Montag, 22. März 2010

Tage 3 und 4 mit Würmchen

Gestern sollte eigentlich der perfekte Tag werden. L. war zu einem Spiel seines merkwürdigen, aber niedlichen Sports gefahren, und es schien völlig klar, dass ich von elf bis zehn sturmfrei haben würde in der Heidehütte. Ich hatte Pläne. Und was für Pläne! Ich wollte unter anderem den ganzen Tag im Schlafanzug bleiben. Ich wollte mir Speckpfannekuchen zum Frühstück braten. Ich wollte vorm Kamin sitzen und Krimis lesen. Ich wollte Musik hören, eine zweistündige Haarkur machen und mir die Fußnägel lackieren. Ich wollte mit anderen Worten diese kleine Vorschau auf das herrliche Leben in meinem eigenen Zimmer, das mich demnächst erwartet, voll auskosten. Und ich lag gut im Rennen. Würmchen und ich haben wieder den Tag in Gummistiefeln und mit Teetasse auf der Wiese begonnen. Es nieselte, gut, aber Lili sprang trotzdem mit dem glücklichsten Hundelächeln der Welt um uns herum, wühlte sich durch nasses Laub, jagte Blättern hinterher, warf sich auf jeden Ast und schnüffelte überall nach dem Kaninchen des bescheuerten Hausmeisters, das der aus Bocklosigkeit einfach ausgesetzt und für tot erklärt hat. Nun irrt es alleine durch den Garten, kapiert nicht, dass es sein Ställchen nicht mehr gibt, und dieser Spacko kann sich nicht vorstellen, dass diesen perfekten Coup irgendwer durchschaut. Sein Plan geht insofern auf, als er jetzt wieder ungestört mit Bier vorm Fernseher sitzen kann und keinen Gedanken mehr an das Schicksal des Tierchens verschwendet, während wir, statt unbeschwert glücklich über die Freiheit von Lili zu sein, ein bisschen ängstlich hinter ihr herlaufen und uns schon mit einem zerfetzten Kaninchen zum Tierarzt rasen sehen - oder ihm mit der Axt den Gnadenstoß geben. Beides nicht schön. Blödmann.

Jedenfalls, der Bauch war wieder irgendwie anders, aber ich habe beschlossen, noch mindestens drei Tage lang nicht darauf zu hören und vor allem L. nicht mit meinen Ahnungen, Hoffnungen und Befürchtungen zu behelligen. (Ihr habt doch sicher alle schon mal diese Legende von dem Mädchen gehört, das nichts ahnt und dann eines Tages auf Toilette denkt, Mann, das ist aber auch eine Verstopfung, die ich da scheinbar hatte, und auf einmal, Rabäh, hat sie ein Baby und versteht die Welt nicht mehr. So in die Richtung wollen wir uns jetzt orientieren. Jedenfalls im richtigen Leben. Das Internet bleibt davon unbeleckt.)

Der Tag ging also so seinen Gang. Um zwei hatte ich die Speckpfannekuchen gegessen, um drei das gebrannte-Mandel-Eis (sehr zu empfehlen), um vier brannte der Kamin, und um zehn nach vier kam L. pfeifend um die Hausecke. Das Spiel hatten sie ruckzuck gewonnen, und nun war er schon wieder da. Ihr müsst mir glauben, dass L. wirklich mein Lieblingsmensch auf der ganzen Welt ist. Er ist der tollste, beste, großartigste und so weiter. Aber dieses eigene Zimmer könnte jetzt wirklich langsam mal kommen. Ich habe große Sehnsucht danach.

Tag vier ist heute. Heute Abend sind wir zu einem dieser feudalen Abende eingeladen, mit dem der ältere Teil von L.s Familie seine Geburtstage feiert. Wir werden bei einem der besten Italiener der Stadt sitzen. Alle werden Ströme von Alkohol trinken, nur ich nicht und die Frau des Cousins, die nun jede Sekunde ihr Kind kriegen müsste. Sie hat ihren Grund für Apfelschorle deutlich sichtbar vorm Bauch. Ich dagegen... ach, was solls. Wenn jemand fragt, erzähle ich es eben. Dass ich mich entschieden habe, nun für immer trocken zu bleiben, weil doch irgendwann mal Schluss sein muss mit dem Teufel Alkohol.

Noch acht Tage bis zum Test. Jeder Tag, an dem kein Blut in meiner Unterhose ist, ist ein guter Tag.

3 Kommentare:

  1. Liebe Flora
    Dein blog für mich Suchtfaktor zur Zeit, aber bin sonst auch noch auf Niemanden gestoßen, der am gleichen Tag wie ich -hoffentlich,hoffentlich,hoffentlich - sein Glück transferiert bekam. Das mit dem Bauch kann ich auch wieder genau nachvollziehen. Der fühlt sich wirklich anders an. Aber das kann auch Nachwirkung der Hormone sein, soweit ich gegoogelt habe. Ausserdem - auch das habe ich von Google und ich wünschte wieder ich wäre entspannt genug, Google nicht zu befragen - lese ich, dass die meisten, bei denen geklappt hat rein gar keine Veränderung bemerkt haben... Na ja, anyway, wir sind bald schlauer! Meinereiner in 10 Tagen. Bis dahin bin ich ein nervliches Wrack, so sehr ich auch versuche, es locker zu nehmen. Und es wäre wirklich lieb von Deinem Würmchen, wenn es mir am 30. mit guten Nachrichten Mut macht! Hoffe, Du hast einen entspannten Abend und kannst möglichst viel an anderes denken !! Liebe Grüße Y.

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  2. ..Dein blog "hat" Suchtfaktor...sollte es heißen. Ich hab nix gegen Prädikate, Y.

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  3. Ich hoffe Du musstest kein Kaninchen erlösen. Ich musste letztes Jahr einem Vogel mit einem Spaten den Garaus machen, das hat mir schon gereicht bei einem Kaninchen würde ich völlig durchdrehen. Meine blöde Katze wollte unbedingt mal ein paar Vögel fangen nur geschmeckt haben sie ihr nicht. Von den Mäusen bleibt zum Glück nie viel übrig.

    Meine Daumen für Dein Würmchen sind gedrückt. Ich lasse mir im April erstmal ein paar Zellen von meinem Mann unter die Haut spritzen und vielleicht klappt es ja dann doch noch ganz von alleine nach 3 erfolglosen IVFs. Zum Einfrieren sind meine Würmchen leider nie geeignet. Jedenfalls Toi Toi Toi, Susann

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