste daran waren die Titel bei Google und das diesmal ausnahmsweise schöne Olympiamännchen. L. sagt, es gibt Länder, in denen sollte die Olympiade immer ausgetragen werden. Kanada ist auf jeden Fall eins davon, während die USA oder China nie drankommen dürfen, weil sie alles mit ihrem patriotischen Tschingderassa totdröhnen. Aber jetzt ist die Zeit vorbei, in der ich vor dem Fernseher sitze und mich auf meinen Spielfilm freue, der in fünf Minuten beginnt, und mich schon in eine der wenigen Positionen gemuckelt habe, die auf unserem Sofa bequem sind, Tasse und Telefone griffbereit, alles perfekt - da kommt L., greift sich die Fernbedienung und plötzlich sehen wir Biathlon. Natürlich hab ich hier auch was zu sagen, und wir landen wieder beim Spielfilm, aber in jeder Werbepause sind wir wieder bei Biathlon, und bis ich in meinem Fernsehdämmer dran denke, dass inzwischen zwanzig Minuten vergangen sind, habe ich den halben Film verpasst.

Gut. Die Woche wird also olympiafrei. Was steht sonst noch an?
Ein Lieblingsmädchen kommt diese Woche zurück aus ihrem sechswöchigen Urlaub, und ich scharre schon ganz aufgeregt mit den Füßen und freue mich auf die mindestens zwei Verabredungen diese Woche.
Alte Freude gründen diese Woche ihre eigene Firma, und ich werde von dieser Minute an täglich auf die Nachricht warten, dass sie jetzt schon Unternehmen des Jahres, ach Quatsch, Welt-Unternehmen des Jahres geworden sind.
Wir hören vermutlich, hoffentlich, vom Besitzer des Hauses.
Ich höre mit großer Wahrscheinlichkeit von einem tollen, tollen Geheimnis, von dem hier schon lange nicht mehr die Rede war.
Weil nächste Woche Dienstag Ultraschall ist, bekommt die anstehende Rückübertragung diese Woche einen ziemlich realen Charakter und wird von einer Sache, die man vielleicht demnächst eventuell wahrscheinlich mal wieder angehen sollte zu einem konkreten Plan mit einem sehr konkreten Countdown, bis es so weit ist. Wobei ich nicht vergessen darf, dass es genau so gut sein kann, dass wir nach dem Ultraschall den Plan erst mal abblasen müssen, oder dass die Würmchen das Auftauen nicht überleben.
Und diese Woche beginnt zwar mit eiskaltem Nieselregen und gemeinen Windböen, aber doch mit März. Guter Monat, der März. Auch wenn heute noch kaum zu glauben ist, dass in zwei Monaten erster Mai ist und damit ein Tag, den viele viele Menschen im Freien mit Grillen und kalten Getränken verbringen, und zwar ohne Jacken mit Puschelkapuzen.
Genug übers Wetter geschrieben. Ich gehe Narzissen kaufen.

Stammtisch Nachtrag

Als erstes muss ich mich bei den beiden Mädchen entschuldigen, die da waren, weil ich wirklich innerhalb kürzester Zeit schrecklich, schrecklich betrunken war und dann auch nach Hause musste. Ich hoffe wirklich, es war nicht zu schlimm vorher, denn genau kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Das war schlimm, schlimm, und ich schäme mich ziemlich. Und als zweites muss ich die beiden, die sich außerdem angemeldet hatten, mal fragen, wo sie waren? Hm. Trotzdem bin ich sehr froh, dass zwei da waren, noch dazu zwei so fabelhafte Abkürzungsdamen, und ich hoffe, ich hab euch nicht vergrault. Nächstes Mal wird besser, versprochen (allein schon deshalb, weil ich dann nicht vorher schon am frühen Abend Sekt trinken musste). Die zwei anderen Damen, die schon beim Stammtisch waren, können bestätigen, dass ich normalerweise nicht das Sprechen verlerne.