Samstag, 20. März 2010

Tag zwei mit Würmchen

Morgens um halb acht wird der Hund wach, zehn Sekunden später ich. Und zwar davon, dass der Hund das Hosenband meines Schlafanzugs zu fassen kriegt und aus Leibeskräften zieht. In der Heide brauche ich immer ein paar Momente, bis ich weiß, wo ich bin. Und heute brauche ich zusätzlich ein paar Momente, bis ich weiß, was los ist: ich hab Bauchweh. Kein "ich Kriege meine Tage"-Bauchweh, sondern ganz normales. ("Schwangerschaftszeichen, Schwangerschaftszeichen!" versuche ich NICHT zu denken.) Ich tapse die Treppe runter ins Wohnzimmer, wo die Birkenklötze von gestern Abend im Kamin zu einem Häufchen Asche zerfallen sind, und lasse den Hund draußen den ersten Pisch des Tages machen. Dann gehen wir wieder rein, ich koche Tee, und auf zum zweiten, ernster gemeinten Rundgang durch den Garten. Es nieselt, aber es ist warm genug, um es auch im Wind mit kurzem Schlafanzug und Gummistiefeln und einer heißen Tasse Tee gut auszuhalten. Ich stapfe über die matschige Wiese und erwische mich auf einmal dabei, wie ich Würmchen die Welt erkläre. Das ist Wind, das sind Bäume, das ist unser Hund. Und hier sind wir am Wochenende, wenn wir es hinkriegen. Hier hat der Hund heute Nacht eine prächtige Wurst gemacht, die werfe ich naccher noch mit einer Schippe in den Wald, denn Merk dir: wenn man da reintritt, stinkt es, und mit Pech sind die Schuhe hinüber.

So lange Würmchen noch keine Haarfarbe und keinen anderen Namen hat, fühlt es sich fast an, als wäre Würmchen gleich Würmchen. Als wäre das Würmchen vom Sommer nur für eine Weile weg gewesen, hätte im November noch eine Stippvisite eingelegt und wäre jetzt wieder da fürs Erste. Gleichzeitig fühle ich mich, als würde ich das Sommerwürmchen verraten, wenn ich jetzt so einfach zur "ich plus eins"-Tagesordnung übergehe. So stromern wir durch den Garten, der Hund, das Würmchen und ich, ich sammele ein paar trockene Tannenzapfen ein, um heute Abend das Feuer wieder anzumachen. Und als die Tasse leer ist, gehen wir wieder ins Haus.

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