Montag, 30. November 2009

Ich bin auf 280.

Es tut mir so leid, hier ausgerechnet zur Essenszeit mit solchen widerlichen Details zu kommen, aber ich möchte, dass hier niemand mehr in der Illusion lebt, aus mir würden stündlich einige Tröpfchen Blut rinnen. Nein, da kommt eine Menge. Und nicht nur Blut, wenn ihr versteht, was ich meine. Was auch immer sich da in den letzten Wochen dank Crinone oder Estrifam aufgebaut hat, hat gerade die Koffer gepackt.

Als ich also heute morgen vor der Rezeption in der Klinik stand und die Sprechstundenhilfe mir erklärte, das müsste aber noch gar nichts heißen, und als ich gerade eure zauberhaften Kommentare gelesen habe, habe ich eher mitleidig gelächelt. Ihr seid so süß, aber ich habe rote Klumpen in der Hose, mein Endometriose-Unterleib krampft, und ich würde eine Menge dafür geben, wenn ich jetzt einfach eine Ibuprofen schlucken dürfte. Schwanger-trotz-Periode ist für mich inzwischen zu einem Teil der Kinderwunsch-Folklore geworden. Und eigentlich habe ich mir mehr aus Gutmütigkeit eine Progesteron-Spritze geben lassen und brav meinen Arm hingehalten, um noch mal Blut da zu lassen.

Und jetzt kommt gerade der Anruf: Progesteron-Werte sind viel zu niedrig, und das könnte eine Erklärung für die Blutung sein. Aber HCG steigt an. Heute habe ich auch erfahren, dass der Wert am Freitag bei 68 lag (eher schlapp), heute aber bei 280 ist. Und Freitag muss ich wieder hin.

(Von der Progesteron-Spritze erzähle ich morgen mal. Die war lustig.)

Ich weiß nicht, was ich hoffen soll. Aber ich weiß, was ich nicht hoffe: dass sich das hier zu einer jetzt noch bekloppteren Version meiner ersten Schwangerschaft entwickelt. Entweder, im Laufe der nächsten Wochen - und damit meine ich nicht sieben bis acht Wochen, sondern ein bis zwei Wochen - normalisiert sich alles, und ich darf einfach ganz normal schwanger sein. Meinetwegen mit Gurken und Schokolade, auch mit Spucken am Morgen und Heulerei, aber bitte, bitte nicht wieder mit wochenlanger Dauerperiode. Bitte.

Oder, die nächste Untersuchung (Freitag, viertel nach acht. Na Danke.) lässt mich vom Haken und ergibt, dass es diesmal nichts geworden ist. Ich verspreche, ich wäre weder enttäuscht noch böse noch von Selbsthass zerfressen. Ich würde mich einfach darauf konzentrieren, den Job zu bekommen und die restlichen Wochen bis Januar nach Kräften zu genießen. Mit Weihnachtsmarkt, Krimi auf dem Sofa, Spaziergängen, Kochen, Rotwein und Freunden.

Sonntag, 29. November 2009

Wie fühlt man sich so als Dings?

Ihr könnt die Luftschlangen wieder einpacken. Samstag waren schon zwei Tröpfchen Blut in der Unterhose. Dann wieder nichts, und ich dachte schon, ich bin wieder außer Gefahr. Bis ich heute Morgen mit Regelschmerzen aufgewacht bin und im Halbschlaf noch das Mantra "Crinone-Nebenwirkungen, Crinone-Nebenwirkungen" innerlich vor mich hingeleiert habe. Dann bin ich irgendwann aufs Klo gegangen und habe festgestellt: nichts Nebenwirkungen. Ich habe geblutet, und zwar kräftig, das ließ sich mit keiner Nebenwirkung der Welt wegleugnen.

Das hat mein sowieso schon ziemlich einfallsreicher Unterleib super hingekriegt: zwei Tage sitze ich zwischen meinen Freunden und nippe am Mineralwasser, und in dem Moment, in dem der Spaß vorbei ist, ist Entwarnung.

Nicht, dass ich hier den Eindruck mache, eine verpasste Sektsause wäre gerade meine Hauptsorge, all der schöne pinke Alkohol. Aber ich habe keine Ahnung, was jetzt passiert. Denn inzwischen hat es schon wieder aufgehört. Morgen um halb zehn habe ich meinen Termin in der Klinik, Blut raus, Progesteron rein. Aber ich werde morgen so früh wie möglich da anrufen und versuchen, noch einen Spontantermin bei meinem Arzt zu bekommen. Ich kenne die Blutshow ja schon vom letzten Mal, am Ende macht er einen Ultraschall und stellt fest, dass die Blümchen immer noch an Ort und Stelle sitzen. Oder er sagt wenigstens, dass wir das mit dem Progesteron erst mal lassen können.

Ich will gar nicht jammern. Aber wieso geht es nicht mal ohne Terz? Wieso war der blöde Test nicht einfach negativ? Und wenn er schon positiv war, wieso kann es dann nicht einfach mal ohne Zicken gehen? Und zwar am liebsten neun Monate lang? Letztes Mal waren wenigstens die ersten drei Wochen nach dem Test ohne blutige Zwischenfälle.

Harrrrgh.

Freitag, 27. November 2009

Wie die katholischen Karnickel.

Schwanger. Ich fasse es nicht.

Mein Wert ist zwar "ziemlich gut", aber "zur Sicherheit" machen wir weiter mit Estrifam und Crinone, und ab naechster Woche bekomme ich zwei Progesteron-Spritzen (falls ich das mit miesem Empfang im dicksten Wochenend-Verkehr richtig verstanden habe) woechentlich. Erscheine ich euch zu cool und abgeklaert? Dieser Blog bietet noch nicht die Moeglichkeit, dass man beim lesen z.B. ueber die Schriftfarbe erkennen kann, wie ich mich fuehle (so wie bei Kraken), aber ich kann euch versichern, wenn ich der Heultyp waere, wuerde ich jetzt heulen vor Glueck. Wuerde ich ehrlich!

Und dann hatte ich heute auch noch das bisher netteste Vorstellungsgespraech meines Lebens (und ich hatte schon Vorstellungsgespraeche... Anderes Kapitel.) Fuer einen Job ab dem ersten Januar. Kann mir das mal jemand so erklären, dass ich es verstehe, wieso das gerade jetzt passiert? Wo ich seit April mit viel Energie und finanziellem Aufwand versuche, schwanger zu werden?
Am Besten Spiele ich noch schnell Lotto. Scheint mir so ein Tag zu sein.

Donnerstag, 26. November 2009

Ich packe meinen Koffer und bin raus, mein Kind

Wieso denn schon wieder ein ganzes Wochenende in die Heide?
Weil wir da leben werden wie die Könige. Wir werden ein ganzes Wochenende lang vorm Kamin rumlungern, ich werde zwischendrin stundenlang am Herd stehen, wir werden auf der wii herumspacken und lesen, und entweder wir alle oder alle außer mir werden unseren aus dem Ruder gelaufenen Alkoholvorräten zu Leibe rücken. Das sind ja wohl Gründe genug. Aber bevor hier gejammert wird, L. nimmt sein iphone mit, und ich werde auf jeden Fall posten, ob das hier jetzt wieder ein Schwangerschaftsblog wird oder nicht.

Harrrrgh. Bin aufgeregt. Wenn auch - Ehrlichkeit muss sein - im Moment fast mehr wegen des Jobs als wegen des Tests. Denn inzwischen hat sich zentimetertief in meine Hirnwindungen eingegraben, wie wenig selbst ein positives Ergebnis zu bedeuten haben kann. Während ein Job so ziemlich alles, was in meinem Leben gerade nicht klappt, in Ordnung bringen würde. Was für einen herrlichen Dezember wir hätten, wenn ich wüsste, ab Januar geht es wieder los! Und was für einen mulmigen, nervösen Dezember, Januar und Februar wir hätten, wenn der Test positiv wäre!

Morgen und so

Mein erster Kindergarten war eigentlich kein richtiger Kindergarten, sondern ein Zusammenschluss von Eltern, die gemeinsam die Miete und die Erzieherinnen bezahlten. Ein richtiger Kindergarten wurde damals von der Stadt oder einer Kirche betrieben. In meinem Kindergarten führten wir Kinder ein fröhliches Hippieleben. Wir hatten Bücher und Puppen und Legespiele, aber niemand hatte etwas dagegen, wenn wir nicht damit spielten, sondern lieber auf Bäume kletterten oder uns mit Matsch bewarfen. Im Sommer waren wir fast durchgehend nackt und haben uns mit Schläuchen bespritzt. Die Erzieherinnen hatten Nerven wie Drahtseile und saßen, so weit ich mich erinnere, meistens entspannt zusammen und tranken Kaffee. Trotzdem passierte nie etwas Schlimmes - abgesehen vielleicht davon, dass zwei Jungs einmal zusammen in den Supermarkt liefen und einen ganzen Karton Capri-Eis rausschmuggelten, die Beute wurde hinterher unter allen Kindern aufgeteilt. Falls man solche Dinge unter "schlimm" verstehen will.
Aus diesem Kinderparadies habe ich mich leider selbst vertrieben. Denn meine Freundin bequatschte mich, zu ihr in den katholischen Kindergarten zu kommen, indem sie sich die herrlichsten Geschichten ausdachte, wie gut man es da hätte. Schwärmte ich von Gartenschläuchen, erzählte sie von Schwimmbädern mit Rutsche usw. Am Ende hatte ich meine Mutter ziemlich schnell so weit, denn der Hippie-Kindergarten war am anderen Ende der Stadt, und zu den Katholiken konnte ich notfalls zu Fuß gehen. Schon am ersten Tag dämmerte mir, dass ich einen grauenvollen Fehler gemacht hatte. Alle Herrlichkeiten, von denen meine Freundin mir erzählt hatte, waren erstunken und erlogen, und sie hatte noch nicht mal ein schlechtes Gewissen deshalb. An Matsch und Wasser war nicht zu denken, hier hatte man brav dazusitzen und mit Puppen zu spielen. Hatte ich mich dann endlich mit den Puppen abgefunden und so etwas wie einen Plot entwickelt, an dem ich entlangspielen konnte, war Schluss mit Puppen, und wir mussten Zack-Zack "an die frische Luft". Für renitentes Verhalten gab es eins hintendrauf. Einmal pro Woche kam der übellaunige Pfarrer und erzählte uns in einem schlecht beleuchteten Keller mit trostloser sakraler 70er-Jahre-Dekoration Geschichten aus dem alten Testament. Wir gruselten uns. Danach übten wir beichten. Nicht der Stoff, aus dem sonst Filme mit Nonnen und Kinderleid gedreht werden, aber trotzdem nicht schön. Und ich bin ganz sicher, dass ich mich später stärker hätte für die Kirche erwärmen können, wenn ich damals nicht ganz so oft hätte "Danke" singen müssen.

Viele der Mädchen, die damals mit mir im Kindergarten waren, waren später auch mit mir in der Schule, und deshalb weiß ich, dass sie in meiner Heimatstadt wohnen geblieben sind und jetzt selbst Kinder haben. Und beim letzten Abitreffen, zu dem ich mich geschleppt habe, haben ein paar schon erzählt, dass ihre Kinder jetzt einen Platz im katholischen Kindergarten hätten. "Wisst ihr noch?" fragten sie mit leuchtenden Augen. Ja, weiß ich noch ziemlich gut. Bin ich die einzige, die es da grässlich fand? Oder haben die anderen das vergessen? Hatten die Hippies meine Standards versaut?

Egal, wie dieser Test morgen ausgeht und was für Wunder und Schrecken der Ultraschall-Schirm danach für mich bereit hält: ich hoffe inständig, dass ich nie vergesse, was ich als Kind geliebt und was ich gehasst habe. Und dass ich niemals aus irgendwelchen verschwurmelten Gründen denke, ich müsste meine Kinder zu etwas zwingen, was mir "ja schließlich auch nicht geschadet hat". Damit meine ich nicht, dass meine Kinder keine Hausaufgaben machen müssen oder zu jeder Mahlzeit Mohrenköpfe bekommen. Aber sie werden nicht mit einem müffeligen Priester in einem Keller sitzen und gezwungen werden, schon mal zu üben, ihm ihre Sünden zu beichten. Frische Luft, allerdings.

Mittwoch, 25. November 2009

Lasst mich noch mal kurz meinen Kopf sortieren.

Also, entweder, ich bin schwanger und kriege den Job nicht. Dann habe ich entweder die Möglichkeit, mich wie irre um das nächste Gespräch zu bemühen, so dass ich möglichst noch anderswo unterkomme, bevor mein Bauchnabel nach außen geploppt ist oder jede Sekunde die Fruchtblase platzen kann. Problem dabei ist, dass ich mich ja jetzt schon wie irre bemühe, noch irreres Bemühen würde dazu führen, dass ich mit beschrifteten Gleitschirmen über den Firmengebäuden zukünftiger Arbeitgeber kreise oder wildfremden Personalchefs Sushi liefern lasse. Oder aber, ich stecke es für diesmal und freue mich auf eine aufregende Karriere, nachdem das Kind geboren und abgestillt ist. Oder, ich bin zwar schwanger und joblos, aber kann weiterhin darauf hoffen, dass die Auftragslage auf dem freien Markt jede Sekunde anzieht, und dann ist hier aber was los!

Möglichkeit zwei wäre, dass ich schwanger bin und den Job kriege, als lebender Beweis dafür, dass man eben doch alles haben kann. Dann fange ich da an und habe von der ersten Sekunde an ein schlechtes Gewissen, auch wenn ich streng genommen während des Vorstellungsgespräches noch keine Ahnung hatte (Test um neun, Gespräch um halb elf, Anruf Klinik zwischen zwei und drei. Siehste? Ich hatte ja KEINE AHNUNG...). Und in diesem Fall wäre der Job besser großartig und die Kollegen das Tafelsilber der Hamburger arbeitenden Bevölkerung, denn sonst gehe ich nach der Geburt jeden Tag weinend zur Arbeit. ("Was will die Frau eigentlich?" Ich hasse Menschen, die immer alles ganz genau wissen, und zwar sofort.) Oder ich fange an und drücke mich wochenlang um Firmenparties, und dann habe ich irgendwann wieder eine Fehlgeburt und bin froh, dass ich vorher niemandem was erzählt habe.

Möglichkeit drei: ich kriege den Job und bin nicht schwanger. Darüber mache ich mir keine Gedanken, das kenne ich aus über acht Jahren unschwangerer Berufserfahrung. Das klappt, da weiß ich Bescheid!

Möglichkeit vier: nicht schwanger, kein Job. Nu hör aber auf.

Wieso muss eigentlich immer alles gleichzeitig passieren?

Mutti Mutti, Lulu hat Bommel gefressen

Inzwischen sind noch ein Kerry Blue Terrier (Kenner erinnern sich an Lulu aus "Ich heirate eine Familie") und ein Boxer im Gespräch. L. sagt, wir ziehen aufs Land und nehmen sie alle. Wir werden sehen.

Meine Tage habe ich immer noch nicht. Ich wache zwar jeden Morgen mit dem Gefühl auf, es wäre so weit, aber das legt sich dann in den ersten Minuten nach dem Aufstehen. Und dann bekomme ich heute auch noch einen Anruf und habe am Freitag ein Vorstellungsgespräch. Das wird ein heißer Tag: Schwangerschaftstest, Jobgespräch und Schwangerschaftstestergebnis innerhalb von weniger als sechs Stunden. Wobei ich wieder mal ganz froh bin, dass nun die Aussicht auf einen Job, den ich vielleicht sogar haben will, dazwischenfunkt. Ist doch schön, wenn ein bisschen Normalität einkehrt und es bei mir genau so irre zugeht wie bei anderen Frauen, die fluppende Eileiter und keine Myome haben. Und das Gute an diesem potentiellen Arbeitgeber ist, dass ich da kein schlechtes Gewissen hätte, wenn ich ihn nach relativ kurzer Zeit für ein Weilchen hängen lassen müsste. Der könnte das verkraften.

Dienstag, 24. November 2009

Billi ließ sich nur von hinten fotografieren

Deshalb hier ein Netzbild, das ihm ein bisschen ähnlich sieht.

So sieht Billi ungefähr aus, nur die Haare sind kürzer, und wenn er jemals ein Spängchen tragen sollte, wäre das ein ganz übler Scherz.



Diese Sorte Hund ist also Billi.

Nun zum Vergleich ein Bild von einem Hund, der eher MEINE Sorte Hund wäre:



Dieser Hund sitzt im Moment ebenfalls in einem Tierheim, und zwar, so unfassbar es klingt, genau dieser Hund und keiner, der ihm irgendwie ähnlich sieht.

L. sagt, dieser Hund würde mir die Haare vom Kopf fressen. Und mit 80 cm Rückenhöhe wäre er imstande, mir tatsächlich die echten Haare vom Kopf zu fressen, wenn er mit den sprichwörtlichen Haaren fertig ist.
Ich sage, die würden uns mit einer Etagenwohnung niemals so einen Hund mitgeben, da könnte ich ihnen sonstwas davon erzählen, wie gern ich stundenlang auch bei Schietwetter spazieren gehe und jogge und dass die schönsten Parks Hamburgs direkt um die Ecke sind.
So ziemlich jeder, der mir einfällt, würde sagen, ich bin bekloppt.

Harrrrrgh. Ein Glück hab ich wenigstens bei Kindern keine Wahl. Was unten rauskommt, wird behalten und großgezogen.

Billi

Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich vor einer Weile hier überlegt habe, ob wir uns nicht einen Hund kaufen sollten. Nicht als Ersatzbaby oder als Ersatzirgendwas, sondern einfach so. Es erscheint mir für uns fast natürlicher und selbstverständlicher, einen Hund zu haben, als keinen zu haben. Ich liebe Hunde, L. liebt Hunde, so viel Zeit wie im Moment hatten wir noch nie, die Tierheime platzen aus allen Nähten. In eins davon sind wir gefahren. L. hat mich schon beim Aussteigen aus dem Auto gewarnt, dass das jetzt vielleicht ziemlich schlimm werden würde. War es auch für viele Hunde. Einerseits hätte ich gerne alle mitgenommen, den alten Jochen mit seinen trüben Augen, Kampfhundmischling Freya (hat die Nazis oder Wagnerfans gehört? Ich fürchte, ich fürchte...) die ja auch nichts dafür kann, und die vielen, vielen Schäferhundmischlinge, die es da noch viel häufiger gibt als Kampfhunde. Es gab sogar einen Dalmatiner, der aber scheinbar einen gewaltigen Rappel hatte. Und dann gab es Billi. Billi ist so ein kleiner wuscheliger Hund, ein bisschen so wie das Köterchen aus der Cäsar-Werbung, nur größer. Billi hat trotz seines niedlichen Äußeren seine Vorbesitzer massakriert, und das war dann das Ticket ins Tierheim. Jetzt sitze ich hier mit meinem Karo Kaffee und habe eine kleine Diashow im Kopf: klick - Billi friedlich zusammengerollt am Fußende meines Bettes, im Schlaf knurrt er ein bisschen mit seiner Hundepiepsstimme. klick - Billi, der meine lieben Gäste in einer Ecke der Küche zusammengetrieben hat und in Schach hält. klick - Billi in der Hundeschule, wer hätte gedacht, dass unter diesem Wuschelpelz eine Art Komissar Rex steckt? klick - Billi macht Hack aus unserem Baby.
Mal davon abgesehen, dass er beißt ("womit denn?" hat L. zu Recht gefragt), ist das eigentlich überhaupt nicht meine Sorte Hund. Meine Sorte Hund ist groß, damit fängt es schon mal an. Meine Sorte Hund hat eine tiefe, melodiöse Stimme, lässt sich kräftig auf den Rücken klopfen und hat ein kluges Gesicht. Meine Sorte Hund ist kein Hündchen mit Aufmerksamkeitsstörung, und sie ist mehr als nur niedlich. Aber irgendwie -

Naja. Wir werden sehen. Heute geht es ins zweite Tierheim, und Billi wird übermorgen vermutlich auch noch zwischen seinen traurigen Kumpels sitzen und auf uns warten. (Bildet euch nicht ein, dass das Tier an uns denkt. Wir waren zwar fast eine Stunde mit ihm draußen spielen, aber ich stelle mir angesichts seines putzigen kleinen Gesichts vor, dass über seinem Kopf eine Denkblase mit einem großen Gummihamburger mit Quietscheffekt schwebt. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.)

Und meine Tage habe ich auch noch nicht.

Montag, 23. November 2009

Willkommen in der lahmarschigsten Achterbahn der Welt

Heute Nacht liege ich noch da und denke: was ist das denn, so ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch - das kann doch wohl nur...
und heute morgen wach ich auf und habe Regelschmerzen.

Abwarten. (Was kann man sonst von einer Warteschleife auch groß erwarten?)

Sonntag, 22. November 2009

Großmutter, warum kneifst du den Po so zusammen?

Was hab ich gesagt? Elf Uhr, und bisher muckst sich nichts. Und das, obwohl wir gestern ganz friedlich waren und der Pro-Kopf-Verbrauch an blubbernden Getränken bei ca. einer Flasche pro Kopf lag.

Und ich hab es wieder getan, obwohl ich doch nicht wollte. Nach den ernüchternden Erfahrungen mit Light Live-Sekt alkoholfrei, Light Live-Weißwein alkoholfrei und Light Live-Rotwein alkoholfrei habe ich gestern im Supermarkt zu Rotkäppchen alkoholfrei gegriffen. Denn wenn ein Getränk damit wirbt, dass man damit "dazugehört", dann hebt der Gutgefundenwerdejunkie in mir die Hand. Außerdem dachte ich: von der Firma Light Live hab ich noch nie gehört, aber Rotkäppchen müsste immerhin wissen, wie ein einigermaßen trinkbarer Sekt schmecken sollte. Und falls sie es im Dazugehör-Labor mal für ein paar Minuten vergessen, können sie sich ja nebenan im Dabeisei-Labor einen Pappbecher borgen und sich auf Schiene bringen.
So leid es mir tut - ich würde mir so wünschen, dass Rotkäppchen den vielleicht-schwangeren und schwangeren und stillenden Frauen der Welt einen genau wie echt schmeckenden Pseudosekt geschenkt hätte. Aber so ist es nicht. Rotkäppchen hat den Frauen der Welt ein Getränk geschenkt, das wie eine danebengegangene Weingummi-Schorle schmeckt und von dem man eine Stunde später pupsen muss wie von einem Topf Grünkohl. Das kann es doch auch nicht sein! Natürlich, wenn die anderen Damen bis dahin jede zwei Flaschen getrunken hätten und entsprechend in der Stimmung sind, sich über Pups-Scherze und Pups-Anzünde-Scherze zu freuen, dann klappt es mit dem Dazugehören. Aber sonst -

Andererseits kann ich auch nicht sagen, ich wäre ausgegrenzt oder sogar gedisst worden. Das ja nun auch nicht.

Fazit: ich kann euch ja wohl kaum davon abhalten, es mal auszuprobieren. Aber dann sucht nach dem letzten Glas das Weite und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

Freitag, 20. November 2009

Wagen schieben, Flunsch ziehen

Jetzt in einer Woche weiß ich Bescheid. Zu dem Zeitpunkt werde ich wahrscheinlich schon in der Heide sitzen, genau da, wo der Handyempfang am allermiesesten ist, und werde zwar nur Bruchstücke von dem mitkriegen, was die Klinik mir sagen will, aber ich hoffe, das Wesentliche kommt durch. Und ein paar Stunden später kommen dann meine Freunde nach, und dann wird sich entschieden haben, ob Flörchen Wasser oder Rotwein zum Essen bekommt.

Ich hab immer noch Rückenschmerzen.

Au Backe.

Vor lauter Zielerreichungsgejapse verliert man ja manchmal ein bisschen aus den Augen, worum es dabei geht. Im Moment lautet das oberste Ziel Schwangerschaft. Dass aus einer Schwangerschaft, wenn alles gut geht, eines Tages mal ein Baby wird (oder sogar zwei) ist zwar selbstverständlich, aber ich vergesse es trotzdem manchmal. Dann sind da die Momente, in denen es mir wieder einfällt, und dann kann mir schon ein bisschen mulmig werden. Jetzt wird es ernst: Schluss mit Rumgehopse nachts um drei, Schluss mit diesem herrlichen Gequarze (vorerst jedenfalls) und Schluss mit ausschlafen.

So ein Blödsinn. Gar nichts wird ernst. Deine Chancen stehen diesmal bei unter 20%. Entspann dich.

Heute habe ich wieder ganze Rudel von jungen Müttern gesehen. Die Glückspilze! Aber zum ersten Mal seit langer Zeit ist mir aufgefallen, dass die meisten davon nicht besonders strahlend und glücklich aussehen. Man sollte meinen, sie tanzen den ganzen Tag mit einem Lied auf den Lippen durch die Straßen und stecken fremden Passanten Blumen zu. Tun sie aber nicht. Wieso nur? Wenn ich wieder mal eine sehe, werde ich sie vielleicht fragen.

Morgen früh breche ich auf nach Berlin. Genauer gesagt, in eine Wohnung mit Internet. Und nachdem ich die einzige sein werde, die Samstag Abend nichts trinken kann, stehen die Aussichten gar nicht so schlecht, dass ich Sonntag Morgen ein bisschen Zeit totzubloggen habe. Vielleicht wird es sogar Fotos geben, wer weiß?

Donnerstag, 19. November 2009

Wir mussten damals für unsere Estrifam ja noch acht Stunden durch den Schnee marschieren

Soll niemand sagen, wir IVF-Patientinnen wären verwöhnte Biester, die grundsätzlich eher andere für sich machen lassen, und so eben auch bei der Vermehrung eine Horde Ärzte in Trab halten. Heute morgen zur Estrifam-Zeit stellte ich fest, dass in meiner Nachfüllpackung Estrifam plötzlich rot ist statt blau. Und das lag daran, dass die Apothekerin von schräg gegenüber mir vorgestern die falschen Pillchen mitgegeben hat. Also bin ich im Nachthemd in meine Jeans gestiegen, habe meine ollste Jacke übergeworfen und bin da schnell noch mal auf einen Sprung vorbeigegangen. Dachte ich. Denn es zeigte sich, dass nicht nur diese Apotheke die richtigen Pillchen nicht dahatte, sondern auch sämtliche Apotheken im näheren und weiteren Umkreis. Als sie endlich eine Apotheke am Telefon hatten, die Estrifam auch in blau führte, war die zwei Stadtviertel weiter. Liebe Leserinnen, seid nicht zu schockiert, aber hier sitzt eine, die heute schon anderthalb Stunden ohne Unterhose oder Frühstück durch die Stadt gelaufen ist, nur um sich fortzupflanzen.

Mittwoch, 18. November 2009

Heute basteln wir uns ein Warteschleifchen

Das Bemerkenswerte ist übrigens nicht, dass da acht Kinderwagen waren. Sondern das Bemerkenswerte ist, dass ich, falls es nur zwei gewesen wären, das sofort wieder vergessen hätte und mir ein neues Zeichen ausgedacht hätte.

Heute schleppe ich mich schon den ganzen Tag mit Schmerzen im unteren Rücken herum. Die fingen gestern Nachmittag langsam an und waren heute morgen doppelt so schlimm. Und in diesem ganzen irre vagen und von Mythen und Blödsinn regierten Schwangerschaftskosmos spielen Rückenschmerzen doch bestimmt eine Rolle, oder? Die könnten doch am Ende eine dieser Sachen sein, wegen derer man zum Arzt geht und sich schon sonstwas ausmalt, und dann kommt der Arzt zurück in den Raum, sieht einen väterlich an und sagt "Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger". Zwar habe ich eisern beschlossen, an so einen Quatsch nicht zu glauben, aber jeder hat lieber ein Horoskop, in dem steht "heute gehört ihnen die Welt" als eins, in dem es heißt "Vermeiden sie heute übereilte Entscheidungen", selbst wenn er so ein Horoskophasser ist wie ich.

So bin ich eben mit Rückenschmerzen herumgeschlufft und habe mir ein bisschen, ein ganz kleines bisschen ins Fäustchen gelacht.

Bis mir einfiel, woher die Rückenschmerzen kommen. Woher denn?
Reichlich blöde Frage von einer, die einen ganzen Tag lang mit zwei halbmeterdicken Kissen unterm Po im Bett lag.

Falls es geklappt hat, müssten sich heute die Blümchen einnisten.
Falls nicht, bekomme ich vermutlich nächsten Donnerstag Regelschmerzen und Freitag meine Tage.
Und egal, ob es geklappt hat oder nicht, in zweieinhalb Stunden gibt es Lammschulter mit Knoblauch und Rosmarin. Immerhin ist darauf Verlass.

Dienstag, 17. November 2009

Geht mir weg mit Statistik, ich hab das Kinderwagenorakel

Vor ein paar Jahren war ich mit O. zusammen. (Jedenfalls habe ich ihn vor ein paar Monaten mal so abgekürzt und muss jetzt wohl dabei bleiben. Ich musste allerdings gerade meinen halben Blog nach der korrekten Abkürzung durchforsten. Denn nach alter Internet-Etikette ist es ja verboten, seine Exfreunde mit rekonstruierbarem Namen in seinem Blog zu verbraten. Gott, wie viel anstrengender das Leben ist, wenn man es sich mit niemandem verscheißen will, selbst mit denen nicht, die es sich längst mit mir verschissen haben. Also, O.) Irgendwann hat er dann Schluss gemacht, was sicherlich zu unserer beider Vorteil war. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann hatte ich in den Wochen vor dem Ende selbst schon das eine oder andere Mal gedacht, ob es das jetzt sein kann, diese Riesensache, von der alle angeblich träumen? Trotzdem war es hart, als es vorbei war, und zwar wohl auch deshalb, weil dieses Ende unter so dermaßen katastrophalen, demütigenden, bizarren und lächerlichen Umständen kam. Ich hatte ziemlich lange zu knabbern. Und eine nicht unerhebliche Zeit lang hatte ich einen kleinen Tick, von dem damals noch nicht mal meine Freundinnen wussten: wenn ich zur Arbeit gefahren bin, dann habe ich unterwegs gezählt, wie viele Autokennzeichen aus seiner Heimatstadt ich gesehen habe. Waren es mehr als zehn, dann dachte ich: alles wird wieder gut, ihm fällt ein, wie gewaltig seine Neue gegen mich abstinkt und was für einen schrecklichen Fehler er gemacht hat, und wir kommen wieder zusammen. (Ich wusste damals eben noch nicht, dass "alles wird gut" und "wir kommen wieder zusammen" einander ausschließen und nichts im gleichen Satz zu suchen haben.) Waren es weniger als zehn, dann habe ich das beiseite gefegt und mich auf das nächste Autokennzeichenorakel konzentriert.

Vorhin habe ich wieder mal eine meiner Google-Ausnahmen gemacht und nachgelesen, welche Erfolgschancen grob übern Daumen so ein Auftauzyklus hat. Die einzige Studie, die auch wirklich eine Studie war und nicht irgendwelcher Forenquatsch und die unter den ersten zehn Treffern war, kam auf entmutigende 14 erfolgreiche Geburten bei 140 untersuchten Fällen. Zehn Prozent, das ist nicht viel. Vielleicht gibt es ja bessere Zahlen, aber eigentlich bin ich ganz froh, wieder ein bisschen mehr Bodenhaftung zu haben mit meiner Vibrations-Hysterie, die besseren Zahlen will ich also gar nicht wissen, macht euch nicht die Mühe, mir irgendwelche Links zu schicken, das ist alles ganz gut so. Trotzdem hatte ich gerade einen Rückfall. Als ich von meinem Mini-Raubzug in den Supermarkt kam (wer darf ab sofort die Lücke des abendlichen Weinchens einnehmen? Bist du es, Bio-Möhrensaft? Oder du, Nacho-Cheese-Chip mit Chilidip? Wir werden sehen, wer das Rennen macht.), habe ich gedacht: wenn ich jetzt auf dem kurzen Heimweg (und Umwege gilden nicht) mehr als drei kleine Kinder sehe, dann klappt es. Und wisst ihr, wie viele Kinder ich gesehen habe? Auf einer Strecke von ca. 600 Metern? Acht.
Kinderwagenorakel, was wirst du mir morgen verkünden?

Radaubrüder

Der Tag im Bett war gestern, heute hat er damit angefangen, als erstes die Küche aufzuräumen, mir einen Tee zu kochen (nicht schwarz und noch nicht mal grün), während das Wasser warm wurde, mir mein Crinone-Röhrchen reinzudrücken, und erst mal zu gucken, was in meinen Mailboxen so los war. Bevor ihr fragt: nichts mit Jobbezug. Ich werde langsam, aber sicher wahnsinnig. Zumal der Plan ja eigentlich mal war, wieder unter Dach und Fach zu sein, bevor ich ein zweites Mal schwanger bin und es mir mit meinem Arbeitgeber und dank seiner Geschwätzigkeit mit noch sämtlichen anderen verscherze. Meine Oma sagte Samstags am Kaffeetisch zu mir: "einen Job suchst du dir aber erst mal nicht. Du musst jetzt erst mal ein Kind kriegen." Ach, Oma. Wenn es ganz blöd läuft, komme ich auf die Art in dein Alter, bis ich das nächste Mal wieder ran darf.
Es liegt auch nicht an mir. Es liegt an den Zeiten. Das ist zwar nur ein schwacher Trost, aber immerhin ein Trost. Im Moment stellt in meinem Beruf niemand irgendwen an.

Nun habe ich für heute wieder genug gequengelt. Damit zu einem Thema, über das andere im Netz gerne quengeln: Crinone scheint mir ziemlich unbeliebt zu sein! Manche fluchen über den Preis. Dazu kann ich nichts sagen, billig ist es nicht, aber ich weiß nicht, wie dieser Preis zustande kommt und bin deshalb dazu lieber fein still. Eine ganze Menge fluchen aber auch darüber, dass es schwierig anzuwenden wäre. Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass eine Frau sich beschwert hat, nachdem sie das Gel wie befohlen bergab geschüttelt hat und die Kappe abdreht, würde das Gel wild herausspritzen, und sie hätte keine Ahnung, ob der klägliche Rest noch als Dosis reicht. Das ist mir noch nie passiert, und ich schüttele kräftig. Was mir schon mal passiert ist, war ein winziges, zwei Milimeter langes Gelwürstchen, das nach dem Öffnen aus der Öffnung hervorlugt. In den meisten Fällen konnte ich das immer noch an Ort und Stelle bugsieren. Einmal nicht, und da - muss man erst mal drauf kommen! - habe ich, nachdem ich das Luftkissen leergedrückt hatte, mit dem man die Dosis sonst rausschiebt, noch ein bisschen auf dem Stift herumgedrückt, um noch den ein oder anderen Rest rauszuholen. Nebenwirkungen: bei mir null. Und ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, gestern habe ich mir einen Ruheraum nach der Rückübertragung mit einer Frau geteilt, die sagte, die einzige Nebenwirkung bei ihrer IVF wäre die Übelkeit vom Doxyzyklin gewesen, während die Hormone ihr alle gar nichts getan hätten.

Ansonsten stehe ich vor einem kleinen Problem. L. hat mich nach der Fehlgeburt auf Knien darum gebeten, diesmal keinen Wind zu machen, bevor wir nicht wirklich in der sicheren Zone sind. Ich kann ihn verstehen, auch wenn ich finde, SO einen Wind habe ich eigentlich nicht gemacht. Weder habe ich die Kinderzimmereinrichtung geplant, noch habe ich mit Tränen in den Augen in Geschäften kleine Strampler an mich gepresst. Außerdem sorgt ein ganzes buntes Rudel kinderloser Freundinnen dafür, dass das Thema Kinder nicht überhand nimmt. Trotzdem, ich kann ihn verstehen, und er will mir ja auch nur Kummer ersparen.

Aber.

Bei allem Bemühen, auf dem Teppich zu bleiben, und bei allem guten Vorsatz, schön den 27. und den Test abzuwarten, diesmal hab ich ein merkwürdiges Gefühl. Schon als ich gestern die Klinik verlassen habe, war was anders. Und gegen Abend fing der Radau in meinem Bauch an. Nichts war unangenehm, aber ich hatte wirklich über Nacht ein paar mal das Gefühl, ich hätte mir ein Telefon mit Vibrationsalarm in den Bauch pflanzen lassen. Ich weiß schon, dass das keine wie auch immer geartete Aktivität der Zellblümchen auslösen könnte, auch wenn das noch so dicke Zwölfzeller waren. Und wenn doch, dann habe ich jetzt schon Angst, was für einen Alarm die Biester in der Pubertät machen. Aber irgendwas war da. Vielleicht hat mein Arzt ja auch nur mit der Kanüle eins der Myome angestupst. Was weiß ich. Lasst mir den Spaß, ausnahmsweise mal esoterisch zu schwafeln. Ich hab da so ein Gefühl! Und in zehn Tagen nach dem negativen Test lachen wir dann wieder zusammen herzlich drüber, was für ein Unfug das mit diesen blöden Gefühlen ist.

Montag, 16. November 2009

Die Hühnersuppe danach

Falls es klappen sollte - FALLS - und die kleine Wurst fragt mich eines Tages mal, wenn sie schon nicht mehr klein ist, sondern wenn sie mit ihrer Mutter in einer Bar sitzt und ein Glas Wein trinkt (das kann doch nur schief gehen. Ich weiß noch nicht mal, ob ich schwanger bin, und schon plane ich, dass ich eine Tochter bekomme, die eines Tages, wenn sie längst volljährig ist und sie niemand mehr dazu zwingen kann, sich mit mir abzugeben, mit mir auf Muscheln und Wein ausgeht.), wie das eigentlich war, als sie entstanden ist. Was war das für ein Tag?
Und dann müsste ich sagen: der Tag, an dem du in meinem Bauch gelandet bist, war ein Tag Mitte November, an dem es geschüttet hat, und Mutti lag zwar im Bett, aber nicht in scharfer Unterwäsche, sondern sie hatte Socken und einen Schlafanzug an, außerdem zwei dicke Kissen unterm Po, und hat dort die halbe BBC-Pride and Prejudice-Verfilmung gesehen, dann zum Xten Mal den Sex and the City-Film, sie musste fast heulen, als Charlotte mit Bauch joggen geht, aber nicht bei den ganzen Versöhnungen, und sie hat literweise Hühnersuppe und Schokoladeneis zu sich genommen, immer abwechselnd. Das klingt nicht besonders heiß.

Der Test ist am 27. November morgens um neun. An diesem Tag brechen wir mit Freunden in die Heide auf, weil dort im Weinkeller immer noch tonnenweise Cremant rosé, Rotwein und Weißwein von der Hochzeit liegen. Ich koche, L. zündet ein Feuerchen an, und dann wickeln wir uns in Wolldecken. Ist das nicht großartig? Entweder, ich weiß dann, dass ich schwanger bin, und werde alle Pflanzen umbringen, weil ich ständig heimlich meinen Rotwein in die Töpfe kippe. (Ein Teil der Freunde darf es wissen, ein anderer Teil lieber nicht, weil L. ein bisschen abergläubisch geworden ist und "keinen Wind machen will", indem er alle Freunde in Hysterie versetzt.) Oder ich weiß, dass ich nicht schwanger bin, und dann wird es einfach ein nettes, rotweiniges Winterwochenende mit viel flüssigem Trost, an dem ich nicht allein bin, sondern von Mädchen mit Korkenziehern, Playlisten und Zigarettenschachteln umgeben.
Ich bin ein Glückskind. Und jetzt hole ich mir noch mehr Schokoladeneis.

Drin

Zwei dicke fette Prilblümchen, veritable Zwölfender, sitzen jetzt in meinem Bauch und teilen sich den Platz mit einem Glückscheeseburger und sechs Glücks-Chicken-McNuggets mit Senfsauce.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich hab so ein Gefühl... nur so ein Gefühl.

So. Und auf eindringlichen Ratschlag hin (nicht vom Arzt, sondern von euch) bleibe ich heute im Bett. Es ist ja nicht so, dass ich nie auf Ratschläge höre. So lange der Ratschlag einschließt, den ganzen Tag im Bett zu lungern, DVDs zu glotzen, zu lesen und mir ein Lieblingsgericht nach dem anderen servieren zu lassen, bin ich da ziemlich offen und einsichtig.

Nur lachen darf ich nicht so viel, darum ist meine Filmauswahl etwas eingeschränkt. Der Pate, Teil 1 bis 3? Kostümschinken?

Wäre dieser Post von Roland Emmerich, würde er "Showtime" heißen oder ähnlich dämlich

Ich habe ein Wochenende mit wenig Internet und vielen Kindern hinter mir. Das heißt, inzwischen ist sogar das geschehen, was niemand mehr für möglich gehalten hätte: meine Eltern haben einen Computer, der mit einem Klick im Internet ist. Nicht besonders schnell, aber man muss nun keinen 12stelligen Code mehr eingeben und auch an keinem Kabel mehr rütteln. Dieser Quantensprung ist allerdings für meinen Vater so aufregend, dass er jedes Mal, wenn er das Rechner-Anmach-Geräusch hört, sofort angelaufen kommt und sich in der Nähe herumdrückt, weil es doch so viele hochinteressante Dinge in diesem sagenhaften Internet gibt, die er mir unbedingt zeigen muss. Und meine Familie weiß nichts von diesem Blog, und das soll auch so bleiben, also konnte ich es mir schlecht mit einem Glas Wein am Schreibtisch gemütlich machen, weil ich zuhause so argwöhnisch und schreckhaft beim Schreiben bin, dass mein Kiefer knackt.
Aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch keine Lust - meine größere Familie samt Onkel, Tante, Cousinen und ihren Kindern sehe ich so selten, da will ich nicht den Internet-Schrat spielen. Das Wochenende war auch so bunt genug. Meine Mutter mochte ihre Geschenke nicht nur aus Höflichkeit, mein Vater hat auf ihrer neuen Kaffeemaschine achtfachen Espresso produziert und dabei so getan, als müsste das so, ich habe noch mal alles gegessen, was ab heute nicht mehr geht, die Kinder waren sagenhaft niedlich und haben hoffentlich Glück gebracht, und einer der kleinen Jungs ist jetzt mein größter Fan und geht überall hin, wo ich hingehe. Irgendwann vor Monaten hatte ich mal ein blödes Gefühl, weil ein Kind nicht auf meinem Arm bleiben wollte. Ich dachte, vielleicht riechen die Kinder das Fruchtbarkeitspech wie Tiere das Erdbeben und wollen einfach nur weg von einem. Wenn das so ist, muss ich mir keine Gedanken machen, ob das heute alles klappt, denn die kleine Wurst war nur unter Tränen und tiefer Depression von mir loszueisen. Dafür saßen wir während der fast fünstündigen Bahnfahrt im ICE direkt neben einem entsetzlichen Kind, das mit seinem Onkel unterwegs war. Der Onkel hatte es wohl schon seit ein paar Tagen an der Backe, ich weiß nicht, ob er wirklich so ein Stoiker war, oder ob er einfach keine Kraft mehr hatte. Aus diesem Kind kamen pausenlos Geräusche. In fünf Stunden war es vielleicht fünf Minuten still. Dabei redete es nur Blödsinn in irrer Lautstärke, und wenn ihm wirklich nichts Blödes mehr einfiel, dann schnalzte und quiekte es und pupste mit den Backen. Zwischendurch sah es sich im Großraumabteil um mit der selbstsicheren und gönnerhaften Miene eines Stars, der weiß, dass er sein Publikum voll im Griff hat. Alter! (Falls meine Klinik inzwischen diesen Blog entdeckt haben sollte - was ich mir nicht vorstellen kann, ich gehe ja auch nicht nach einem harten Arbeitstag nach Hause und googele als Erstes, ob nicht irgendwer über meine Firma schreibt - dann habe ich kurz vor knapp noch eine Bitte: So soll das bitte nicht.)

So. Das weitere Vorgehen heute: Crinone ist drin, Schilddrüsentablette auch, gleich folgen noch Estrifam und Folsäure. Dann duschen (immer so spät wie möglich), weiße Socken, Bademantel und Wasserflasche einpacken, Therapieplan auch, und dann setze ich mich in den Bus und fahre zur Klinik. Um Viertel nach elf soll ich da sein, und um zwölf wird übertragen. Von meinen fünf Zellen wurden drei aufgetaut, zwei haben sich fabelhaft entwickelt, und die beiden treffe ich nachher. Zu dritt kommen wir dann wieder nach Hause, und den Rest des Tages werde ich, auch wenn ich das nicht muss, im Bett verbringen mit einem Kissen unterm Po. Obwohl das alles so klingt, als würde ich nachher meine frisch besohlten Schuhe abholen, kann ich euch versichern: inzwischen bin ich aufgeregt, und wie. Das ganze Wochenende seit dem Anruf am Samstag Mittag kann ich nicht aufhören, an diese kleinen Zellen im Brutschrank zu denken und daran, wie es uns wohl zusammen ergehen wird.

So. Ab jetzt muss ich mich entscheiden, ob ich mir lieber noch mal die Beine epiliere oder weiter poste, und ihr werdet verstehen, dass ich lieber später noch ein bisschen schnattere. Dann habe ich ja auch wieder was Neues zu erzählen. Wünscht uns Glück! Tut ihr ja schon, vielen Dank dafür, aber tut es weiter!

Donnerstag, 12. November 2009

Es lässt mir ja doch keine Ruhe

Hach, und nun tut es mir auch schon wieder leid. Ich fühle mich, als hätte eine liebe Oma ein ganzes Blech Pflaumenkuchen für mich gebacken, und ich ranze sie an, dass ich keinen Hunger habe. Ich weiß ja, wie gut ihr das alles meint. Ihr seid auch bestimmt im Recht, und ich bin die, die hier komisch ist. Es ist nur so, dass ich ein sehr nervöses Viech bin, bei dem es leicht um die Seelenruhe und den Schlaf geschehen ist bei Irritationen. Und das Leben ist auch so schon nicht gerade arm an Irritationen. Wenn dann auch noch die Befürchtung dazu kommt, ich wäre in dieser ganzen Angelegenheit etwa schlecht oder unvollständig beraten, dann bricht bei mir das Chaos aus. Und deshalb bin ich zu folgendem Schluss gekommen: ich hab mich entschieden dafür, den Weg der bösen, teuren Medikamente und Operationen zu gehen. In dieser Klinik und bei diesem Arzt. Und deshalb mache ich es jetzt genau so, wie er es für richtig hält, und nicht anders. Und Pflaumenkuchen, so leid es mir tut, steht nicht auf der Liste.

Jetzt kommt schon. Nicht böse sein.

Noch vier Tage bis Würmchen

Kaum geht es wieder ernsthaft los, schon hagelt es gut gemeinte Ratschläge. Und ich will auf keinen Fall, dass das irgend jemand falsch versteht! Aber im Moment bin ich ehrlich gesagt besser ohne dran. Denn jeder Ratschlag wirft gleichzeitig Fragen auf wie "Warum hat mein Arzt mir das nicht gesagt?", "Wieso ist das bei mir so, wenn es bei anderen anders ist?" oder auch "hä?!?" und das macht mich vollkommen wahnsinnig. Hat es zumindest früher. Denn inzwischen denke ich mir: mein Arzt kennt meine komplette Vorgeschichte samt verschiedensten Allergien, früheren Krankheiten oder welchen, die jetzt noch bestehen. Der hat meinen Ultraschall und meine Blutwerte gesehen, bevor er mir ein Rezept schreibt oder mir sagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Und deshalb macht der das eben so und nicht anders.

Ihr Lieben, ich weiß, dass ihr das alles mit den besten, den allerbesten Absichten sagt. Aber erstens geht es nun ernsthaft auf den Termin zu, mein Rezept ist eingelöst, und für Planänderungen ist es jetzt ein bisschen zu spät. Und zweitens habt ihr es hier mit einer zu tun, die schon ihr ganzes Leben lang sehr, sehr resistent gegen gute Ratschläge war. Vielen Dank trotzdem fürs Daumendrücken und Mitfiebern!

Mittwoch, 11. November 2009

Noch fünf Tage bis Würmchen.

Bzw. Blümchen bzw. langsam nerve ich mich selbst mit diesen ewigen Verniedlichungen.

Jedenfalls komme ich gerade aus der Klinik, wo mir zu meiner "sehr schönen Schleimhaut" gratuliert wurde (hab ich schon mal erwähnt, dass ich in meinem Leben noch nie so viele merkwürdige Komplimente bekommen habe wie seit der Kinderwunschbehandlung? Dort weiß man körperliche Merkmale zu schätzen, die sonst der Aufmerksamkeit anderer eher entgehen. Solche Sachen wie gute Muttermünder, richtig dicke Schleimhäute oder kräftige Eibläschen. Andererseits wurde mir heute der Vorwurf gemacht, meine Vene sei so oberflächlich. Das höre ich natürlich nicht so gern!), und genau weiß ich es erst am Samstag, aber so wie es aussieht, werden mir Montag in fünf Tagen zwei aufgetaute Zellhäufchen eingesetzt. Das ist alles sehr aufregend, und bis dahin vergeht nun kaum ein Tag ohne eine besondere Note in Sachen Befruchtung. Heute Nachmittag muss ich noch mal anrufen wegen meiner Hormonwerte anrufen, morgen gehe ich in die Apotheke und besorge mir Crinone und einen Nachschub an Estrifam, Freitag führe ich mir das erste Röhrchen Crinone ein, Samstag kommt ein Anruf, wann genau wir Montag dran sind, Sonntag durchatmen und Montag geht's zur Sache.

Und was tut die angehende Mutti? Die angehende Mutti setzt sich nach wochenlanger quasi-Abstinenz mit einer bis dahin wildfremden Person in eine Kneipe und quarzt und schüttet sich voll. Mein hart erarbeitetes Empfängniskarma dürfte sowas von im Arsch sein. Aber ich wollte es nicht anders! Gestern hatten wir die erste und noch ziemlich informelle Sitzung des Hamburger Abkürzungs-Stammtisches, Ev und ich. (Ev findet ihr in den Kommentaren.) Und das war sehr nett und sehr rotweinig, und nun freue ich mich schon sehr auf die größere Runde am 11.Dezember. Übrigens hat sie mir bei der Gelegenheit erzählt, dass es schon mal einen Hamburger IVF-Stammtisch gab, der sich aus unerfindlichen Gründen im Va Piano an der Rothenbaumchaussee getroffen hat. Das nenne ich: zielsicher den Laden mit dem fürchterlichsten Publikum der Stadt ausgeguckt. Ich bin gespannt, worauf wir uns für den 11. einigen, aber ich kann jetzt schon versprechen, wenn jemand versucht, mich ins Va Piano zu kriegen, dann klammere ich mich an einer Straßenlaterne fest, stemme die Absätze in den Boden und rufe laut um Hilfe.

Montag, 9. November 2009

Heimliche Hauptdarsteller: meine IVF-Medikamente

Ich hatte ja schon eine ganze Menge dazu geschrieben, auch wenn das schon ziemlich lang her ist. Darüber, dass Gonal einem die Angst vor Spritzen wirklich abgewöhnen kann, so harmlos ist das. Darüber, dass es zwar sein kann, dass manchen Frauen von ihren Hormonen tage- und wochenlang blümerant wird, aber dass das noch lange nicht heißt, dass es bei euch auch so sein muss. Überhaupt ist eigentlich alles gesagt. Aber noch nicht alles gezeigt: heute habe ich hier in meinem Arbeitszimmer ein kleines Fotoshooting anberaumt. Denn aus den Kommentaren in letzter Zeit habe ich rausgelesen, dass unter euch eine Menge Frauen sind, die zwar ganz sicher eine IVF in naher Zukunft vorhaben, aber die eben noch keine erlebt haben. Damit ihr euch das alles ein bisschen besser vorstellen könnt - und ich bin ja immer sehr fürs Konkrete und Bildhafte, wir kaufen ja schließlich auch lieber Kochbücher mit Bildern - gibt es heute mal die Fotos meiner heimlichen Hauptdarsteller. Ohne euch, liebe Medikamente, wäre das alles gar nicht erst möglich gewesen usw., im Grunde habe ich euch alles zu verdanken!

Hier sind sie also.

Alles fängt an mit Synarela. So sieht Synarela aus:


Synarela unterscheidet sich, wie man unschwer erkennen kann, im Aussehen nicht von einem hundsgewöhnlichen Schnupfenspray. Aber es kann so viel mehr! Lasst euch übrigens von seinen Kräften nicht einschüchtern, beim ersten Mal sprayen dachte ich auch noch, hoppla, was passiert denn jetzt? Eine Marienvision? Aber bei der zweiten IVF-Runde war davon nichts mehr zu merken, ich gehe also davon aus, dass ich mir den Radau im Kopf nur eingebildet hatte.

Nach einer Weile mit Synarela geht es los mit Gonal. Gonal gibt es in rot und blau, je nachdem, wie viel Inhalt die Spritze hat.



Weil diese Spritze aussieht wie ein hässlicher Kuli, nennt man sie auch Pen. Wenn ihr die Kappe vom Pen abgezogen habt, seht ihr, dass der Kuli vorne keine Spitze hat, sondern nur ein komisches graues Mini-Polster. Ich hab vergessen, das zu fotografieren, tut mir sehr leid. Auf dieses Polster schraubt ihr eine kleine Plastikkappe auf, die ihr zu eurem Pen dazubekommt. Das sieht dann so aus:



Hinter dieser Kappe versteckt sich die Nadel. Die Kappe nehmt ihr in zwei Stufen ab. Wenn ihr die äußere Kappe abgenommen habt, kommt eine weitere Schutzkappe zum Vorschein.



Und darunter - Schockschwerenot! - Die Nadel.



"Das geht nicht", denkt ihr jetzt vielleicht. "Das schaffe ich nie. Lieber klaue ich mir ein Kind im Ikea-Kindergarten. Oder lege mir acht Katzen zu." Aber das müsst ihr nicht! Denn dieser aufwändige optische Supertrick zeigt euch, wie winzig diese Nadel eigentlich ist:



"Jajaja" denkt ihr. "Das ist doch so ein Riesenstreichholz, mit dem man den Kamin oder den Weihnachtsbaum anzündet. Und die Nadel hat Dimensionen wie so ein Bolzenschussgerät, um Ochsen zu schlachten." Nein nein nein!! Vertraut mir einfach und kommt wieder runter von diesem Stuhl.

Und Ovitrelle geht genau so. Das ist die Spritze, die ihr zum Auslösen des Eisprungs bekommt. Nur, dass Ovitrelle mehr wie eine Spritze aussieht als wie ein hässlicher Kuli. Aber die Nadel ist genau so klein, und es gibt genau so wenig Grund, sich zu fürchten. Ovitrelle habe ich leider schon weggeschmissen, die kann ich also nicht mehr fotografieren.

Dafür gibt es hier ein Foto von Utrogest, einer Tablette, die man entweder schlucken oder sich vaginal einführen kann. Alle, von denen ich bisher gehört habe, mussten sie sich einführen, trotzdem beharrt der Beipackzettel darauf, dass sie zu schlucken ist. Lasst euch nicht kirre machen, wenn der Arzt gesagt hat, einführen, dann einführen.



Und schließlich noch Estrifam. Die muss ich im Moment nehmen, um mich auf die Rückübertragung der Tiefkühlblümchen vorzubereiten. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann dienen sie dazu, dass die Gebärmutterschleimhaut auch schön weich und fluffig wächst und damit alles bereit ist. Ungefähr so wie diese Packungen sah die Pille aus, wenn sie in den sozialkritischen Kinderfilmen vorkam, die ich als Kind gesehen habe.



So. Wollen wir doch mal sehen, ob ich das hinkriege mit den Fotos im Blog. Die ersten!

Mondgesicht, Mondbauch und Mondpopo

Kann sein, dass ich mich im Laufe der letzten Woche schon so an das Mondgesicht gewöhnt habe, dass ich es kaum noch bemerke. Kann aber auch sein, dass das eine vorübergehende Erscheinung war und schon wieder verschwunden ist. Aber falls es noch da ist, hat das Mondgesicht Gesellschaft bekommen von Mondbauch und Mondpopo.
Ich weiß schon, dass jetzt nicht die ideale Zeit ist, um zu viel über sein Gewicht nachzudenken, geschweige denn die Zeit für irgendwelche Radikalkuren. Aber ich habe schon versucht, in den letzten Wochen gesünder zu essen, weniger fetten Schweinkram, weniger Alkohol, und mehr Bewegung. Es gab Tage, da bin ich mit meinem kleinen weißen Schrittzähler in der Tasche mal eben so zu einem 25.000-Schritte-Spaziergang aufgebrochen. Und seitdem das neue Wunderding, wii fit plus, im Haus ist, beginne ich jeden Tag mit 45 Minuten Yoga. (Ich kann das neue Programm gar nicht genug loben. Stellt euch vor, dass ich hier sitze mit so einer Schluppenbluse, Fönfrisur und einer Sternzeichenanhängerkette wie eine der QVC-Tanten, dann habt ihr in etwa einen Eindruck, WIE begeistert genau ich bin. Nein, die zahlen mir kein Geld dafür, aber müssen sie auch nicht, denn alles, was an der alten wii fit genervt hat, ist nun besser! Auf der alten wii musste man z.B. beim Yoga nach jeder Übung erst eine neue Übung auswählen, und wenn man dann die Fernbedienung beiseite gelegt hatte und loslegen wollte, wurde man noch belehrt, dass man sich auch festhalten kann, wenn man zu wackelig steht, so dass man die Fernbedienung doch noch mal nehmen musste, und am Ende waren 90 Sekunden Übung umgeben von drei Minuten Gefuddel, so dass man für eine halbe Stunde Yoga eine Stunde auf dem Ding stand. Aber das ist nun alles vorbei, und ich bin sehr, sehr glücklich.) Jedenfalls nützt es im Moment nichts. Jeden Tag, wenn ich auf die wii steige und meinen Fitnesstest mache, wiege ich ca. 300 Gramm mehr. Da kann ich mir noch so viel verkneifen und noch so viel spazieren und herabschauende Irgendwas turnen, es nützt nichts. Und ich trage zwar nicht wirklich eine Schluppenbluse, aber im Moment sitze ich hier in meiner labberigsten Jeans, die deutlich auf dem Weg zur Stehjeans ist.

Gut. Wenn man sonst keine Sorgen hat?

Sonntag, 8. November 2009

Die Klatsche nach der Euphorie

Früher, so vor drei-vier Jahren, gab es mal eine Zeit, da hatte ich bis zu drei mal pro Woche Migräne. Und zwar mit allen Schikanen: Wahrnehmungsstörungen, Schmerzen, Kotzen. Meistens nicht besonders lang, und aus reiner Arbeitgeberfreundlichkeit auch gerne am Wochenende oder Nachts, so dass ich mich am nächsten Morgen nach einer Nacht vor dem Klo mit nur ein-zwei Stunden verspätung zur Arbeit schleppen konnte. Aus irgend einem Grund hat das irgendwann aufgehört. L. sagt, das könnte an ihm liegen, der ist die Migränetherapie auf zwei Beinen: zwei seiner Freundinnen hatten auch Migräne, und während sie mit ihm zusammen waren, kam die Migräne so gut wie nicht mehr vor. Noch ein Grund mehr, wieso L. ein echter Glücksgriff ist.

Meine letzte Migräne ist schon ungefähr zwei Jahre her. So lange, dass ich schon kaum noch mit einer neuen Migräne gerechnet hätte. Und so lange, dass ich schon wieder ganz vergessen hatte, dass bei mir besonderer Tatendrang, der fast schon an Euphorie grenzt, mal ein ziemlich zuverlässiger Vorbote von Migräne war. Gestern zum Beispiel wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass der Ausbruchsversuch in Richtung Fortsetzungsbuch irgend etwas mit Migräne zu tun haben könnte. Hatte er aber. Bis zehn gestern Abend war die Welt in Ordnung, und dann ging der Spaß los.

Migräne war bei mir immer schon begleitet von entsetzlichem Selbstmitleid und dem großen, heulenden Elend. "Wieso ich? Wieso nicht meine blöde Nachbarin, die schon wieder eine Ein-Mann-Schlagerparty nachts um zwei feiert?" Ich lag da, mein explodierter Kopf auf drei Kopfkissen verteilt, zwischendurch die endgültig schädelsprengenden Kotzattacken, und mir gingen alle Gelegenheiten meines Lebens durch mein brabbeliges Gehirn, bei denen entweder ich mich blöd benommen hatte oder sich jemand mir gegenüber nicht recht betragen hat. Uärg. Und wie früher, zu Zeiten, als es noch einen Arbeitgeber gejuckt hat, war der Spuk pünktlich um neun vorbei.

Nein, ich will euch jetzt nicht sagen, dass der ganze Buchplan nur ein Symptom war und ihr ihn lieber wieder vergessen solltet. Aber so schnell geht es, fürchte ich, nicht. Denn heute hab ich dafür keine Zeit, und nächstes Wochenende bin ich nicht im Lande, und übernächstes und überübernächstes vermutlich auch nicht. Ich fang irgendwann sehr bald damit an - das hab ich mir selbst versprochen, sonst dreh ich hier noch durch - aber so ganz im Blindflug geht es nicht, ich muss mir erst mal überlegen, wo die Reise hingehen soll.

Aber dann!

Samstag, 7. November 2009

Ausbruchsversuch

Ich sitze hier, ohne Job, und fühle mich wie die Vollgurke des Jahrhunderts. Trotz meiner wirklich beeindruckenden Liste von Preisen, die ich im Lauf der Jahre für meine Arbeit bekommen habe, trotz eines 1A Lebenslaufs kriege ich einfach keinen Fuß in die Tür. Es ist frustrierend, es ist blöd, und es ist demütigend.

Nun habe ich mir Folgendes überlegt.

Schreiben im Job darf ich gerade nicht. Und das, wo Schreiben mein Beruf ist und nebenbei das einzige, was ich kann (Neben Quatsch ausdenken). Das Geheimprojekt hängt auch in der Warteschleife. Aber trotzdem bin ich ein freier Mensch, ich kann tun und lassen, was ich will. Das ist mehr, als manch anderer von sich sagen kann. Und deshalb fasse ich heute den Entschluss zu folgendem Befreiungsversuch:

Ich schreibe einen Roman. Hier im Internet. Genauer gesagt, einen Fortsetzungsroman. Auf meinem Rechner sind ca. acht verschiedene Anläufe für Geschichten, die ich gerne erzählen würde. Ich bin mir nur leider nie gut genug, kann mich nicht entscheiden usw.
Damit ist nun Schluss. Ihr seid meine Einpeitscher. Morgen, spätestens um acht, steht ein Eintrag, der das erste Kapitel zu einem Buch darstellt. Und wenn sich niemals jemand findet, der es drucken will, dann scheiß der Hund drauf.

Die Adresse schreibe ich euch morgen, versprochen!
Und seid nicht böse, wenn es nichts mit irgendwelchen Kinderwünschen zu tun hat. Oder wenn doch.

Die Weltmeisterschaft im Rumhängen

... findet spontan heute in Hamburg statt. Vor einer halben Stunde hat L. das Haus verlassen, um bei irgend einem Turnier mitzuspielen. Seitdem habe ich schon im Schlafanzug vorm Fernseher zwei Toasties verdrückt, und wenn es nach mir geht (da fällt mir ein - heute geht es nach mir und nur nach mir!! Hurraaaa! Sport ist doch was Feines.), werde ich mich heute nur anziehen, um einen kurzen Raubzug zum Supermarkt und zum Fischgeschäft zu starten. Mir bleiben noch insgesamt 14 Stunden allein in dieser Bude, die voller Möglichkeiten steckt. So wenig Zeit, so viele Rezepte! Und so viele DVDs!

Gut. Die Disziplinen der WM im Einzelnen:
- Essen großer Mengen von Wohlfühlessen
- Erreichen der höchsten Bequemlichkeit, die in nicht für den Weltraum gefertigter Kleidung möglich ist
- Literweise Tee trinken, plus die Disziplin für Fortgeschrittene: Tee trinken, auf dem Rücken liegend
- Rekordversuch über die längste Zeit, die jemals eine Haarkur auf einem Kopf verteilt war
- Vollkontaktfußpflege
- Glotzen mit den Unterdisziplinen Krimi, Klassiker, Kostümfilm, Hysteric Glamour
- Telefonieren bis zum Telefonarm

Natürlich weiß ich, dass zu einer vernünftigen WM auch andere Teilnehmer außer mir zugelassen sein müssen. Nur zu. Ich will euch da nicht im Weg stehen. Aber macht euch keine Hoffnungen, ich gewinne. Und zwar in jeder einzelnen Disziplin. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, und dieses Gesetz bin heute ich.

Freitag, 6. November 2009

C ist raus.

Sicherheitshalber habe ich es nicht nur von der Abstimmung im Blog abhängig machen wollen, sondern noch mal in der Klinik angerufen, ob ich mich denn gegen Schweinegrippe impfen lassen kann. Die nächste Impfstelle ist fünf Minuten zu Fuß von hier entfernt, Angst vor Spritzen habe ich auch schon lange keine mehr, nüscht wie hin. Aber die Klinik sagt: nein. Frauen, die schon in der Vorbereitung zu einem Zyklus stehen, sollen die Finger davon lassen.

Ich bin ja immer froh über klare Anweisungen. Es zieht sich zu einem Kopf- an Kopf-Rennen zwischen Rosé mit Sushi und einer Knallorgie zusammen.

20.000.

Genau genommen sogar 20.093. Und ich hab es erst gar nicht gesehen. Yippieeeh!

So. Womit feiere ich die 20.000 Besucher jetzt?

a) wir unterbrechen heute Abend die (zugegebenermaßen jetzt schon eher lockere) Prohibition, und ich trinke eine schöne Flasche eisgekühlten Rosé auf euch. Wer weiß, vielleicht spendiert L. ja der armen Gattin Sushi dazu. Lange hat er ja nicht mehr Gelegenheit, mir gegenüber zu sitzen und mir dabei zuzugucken, wie ich die Thunfischbestände der Welt weiter dezimiere.
b) ich brenne allen Knallkram ab, der letztes Jahr an Silvester liegengeblieben ist.
c) ich marschiere nachher los und lass mich gegen Schweinegrippe impfen. Wäre doch klüger, das zu tun, bevor ich schwanger bin.

Abstimmen!

Eine Kluft zieht sich durch diese Wohnung.

Im Schlafzimmer liegt L., der gerade mit sexy Kneipenstimme geknurrt hat, dass er vorerst keinen Capuccino will, nein Danke. Und hier sitze ich, nüchtern wie ein Apfel, mit meiner Tasse grünem Tee. Gestern Abend saß ich zwar mit Freunden auf der Couch (geb ich es zu? Na gut. Wir haben Popstars geguckt. Und wenn euch das nun zu prollig ist, dann guckt doch mal, ob nicht Giovanni di Lorenzo auch einen Blog schreibt, da gäbe es sicher weniger Anlass zum Nase rümpfen. Pfüh!), aber getrunken habe ich wie ein Spatz. Denn ich hatte zuhause schon über den Hunger gegessen, und das erste, was ich sehe, als wir da ankommen, sind drei Bleche Pizza. Und das letzte, was ich übers Herz brächte, wäre, jemanden zu enttäuschen, der für mich kocht. Ich überfresse mich gerne mal, aber das gestern war so schlimm, dass noch nicht mal mehr das kleinste Schlückchen Prosecco dazwischenpasste.

Männer sind schon fein raus, wenn es in die Befruchtungsmaschinerie geht. Und das sogar, wenn sie selbst die Ursache für den ganzen Ärger sind (was bei L. nicht der Fall ist, der kann überhaupt nichts dafür, und allein dafür, dass er das selbst noch nie auch nur in einem Nebensatz erwähnt hat, gönne ich ihm jede noch so lustige Kneipentour von Herzen.)
Dazu kommt auch noch, dass ich manchmal das Gefühl habe, Männer haben eine günstigere Mentalität. Die hilft ihnen dabei, bei jeder noch so wilden Fahrt immer zu wissen, wo oben und wo unten ist. L. zum Beispiel hat für die geliehene Befruchtungsbuchsammlung nichts weiter als Hohn und Spott übrig. Für ihn ist das irgendwelcher Kram, der in der Wohnung rumfliegt und im Weg ist. Er käme nicht im Traum darauf, eins der Bücher tatsächlich in die Hand zu nehmen und zu lesen. Und deshalb bleiben ihm meine Hirnfürze erspart, wenn ich auf Warnungen vor Alufolie stoße. Seine Einstellung zu unseren Erfolgschancen ist so ungefähr "Das wird schon klappen, wenn auch nicht so schnell, wie wir hoffen. Eine ziemliche Menge Glück gehört dazu, wenn wir das nicht haben, dann nützt uns auch die Alufolie nichts. Und wenn es nicht klappt, dann lassen wir uns etwas anderes einfallen."

Kann man aus dieser Lässigkeit bitte Pillen pressen? Ich würde sie kaufen und schlucken.

Mittwoch, 4. November 2009

Abkürzungs-Stammtisch, nu aber wirklich

Nachdem Schoko nun gesagt hat, sie wäre zwar dieses Jahr gerne noch mal dabei (was zwangsläufig bedeutet, Wochenend-Termin - richtig?), hätte aber nichts dagegen, wenn wir uns vorher schon mal beschnuppern, würde ich folgendes vorschlagen:

Stammtisch am ersten oder zweiten Dezemberwochenende. Da hat die Geschenkekaufpanik uns noch nicht zu fest im Griff. Wenn es nach mir geht, am liebsten Freitags, aber ich lass mich auch zu Samstags breit schlagen.

Und vorgelagerter kleiner Stammtisch gerne an einem Wochentag. Denn da wir anderen ja keine Landesgrenze überqueren müssen, um teilzunehmen, müsste das doch klappen? Sonst macht uns vermutlich der Vorweihnachtsfluch, wonach ab Mitte November die Wochenenden grundsätzlich verplant sind, einen Strich durch die Rechnung.

Wochentags kann ich immer außer Donnerstags. Und ich finde, Termine können wir gerne über diese Seite klären, den Ort machen wir dann einzeln per Mail ab - ok?

Rückübertragung? Laaaangweilig.

Den Countdown zu meiner ersten Auftau-Rückübertragung könnt ihr euch folgendermaßen vorstellen:
Ich wache irgendwann morgens auf, wenn es noch dunkel ist, und muss aufs Klo. (Nebenwirkung Nr.2, das passiert mir sonst eher nicht.) Bei der Gelegenheit gibt es meine Schilddrüsentablette. Zurück ins Bett, wo ich noch mal tief und fest einschlafe (Nebenwirkung Nr.3, auch das passiert mir sonst nicht, "tief und fest" sind keine Stichworte, die mir zu meinem Schlaf einfallen). Wenn ich dann auf bin, wundere ich mich ein bisschen, dass ich trotz alkoholfreier Zeiten so etwas wie einen Kater habe, wenn auch nur einen klitzekleinen. Dann gibt es grünen Tee (der putzt das Katerchen weg, und wenn jetzt jemand einen Kommentar schreibt, dass grüner Tee genau so verboten ist wie Kaffee oder schwarzer Tee oder Alufolie oder Lachen bei Vollmond, dann werde ich ungemütlich!) und dann eine Estrifam. Das Mondgesicht hat sich übrigens nicht weiter verstärkt. Estrifam und ich, wir sind nach wie vor miteinander im Reinen.

Dann geht der Tag seinen Gang. Wart ihr vorhin kurz neidisch, als ich erwähnt habe, ich würde morgens noch mal tief und fest einschlafen? Kann ich verstehen, das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite usw., aber an die von euch, die weiterhin jeden Tag ihren stressigen Job haben und am Ende jedes Monats ihr Gehalt auf dem Konto: wir können gerne tauschen. Ich maile meinen verschiedenen Eisen im Feuer hinterher, muss meistens auf irgend ein Amt in einem weit entfernten Stadtteil, telefoniere mit meinem Steuerberater, schreibe einen Post und raufe mir die Haare, dass immer noch keine Aufträge reinkommen. Jetzt ist es so ungefähr 16 Uhr. Meine traditionelle Grübelstunde. Ich frage mich, wieso ich diesmal so gar nicht aufgeregt bin angesichts der Blümchen in Lauerstellung. Vielleicht ja deshalb, weil L.s Mantra "freu dich nicht zu früh" inzwischen dank der Fehlgeburt ein ganz anderes Aroma bekommen hat. Selbst, wenn ich auch diesmal wieder positiv teste, und selbst, wenn die ersten zwei-drei Untersuchungen danach einwandfrei laufen, kann ich mich vermutlich noch nicht so richtig entspannen. (Inzwischen hat L. mit einem befreundeten Kinderarzt gesprochen, der in einer Hamburger Klinik auf der Geburtsstation arbeitet, und der hat ihm erzählt, die magische Grenze wäre eigentlich nicht nach dem dritten, sondern erst nach dem fünften Monat. Na toll. Das bedeutet, dass die sorgenfreie Zeit so ca. vier Wochen anhält, denn dann fängt man schon wieder an, sich wegen einer Frühgeburt zu fürchten oder sich vor der anstehenden Geburt zu gruseln.)
Vielleicht kommt die Befruchtungs-Langeweile ja auch daher, dass wir diesmal alles eine Nummer kleiner machen. Weniger Medikamente, ein weniger langer Plan von der ersten bis zur letzten Pille, weniger Chancen wegen der zwei Myome.
Oder die Langeweile kommt daher, dass mein Leben im Moment einfach leider ziemlich langweilig ist.

Jedenfalls, nachdem ich all das gründlich durchgegrübelt habe, koche ich, und beim Essen bespreche ich das alles noch mal mit L., dessen Hauptjob im Moment es ist, immer den Ball flach zu halten. So lange ich beteiligt bin, ist das eigentlich immer der wichtigste Job. Er macht ihn sehr gut. Dann geht L. zum Training, und weil Joggen immer noch weh tut, gehe ich auf die wii. Ihr lächelt milde und denkt euch, das soll Sport sein? Ich kann euch versichern, seitdem es wii fit plus gibt, ist es Sport. Ich habe im Moment Muskelkater an Körperstellen, an die ich seit Jahren nicht gedacht habe. Nachdem L. sich drei Stunden lang ausgetobt hat und ich drei Stunden Yoga, Schneeballschlachten, Fahrradfahren, Klappmesser und anderen Kram hinter mir habe, kommt L. nach Hause, macht sich ein Bierchen auf, und ich koche mir noch einen schönen Kräutertee. (An dieser Stelle hoffen vielleicht manche von euch darauf, dass ich euch nun endlich verrate, welche bizarren Sexualpraktiken wir pflegen oder wie wir rausgehen und alten Damen die Handtasche klauen, nur damit etwas Leben in die Bude kommt. Da könnt ihr leider lange warten, denn genau so langweilig, wie es sich liest, ist unser Leben im Moment.) Dann ist es Zeit für die zwei Abend-Estrifam, und ca. eine halbe Stunde danach ratze ich tief und - wie war noch dieses untypische Wort, wenn es ums Schlafen geht? Fest. Ach so, ja.

Dienstag, 3. November 2009

Wie Torsten aus meinem Vater einen Adoptionsgegner machte

In meinem Kindergarten gab es einen Jungen namens Torsten. Mit Torsten war ich weder befreundet noch verfeindet, wir hatten nichts miteinander zu tun. (Spricht man auch bei Kindergartenkindern schon von Cliquen, Possen usw.? Eher nicht, oder?) Nach dem Kindergarten gingen wir auf unterschiedliche Schulen. In der Großstadt hätten wir uns nie wiedergesehen. Aber weil ich aus einer kleinen Stadt komme, ist meine Mutter seiner Mutter öfter mal an der Käsetheke über den Weg gelaufen, und ein-zwei mal im Jahr habe ich ihn von Weitem auf dem Dorffest gesehen. Deshalb weiß ich, dass aus einem freundlich aussehenden Jungen mit braunen Kulleraugen im Lauf der Jahre ein Klops von einem Schläger geworden ist. Er wurde immer dicker und kräftiger, sah immer schlimmer aus mit seiner blöden Bomberjacke, und ich war ziemlich froh, dass er sich offensichtlich nicht so gut an mich erinnern konnte wie ich mich an ihn. Torsten hatte irgendwann auch Ärger mit der Polizei, alles war ein ziemliches Unglück, und was er heute macht, weiß ich nicht. Was auch immer es ist, ich hoffe, dass niemand dabei zu Schaden kommt.

Irgendwann hat meine Mutter mir erzählt, dass Torsten ein Adoptivkind war. Ich war in den ganz offensichtlichen Dingen immer schon ein ziemlicher Depp, sonst hätte mir vielleicht früher auffallen müssen, dass es doch komisch ist, wenn zwei so dermaßen durchschnittlich-mitteleuropäisch aussehende Eltern ein so braunes Kind haben.
Nachdem mir neulich mein Vater erklärt hatte, wieso er dagegen wäre, wenn wir ein Kind adoptieren würden, ist mir Torsten wieder eingefallen. Vermutlich denkt mein Vater daran, wenn er über Adoption spricht. In seinem Kopf holt man sich vermutlich "ein faules Ei ins Nest" oder so, man zieht ein Kind mit viel Liebe auf, und was bekommt man zum Dank? Nächtliche Anrufe, auf welchem Revier man den kleinen Schatz abholen kann.

Ach, Eltern. Ihr habt Sorgen.
Ich habe meine Eltern sehr, sehr gern. Und ab und zu merke ich schon, wie viel von ihnen in mir steckt. Auch, wenn es oft nur solche blöden Kleinigkeiten sind wie z.B., dass ich keinen Kuchen essen kann, ohne sofort etwas sehr salziges hinterherzuschieben. Das tut mein Vater auch. Oder bestimmte Wörter, die vermutlich nicht im Lexikon stehen, die ich aber von zuhause so kenne und die inzwischen mein halber Freundeskreis übernommen hat. Oder, wenn ich mich wie besengt über den ersten Schnee freue (wie mein Vater) oder wenn ich mich vier Stunden lang in ein Kochbuch vertiefen kann und ganz bestimmte Dinge niemals wegwerfen würde, egal wie alt und kaputt (wie meine Mutter). (Gerade merke ich, dass das nicht besonders trennscharfe Eigenschaften sind. Na gut.)
Aber obwohl ich sie so gern habe und auch eindeutig ihre Tochter bin, in jeder Hinsicht, in der man das sein kann, weiß ich trotzdem noch genau, dass ich immer schon ein sehr eigenes Leben geführt habe. Das heißt nicht, dass ich ein besonders unabhängiger Geist gewesen wäre oder irgend so etwas, sondern nur, dass meine Welt immer schon eine andere war als die meiner Eltern. Auch aus mir hätten eine ganze Menge Sachen werden können, die meinen Eltern nicht gepasst hätten. Obwohl mir ihre Meinung von mir immer schon wichtiger war, als mir lieb ist, hatten sie doch viel weniger Kontrolle über mich, als sie gehofft haben, weil ich immer ich war und sie immer sie. Was leibliche Verwandtschaft dazutut, kann ich nicht sagen, und sie vermutlich auch nicht. Eine Menge Leute, die sich viel eingehender damit beschäftigen, können das trotz aller Mühen auch nicht so richtig. (Vermutlich sind sie auch jetzt mit vielem nicht einverstanden, auch wenn ich euch zum Glück versichern kann, ein sauberes Vorstrafenregister zu haben.) Und ob sie mir die Torsten-Laufbahn leichter verziehen hätten, weil ich ja schließlich ihre eigene Tochter bin, das kann ich mir kaum vorstellen.
Ein großer Unterschied zwischen ihrer und meiner Welt ist aber vor allem, dass ich von alleine nie auf die Idee gekommen wäre, bei einem Adoptivkind als Erstes an den Ärger zu denken, den ich damit hätte. Ich denke auch nicht bei einer IVF als erstes an eine Fehlgeburt, Achtlinge oder irgendwelche Krankheiten von Mutter und Kind. Vor zehn Tagen, zurück vom Ausflug in den Süden, saß ich am Küchentisch einer Freundin (genau, das war der Plöpp-Plöpp-Plöpp-Abend, allerdings hatte zu diesem Zeitpunkt erst ein Plöpp gegeben), und wir haben auch über das Adoptionsthema gesprochen. Und nennt uns blauäugig, doof, unreflektiert oder sonst etwas - aber in diesem Moment fanden wir alle, dass es eine fröhliche, schlaue und für alle Beteiligten gute Idee wäre, wenn wir - falls es anders nicht klappt - einfach so ein fremdes, elternloses Baby aufnehmen und großziehen könnten. Das wäre doch toll! Und daran gibt es überhaupt keinen Zweifel! Menschen sind sogar dazu imstande, irgend einen Hund von heute auf morgen zu lieben und als Teil ihrer Familie zu sehen - wieso soll man das nicht mit einem Kind schaffen?

Ach, wenn es so einfach wäre.
Aber, liebe Eltern, so schwer, wie ihr denkt, ist es vermutlich längst nicht. Nur eben anders schwer.

Als ich vor vielen Jahren in meine zweite Hamburger Wohnung gezogen bin, in einen vollkommen verratzten Altbau in Eimsbüttel, und eine rauschende Einweihungsparty gefeiert habe, hat mein Vater mir am Telefon gesagt, ich sollte aber aufpassen, dass der Balkon nicht abbricht. Wie, um Himmels willen, passt man als Partygastgeber auf, dass der Balkon nicht abbricht? Seile? Tesa? Amulette? Es war ein gut gemeinter Rat, daran gibt es keinen Zweifel, genau wie diese kleine Ansprache zur Adoption. Ich weiß das. Aber der Ratschlag, zusammen mit all der geballten Gutgemeintheit und der Vorstellung, mein Vater könnte sich über ein adoptiertes Enkelkind nicht so recht freuen, lässt mich völlig ratlos zurück. Was kann man danach anderes denken als "Ach, Papa"?

Als ob man nicht genug Probleme hätte.

Legasthenie gehört nicht zu den Nebenwirkungen von Estrifam

Nein, auf die Pillchen lass ich bisher nichts kommen! Schuld an den Verhackern in den letzten Einträgen war das iphone bzw. ich und meine Ungeduld, kombiniert mit ich und meine Wurstfinger. Inzwischen hat sich ein schwacher Lichtschein im Dunkel gezeigt: L.s uraltes, vor ca. acht Jahren bei Aldi gekauftes Laptop ist drin!! Im Gegensatz zu den ganzen prachtvollen, hochmodernen Superlaptops, die hier sonst noch so rumfliegen. Es ist nicht das Gleiche wie vorher. Ich kann immer noch nicht mit meinem eigenen Rechner in meinem eigenen Bett liegen, Tee trinken und bloggen. Ich kann auch nicht mal eben in den Park gehen und dort schreiben. Oder auf den Balkon. Ich muss fein brav am Schreibtisch sitzen, und wenn ich diesen Methusalem unter den Rechnern auch nur zehn Sekunden vom Strom nehme, dann bricht der volle Terror aus mitsamt Neustart, Programmabstürzen und allen Schikanen. Aber ich bin drin. (Seid nicht zu hart mit mir. Eine Sucht nach der anderen. Leben ohne Rotwein - bisher erstaunlich leicht. Aber leben ohne WLAN und meinen eigenen Rechner - mies. Ganz mies.)
Soll niemand sagen, der jewaltije Kinderwunsch würde bei uns Frauen jedes andere Bedürfnis komplett ausradieren.

Montag, 2. November 2009

Abkürzungs-Stammtisch

Also, wenn ich das richtig im Kopf habe, dann hatten wir das kommende Wochenende angedacht. Oder? Leider sorgt die anhaltende Internet-Krise dafür, dass ich zwar bloggen kann (dank iphone), aber Emails zu beantworten, ist ein bisschen schwierig.

Ich verspreche, das wird bald besser, und jetzt, wo wir vom Land zurück sind, kann ich mich morgen auch mal in ein Internetcafé setzen, dann besprechen wir genaueres. Aber ich würde im Moment Freitag Abend vorschlagen. Wo und wann genau, bekakeln wir im kleinen Kreis. Ok?

Ich bin jedenfalls schon sehr aufgeregt -

Quitt mit Estrifam

Eine Nebenwirkung, eine Nebenwirkung! Heute auf der Rückfahrt aus der Heide kommt mir eine Wimper ins Auge, ich klappe den Schminkspiegel auf und denke: was ist das denn? Hallöchen, kleines Mondgesicht. Ein bisschen uffjedunsen sehe ich schon aus nach zwei Tagen mit Estrifam, und das, obwohl ich mich ja wie angekündigt mit dem Teufel Alkohol zurückhalte.

Aber ich will nicht böse sein auf die kleinen blauen Pillchen. Denn wie sich heute zeigte, können sie sehr entgegenkommend sein. Seit Samstag nehme ich sie nun, und ich bilde mir ziemlich sicher ein, mein Arzt hatte mir gesagt, mit der Rückübertragung könnte ich so um den 10.-11. Tag nach der ersten Einnahme rechnen. Das wäre also Mittwoch oder Donnerstag nächste Woche. Darauf hatte ich feste gebaut und auch bauen müssen, denn am Wochenende drauf feiert meine Mutter am anderen Ende des Landes ihren Geburtstag mit der ganzen Familie und Riesenpomp, und da nicht hinzukönnen, weil ich für insgesamt 30 Minuten in meiner Klinik anwesend zu sein habe, das täte nicht nur mir sehr leid (es gibt Gänsebraten. Und das ist nur der Anfang.), sondern das könnte ich auch vor ihr nie wieder gut machen. Außerdem wäre es einfach nur albern. Im Moment, ich weiß nicht, ob ich das erwähnt hatte, strotzt mein Leben nicht gerade vor Terminen. Gewöhnlich komme ich auf zwei Fixpunkte pro Monat. Aber ich kann mich drauf verlassen, dass es rund um jeden dieser Fixpunkte irgend eine Art von Krampf gibt. Meistens geht es am Ende doch gut, aber immer nur mit viel Gerangel und Telefonaten und Schlafstörungen. Aber von allen Fixpunkten, die das Jahr seit August zu bieten hat, sind die Rückübertragung und der Geburtstag meiner Mutter die wichtigsten. Ich hatte es also mit einer dunklen kleinen Region meines Gehirns, die in letzter Zeit ein bisschen mehr zu tun hatte als sonst, schon geahnt. Und siehe da: als ich heute per Telefon an die Klinik durchgegeben habe, dass ich nun meine Tage seit Samstag habe und Estrifam schlucke (das macht man so bei Auftauzyklen. Nein, ich rufe sonst keine fremden Menschen an und erzähle ihnen, dass ich Blut in der Unterhose habe und wie viel.), meinte die freundliche Frau am anderen Ende, alles klar, am 11. hätte ich dann zum Ultraschall zu erscheinen, und dann würden sie festlegen, ob die Rückübertragung am Freitag oder Samstag sein sollte. Äh... Moment. Neinneinneinneinnein. Nein! Nach dem Auflegen tiefe Verzweiflung. L. sah uns schon für den Gegenwert einer Woche in New York abends hin- und morgens zurückfliegen. Also habe ich noch mal angerufen und wollte meinen Arzt sprechen. Diesmal hatte ich es mit einer anderen Empfangsfrau zu tun. Und fünf Minuten später rief sie zurück, und jetzt kommts: mit Estrifam lässt sich der Zeitpunkt der Rückübertragung "ganz flexibel hinauszögern". Entwarnung! Wir fahren! Zu Gänsebraten, reizender Verwandschaft, Rotwein (ja gut, nicht so viel, aber trotzdem! Ein bisschen muss ich außerdem trinken, sonst denken alle, ich bin schwanger, und ich werde in den nächsten Wochen nicht mehr froh vor lauter Neugieranrufen und unmotivierten Glückwünschen) und vor allem Geburtstagsmutti.

So offen, einsichtig und menschlich kenne ich meine IVF-Medikamente sonst nicht. Und deshalb darf Estrifam das mit dem Mondgesicht. Dafür dürfte es sogar noch viel mehr.

Sonntag, 1. November 2009

Flora reißt die Klappe auf

Gestern hatte ich ehrlich gesagt Muffen, nachdem ich den Beipackzettel gelesen hatte. Auf weiche rote Knoten an den Schienbeinen z.B. Hatte ich keine Lust. Und diese ewigen Krebswarnungen kann ich auch nicht mehr sehen. Ich hab die zwei blauen Pillchen in diehand genommen, versucht,auf Desperado-Scheissegal-Modus umzuschalten, und runter damit.
Aber bisher: wieder mal NIX! Keine uebelkeit, keine Kopfschmerzen, nichts!
Vielleicht ist morgen alles anders. Aber heute finde ich, Estrifam ist ungefaehr so gemein wie ein Gummibaerchen.