Montag, 16. November 2009

Wäre dieser Post von Roland Emmerich, würde er "Showtime" heißen oder ähnlich dämlich

Ich habe ein Wochenende mit wenig Internet und vielen Kindern hinter mir. Das heißt, inzwischen ist sogar das geschehen, was niemand mehr für möglich gehalten hätte: meine Eltern haben einen Computer, der mit einem Klick im Internet ist. Nicht besonders schnell, aber man muss nun keinen 12stelligen Code mehr eingeben und auch an keinem Kabel mehr rütteln. Dieser Quantensprung ist allerdings für meinen Vater so aufregend, dass er jedes Mal, wenn er das Rechner-Anmach-Geräusch hört, sofort angelaufen kommt und sich in der Nähe herumdrückt, weil es doch so viele hochinteressante Dinge in diesem sagenhaften Internet gibt, die er mir unbedingt zeigen muss. Und meine Familie weiß nichts von diesem Blog, und das soll auch so bleiben, also konnte ich es mir schlecht mit einem Glas Wein am Schreibtisch gemütlich machen, weil ich zuhause so argwöhnisch und schreckhaft beim Schreiben bin, dass mein Kiefer knackt.
Aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch keine Lust - meine größere Familie samt Onkel, Tante, Cousinen und ihren Kindern sehe ich so selten, da will ich nicht den Internet-Schrat spielen. Das Wochenende war auch so bunt genug. Meine Mutter mochte ihre Geschenke nicht nur aus Höflichkeit, mein Vater hat auf ihrer neuen Kaffeemaschine achtfachen Espresso produziert und dabei so getan, als müsste das so, ich habe noch mal alles gegessen, was ab heute nicht mehr geht, die Kinder waren sagenhaft niedlich und haben hoffentlich Glück gebracht, und einer der kleinen Jungs ist jetzt mein größter Fan und geht überall hin, wo ich hingehe. Irgendwann vor Monaten hatte ich mal ein blödes Gefühl, weil ein Kind nicht auf meinem Arm bleiben wollte. Ich dachte, vielleicht riechen die Kinder das Fruchtbarkeitspech wie Tiere das Erdbeben und wollen einfach nur weg von einem. Wenn das so ist, muss ich mir keine Gedanken machen, ob das heute alles klappt, denn die kleine Wurst war nur unter Tränen und tiefer Depression von mir loszueisen. Dafür saßen wir während der fast fünstündigen Bahnfahrt im ICE direkt neben einem entsetzlichen Kind, das mit seinem Onkel unterwegs war. Der Onkel hatte es wohl schon seit ein paar Tagen an der Backe, ich weiß nicht, ob er wirklich so ein Stoiker war, oder ob er einfach keine Kraft mehr hatte. Aus diesem Kind kamen pausenlos Geräusche. In fünf Stunden war es vielleicht fünf Minuten still. Dabei redete es nur Blödsinn in irrer Lautstärke, und wenn ihm wirklich nichts Blödes mehr einfiel, dann schnalzte und quiekte es und pupste mit den Backen. Zwischendurch sah es sich im Großraumabteil um mit der selbstsicheren und gönnerhaften Miene eines Stars, der weiß, dass er sein Publikum voll im Griff hat. Alter! (Falls meine Klinik inzwischen diesen Blog entdeckt haben sollte - was ich mir nicht vorstellen kann, ich gehe ja auch nicht nach einem harten Arbeitstag nach Hause und googele als Erstes, ob nicht irgendwer über meine Firma schreibt - dann habe ich kurz vor knapp noch eine Bitte: So soll das bitte nicht.)

So. Das weitere Vorgehen heute: Crinone ist drin, Schilddrüsentablette auch, gleich folgen noch Estrifam und Folsäure. Dann duschen (immer so spät wie möglich), weiße Socken, Bademantel und Wasserflasche einpacken, Therapieplan auch, und dann setze ich mich in den Bus und fahre zur Klinik. Um Viertel nach elf soll ich da sein, und um zwölf wird übertragen. Von meinen fünf Zellen wurden drei aufgetaut, zwei haben sich fabelhaft entwickelt, und die beiden treffe ich nachher. Zu dritt kommen wir dann wieder nach Hause, und den Rest des Tages werde ich, auch wenn ich das nicht muss, im Bett verbringen mit einem Kissen unterm Po. Obwohl das alles so klingt, als würde ich nachher meine frisch besohlten Schuhe abholen, kann ich euch versichern: inzwischen bin ich aufgeregt, und wie. Das ganze Wochenende seit dem Anruf am Samstag Mittag kann ich nicht aufhören, an diese kleinen Zellen im Brutschrank zu denken und daran, wie es uns wohl zusammen ergehen wird.

So. Ab jetzt muss ich mich entscheiden, ob ich mir lieber noch mal die Beine epiliere oder weiter poste, und ihr werdet verstehen, dass ich lieber später noch ein bisschen schnattere. Dann habe ich ja auch wieder was Neues zu erzählen. Wünscht uns Glück! Tut ihr ja schon, vielen Dank dafür, aber tut es weiter!

3 Kommentare:

  1. Hallo,
    ich lese schon seit einiger Zeit Deinen Blog mit. Ich wünsche Dir alles Gute für heute und drücke ganz fest die Daumen, daß es klappt.
    LG
    Susanne

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  2. ...drücke natürlich auch mit, hört sich doch alles super an für diesen Versuch!!
    Die Ev

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  3. Ich wünsche euch 3en alles erdenklich gute!
    oenskedroem

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