Mittwoch, 30. September 2009

Neulich, als ihr zwei vermutlich zu allerletzt damit gerechnet hättet

Ich saß im Wartezimmer meiner Fruchtbarkeitsklinik, die Nase in irgendeinem hochinteressanten Artikel über das junge Glück von irgendwem, als die Tür aufging und eine Frau reinkam. Noch bevor sie die Jacke ausgezogen hatte, hat sie diese andere Frau in der Ecke sitzen sehen und erstarrte. Und plötzlich war die Luft von diesem gewissen Etwas erfüllt. Nennt es wahnsinnige Spannung, nennt es flirrende Elektrizität, ich nenne es: Hosen voll. "Was machst du denn in... äh... Hamburg?"
Gestotter und Rot werden, und dann haben sich die zwei zusammen in eine Ecke gesetzt und erst so getan, als wär nichts dabei, und später hatten sie sich, falls sie sich noch berappelt haben, hoffentlich noch viel zu erzählen, aber das hab ich nicht mehr mitbekommen, weil ich nur zum Blut abnehmen da war, und das geht fix. Das dauert kaum lang genug, um den Artikel über das junge Glück durchzuknuspern.

Ich hatte eine Zeit, da war ich in einem paradiesischen Fitnessclub Mitglied. Das Tolle an dem Club war für mich weniger, dass ständig frische Blumen überall standen oder dass der Geräteraum niemals nach Schweiß roch, auch die Edelholz-Umkleiden waren mir nicht so wichtig, und in den Kursen waren sie viel zu nett zu ihrer Kundschaft, und das kann ich nicht so gut, wenn ich immer nur gelobt werde. Aber die Sauna war toll. Dann kam irgendwann der Tag, an dem ich wirklich zum ersten Mal einen Ex-Kollegen unter der Dusche traf, dann zwei Wochen später eine noch viel dööfere Begegnung, und irgendwann wurde der Fitnessclub Partner meines Arbeitgebers, plötzlich überall die Biester, und da war es vorbei, weil ich nicht mehr aufhören konnte, mir die Frage zu stellen, welches jetzt der letzte, der allerletzte Mensch wäre, den man hier treffen könnte, und irgendwann war an Entspannung nicht mehr zu denken, und wenn die zuvorkommenden Saunaleute auch literweise duftende Sachen aus organischem Anbau versprüht hätten. Jedenfalls glaube ich, sagen zu können, dass ich kein entsetzteres Gesicht hätte machen können, wenn dieser Albtraum wahr geworden wäre, während ich gerade 20 Meter von meinem Bademantel entfernt war, als diese beiden (vollständig bekleideten) Frauen in der Klinik.

So lange es mir nicht passiert ist, weiß ich es vermutlich nicht genau, aber ist das wirklich soooo peinlich? Wenn ich eine Peinlichkeitsskala zusammenstellen sollte, die in aufsteigender Reihenfolge aufführt, in welcher Situation ich auf keinem Fall meinem ätzendsten Kollegen begegnen will, würde diese Liste ungefähr so aussehen:

1. Ich stehe im Supermarkt und will gerade Tampons, Binden, ein ekliges Fertiggericht und Ladyshaver aufs Band legen.
2. Ich bin auf einer Restauranttoilette, als ich feststelle, dass das Klopapier alle ist, und höre Schritte im Vorraum. Also frage ich die noch unbekannte Person, ob sie wohl so nett wäre, mir ein Papiertuch durchzureichen, oder lieber zehn. Die Person ist der Kollege, der sich in der Tür geirrt hat.
3. Ich würge mein Auto mitten im Berufsverkehr ab, und wer sitzt im Nachbarauto?
4. Ich sitze im Wartezimmer meiner Fruchtbarkeitsklinik und lese die Bunte, weil nichts anderes da war. Außer Auto Motor Sport. Naja, und dem blöden Focus. Der Hosenstall ist wenigstens zu, und ich hab mir auch sonst nichts vorzuwerfen.
5. Ich stehe in einer Karaokebar und singe als gute Freundin mit bei "She's always a woman" oder etwas ähnlich Klebrigem, damit meine Freundin nicht allein singen muss, da geht die Tür auf, und... (ist übrigens tatsächlich mal passiert, war aber zum Glück meine nette Praktikantin, und das Lied war auch zum Glück etwas Lässigeres. Hoffe ich.)
6. Ich werde von zwei Türstehern mit der Nase zuerst aus einer Bar geworfen, aus der niemand geworfen wird, genau vor die Füße von...
7. Ich war nur auf der Suche nach dem Ausgang und stehe plötzlich auf der Bühne einer Castingshow, und wer sitzt in der ersten Reihe?
8. Ich habe auf der obersten Bank den kompletten Aufguss durchgestanden, der dem kernigen Bademeister mehr und mehr zur Mutprobe gerät, und jetzt habe ich diese dicke rote Birne und kann kaum atmen, und die wird noch röter, wenn ich erst unter der kalten Dusche stehe. So dass sie wenigstens nicht NOCH röter werden kann, als ratet-mal-wer (natürlich MIT Bademantel) um die Ecke biegt.

Sechs Wochen danach

Vor sechs Wochen hatte ich den Termin bei der Ärztin, bei dem sie festgestellt hat, dass da von Würmchen keine Rede mehr sein kann. Und wenn ich damals einen Tipp hätte abgeben sollen, wie schnell ich das aus dem System habe, dann weiß ich gar nicht, was ich geantwortet hätte. Heute stelle ich fest, das ist schon alles so unfassbar weit weg, dass ich kaum noch weiß, wie sich das angefühlt hat - schwanger sein. Verrückt. Mit einem verschwommenen Ultraschall auf dem Nachttisch, mit Zupfmassagen und ohne rohen Fisch. Ich fühle mich so unfassbar normal, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass es demnächst wieder losgehen soll. Genauer gesagt bin ich jetzt vom nächsten Versuch genau so weit entfernt wie von der Fehlgeburt.

Nach dem vorletzten Versuch hatte ich mir eine Liste gemacht mit Sachen, die ich unbedingt geschafft haben wollte bis zum nächsten Versuch. Lauter Dinge mit Essens- oder Sportbezug oder auch vollkommen sinnloser Blödsinn, an dem mir sonst gar nicht so viel gelegen wäre, aber der mir fehlen könnte, wenn der Arzt ihn plötzlich verbietet, weil was unterwegs sein könnte.
Diesmal fällt mir so eine Liste ein bisschen schwerer. Ich weiß nicht so genau, warum. Vielleicht liegt es ja daran, dass diesmal die Erfolgswahrscheinlichkeit von vornherein so viel niedriger ist mit den Myomen an Bord und einem Wurm aus dem Froster. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir diesmal viel weniger Hormonstress bevorsteht, ich werde einfach nur den richtigen Zeitpunkt abwarten, dann die eine Pille gegen die andere vertauschen und 14 Tage später in der Klinik die Beine breit machen.
Das hört sich fast an wie etwas, was man nebenbei macht - ohne viel Tamtam und ohne großen Abschied von all den Dingen, die mir außer Kindern sonst noch so wichtig sind.
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir uns nun Zyklus Nr.3 nähern, und ich werde vermutlich ja nicht bis zum 12. Zyklus immer noch jedes Mal feierlich meine letzte Achterbahnfahrt feiern. Da kommen sonst Assoziationen zu Howard Carpendales 80 Abschiedstourneen auf.
Oder es liegt daran, dass ich gerade einiges andere auf der Uhr habe. Ein neuer Job muss her, und zwar am liebsten vor einem neuen Prilblümchen. Und dann ist da immer noch das fabelhafte Geheimnis, das gerade auch deutlich mehr Hirnschmalz verbraucht als der Gedanke an die nächste Desperado-Mahlzeit.

Aber FALLS, also falls ich eine Liste machen sollte, dann stünden darauf für die nächsten sechs Wochen z.B. folgende Dinge:

Sauna, Sauna, Sauna (sobald die Bluterei aufhört) - mehrere ganze, lange Tage, am liebsten Wochentage, wenn nichts los ist, in meiner Lieblingssauna, mit frisch duftendem Bademantel und Lieblingsbüchern in drei Decken eingemummelt auf dem Balkon, und wenn ich dann noch einen Wunsch äußern dürfte, dann darf dazu gerne der erste Schnee des Jahres fallen.

Ein Wochenende mit den Mädchen in einem Haus mit Kamin, draußen Schietwetter, und ich darf sie alle bis zum Kragen vollstopfen mit meinem selbstgekochten Essen.
Wahlweise das gleiche Wochenende mit L., aber der sträubt sich gerne gegen das Essen, müsste ich mir also was anderes einfallen lassen, was ihm mehr Freude macht. Warte mal.... nee, ich komm nicht drauf.

Ein Gewaltmarsch mit meinem ältesten Freund durch den Herbstwald in einem süddeutschen Mittelgebirge. Und Abends in einem Gasthaus sitzen und Rehgulasch oder sowas essen.

Noch ein mal in meine Discojeans passen und sie angemessen ausführen. (Gut, das verträgt sich vielleicht nicht mit diesen ganzen Rehgulasch-Plänen.)

Ihr seht also, das klingt nicht nach einer "Wenn du noch vier Monate zu Leben hättest"-Ausflipp-Liste. Alles ziemlich gesetzte, sogar vernünftige Wünsche, bis auf die Discojeans. (Ihr kennt sie nicht. Wäre ich ein Mann, würde sie ungeahnten Schaden anrichten, so dass danach eine teure Kinderwunsch-Behandlung nötig wäre - nicht auszudenken!)
Was diesmal allerdings deutlich ausgeprägter ist als letztes Mal, ist der Nestbautrieb. Ich hab im Moment einen unfassbaren Drang, mein Leben in Ordnung zu bringen, meinen hormonverkrusteten Körper irgendwie grundzureinigen, die Bude hübsch zu machen, meine Pullover auf Kante zu legen, den Kräutergarten in Schuss zu bringen, gute von schlechten CDs zu trennen, Fotos einzukleben und Vanillezucker anzusetzen.

A propos hormonverkrusteten Körper grundreinigen: hat eine von euch Erfahrung mit Fasten zwischen den Versuchen? Und kennt einen Arzt in Hamburg, der sich damit wirklich gut auskennt?

Dienstag, 29. September 2009

Mit Gips im Schwimmbad

So in etwa habe ich mich die letzten Tage jedenfalls gefühlt. Überall Wasserrutschen und Massagedüsen, und du darfst nicht ran. Wir hatten vier Tage lang kein Internet. Der Computer war da, die kleinen WLAN-Kisten, die sonst immer so fröhlich blinken, waren auch da, und ich konnte förmlich spüren, wie überall um uns herum Menschen in Wohnungen saßen und ungehindert Supermesser bestellen, Musik runterladen oder ihre Lieben mit einfühlsamen Emails erfreuen konnten, nur wir nicht. Ein Glück hatte ich Besuch, der mich davon abgelenkt hat. Nun ist der Besuch wieder weg und das Internet wieder da. Schön wars mit dem Besuch.

Schön ist auch, dass mein HCG-Wert nun langsam sinkt. Gestern war er bei 6. Das würde vielleicht sogar immer noch für zwei Streifen ausreichen, und dabei war ich, wie der Besuch sehr treffend bemerkte, noch nie so unschwanger wie jetzt. Nach tagelangen Rauch- und Trink-Exzessen hätte vermutlich sowieso kein noch so robustes Würmchen der Welt überlebt. Und nun ist auch wieder gut, und hier bricht jetzt die Kamillentee-Zeit an. (Nicht wörtlich Kamille, aber ihr ahnt die Richtung.) Wenn demnächst die Bluterei mal wieder aufgehört hat, gehe ich auch in die Sauna, danach fühle ich mich immer so sauber wie ein kleines Kind, und gestern habe ich mir sogar dieses Laufrhythmus-Programm für die DS gekauft. Als ich dann so vor unserem Fernseher stand und mein mii von der wii auf die DS übertragen wollte, in meiner Hand die DS, die wii-Fernbedienung, den DS-Steuerstick, die Fernseherfernbedienung und mein Telefon, habe ich L. feste versprochen, dass ich nie wieder irgend etwas, was er tut, als "nerdig" bezeichnen werde. Nie wieder. Ich bin so eine. Das muss ich wohl ein für allemal einsehen. Und nun trage ich ein kleines weißes Dings mit mir herum, das alle meine Schritte zählt, und abends freue ich mich wie Bolle darauf, das Ding auszuwerten und mit irgend einem nerdigen Spiel dafür belohnt zu werden, dass ich heute 12000 Schritte gemacht habe. Meine Eltern würden sich ernsthaft fragen, wieso sie mich haben Abitur machen lassen.

Inzwischen hat Ssssss mir einen Link gemailt zu einem Artikel, in dem sich die Süddeutsche darüber aufregt, dass es nun eine Reality-Show zum Thema Kinderwunsch geben soll. Und wieder mal frage ich mich, wieso erhitzt dieses Thema scheinbar so sehr die Gemüter von Menschen, die es nicht betrifft? Warum haben so viele Leute ungefragt ein Meinung zu künstlichen Befruchtungen, und die ist meistens schlecht? Warum können die uns nicht einfach machen lassen? Manchmal habe ich fast das Gefühl, wenn es einen Volksentscheid dazu gäbe (was bitte bitte niemals geschieht), dann würde all das vermutlich ganz verboten werden. Aber ich verspreche, mich nun nicht schon wieder so reinzusteigern und euch hier mit Posts dazu zu bombardieren, wieso genau ich den Artikel doof finde. Und dann verspreche ich, dass das Internet in den nächsten Wochen und Monaten gefälligst funktionieren wird.

Freitag, 25. September 2009

"Sie lässt einfach nicht locker, was ist sie, besessen?"

Na gut, vielleicht war ich ja zu voreilig und hab mich in meinem Zorn dazu hinreißen lassen, die Theorie der TAZ nicht einfach mal mit ganz kühlem Blick unter die Lupe zu nehmen. (Wer immer noch nicht weiß, wovon zum Teufel ich hier die ganze Zeit schreibe, soll auf die wunschkinder-net-seite gehen, dort haben sie einen Link zu dem Artikel.)

Leicht überspitzt lautet diese Theorie folgendermaßen: Kinder sind heute so etwas wie ein Accessoire geworden. Und wen ein unerfüllter Kinderwunsch plagt, der hat somit eher so etwas wie ein Mode- oder Lifestyle- Problem. Warum können wir uns also nicht alle einfach auf unsere Berufe oder so besinnen? Muss das wirklich sein, all diese unfassbar schmerzhaften Kinderwunsch-Behandlungen, nur um am Ende mit dem weltgeilsten Kinderwagen und einem rausgeputzten Mini-Me durch unser Szeneviertel schieben zu können?

Ich möchte heute noch mal (und dann geb ich auch Ruhe) versuchen, das Thema in allen Aspekten zu beleuchten.

Erstens, der Bugaboo. Der Bugaboo ist sowas wie ein allgemein akzeptiertes Feindbild geworden. "Und dann diese Tussis mit ihren Bugaboos..." allgemeines Nicken in der Runde. Ich bin bisher noch nicht so weit gediehen, mir einen Kinderwagen auszusuchen. Vielleicht kommt das ja noch. Meine Mutter hat unsere alten nicht aufgehoben, sonst würde ich einen von denen nehmen, FALLS ES JEMALS BITTE BITTE SO WEIT SEIN SOLLTE. Ich kenne allerdings eine Frau, die einen Bugaboo hatte. Das ist jetzt mehrere Jahre her, aber so weit ich mich erinnere, gab es auch damals schon das Bugaboo-Feindbild, deshalb hat sie mir erklärt, warum. Sie sagte ungefähr: ja, der ist wirklich teuer, aber er hat auch lange lange Garantie, und wir wollen mehr als ein Kind, deshalb muss er eine Weile halten. Und er ist leicht, was nicht ganz unwichtig ist, wenn man nicht im Erdgeschoss und ohne Fahrstuhl wohnt und mitbekommen hat, dass den Nachbarn schon zwei Kinderwagen aus dem Hausflur geklaut wurden trotz Fahrradschloss - denn den kann ich einfach mit nach oben schleppen. Und er ist wendig und nicht so groß, so dass ich damit gut in Busse und U-Bahnen komme. Und ich kann das Oberteil abnehmen und habe dann gleich dieses Cosy-Dings. Und er lässt sich erst als Kinderwagen und später als Buggy verwenden, so dass er eigentlich zwei Kinderwagen ist. Alles in allem klang das ganz vernünftig.

Zweitens, die Sache mit der Selbstverwirklichung im Beruf statt in der Aufzucht kleiner Kinder. Ich glaube immer noch, dass man in einer Traumwelt lebt, wenn man glaubt, Menschen würden so ziemlich alles nur aus Selbstverwirklichung tun. Ich weiß nicht, wie es euch geht oder Frau Funck, aber ich muss Miete zahlen, Lebensmittel einkaufen und Stromrechnungen bezahlen. Und ich gebe zu, ich war immer eine von denen, denen ihr Beruf außerdem auch noch Spaß macht, aber da hab ich Glück und weiß das auch. Welche Art von Romantik ist das, in der man Frauen im Job grundsätzlich als Pionierinnen sieht, die echt was bewegen und die totale Erfüllung finden? Manche von uns sitzen an der Supermarktkasse. Oder machen irgendwelchen gelangweilten Tussen die Nägel. Kann natürlich sein, dass Frau Funck uns einfach nur ermutigend zurufen wollte: Hey, seht euch um, es gibt noch mehr auf der Welt als kleine Kinder. Aber das hat sie dann irgendwie ein bisschen ungeschickt gemacht.

Dann diese Nummer, dass für sie die Menge von Frauen, die bis 40 nur an ihrer Karriere gearbeitet haben und jetzt plötzlich eine Art Loch in ihrem Leben haben, weil sie merken, die Karriere macht sie nicht glücklich, deckungsgleich ist mit der Menge der Frauen, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen. Das sind jedenfalls die da, die da drüben, die wir nicht so mögen. Die Verbissenen.
In meiner Kinderwunschklinik sitzt das Wartezimmer oft ziemlich voll. Da sitzen dann Paare, die sind älter als ich. Das liegt in der Natur der Sache. Da sitzen aber auch viele, die sind bedeutend jünger als ich. Ich hab da bisher noch niemanden gesehen, der so aussah, als würde er viel Wert auf perfekte Accessoires legen oder ein halbes Monatsgehalt für eine Handtasche oder einen Kinderwagen ausgeben wollen. Um es kurz zu machen, die machen alle nicht den Eindruck von Leuten, die viele Gedanken an ihren Lifestyle oder den irgendwelcher schwangerer Promis verwenden. Heidi Klum ist schwanger, dann will ich aber auch! Danach, ehrlich, sieht das nicht aus. Davon abgesehen glaube ich, dass Menschen, die so viel Wert auf die perfekte Fassade legen, das viele Geld lieber nicht in Hormone, sondern in Schuhe und Getränke in der richtigen Bar stecken würden.

Was mich ja wirklich mal interessieren würde, ist die Antwort auf die Frage, warum mich das so beschäftigt.

Wieso darf ich nicht einfach ein gesundheitliches Problem haben? Eins, bei dessen Lösung mir meine Ärzte helfen? Warum habe ich angeblich ein Problem mit meiner Einstellung? Wieso soll das Problem im Kopf liegen? Liebe Journalisten, darf ich vorstellen: mein Gehirn. Meine Eileiter. Saubere 50 Zentimeter voneinander entfernt und organisch klar unterscheidbar.

Donnerstag, 24. September 2009

Die angebliche Hauptstadt der Statuskinder

Zurück aus Berlin fiel mir dieser rammdösige Artikel aus der TAZ wieder ein. Der, in dem es darum ging, dass ein Leben ohne Kind heute ja scheinbar sowas von out ist, dass sich Frauen schon ein bisschen genieren, wenn sie statt niedlicher Gören einfach NICHTS durch die Gegend schieben und zur musikalischen Früherziehung fahren können, und dass nur so zu erklären ist, dass sich diese vielen Frauen, um diesem unchicen Zustand zu entrinnen, unfassbar schmerzhafte Kinderwunsch-Behandlungen auf sich nehmen. (Ich weiß ja nicht, wie es euch ging, aber meine Rückübertragung war definitiv NICHT schmerzhaft. Es hat ein bisschen gedrückt, aber das entsprach dem Schmerzniveau "boah, ich hab neue Schuhe an und die haben die Bushaltestelle schon wieder um 50 Meter verlegt". Und davon, wie wenig die Spritzen weh tun, habe ich ja früher schon geschwärmt. Kann natürlich sein, dass das dicke Ende diesmal mit dem Auftau-Zyklus kommt. Au Backe.)

Und während ich den Artikel und die teilweise noch viel grässlicheren Kommentare dazu gelesen hatte (leider vermischt sich hinterher vor Zorn manchmal Kommentar und Artikel in meinem Kopf, und der arme Autor des Artikels ist AN ALLEM Schuld), wusste ich genau, woran diese Autorin dabei dachte: an diese irre vielen Mütter, die angeblich ja durch Berlin-Mitte und die entsprechenden Hamburger Stadtteile schieben, immer mit dem teuersten Kinderwagen wo gibt, und immer mit diesen Kindern, die jedenfalls eines Tages mal nicht Fliesenleger oder Nagelpflegerin werden dürfen. Ich weiß ja auch, dass es solche Mütter bestimmt gibt. Irgendwo und irgendwann ist vermutlich auch mir schon eine davon begegnet. Aber gleichzeitig dachte ich wieder mal eine ganze Menge andere Dinge.

Zum Beispiel, dass diese Frauen, die ja angeblich jeden Innenstadtpark in Scharen bevölkern, viel seltener sind als die witzig gemeinten Artikel über sie. Ich wohne in einer von diesen Gegenden, wenn ich denen nicht ständig über den Weg laufe, dann kann es so eine Plage nicht sein.

Oder, dass es ja sein kann, dass es Frauen gibt, die sich mit ihrem Kind schmücken. Dass das aber noch lange nicht bedeuten muss, dass die ihr Kind nicht herzlich lieben und es NUR haben, weil in der Gala jetzt alle Kinder haben.

Oder, dass es im Wartezimmer meiner Kinderwunschklinik nur so mittel-stylo zugeht. Ist das bei euch anders? Oh Schreck, bin ich am Ende in einer unchicen Klinik gelandet? ("Entschuldigung, gibt es diese Eizelle auch in pink?")

Oder, dass da wieder mal zwei Dinge rein gar nichts, niente, miteinander zu tun haben: Kinderwunschbehandlungen und Kinder als Statussymbol. Diese Frauen, das sind alle die gleichen? Sprich, wir sind die und umgekehrt? Meint ihr echt jetzt? Oder was? Ich glaube nicht.

Oder, dass es meiner Vorstellung von Chic nicht unbedingt entspricht, für etwas zu kämpfen, dem man regelmäßig verschissene Windeln wechseln muss, das sich und andere vollspuckt und das einen an der Ausübung so ziemlich jeder anderen als chic allgemein anerkannten Tätigkeit vom Shoppen über Barbummel bis hin zu Bikram Yoga hindert. Es entspricht meiner Vorstellung von einer ganzen Menge Sachen, aber Chic oder Status gehört nicht dazu.

Oder, dass ich zum Beispiel meinen Sonntag mit zwei kleinen Berliner Mädchen verbracht habe, und die waren aus einem dieser Stadtteile, in denen angeblich doch niemand einfach nur gerne und von sich aus ein Kind haben will, und ich kann sagen, der Abend lief genau so, wie das meine Babysitter damals mit mir erlebt haben (und ich war als Kind mit Sicherheit kein Statussymbol. Erstens war meine Mutter 24, als ich kam, und noch nicht mit dem Studium fertig, zweitens hatte ich eine unfassbar status-zerstörerische Art, mich von klein auf zum Affen zu machen, und drittens gab es Zeiten, da trug ich eine Brille mit abgeklebtem Glas. Wenn das nicht unhip ist, was denn dann?): erst wurden die Schlafanzüge angezogen, dann haben sie uns ihr Spielzeug gezeigt, dann haben wir Bücher vorgelesen, und dann haben sie noch eine Cassette gehört und geschlafen. Das war sehr schön.
So läuft das in Berlin- Prenzlauer Berg, in den deutschen Mittelgebirgen, in Kassel, Jena, Igelsbach und vermutlich auch überall sonst, wo es Kinder und Babysitter gibt. Wenn ich die zwei Mädchen gefragt hätte: und, was meint ihr, seid ihr ein Statussymbol? Haben euch eure Eltern, weil ihr so schick seid? Die hätten einen Spaß gehabt. Die wären überhaupt nicht mehr ins Bett gekommen vor Kichern und schick sein.

Blödes Gerede. Wieso nervt es mich immer gleich zehnfach, wenn es erst mal gedruckt ist?

Mittwoch, 23. September 2009

Die Sendepause ist hiermit beendet

Seitdem mein altes Lieblings-Nerd-WLAN-Café unbekannt verzogen ist, in dem es diese unfassbar leckeren Süppchen und irre viele Steckdosen gab, bin ich auf die dusselige Campus-Suite angewiesen, wenn ich in meinem Viertel außer Haus bloggen will. Die Musik ist wie zuletzt auf meiner Abi-Party (war das gerade Snap?), und eine Steckdose ist auch weit und breit nicht in Sicht, ich hoffe also schwer, ich schaffe den Post überhaupt noch, bevor der Strom weg ist, denn wir werden alle nicht jünger, und ein Menschenjahr sind achtzig Laptop-Akku-Jahre.

Also schnell - schnell: Das Wochenende war herrlich und dauerte bis Dienstag, es gab Hochzeitsfotos, die so schön waren, dass wir sie fünf mal ansehen mussten, geraucht habe ich auch, und weil bei mir das schlechte Gewissen schon bei EINER Fluppe zwickt, ist es dann auch schon egal, ob es gleich drei Schachteln sind. Allerdings verteilt auf vier Tage. Genau genommen waren es sogar vier Schachteln. Und weil das am meisten rauchende Mädchen mit nach Hamburg gekommen ist und wir noch jede Menge vorhaben diese Woche, wird es dabei wohl auch nicht bleiben. Der Rauch-Urlaub verlängert sich also bis nächsten Dienstag. Und L. scheint diesmal ganz gut damit leben zu können. Genau wie mein launischer Unterleib, der diesmal in vier Tagen nur zwei mal gezwickt hat.

Von meiner Blutgerinnung immer noch nichts Neues. Auch sonst IVF-mäßig tote Hose (immer noch besser als rote Hose, finde ich inzwischen). Davon abgesehen, dass ich gestern zufällig in einen Beitrag reingeraten bin über ein Paar, das nach dem ersten Versuch eine frühe Fehlgeburt hatte. Die beiden haben offensichtlich gelitten wie die Hunde, und zwar nicht nur wochenlang, sondern monatelang. Wieder mal dachte ich, es gibt eine Menge, wofür man dankbar sein kann. Ich hoffe nur, ihr versteht das hier nicht falsch, wenn ich so oft betone, wie gut es uns inzwischen wieder geht. Ich glaube auf gar keinen Fall, dass wir in irgend einer Weise tapferer, ausgeglichener oder sonstwas sind als andere Leute. Wir haben einfach Glück gehabt. Mich haben auch schon Ereignisse vollkommen aus der Bahn geworfen, die für andere mit zwei Heul-Telefonaten und einer wütenden SMS erledigt gewesen wären, und zwar viel länger, als ich jemals befürchtet hätte. Wieder mal dachte ich mir: es erwischt einen so, wie es einen erwischt. Und wenn es ganz schlimm kommt, dann ist das letzte, was man brauchen kann, jemand anderes, der dir erzählt, wie supi-dupi er das an deiner Stelle wegstecken würde.

Dienstag, 22. September 2009

Sendepause

Bevor ihr euch wundert, was hier los ist: ich bin immer noch in Berlin und erst heute Abend wieder zurück, das war alles ganz herrlich hier, und Neuigkeiten aus der bunten Welt meines Unterleibs gibt es auch nicht -

Noch ein kleines bisschen Geduld, Hasen! Bald bin ich wieder da, sitze dick und bräsig auf dem Sofa und pelle euch voll.

Freitag, 18. September 2009

Schon wieder ein Eintrag, aber danach ist auch Ruhe im Karton

Gerade erfahre ich von meiner Schwester am Telefon, dass meine Oma auf meiner Hochzeit "My Way" laut mitgesungen hat, während ich rauchen war.

Teufel Nikotin.

Am Ende war es doch kein Outing? Und in Wahrheit fragt sich meine Familie seit Jahren, wann die s-teife Flora endlich mal auftaut? Und sobald ich aus der Tür bin, fliegen die Luftschlangen?

Ich bin doch die, die neulich so auf Apple geschimpft hat.

Heute fühle ich mich, als hätte ich nach zehn Jahren in einem Haus plötzlich einen Dachboden voller Art Deco entdeckt. Nach dem Erfrischungs-Download ("Der Erfrischung", wie ich ihn jetzt gerne nenne) habe ich plötzlich so viel Musik, es ist eine wahre Pracht. All die Lieder, die ich nachts im besoffenen Kaufrausch runtergeladen hatte (und zeigt nicht mit Fingern auf mich, andere kaufen Handtaschen von Prada und nicht unsterbliche Musik für 0.99) und am nächsten Tag gleich wieder in der Kater-Chemie-Scham gelöscht, sind wieder da!! Jetzt ist meine Playlist so lang, dass ich - ich hab es gestoppt - eine Minute und 20 Sekunden lang scrollen kann, um vom einen zum anderen Ende zu kommen. Das entspricht diesem "Unsere Ländereien umfassen zwei Tagesritte"-Maß wohl so ungefähr.

Ach, Apple. Wieder mal hast du es besser gewusst als ich.

Nur damit ihr versteht, warum die Hysterie wegen dieses Mädchenwochenendes so groß ist.

Die Mädchen, die hier übrigens vermutlich namentlich lieber nicht auftauchen wollen (und das, obwohl Unfruchtbarkeit nachweislich NICHT ansteckend ist), also das sind die, die dafür gesorgt haben, dass ich mich hier in Hamburg so wohl fühle wie sonst in keiner Stadt vorher und vermutlich auch nachher. Die Mädchen sind die, die in den Jahren vor L. dafür gesorgt haben, dass ich in den richtigen Momenten sagen konnte "Scheiß auf den Mistkerl" und es genau so meinen konnte. Und die trotzdem meinen Strubbelkopf getätschelt haben und den Korkenzieher griffbereit und das Telefon außer Reichweite gehalten haben, wenn ich zwei Tage später wieder ein Häufchen Elend war. Die Mädchen sind die, für die ich mich mit Kusshand auch vier Stunden lang in die Küche stellen würde, sie können ja am Herd angeblich leider nüschte, die Ärmsten (und es kommt noch dazu, dass sie teilweise GERNE hinter MIR HERRÄUMEN! Das muss man sich mal vorstellen! Und ihr ahnt nicht, was für eine Sauerei ich beim Kochen anrichte), auch wenn ich drauf bestehe, dass sie es eben doch könnten, wenn sie wollten. Die können nämlich alles, wenn sie wollen.

Die Mädchen sind außerdem die, die mich auf meiner Hochzeit per Film zwangsgeoutet haben als eine, die ab zwei Gläsern Wein in irgendwas Glitzerndem auf dem Tisch steht, in die Hände klatscht und laut Azzurro singt oder Schlimmeres, wo ich doch immer einen Riesenschiss davor hatte, meine Familie könnte irgendwann mitkriegen, dass ich meine Samstagabende nicht immer mit einem guten Buch zubringe und auch ansonsten nicht in allen Lebenslagen für Zurückhaltung bin. Damit haben mir die Mädchen mit Sicherheit SCHON WIEDER den größten denkbaren Gefallen getan. Und dieses Wochenende treffen wir uns zum ersten Mal seit dieser Hochzeit alle wieder, denn leider leider wohnen zwei der Mädchen inzwischen in Berlin, was zwar an sich ganz fabelhaft ist, aber leider kein Vorort von Hamburg. Und wir hatten alle ein bisschen Heimweh nacheinander in den letzten Wochen.

Was soll ich sagen? Weiber halt.

Ein Wiedersehen mit alten Freunden

Manchmal vergisst man völlig, dass man noch einen riesigen Becher Schokoladeneis im Gefrierschrank hat, und dann kommt der Moment, wo es einem wieder einfällt. So ähnlich habe ich mich gestern Abend gefühlt, als mir wieder einfiel, dass da ja noch irgendwo Jeeves&Wooster rumstehen, die ich während der Schwangerschaft nicht gucken durfte, weil L. befürchtete, vor Lachen würde das Würmchen aus mir rausgeschüttelt. Und dann hatte ich noch mal so einen Moment, nachdem ich die erste DVD mit den ersten drei Folgen geguckt hatte und mir die Packung näher angesehen habe und gemerkt habe, dass dank raffinierter Falt- und Klapptechnik in diesem schmalen Plastikding nicht weniger als ACHT DVDs stecken. Mit Sicherheit eine immer großartiger als die andere. Ist das nicht toll, wenn man etwas entdeckt, das so schön ist, dass man sofort weiß, hier habe ich etwas gefunden, das mich mein ganzes Leben lang glücklich machen wird?
Fast noch schöner ist es, wenn man plötzlich entdeckt, dass einer der besten Freunde etwas noch nicht kennt, von dem man jetzt schon weiß, dass es ihm damit genau so gehen wird. Eins der Mädchen hat mir letzte Woche erzählt, dass sie "Was das Herz begehrt" nicht kennt. Und ich fühle mich jetzt schon wie die Glücksambulanz, wenn ich demnächst mit der DVD und zwei Flaschen Cremant bei ihr anrücken werde. Und meine kleine Schwester kennt Armistead Maupin nicht. Und mit einem anderen Mädchen werde ich nächste Woche übers Flatstock-Festival bummeln, wo man die schönste Postergrafik der Welt für lächerliche Beträge kaufen kann und wo sie noch nie war.

Zurück zum Thema: Hormone, Hormone, Hormone! (Ich singe das im Kopf vor mich hin zur Melodie von "Parole, parole").
Ich würde ja googeln, wenn ich dadurch nicht sofort meine Selbstachtung verlieren würde, weil ich mir doch vorgenommen habe, die Finger von der Tastatur zu lassen, wenn es um meine eigene Gesundheit geht. Aber auf mich selbst gestellt würde ich sagen, das ist zwar gerade ein bisschen unangenehm, aber eigentlich ein gutes Zeichen - oder? Dass mein Körper scheinbar so einen unfassbaren Spaß daran hat, schwanger zu sein, dass er einfach nicht aufgibt? (Wie diese Kinder, die abends immer mit Gewalt von ihren Müttern aus dem Meer gezerrt werden müssen, weil sie einfach nicht aufhören können, obwohl sie schon ganz blaue Lippen haben. So ungefähr.) Schwanger sein finden wir gut.
(Kennt hier eigentlich jemand "Antonias Welt"? Darin kommt diese Frau vor, die immer nur schwanger sein will. Die Kinder sind ihr egal, sie will nur schwanger sein. Am Ende hat sie 13 Kinder. Gut, das wird für mich mit 36 ein bisschen eng, aber andererseits: guckt euch Octomum an!)
Neulich hatte ich einen Traum, in dem ich ein Vorstellungsgespräch bei einem meiner alten Bosse hatte, und er am Ende sagte "Das klingt alles total super, wenn man nicht munkeln hören würde, dass du schwanger bist." Und daraufhin habe ich im Traum sofort einen Pipitest aus der Tasche gezaubert, bin kurz verschwunden und hab ihm bewiesen, dass das kein Problem ist.
Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich den Zwei-Streifen-Trick immer noch beherrsche!

Zur Statistik:
Fluppen: Null.
Arztbesuche: 2.
Neue Erkenntnisse über meinen Bauch: 80.
Dank Jeeves&Wooster durch wieherndes, unkontrolliertes Gelächter verbrannte Kalorien: 8000.
Stunden bis zum Start ins Berliner Mädchenwochenende: 24.

Donnerstag, 17. September 2009

Hört bloß nicht immer auf euren Bauch, egal, was die Frauenzeitschriften euch erzählen.

Ich kann euch sagen, manchmal ist der Bauch ziemlich dämlich. Meiner z.B. rafft auch über vier Wochen nach der Ausschabung und über sechs Wochen, nachdem das Würmchen gestorben ist, immer noch nicht, dass er nicht mehr schwanger zu sein hat.

Gerade kam jedenfalls der Anruf aus der Klinik, mein HCG ist immer noch deutlich nachweisbar.

Der Kopf hat es doch auch geschafft, wieso denn bloß du schon wieder nicht? Ich weiß, wir hatten es nicht immer leicht zusammen, aber muss das sein?
Bauch, nun hör mir mal gut zu: vielleicht ist Dir aufgefallen, dass die letzten vier Wochen weniger von Zupfmassagen mit Bellybutton-Streifenfrei-Öl, Fenchel-Anis-Kümmel-Tee und Eiweißpulver geprägt waren als die Monate davor. (Gut, dem Tee und dem Pulver weint hier niemand eine Träne nach.) Dafür gab es reichlich Sushi, Wein, Rohmilchkäse, hausgemachte Mayo, rohes Fleisch und ja, auch mal die eine oder andere Fluppe zwischendurch. Was sagt dir das, Bauch? Konzentrier dich! Geh ganz tief in dich rein und hör meinetwegen auf dein blödes Bauchgefühl. Und dann sprich mir nach: Wir - sind - nicht - mehr - schwanger.

Sehr gut. Und nun wollen wir hoffen, dass du es bis zur nächsten Blutentnahme nächsten Freitag verstanden hast.

Die Sonne scheint völlig zu Recht auf mich und meinen neuen Therapiebogen

Ich hatte ja irgendwann mal geschworen, mich nicht mehr in meinen Posts in irgendwelche fürchterlichen und übertriebenen Ängste reinzusteigern, was anstehende Arztbesuche angeht. Und diesmal hab ich mich dran gehalten. Das Geblute war lästig, so viel hab ich schon geschrieben, aber weil immer wieder auch üble Regelschmerzen dazu kamen, für die es aber keinen Grund gab, weil ich die Pille durchnehme (um neuen Endometriose-Ärger zu verhindern), habe ich mir schon eine Menge Sorgen gemacht. Und weil ich's drunter nicht tue, lebe ich jetzt seit Wochen (eigentlich seit der Fehlgeburt und der Ausschabung) damit, dass ich so ziemlich je,de Nacht aufwache und mir überlege: und was, wenn dein Arzt einen Ultraschall macht und sagt, alles muss raus? Ein ganz, ganz kleiner Teil von mir, den wir einfach mal Susi nennen wollen, war sich sogar ganz sicher, dass das passieren würde (z.B. heute), aber ein anderer Teil von mir, der zum Glück immer noch mehr Muckis hat, sagt Susi dann, sie soll den Rand halten.

Trotzdem habe ich heute Nacht nicht viel Schlaf bekommen. Es fing damit an, dass ich gestern drei Stunden zum Einschlafen gebraucht habe, als das Rumoren im Unterleib nicht aufhören wollte, und zwar auch nach zwei Ibuprofen nicht. Dann kam wieder die nächtliche Angstschweiß-Stunde ("Aber, aber... was, wenn... oh je..." "Schnauze, Susi."), die sich bis zum Morgengrauen hinzog und dann klingelte auch schon ziemlich bald der Wecker.

Bevor ihr euch die Nägel abknabbert vor Sorge, ich hab meine Gebärmutter noch. Und das wird sehr wahrscheinlich auch vorerst so bleiben. Tadaaaaaaa!

Erst mal war ich Blut abnehmen, um der Gerinnungsfaktor-Theorie von Sssssss nachzugehen. Der Arzt meinte erst, naja, das werden die Ärzte in der Klinik sicher schon gemacht haben, aber als ich ihm die näheren Umstände und Verdachtsmomente geschildert habe, war er plötzlich doch ein bisschen aufgeregt und wird mich vermutlich jetzt an eine spezielle Gerinnungs-Abteilung im UKE überweisen, was von Anfang an meine Absicht war. Mehr erfahre ich morgen.

Dann weiter in die Fruchtbarkeitsklinik. Dort das erste Gespräch mit meinem Arzt seit der Fehlgeburt. Das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, hatte ich einen Ultraschall mit einem prachtvollen, sichtbaren, völlig normalen Herzschlag. Heute sah er zerknirscht aus und hatte so viel Zeit wie nie vorher. Auf dem Ultraschall war wieder nichts zu sehen, was die Bluterei irgendwie gerechtfertigt hätte, aber er hat mir erklärt, dass es eben Frauen gibt, bei denen alles ein bisschen länger in Aufruhr ist. Die Schmerzen können zwar von den Myomen her kommen, müssen sie aber nicht, und sehr wahrscheinlich ist es nicht. Zur Sicherheit hat er noch mal Blut abnehmen lassen (und das war heute ein ganz schönes Gestocher in meinem guten Arm), nur um zu sehen, ob die Hormonwerte auch wieder bei eindeutig unschwanger sind.

Was die Myome betrifft, hat er ähnlich wie meine Ärztin gesehen, dass sie per Bauchspiegelung vermutlich nicht zu erwischen sind, so dass ein richtiger Bauchschnitt nötig wäre, um da ranzukommen. Und das bringt mit sich, dass wir danach noch mehrere Monate, im schlimmsten Fall sogar ein Jahr warten müssten, bis wir weitermachen könnten, und wenn ich dann schwanger würde, hätte ich ein erhöhtes Risiko, dass ich mir eine schöne Sollbruchstelle an der Gebärmutter eingehandelt hätte, die mir später in der Schwangerschaft Probleme bereiten könnte. Das klang nicht sehr verlockend, und nachdem ich in den letzten drei Jahren insgesamt drei dicke und drei kleine Unterleibs-Operationen hatte, war ich auch nicht scharf drauf, mich schon wieder mit Schläuchen im Bauch in einem Krankenhaus wiederzufinden.

Die andere Möglichkeit ist, dass wir es im November mit einem Auftau-Zyklus versuchen und dabei versuchen, möglichst entspannt zu bleiben. Das heißt, L. und ich machen uns von Anfang an klar, dass das eine Art Versuchsballon dafür wird, wie hinderlich genau die Myome sind. Und dass ein Auftauzyklus von Anfang an geringere Erfolgschancen hat. (Klingt für mich jetzt schon nach einem echten Gewinner, wenn ich dran denke, dass ich letztes Mal sogar ein ganz kleines bisschen dachte, lieber nicht ausgerechnet so kurz vor der Hochzeit.) Und wenn sich dann herausstellt, dass die Myome alles wegbeißen, dann müssen wir eben da doch noch mal ran.

Dann gab es noch eine unerwartete gute Nachricht: ich dachte immer, die Krankenkasse beteiligt sich nur an drei Versuchen und dann erst wieder, wenn man tatsächlich ein Kind zur Welt gebracht hat und Runde zwei startet. Heute habe ich erfahren, dass uns schon der Herzschlag dafür qualifiziert hat, dass ab jetzt wieder drei Versuche mitfinanziert werden. Das ist doch nett! Danke, liebes Würmchen. Das hast du gut gemacht.

Und jetzt bin ich bester Dinge. Ich kann gar nicht sagen wieso. Vielleicht liegt es daran, dass ich wieder einen gelben Zettel habe und ein nagelneues Medikamentendöschen mit Estrifam (die übrigens so aussehen, wie ich mir mit 13 immer die Pille vorgestellt habe). Vielleicht liegt es auch daran, dass es wieder einen Plan gibt. Der sieht so aus:
1. Bis Ende Oktober nehme ich jetzt die Pille durch. Dann höre ich irgendwann auf und kriege meine Tage.
2. Wenn ich meine Tage habe, melde ich mich in der Klinik und fange an, Estrifam einzunehmen, eine Morgens, zwei Abends.
3. Nach ein paar Tagen gehe ich wieder in die Klinik, bekomme ein neues Rezept und einen Ultraschall, und wir machen einen Übertragungstermin.
4. Es gibt in letzter Sekunde noch einen Ultraschall, und dann setzen wir Mitte November zwei Prilblümchen aus dem Eis ein.

Und im Dezember fliegen L. und ich wieder nach New York. Und ich kann mir jetzt schon mal überlegen, wie um Himmels Willen ich eine Woche in der Welthauptstadt phantastischer Steaks überstehen soll ohne phantastische Steaks.

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, wieder auf Schiene zu sein. Auch, wenn der Zug leider erst in fünf Wochen losfährt, habe ich es mir schon mal gemütlich gemacht in meinem Abteil. Und ich weiß nicht genau, wieso, aber es beruhigt mich tatsächlich, dass das ein Auftauzyklus ist und wir deshalb von Anfang an den Ball flacher halten können. Ich kann euch übrigens jetzt schon versprechen, dass ich die neuen Blümchen weder "Käptn Iglo" noch "Urmel", "Grünofant", "Ed von Schleck" noch sonst irgendwie gar nicht lustig tiefkühlig nennen werde.

Ich hab meinem Arzt auch gesagt, dass ich mich im Moment noch so frisch und un-ausgelaugt fühle, dass wir nach diesem Versuch gerne die anderen Prilblümchen in der Tiefkühltruhe lassen können. Ich kann nicht sagen, dass die letzten Monate seit März völlig spurlos an mir vorbeigegangen wären (auch, wenn man die Bluterei und die Schmerzen wegdenken würde, was nicht einfach ist). Aber trotzdem hab ich das Gefühl, zumindest die Hormone sind wieder draußen und hatten mich auch nie ganz so eisern im Griff wie manche andere. Er ist dafür.

Damit zu etwas völlig anderem: Lipstick Jungle.
Eigentlich hatten wir ja Theaterkarten, und ich dachte auch, ich freu mich drauf, aber als L. um fünf sagte, eigentlich hätte er keinen Bock, habe ich plötzlich gemerkt, dass ich am liebsten in die Hände klatschend durch die Wohnung getanzt wäre. Also sind wir zuhause geblieben, oder vielmehr, ich bin zuhause geblieben und L. hat Fußball geguckt, und so kam das, dass ich die erste Folge sehen durfte. Naja. Aber ich weiß auch noch genau, dass ich nach den ersten drei Folgen SATC ebenfalls dachte "Naja", und seht mich heute an mit meinen sechs Staffeln im Regal. (Die Desperate Housewives dagegen haben bei mir nie einen Fuß auf den Boden bekommen. Die sind mir irgendwie schnuppe geblieben.) Drei Folgen gebe ich ihnen also noch. Und wenn es auch nur aus Mitgefühl dafür ist, dass Tom Cruise sich so furchtbar dämlich gegenüber der armen Brooke Shields benommen hat. Oder wie seht ihr das?

Mittwoch, 16. September 2009

Irgendwann mal

Eines Tages kommt vermutlich auch für mich dieser Zeitpunkt. Der Zeitpunkt, an dem ich eine Entscheidung treffen muss: versuche ich das hier weiter, oder gebe ich auf und konzentriere mich in Zukunft mehr auf das, was ich habe als auf das, was ich nicht haben kann? Das macht mir manchmal ein bisschen Angst. Ich hab von so vielen gelesen, die so lange so tapfer durchgehalten haben, und die irgendwann trotzdem mürbe geworden sind. Und ich hoffe, der Punkt kommt bei mir sehr spät. Außerdem hoffe ich, dass ich nie vergesse, was ich habe und nie das Gefühl bekomme, ich würde es vernachlässigen. Wenn ich irgendwann mal keinen Urlaub mehr plane und die Zeit zwischen zwei Versuchen nur noch tote Zeit ist, wenn ich mich nur noch lebendig fühle in den 14 Tagen zwischen Übertragung und Test, dann ist es vermutlich so weit. Also hoffentlich nie. Ich weiß schon, dass wir auch ohne Kind großes Glück gehabt haben. Aber weil ich ein Fall bin, bei dem die medizinischen Ursachen ganz klar zu sehen sind, weiß ich auch, dass für uns das hier der einzige Weg ist. IVF aufzugeben, würde bedeuten, tatsächlich kein Kind zu bekommen. Für uns würde es das nicht geben, sich eines Tages zu wundern, wo denn nur die Periode bleibt, und dann plötzlich das Wunder: wir sind schwanger! Und dabei können wir doch gar nicht schwanger werden! (Jedenfalls wäre ich sehr dankbar, wenn wir irgendwann demnächst mal auf der guten Seite der Statistik landen und deshalb keine Gelegenheit bekommen, das herauszufinden.)

Wundert euch nicht, Herbst macht mich melancholisch. Vermutlich deshalb, weil es meine Lieblingsjahreszeit ist und mich allein schon der Geruch völlig durch den Tüdel bringt. Und ich hab schon wieder Lust zu rauchen, verflixt. Ich möchte in einer Tweedjacke im Park sitzen, Rotwein trinken, ein Buch lesen und rauchen. Und dann möchte ich nach Hause kommen, und auf dem Küchentisch soll eine große Schale mit Birnen stehen.

Große Ereignisse werfen ihr Geschnatter voraus

Das Mädchenwochenende ist nicht nur gerettet, sondern schon jetzt steht fest, dass uns ein einzigartiges Festival der Hysterie und der blubbernden Getränke bevorsteht. Nicht nur, dass eins der Mädchen verdientermaßen, verdientermaßen einen tollen Job an Land gezogen hat, sondern ich reise zum ersten Mal seit Jahren mit einem echten, erwachsenen Waschbeutel statt einer Plastiktüte an. Den Waschbeutel gab es in einem uralten Wäschegeschäft in Siena, und ich bin sehr zufrieden. (Ein sehr peinlicher Plastiktütenmoment war z.B., als ich mit Firmenchef und Firmenvizechef einmal über Nacht zum Kunden fliegen musste, und weil wir Damen ja immer drei Liter Kosmetik benötigen, habe ich mein Gepäck eingecheckt, was an sich die Herren schon genervt hat, und dann standen wir zu dritt am Gepäckband, und meine Knautschtasche kommt endlich angezockelt, und mir bricht der Schweiß aus, denn in meinem Waschzeugtohuwabohu ist die elektrische Zahnbürste angegegangen, und nun brummt und vibriert die ganze Tasche. Ich dachte, ich rette die Situation, in dem ich sofort laut rufe "Oooooh, meine ZAaaaaahnbürrrrste!" und die Tasche an Ort und Stelle öffne, um das Ding auszuschalten, aber dadurch muss ich nun vor den Augen zweier hochnäsiger Bosse meine Penny-Tüte voller Duschzeug durchkramen, und ich wette, sie haben trotzdem hinterher überall rumerzählt, wie das war, als Floras Vibrator versehentlich angegangen war. Mit meinem neuen, ordentlichen Waschbeutel wird sowas nicht mehr passieren, uff.

Und eines Tages, wenn ich mal denke, ihr habt eine Aufmunterung bitter nötig, dann erzähle ich Euch einige der allerpeinlichsten Erlebnisse meines ganzen Lebens. Das hier war keins davon. Das hier war vermutlich noch nicht mal Top 50.

Statistik: Null Zigaretten, ein sehr leckeres Abendessen, bei dem alles gut war, sogar der Hund am Nachbartisch war wie eigens für mich gecastet (nicht, dass ihr inzwischen denkt, ich wäre eine von denen, die stolz darauf sind, grundsätzlich schimpfend aus dem Restaurant zu gehen, eigentlich bin ich ganz einfach glücklich zu machen.), weiterhin ein fabelhaftes Geheimnis, Blut und Schmerzen leider auch, aber alles noch im Rahmen (und ab morgen früh hoffentlich ein für allemal geklärt), Streit mit L.: einer, aber niedlich und auch schon wieder aus der Welt. Es ging darum, dass ich hier diejenige bin, die den halben Tag am Rechner hängt, außerdem die mit dem Blog und die mit dem Ersatzladegerät direkt am Bett, damit sie ihren Rechner nur umzustöpseln braucht, die mit einer wii und einer DS, und ausgerechnet ich Supernerd komme auf die Idee, L.s neues Traum-Fahrrad als "zu nerdig" zu beschimpfen. "Dann kauf dir doch gleich einen Helm und Fahrradklammern." Der Arme hat es nicht leicht.

Dienstag, 15. September 2009

Sushiyaya, Sushisushiyeah

Heute Abend führt L. mich zu Sushi aus, warum auch immer, aber wenn es um rohen Fisch geht, dann stelle ich keine dummen Fragen. Einen Antrag muss er mir ja nun nicht mehr machen, vielleicht will er einfach nur so mit mir ausgehen? Kaum nachvollziehbar, aber ich werde es erleben.

Mein Kommentar ist immer noch nicht erschienen. Eigentlich sollte ich einfach nur erleichtert sein, aber irgendwie bin ich auch ein bisschen eingeschnappt, denn an diesem Kommentar habe ich bestimmt 15 Minuten gesessen, also 14 Minuten länger als viele der anderen Kommentatoren, mit denen die TAZ keine Probleme gehabt zu haben scheint. Blöde TAZ. Wenn man bedenkt, dass ich als doofe Studentin sogar mal eins eurer Rettungsabos gekauft hatte, wenn auch nur, um einen Kerl zu beeindrucken, an dessen Namen ich mich heute nicht mehr erinnern kann - nicht zu fassen! Aber gut, Studenten machen eine Menge Quatsch, wie z.B. dicke Pizza mit Mais drauf backen, Wände in Schwämmchentechnik bemalen oder sich in Seminaren ständig mit dieser Sache zu Wort melden, dass die Eskimos soundsoviel Wörter für Schnee haben, es hätte also schlimmer kommen können.

Geraucht habe ich immer noch nicht, aber tagsüber ist die Gefahr grundsätzlich bei Null. Vermutlich liegt es daran, dass ich tagsüber so gut wie nie zur Flasche greife.

Und dann hab ich noch unter viel Rumgedruckse und Gekicher zu schreiben, dass hier etwas im Busch ist. Nein, ich bin nicht DOCH schwanger und hab das alles nur geträumt mit dem Abgang, aber es tut sich was. Ihr werdet Augen machen! Irgendwann jedenfalls. Und Löchern und Nängern nützt gar nichts, ich werde keinen Piep sagen.

Oooooommmmmm.

Eins kann ich euch sagen: wer den ganzen Tag zuhause sitzt und auf einen neuen Job hofft, wird grantig und reizbar wie ein Vorstadtrentner. Die haben auch oft nichts Besseres zu tun, als sich aufzuregen, und so geht's mir auch. Gestern haben Apple und die TAZ ihr Fett weggekriegt, das mir fast eine Ader geplatzt wäre; mal gucken, wer mir als nächstes vor die Flinte kommt.

Eigentlich sehe ich mich nicht unbedingt als ewiges Sonnenscheinchen. Aber als Rumpelstielzchen ja nun auch nicht. Das ist bestimmt nicht gesund! Und darum versuche ich jetzt, mich mal wieder zu beruhigen.

Ansonsten die Meldungen des Tages:
Zigaretten: nein, aber ich fürchte, das wird sich bald ändern

Blut: morgens ja, sonst nein, bin ich gespannt, was der Arztbesuch übermorgen bringt - übrigens habe ich nun am gleichen Morgen auch einen Termin in der Klinik, den ersten nach der Fehlgeburt

Wirres Verhalten: hab mich per Kommentar vermutlich mitten unter die Trolle gestürzt, und das, obwohl es von negativen anderen Kommentaren sowieso schon nur so wimmelte, das hätte ich also gar nicht tun müssen - noch steht der Kommentar da nicht, aber er wird, und ab dann halte ich mich da besser fern. Außerdem bin ich eine Sekunde zu früh auf den Absenden-Knopf gekommen und befürchte, nun ist ein Vertipper da drin. Und über so einen Mist kann ich mich dann den ganzen Tag grämen. Manchen ist es vermutlich inzwischen ein Rätsel, wie ich überhaupt den Alltag bewältige, so wie ich mich an Kleinigkeiten aufreiben kann. Ich weiß es selbst doch auch nicht. Wir werden sehen.

Prokrastination mangels Job und Schwangerschaft: Gestern Abend acht Liter Hühnerfrikassee hergestellt und tiefgefroren. Die ganze Küche ist nun mit einem gleichmäßigen Film aus Weißwein, Bechamel und Hühnerfett überzogen. Unter den Sohlen meiner Socken von gestern kleben drei abgeschnittene Champignon-Enden. Öffne ich die Fächer des Gefrierschranks, gucke ich auf einen einzigen beigefarbenen Block aus knallharten Hühnerfrikasseetüten, die sich vermutlich für immer ineinander verkeilt haben. Den Blog rechne ich übrigens nicht als Prokrastination. Sollte ich?

Montag, 14. September 2009

Ich darf das.

Wenn man jüdisch ist, dann darf man Witze über jüdische Familien machen, wie Woody Allen. Wenn man ein Rollstuhlfahrer ist, dann darf man Witze über Rollstuhlfahrer machen. Wenn man unfruchtbar ist, dann darf man Unfruchtbaren-Witze machen. (Es gibt viel zu wenig davon. Ich bau auf euch.) Und wenn man ein fanatischer Apple-Anbeter ist, dann darf man sich über Apple beschweren. Was ich hiermit tue.


Ich finde, dass es eine Frechheit ist, dass ich Lieder auf itunes kaufe, und kurze Zeit später fordert mich itunes auf, Geld zu bezahlen, damit ich diese von mir gekaufte Musik weiterhin auf meinem Rechner hören kann. Genauer gesagt fordert mich itunes auf, irgendwas um die 90 Euro zu zahlen.

Geld, das wir unfruchtbaren Frauen in wertvolle Hamsterhormone stecken könnten.

Ich bin stinksauer.

Wie die TAZ mich einmal durch unsichtbare Hirnkontrollwellen dazu gezwungen hat, einen Leserbrief zu schreiben

Verflixt noch eins, ich dachte, das würde mir weniger ausmachen inzwischen. Man hört so viel Quatsch, wenn man zwei Ohren am Kopf hat. Aber irgendwie habe ich auch schon geahnt, als ich auf den Link auf Wunschkinder.net geklickt habe, der zu dem dämlichen TAZ-Artikel geführt hat, dass das bitter werden würde. War es auch. Und damit habe ich - tada - zum ersten Mal in meinem Leben einen Kommentar zu einem Zeitungsartikel geschrieben. Ich weiß jetzt schon, das wird mir noch leid tun. Kommentarlisten zu Zeitungsartikeln sind oft eine einzige Trollwiese. Das wird hier nicht anders sein. Vielleicht klicke ich da auch nie wieder hin aus Angst vor den Irren, die TAZ ist eh nicht mein Revier. Das wird vermutlich das Beste sein. Vielleicht habe ich auch überreagiert und vieles da reingelesen, das da so nicht stand. Ist es schon so weit, und ich muss mir eine Obstkiste besorgen und an der nächsten Straßenecke die einzig wahre Wahrheit predigen, während die verschreckten Passanten vorbeihasten und hoffen, ich spreche sie nicht an?

Was hab ich getan?
Egal, ich hab's getan.

Au weia.

Ein Fisch namens Flora

Die Sachen stehen seit gestern Abend auf ebay, und ich reibe mir die Hände in heller Vorfreude, wie ich mit meinen zu erwartenden 7,20€ gewaltig einen draufmachen werde. Wobei vielleicht der üble Zauber auch gebrochen werden konnte dadurch, dass wir diesmal alles über L. eingestellt haben, der ja das Verkaufsglück scheinbar gepachtet hat. (Schon wieder zieht sein oller Kram die Beobachter an wie der Honig die Fliegen. Es ist ekelhaft.)

Dann kann ich noch vermelden, dass ich nun am Donnerstag Morgen einen Arzttermin habe, bei dem wir meiner Blutgerinnung zu Leibe rücken. Das sind zwar noch drei Tage, aber schon da angerufen und den Termin gemacht zu haben, fühlt sich an, als müsste diese olle Bluterei nun wirklich langsam die Muffen bekommen. Richtig so. Dir werde ich beibringen, Bluterei, mich hier wochenlang so zu nerven!

Zur Statitstik:
Zigaretten: Immer noch null. Aber das große Mädchenwochenende rückt näher und näher und damit die Aussicht auf mehrere Stunden unter Mädchen, von denen die Hälfte unter Alkohol Kette raucht, und dann brezeln wir uns auf und gehen aus und die Nacht ist jung und keiner weiß, was sie bringt! So in etwa. Außerdem ist L., meine Kontrollinstanz, nicht dabei. Das darf hier niemand falsch verstehen, L. ist nicht meine Anstandsdame, aber ein bisschen genervt ist er schon, wenn ich rauche (wobei er selbst ganz gerne mal eine raucht, aber das ist - wie er völlig zu Recht sagt - was anderes, denn bei ihm gerät es nicht so außer Kontrolle und er grämt sich hinterher nicht so). Aber selbst, wenn er gar nichts sagt, weiß ich, dass er es riechen kann, und eine Nacht außer Haus entzieht mich dieser Kontrolle - also: Berlin, Stadt der Fluppen.
Gut. WÜRDE ich nun allerdings ab Donnerstag unter dem Einfluss eines nagelneuen Medikamentes stehen, das meine Blutgerinnung steigern soll, dann KÖNNTE ich mir vorstellen, vorsichtshalber doch lieber keinen Schlaganfall oder dergleichen zu riskieren und es sein zu lassen. Würde, könnte, hätte.

Blut: Gestern tagsüber ein bisschen, heute morgen dagegen nichts. Öfter mal was Neues.

Jobangebote: Bisher null. Das ist wirklich ein schlechter Scherz für jemanden, der jahrelang geschuftet hat wie ein Muli. (Oder sagt man Kuli? Mulis stehen ja eher so auf der Wiese rum und kauen irgendwas.)

Dann noch eine Nachricht an die liebe Wilma: natürlich wäre ich sehr, sehr gerne dein Facebook-Fisch. Aber ich habe im Moment noch ein kleines Anonymitäts-Problem. Nicht vor euch - mit euch würde ich mich jederzeit auf eine Brause oder sonstwas treffen und dabei keine Papiertüte überm Kopf tragen. Aber ich hänge doch im Moment noch in der Warteschleife für einen Job. Und den kann ich, fürchte ich, vergessen, wenn man mich mit fünf Minuten gegoogel plötzlich mit diesem Blog in Verbindung bringt und weiß, dass ich gerade alles, alles tue, um bald schwanger zu werden.

Ich weiß, dass ein Arbeitgeber da gesetzlich gar nichts zu wollen und zu meckern hat. Aber das ist die Theorie, und die wirkliche Welt sieht anders aus, und leider muss ich damit leben, ob zu meinem Vorteil oder Nachteil, dass man in meiner Branche irre schnell seinen Ruf weg hat und die Leute sehr, sehr redselig sind. Das war bisher immer gut für mich, nun ist es eben einmal schlecht für mich.

Das Gemeine dabei ist, eigentlich hat mein angehener Arbeitgeber gar nichts zu befürchten. Denn abgesehen von der sehr realen Möglichkeit, dass es vielleicht ja doch nie klappt und er dann eine Angestellte hat, die sich wie bekloppt in die Arbeit wirft, um sich davon abzulenken, hat L. schon mehrfach angemeldet, dass er sich drum reißt, den Löwenanteil der Kindererziehung zu übernehmen. Denn er hat zwar einen Job, aber an dem hängt er nicht halb so sehr wie ich an meinem. Hier geht es also gar nicht darum, einen Arbeitgeber einzulullen, dann fix schwanger zu werden und wieder raus zu sein aus der Knochenmühle. Aber mach was, danach würde es eben riechen, wenn jemand - und da sind wir wieder - die jobsuchende Flora mit der Kinderwunsch-bloggenden Flora zusammenbringen würde. (FALLS das aber doch passieren sollte: unbekannter Arbeitgeber, siehst du? Ich meine es ernst! Du hättest eine echte Arbeitsbiene unter Vertrag, die nicht nur empfängnisbehindert ist - dickes Plus für weibliche Angestellte - sondern für die Arbeit auch noch die ideale Lösung für die meisten der daraus resultierenden Probleme ist. Wenn das nicht verlockend klingt?)

Und deshalb kann ich leider erst dann ein Facebook-Fisch im Aquarium von Dir, liebe Wilma, werden, wenn ich einen Job habe, schwanger bin und die ersten drei Monate endlich hinter mir liegen. Am liebsten ohne Blut und andere Schikanen. Aber dann ganz bestimmt!

Sonntag, 13. September 2009

Der große ebay-Schlussverkauf verzögert sich noch um wenige Stunden

L. sagt, wir warten noch, damit die Leute nicht aus ihren Ritualen gerissen werden, die beinhalten, dass man Sonntag ABENDS auf ebay bietet. Nicht Sonntag NACHMITTAGS.
Ich sage, L. sagt das nur, damit die Last-Minute-Dummen-Fragen erst zu einer Zeit hier aufploppen, wenn ich schon wieder zuhause und damit selbst für die Antworten verantwortlichen bin.
Außerdem sage ich, Hölle, meine Käufer zahlen so oder so nie mehr als 1,50, egal wofür, und sei es nun Nachmittags, Abends oder Mitternacht.
Jedenfalls ist das einer der Fälle, bei denen ich mich geschlagen gebe für den häuslichen Frieden und es mir sowieso jetzt schon egal ist.
So viel Internet, und so wenig zu tun.

Ich könnte euch z.B. davon berichten, dass ich in letzter Zeit oft daran denke, wie schön es wäre, wenn wir einen Hund hätten. Ich glaube, ein Hund würde eine Menge Druck von meinen Eizellen nehmen. Nicht, dass ein Hund ein Kind ersetzen kann, aber Hunde sind gut. Ein Haushalt mit einem Hund darin ist ein glücklicher Haushalt. Unser Hund war ein großartiges Tier. Sie war nicht nur unfassbar niedlich, so niedlich, dass ich mich mehrmals am Tag einfach so mit Gebrüll auf sie werfen und sie von Kopf bis Fuß durchkneten musste. Sie war auch klug. An nur einem Nachmittag haben wir ihr beigebracht, auf Handzeichen zu reagieren. Sollte sie sich hinsetzen, musste man danach nicht mehr wie ein Fernseh-Nazi "Sitz! SITZ!" brüllen, sondern man musste nur fein stille den Zeigefinger heben, und sie saß. Das Beste an ihr war aber, dass sie Charakter hatte. Einmal hat mein Vater ihr einen sanften Klaps auf den Po gegeben. Das war die extrem zurückhaltende Strafe dafür, dass sie ihm ausgebüchst war und sich erst auf einer vierspurigen Straße wieder hat einfangen lassen. Er hätte sie nie wirklich geschlagen, vermutlich ist die Hand gar nicht bis zur Haut vorgedrungen, sondern hat nur das dicke Fell etwas kräftiger geklopft als sonst. Aber sie war beleidigt und hat ihm drei Tage lang nicht verziehen. Mein Vater war verzweifelt. Der Hund war sein Augenstern. Er hat sich ihr mit Wurstscheiben genähert, sie verließ den Raum. (Und dieses Tier war entsetzlich verfressen.) Er hat am Ende aufgegeben und die verschmähte Wurst in ihren Napf gelegt. Sie hat kurz daran geschnuppert und sich geweigert, zu fressen. Sie hat sich sogar geweigert, aus ihrem Napf zu fressen, nachdem wir die Wurstscheibe entfernt und weggeworfen hatten, weil in diesem Napf, ihrem geliebten Futternapf, eine Wurstscheibe gelegen hatte, die jemand berührt hatte, der die Hand gegen sie erhoben hatte.
Das war damals, und der Hund ist schon lange tot, und sowieso würden wir uns vermutlich eine andere Rasse aussuchen, um jeden spooky Friedhof-der-Kuscheltiere-Effekt zu vermeiden, aber ich habe nie vergessen, wie schön es war, einen Hund zu haben. Etwas, um das man sich kümmern kann. Etwas, das lustige Sachen tut und Leute zum Lachen bringt und sich freut, wenn man nach Hause kommt. Etwas, das man kraulen kann, das zu uns gehört und das die abgeschnittenen Speckrinden und Knochen frisst (und hier hört die Babyparallele dann auch auf).
Ob L. irgendwann einknickt, wenn ich nur lange genug herumnängere? Eigentlich sollte ich leichtes Spiel haben, er ist mit drei Airedales aufgewachsen.

Warnung: dieser Eintrag wurde lieblos hingerotzt! Liebevoll hingerotzt wird erst ab morgen wieder.

Eigentlich habe ich heute keine Lust zum Schreiben, und das kommt selten vor. Aber dieser Tag steht sowieso im Zeichen des Internets, denn heute ist der Tag, liebe Netzhasen, wo wir hart mit uns und unseren Schränken ins Gericht gehen und massenweise Kram auf ebay einstellen. Ich weiß jetzt schon wieder, wie das endet. L. wird für den letzten Dreck irgendwelche Phantasiesummen erzielen, und ich sitze da und muss zähneknirschend meine nagelneuen Sachen für 1,50 pro Stück zur Post tragen, wo ich dann für 1,50 pro Stück (erwähnte ich das schon?) eine halbe Stunde lang anstehe. Dazu kommt auch noch, dass ich IMMER an die letzten Vollhonks als Käufer gerate. Seine Kunden zahlen nicht nur Unsummen, sondern sie tun das auch noch pünktlich und freuen sich wie Bolle über ihre Artikel. Meine dagegen sind Leute, die grundsätzlich erst nach dem Kauf den Angebotstext lesen oder mir rührselige Mails schreiben, dass sie das Teil eigentlich als Geburtstagsgeschenk für jemanden wollten, aber dann gab es Krach, und nun brauchen sie es im Grunde nicht mehr, so dass... wenn es mir nichts ausmacht... und ach so, DAS war meine Kontonummer, und ach so, ERST überweisen, dann Päckchen bekommen. Grrrrrr. Aber wenn ich mich weigere und sage "soll der Teufel die Sachen holen, ich tu mir das nicht mehr an", dann holt L. zum großen Rundumschlag aus, dass wir uns aber nun mal von Sachen trennen müssen, wenn wir nicht wie Messies enden wollen, und dass auch ich mein Teil dazu beizutragen habe, blablabla...

Na gut, also werden wir heute mehrere Stunden damit verbringen, unsere für viel Geld gekauften Sachen auf ebay einzustellen, und der einzige Lichtblick dabei ist, dass ich nächsten Sonntag, wenn die Angebote enden, nicht da sein werde, weil dann ein Mädchenwochenende in Berlin ansteht, so dass der feine Herr L. sich ganz alleine mit den dämlichen Fragen in letzter Minute herumschlagen muss, das hat er dann davon. Und ich hab nun doch fast schon wieder einen ganzen Eintrag geschrieben, obwohl ich keine Lust dazu hatte.

Statt zu schreiben, würde ich lieber lesen. Zum Beispiel weiter aufholen im Blog von dooce. Inzwischen bin ich schon im April 2005 angekommen. dooce ist die, die durch ihren Blog ihren Job verloren hat. Dadurch hat sie nun noch mehr Zeit zum Bloggen, und es gibt Tage, an denen hat sie acht Einträge gepostet. Trotzdem wird es nie langweilig. Es wird auch nie schwierig für Unfruchtbare, obwohl sie sehr viel über ihre kleinen Kinder schreibt. Das ist wohl Teil ihres besonderen Zaubers. Von diesem Zauber hätte ich gerne etwas ab, während ich hier langsam, aber unaufhaltsam vernerde.

Mein Bett wird gerade zu meiner Höhle. Gebt mir einen Schlafanzug, eine Tasse Tee, mein Internet und ein langes, langes Kabel für den Rechner, und dann holt mich raus, wenn der Winter vorbei ist. Ok?

Samstag, 12. September 2009

Du weißt, IVF hat dein Hirn erweicht, wenn du...

1. wieder zurückfällst in die Gewohnheit vieler Fünfjähriger, nach jedem Mal Abputzen das Klopapier zu inspizieren, und zwar reflexartig, auch wenn es gerade gar nichts gibt, worauf du lauern könntest
2. wildfremden Müttern ins Gesicht starrst, um herauszufinden, ob sie sich in irgend etwas von dir unterscheiden (außer dem zweijährigen Etwas in dem Wagen, klar) und wenn ja, was dieses besondere Etwas ist
3. es schaffst, fünfmal so viel Schwangerschaftswissen (was darf ich nicht essen? welche Kinderwagen sind die besten? welche Kita ist die beste im Viertel? Welche Kliniken in dieser Stadt haben eine Badewanne im Kreißsaal?) anzuhäufen wie jede Schwangere, und das evtl., ohne jemals schwanger gewesen zu sein
4. dir innerhalb von zehn Minuten ganz sicher bist, dass du schwanger bist. Nicht schwanger. Schwanger. Nicht schwanger. Nie schwanger sein wirst. Schwanger. Nicht schwanger. Schwanger mit Vierlingen. Nicht schwanger. Siehst du, hab ich doch gleich gesagt: schww..nicht schwanger.
5. ein Buch schreiben würdest, in dem es vor allem um deinen Gedankenstrom in den letzten Wochen geht, und es wäre naturgemäß so dermaßen langweilig und für jeden anderen außer die anderen Unfruchtbaren so unverständlich, dass noch nicht mal unser Deutschlehrer, ihr wisst, von wem ich spreche, es auf den Lehrplan setzen würde.
6. dir abends auf einer Party eine Spritze in den Bauch rammst, unter dem Applaus all deiner besten Freunde, und zulässt, dass jemand einen Film davon dreht.
7. deinen Myomen aus einem Buch von Rosamunde Pilcher vorliest, das deine Mutter mal hier vergessen hat, in der Hoffnung, dass sie endlich die Koffer packen, und dir überlegst, deinen Vater zu bitten, dir "1000 ganz legale Steuertricks" zu schicken, falls das nichts nützt
8. Pläne machst, wann du am besten Baby Nr.3 kriegst, bevor Baby Nr.1 auch nur im Entferntesten in Sicht ist, und gleichzeitig von dir behauptest, du wärst im Notfall auch ohne glücklich
9. nachts um drei nach Hause kommst und deinen Mann, die große, leuchtende Stütze in diesem bekloppten Prozess, deinen guten Engel, besoffen in grässliche Gespräche verwickelst, ob er nicht manchmal denkt, er wäre besser dran mit einer, die einfach schwanger wird? Ganz ehrlich? Ganz, ganz ehrlich?
10. plötzlich irgendwelche sicher schauderhaften C-Promis hasst, die dir nie ein Haar gekrümmt haben, nur weil sie nach vier Wochen Beziehung schwanger sind, bei denen du bisher sehr stolz drauf warst, sie einfach vollkommen zu ignorieren
11. an einem WMF-Laden vorbeiläufst und aus dem Augenwinkel plötzlich denkst, warte mal, der Besteckladen heißt jetzt IVF? Wer denkt sich sowas aus?

Hm. Bei näherer Überlegung war mein Hirn vielleicht auch schon vor IVF nicht die allersolideste und rostfreie Qualität.

Die unsichtbaren Nicht-Kinder von Hamburg

Blöd ist, dass man Kinder nur dann sehen kann, wenn sie auch geboren wurden. Keine Kinder sieht man nicht. Nur durch dieses eiserne Naturgesetz kann ich mir erklären, warum es diese Tage gibt, an denen man sich wirklich so vorkommt, als würden alle Kinder haben. Alle, nur ich nicht. Ich hab das nicht oft und hoffe auch, das wird nicht mehr. Dann versuche ich, mir immer wieder vorzubeten: das liegt nur daran, dass man Kinder so sehr hört. Und sieht. Sie können gar nicht anders, sie drängen sich in den Vordergrund der Wahrnehmung, und dann muss es uns ja so vorkommen, als wären sie überall. Weil sie manchmal so schrecklich laut sind. Oder in riesigen, bunten Wagen durch die Welt geschoben werden, vor denen man dauernd Platz machen muss. Oder weil sie selbst so bunt angezogen sind, mit bunten, lustigen Mützen. Oder weil du eben leider, auch wenn du dir das noch so doll vorgenommen hast, ein bisschen mehr auf sie achtest als sonst, auch wenn man zum Glück noch nicht von einer Kinderphobie sprechen kann. (Ich hatte mal einen Kollegen, der hatte eine Marienkäferphobie. Der Ärmste muss einen grauenvollen Sommer hinter sich haben.) Aber dein IVF-zermürbtes Gehirn markert gerade jedes Kleinkind mit Neonmarker an. Dagegen kannst du wenig tun. Aber so lange du dir das immer und immer wieder vorbetest, dass es dafür eine vernünftige Erklärung gibt, so lange ist alles gut.

Das wirklich Schwierige an der Wahrnehmung ist aber, dass man die Kinder, die Leute nicht haben, auch nicht sehen kann. Und natürlich nicht hören. Und Kinder, die man nicht wahrnimmt, sind viel unauffälliger als Kinder, die man wahrnimmt. Wenn also von 20 Frauen, die auf einer Wiese im Park sitzen, zehn ein Kind haben, dann drängen sich diese zehn Mütter für deine Augen und Ohren viel stärker in den Vordergrund als die zehn, die keins haben. Zehn Kinder, da scheint der Park plötzlich nur noch aus Kinderquieken und dicken Ärmchen und Beinchen und Spielzeug und Kinderkarren zu bestehen. Und die zehn Frauen ohne Kind, die sitzen ganz unauffällig und leise dazwischen, lesen ein Buch, telefonieren oder nippen am Wein. Gegen die zehn Muttis scheinen sie fast unsichtbar zu werden. Und du mit deiner großen Sehnsucht im Kopp sitzt dazwischen und denkst: alle. Nur ich nicht. Dabei trinkt die eine vielleicht ihren Wein, weil sie gestern einen negativen Test bekommen hat. Schon wieder. Und die nächste liest nicht irgend ein Buch, sondern ein Buch über alternative Therapien bei Kinderlosigkeit. (Und wo wir schon dabei sind: wenn du sie fragen könntest, würden dir die glücklichen Mütter vielleicht erzählen können, dass sie drei Jahre IVF hinter sich haben. Oder IVF und eine Scheidung. Oder vier Jahre Kräuterhexe, bis es ENDLICH so weit war.)

Hasen, ich bin so froh, dass es euch gibt und dass ihr auch an Tagen dranbleibt wie den letzten, wo ich wirklich kaum weiß, wie es mir geht, und wo ich vor lauter Selbstanfeuerung und Motivationstrainings-Getue plötzlich zum überfröhlichen Plappermäulchen werde. Denn das darf man nicht vergessen, dieser Blog hier erfüllt vor allem die Aufgabe, für mich die Zeit auf dem lange, langen Weg (von dem wir von Anfang an wussten, dass er lang und schwierig wird, aber irgendwie gehofft hatten, jaja, wir wissen das und machen uns das klar, und dann gibt es doch eine Abkürzung und Schwupp, Kinderglück!) zu strukturieren und mir selbst immer wieder Mut zu machen. Und bei all diesem Mut-Machen und Nicht-Unterkriegen-Lassen schieße ich manchmal ein bisschen übers Ziel hinaus. Aber es scheint fast so, als würdet ihr sogar das verstehen. Denn euch geht es ähnlich wie mir. Und ihr führt mir jeden Tag wieder vor Augen, dass ich eben nicht die einzige bin. Bei weitem nicht. Dafür bin ich sehr dankbar.

Damit zur täglichen Statistik:
Zigaretten: Null, nicht einen Zug, aber ich hab das dumpfe Gefühl, dabei wird es nicht lange bleiben

Blut: sehr wenig, aber immer noch zu viel. Verdammich. Ich hatte wirklich das Gefühl, Sport ist jetzt gut für mich und wichtig. Und jetzt sieht es schon wieder so aus, als würde mich mein blöder Bauch am Sofa festnageln. Es ist ein sehr durchschaubarer Plan des Bauches: Natürlich will der Bauch mehr Territorium in der Welt. Wie wir alle. Und damit er wachsen kann, will er Sport verhindern. Damit er größer und dicker und mächtiger wird und irgendwann die totale Kontrolle über meine Arme, Beine und den Kopf gewinnt. Aber ich werde nicht danebensitzen und tatenlos zusehen.

MWV (Mustergültiges Warteschleifen Verhalten): ein großes Glas Wein, ein dickes Stück stinkiger Taleggio aus Rohmilch

Freitag, 11. September 2009

Eine Reihe von Vorschlägen, wie wir uns die Zeit bis zum nächsten Befruchtungsversuch vertreiben könnten

1. Ich mache es wie Julia und auch Julie, ich mache etwas aus einer großen Leidenschaft, dem Essen, und koche ein Lieblingskochbuch nach. Zum Beispiel "How to eat" von Nigella Lawson oder eins ihrer anderen Kochbücher. Oder das "Kochbuch für Füchse" von Heinz Maier-Leibnitz. Und dann schreibe ich zwar weiter jeden Tag darüber, was heute so los war in meinem Unterleib und in meinem Kinderwunsch-verseuchten Gehirn, aber nebenbei gibt es auch jeden Tag etwas wirklich ungetrübt Erfreuliches zu lesen über Brathühnchen oder Steak Béarnaise. Und ich führe inzwischen ein Leben in Saus und Braus!

2. Ich mache es wie Millionen (Milliarden?) andere Blogger auch und schreibe einfach über jeden Tag so, wie er passiert. Wenn dieser Tag einen Befruchtungsversuch enthält, schreibe ich über den, wenn es der Tag des großen Absturzes auf dem Kiez ist, dann lest ihr eben am nächsten Tag über den.

3. Ich werde zur Expertin über IVF und lese alles, was mir in die Finger kommt. Und wenn dann irgend eine von Euch irgend eine Frage hat, dann sage ich "Easy-Popeasy" und verfasse aus dem Stegreif einen wikipedia-würdigen Artikel dazu.
Nein. Bei näherem Nachdenken ist das keine gute Idee, denn wikipedia gibt es ja schon, und ich hasse es, Hausaufgaben aufzuhaben, immer schon, und das wäre eine weitere Hausaufgabe, die ich nicht machen würde.

4. Prokrastination. Zwei Monate lang. Wohin mich die inneren Hummeln auch immer treiben.

5. Ich suche mir einen JOB, der so dermaßen SCHLAUCHT, dass ich einfach keine Zeit mehr haben werde, zu schreiben, weil ich nur noch um drei Uhr Morgens in die Wohnung gerauscht komme, die Schuhe von den Füßen schüttele, ins Bett falle und vier Stunden später vom Wecker geweckt werde, nur um zu entdecken, dass ich die Kontaktlinsen noch im/neben/hinter dem Auge habe und es jetzt aber höchste Zeit wird, sich acht Stunden Schlaf ins Gesicht zu zaubern, was soll der Kunde denken?

6. Was tue ich hier eigentlich? Ich bin eine Frau ohne festen Job! Ich könnte die Zeit nutzen und Krieg und Frieden lesen und euch berichten, wie es ist.

7. Immerhin höre ich gerade wieder mal für fünf Minuten mit dem Rauchen auf. Das wäre doch ein Blogthema, und es hätte direkt mit Unfruchtbarkeit zu tun?

8. Ich nehme mir jede Woche eine Sache vor, die ich auch nicht kann, genau so wenig wie Kinder kriegen. Stricken wäre so eine Sache. Oder Malen nach Zahlen. Oder Gummitwist. Oder Tango tanzen, Banjo spielen, nur die Schokolade von einem Bounty abnagen, mit einem Blick erkennen, wer ein Arschloch ist. Darüber schreibe ich dann und lerne nebenbei, wie man es schafft, Sachen, die man nicht kann, doch zu können.

9. Eigentlich (bis ich schon wieder Blut in der Unterhose hatte) wollte ich in den nächsten Wochen und Monaten sehr, sehr sportlich sein. Nicht "und im April laufe ich beim Marathon mit"-sportlich, aber sportlich. Yoga, Pilates, und für meine Verhältnisse sehr lange sehr schnell rennen. Darüber hätte ich eine Art Trainingsblog schreiben können. Jetzt zweifle ich schon wieder daran, dass das was wird, aber FALLS das mit dem Blut aufhört, wäre das auch eine Option.

10. Eine Mischung aus all dem.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, ihr habt natürlich auch ein Mitspracherecht, aber ich tendiere gerade zu 10.

Ich kann kein Blut mehr sehen

Nun blutet es schon wieder. Wo ich gerade so große Töne gespuckt hatte, wie herrlich normal alles wieder wird. Und ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, denn Freitag Nachmittags ist weder meine Klinik noch meine Ärztin zu erreichen. Es ist auch nicht viel, aber ein bisschen eben schon, es ist auch nicht frisch, sondern alt, aber es ist, unzweifelhaft, hatte ich das schon erwähnt? Blut.

Ich bin das so dermaßen leid. Wieso kann es nicht mal normal laufen? Oder ist das normal, und ich darf trotzdem weiter um den Park traben? Dann will ich ja gar nichts gesagt haben, außer: ohne Blut wär NOCH schöner, weil NOCH normaler.

Und dann sitzt man mittags in einem Biergarten, und an so ziemlich jedem Tisch um uns herum steht ein unbenutzter Hochstuhl, und dann kommt die Frau ausgerechnet an unseren Tisch und greift sich unseren Hochstuhl und sagt: "Ich darf doch, oder? Ihr habt ja scheinbar erst mal überhaupt keine Verwendung dafür." Richtig.

Die lange, lange Hormondurststrecke

Für alle, denen das noch nicht klar war: nun kommt wieder eine dieser Zeiten, in denen hier wirklich wenig mit IVF-Bezug los sein wird. Nicht nur, dass die Zwangspause noch einige Wochen anhalten wird, sondern diesmal ist es aller Voraussicht nach auch noch kein richtiger IVF-Zyklus, sondern es werden nur ein paar Eizellen aufgetaut und mir eingesetzt, Ende der Geschichte. Ich werde also wenig über Spritzen usw. zu schreiben haben. Vielleicht tut sich ja zur Entschädigung was an der Myomfront, dann kommen doch ein paar weiße Kittel hier vor. (Bin ich übrigens die einzige Frau auf der Welt, die Arztserien HASST? Ich kann das nicht sehen, wie jemand ins Krankenhaus kommt und eigentlich nur ein bisschen Kopfweh hat, und plötzlich BLAMM, Krebs usw. - ich muss dann immer tagelang denken, dass das jemandem passiert, den ich mag. Geh mir weg mit Dr. Dreamy.)

Ich entschuldige mich also, wenn in den nächsten Wochen hier die Einträge mit dem Betreff "normales Leben" überwiegen. Aber wie man so hört, gehören diese Zeiten genau so zu IVF wie die Spritzenzeiten, sind also für eine wirklich authentische IVF-Lebensbeichte unverzichtbar!

Gut.

Vielleicht denkt ihr ja, sie ist aber wirklich geschwätzig, dauernd neue Einträge. Da kann ich nicht widersprechen, denn gerade habe ich wenig zu tun, außer auf Reaktionen auf meine ausgeworfenen Job-Angeln zu warten. Und es wird auch nicht besser dadurch, dass ich vor 20 Jahren mal einen Schreibmaschinenkurs gemacht habe, denn wer schneller tippen kann, kommt auch schriftlich eher ins Schnattern, statt seine Worte immer in Stein zu meißeln und dreimal zu überdenken, was er postet. Aber es ist auch so, dass gerade ständig was passiert, wenn auch leider ohne IVF-Bezug. Heute Nacht z.B. habe ich irgendwas davon geträumt, dass ich einen jungen Hund auf dem Arm hatte, den ich durch eine uralte Stadt tragen musste. Dann kam von irgendwoher eine riesige Felskugel angerollt, wie im Comic. Und das nächste, was ich weiß, war, dass ich mit Sternchen vor den Augen im Bett lag und auf meinem Kopf eine riesige Beule wuchs und L. mich im Arm hielt und berichtete, ich hätte im Schlaf plötzlich erst laut "Nein nein nein" gesagt und wäre dann mit einem gewaltigen Schrei kopfüber aus dem Bett und in die Wand gesprungen. Während in den Wohnungen über und unter uns das Licht anging und die Leute irgend etwas murmelten, vermutlich, ob das eine dieser Situationen wäre, von denen man immer liest und wo Zivilcourage gefragt ist. Dann gingen die Lichter wieder aus und das Gemurmel verstummte.

Aua. Gewalt im Schlafzimmer: meine Wand schlägt mich.

Donnerstag, 10. September 2009

Ein schöner Moment für Leute wie mich mit ihren Dusselsschuldkomplexen

L. hat mit einer Freundin telefoniert, deren Mutter Reiseführer und Gastronomiekritiken schreibt. In Venedig war sie schon über 300 mal. Und sie hat gesagt: in Venedig wird man nur beschissen. Es ist nicht möglich, in Venedig einen Geheimtipp zu finden oder das Restaurant, in das die Venezianer gerne gehen oder irgend etwas in der Art. Das gibt es nicht. Man kann die Suche aufgeben.

Da bin ich aber beruhigt. (Wobei die Vongole in unserer Karaoke-Hafenkneipe um die Ecke nicht schlecht waren. Auch wenn der Wein da nach Uhu roch und ich beim Essen das Gefühl hatte, ich pokere hier gerade um eine Nacht in der Notaufnahme, ging es gut. Aber Vongole zu versauen, ist auch nicht leicht.)

Wir waren nicht zu doof oder zu faul, wir hätten es nicht mehr versuchen sollen, wir haben nicht zu früh aufgegeben. Wir sind nicht Schuld, Venedig ist Schuld.

Auch wenn ich mich ab und zu immer noch frage: wieso waren die so? Die an diesem Campo? Ich stehe wirklich viel in der Küche, wenn man mich lässt. Jedenfalls oft genug, um zu wissen, dass es bestimmt fast genau so viel Arbeit macht, schlechtes Essen zu produzieren wie gutes. Auch nach einem schlechten Essen müssen die Teller abgewaschen werden, die Tischdecken müssen trotzdem gewaschen und gebügelt werden, die Kellner müssen trotzdem ihren Stundenlohn bekommen, sie müssen trotzdem die vollen Teller an die Tische und die leeren wieder in die Küche tragen. Was ist es also, was diese Leute dazu bringt, so abgrundtief mies zu kochen? Hass? Das kann kein Versehen sein, irgendwann, wenn man eine Sache nur lang genug macht, muss man doch etwas lernen dabei!

Ich werde das wohl nie verstehen. Ein gutes Restaurant zu führen in einer Stadt voller schlechter Restaurants, das muss doch eine Freude sein! Menschen zu bedienen, die nach dem Essen fast ein Tränchen im Auge haben und einen mit Trinkgeld überhäufen, und zwar nicht aus Angst, sondern vor Glück! Und jeder davon erzählt doch bestimmt gerne weiter, wie gut er in Venedig bei dir gegessen hat, und wenn es nur aus Protzerei und Weltmannsgetue vor den Freunden zuhause ist. Gibt es eine Mafia, die verhindert, dass Restaurants hier zu gut werden?

Fang bloß nicht mit Werbung an,

Davon kommst du nie wieder los. Kaum habe ich angefangen, euch meine Zigarettenmarke wärmstens ans Herz zu legen, schon juckt es mich in den Fingern, euch davon zu erzählen, wie fabelhaft meine neue, überhaupt nicht klebrige Nivea Sonnenmilch riecht, wie Sommerferien 1980! Man will sofort drei Erdbeerschnüre und zwei weiße Mäuse kaufen, so riecht die! Und das von mir, der Sonnenschutzexpertin: als rotblondem, hellweißem Typ hat mir schon mein Kinderarzt Fotos von Hautkrebs gezeigt und mir eingeschärft, dass DAS passiert, wenn ich mich nicht immer gut eincreme. Mit 12 am Atlantik habe ich mein ganzes Taschengeld für Sonnencreme ausgegeben, die einen höheren Schutzfaktor hat als die meiner Eltern. (Ich kann mich übrigens noch an Zeiten erinnern, da wurde man ausgelacht für Schutzfaktor 8. "Was soll das werden, willst du Atome spalten?" Harrr. Wer lacht heute, ihr faltigen Rochen?) Außerdem würde ich euch gerne was vorschwärmen vom Bio-Rosé aus Griechenland, den mein türkischer Gemüsemann verkauft, und von der guten 8-hour-Creme und den nagelneuen Sandalen, auf denen ich stundenlang ohne eine einzige Blase durch Italien laufen konnte, und von noch hundert anderen Sachen, die mir gerade das Leben versüßen. Aber ich tu es nicht. Denn erstens bin ich zu faul, aufzustehen und nachzusehen, wie genau die Nivea-Creme und der Rosé denn heißen, und zweitens geht es hier doch immerhin um Leiden, noch schlimmer, um weibliches Leiden, und das ist heilig heilig heilig, da wird keine Werbeunterbrechung gemacht.

Es sei denn, ihr wollt unbedingt.

("War früher ja ganz nett, diese Flora, aber ist dann irgendwann viel zu kommerziell geworden. Geht echt gar nicht mehr leider, sorry.")

Flori & Flora

Vor die Wahl gestellt, ob ich lieber ein bloggendes Hascherl sein will oder ein dickes Dampfschiff von einer Frau, die gleichzeitig unfassbar dünnhäutig und dickfellig ist, wäre ich lieber das Dampfschiff.

Seitdem ich mit Hochdruck auf Jobsuche bin, macht auch das Nicht-arbeiten wieder ein bisschen mehr Spaß. Und deshalb war ich gestern innerhalb von drei Tagen zum zweiten Mal im Kino. Hasen, ihr solltet euch Julie & Julia wirklich ansehen. Auch, wenn der Julie-Teil gegen den Julia-Teil ziemlich abstinkt. Aber Meryl Streep legt sich so dermaßen ins Zeug, und sie tut das nur für uns, das sollten wir nicht umsonst sein lassen, weil wir lieber auf dem Sofa liegen und uns leid tun, dass wir immer noch keine Großfamillie haben. (Übrigens gab es wider Erwarten doch eine kinderlos-Stelle im Film. Aber die war ganz, ganz schön.) Die Minuten, in denen sie in ihrem Kochkurs Vollgas gibt und die Männer abhängt, waren die schönsten Minuten, die ich in den letzten 12 Monaten im Kino hatte. Sobald ich die DVD habe, läuft die Stelle als Endlos-Schleife. Vor dem Film lief übrigens die Vorschau auf einen anderen Film mit Meryl Streep, und ich wollte diesen Film sofort sehen, das heißt, erst natürlich Julie & Julia, aber dann im Anschluss bitte gleich den nächsten. Und nach dieser fabelhaften Vorschau klatschte uns die Ankündigung wie eine feuchtwarme Ohrfeige ins Gesicht: "Anfang 2010 im Kino." Wieso nicht gleich "Ende 2015" oder "In einem Land nach unserer Zeit"? Außerdem hat der Film, in dem sehr viel und sehr fabelhaft gegessen wird, mich wieder daran erinnert, dass ich ja auch irgendwann mal eine Mighty Life-Liste geschrieben habe. So eine Liste findet man unter anderem auf dem Mighty Girl-Blog, den ich in meiner Blogrolle habe, und sie schreibt darin, was sie alles im Leben noch getan haben will. Dabei sind so unterschiedliche Sachen wie "mit meinem Sohn campen gehen" und "Kirchenglocken läuten". Jetzt ist es ihr großer Ehrgeiz, einen Punkt nach dem anderen abzuhaken, und das Wunder ist, dass Intel diese Bloggerin inzwischen so ins Herz geschlossen hat, dass sie ihr die Erfüllung ihrer Wünsche sponsern. Gerade hat Intel sie nach Griechenland geflogen, noch ein Traum von ihr. Mies, diese gesichtslosen Industrieriesen.
Wo war ich? Ach ja: auf meiner Mighty Life-Liste steht irgendwo auch, dass ich einmal ein komplettes Menü mit Wein und allen Schikanen in ein Kino schmuggeln will. DAS wäre gestern der perfekte Film dafür gewesen. Wieder eine Chance verpasst.

Ich war aber nicht nur im Kino, sondern auch mittags beim Italiener, wo es Pasta und Weißwein gab, und hatte kurz das Gefühl von dem Leben, das ich mir immer als Freiberuflerin vorgestellt hatte, blauäugig und dumm wie ich damals war. Bei diesem Italiener gab es die Auswahl aus vier verschiedenen Gerichten, und wer etwas trinken wollte, nahm sich ein Glas und bediente sich am Kühlschrank. Bezahlt wird dann irgendwann. Es gab Zeitungen, es gab Hunde, es gab zwei kleine Kinder, die mit noch nicht mal drei Jahren schon fitter beim Spaghettiwickeln waren als ich, und es war ganz fabelhaft. Ich bin wild entschlossen, die Zeit bis zum nächsten Versuch zu genießen.

Und dann war ich noch laufen. Jetzt darf ich ja wieder. Erst wollte ich immer abwechselnd eine Runde gehen und eine Runde rennen, aber dann war es einfach zu schön, um so eine alberne Arschwackel-Walker-Runde einzulegen, und ich habe mich wie ein altes Pferd gefühlt, das endlich wieder laufen darf. Zockel-zockel-zockel, mit dicker roter Birne. Mit jeder Runde wird das Leben ein bisschen normaler. Nun bin ich wohl wirklich wieder da.

Auf den Myom-Post habe ich so viele gute Tipps bekommen, dass ich die nächsten Tage damit verbringen werde, sie einen nach dem anderen abzuklopfen. Irgendwas ist bestimmt dabei, das hilft. Diese Myombrüder mach ich fertig. Danke an alle Hasen, die dabei helfen wollten!

Mittwoch, 9. September 2009

Zwischenstand

Die Angel ist ausgeworfen nach einem Job, jetzt kann ich nur noch hoffen, dass schnell, schnell etwas dabei herauskommt und ich weiß, dass ich ab Oktober unter Dach und Fach bin, denn dann kann ich zur Abwechslung endlich anfangen, diese viele Freizeit zu genießen. Wäre das herrlich! Ich würde lauter Tage am Elbstrand und in der Sauna planen und Abende beim Lieblingsspanier, es wäre wie Ferienspiele für Erwachsene.

Und dann bin ich auch noch froh, dass es gestern Abend bei zwei Gläsern Wein und null Zigaretten geblieben ist. Denn angesichts der letzten Sommertage habe ich auf dem Balkon nach langer Zeit wieder mal ein Spareribs-Fest gefeiert, für mich ist ja nichts schöner als Knochen abnagen, und das endete damit, dass ich mich die halbe Nacht und eigentlich sogar bis jetzt mit einem ekligen Schweinekater rumschlagen musste. Schweinekater geht so: du isst erst eine verbotene Menge Schweinefleisch, und zwei Stunden später wachst du auf und hast das Gefühl, durch deine Adern fließt Schweineschmalz und dein Mund hat sich inwändig mit Schweineborsten überzogen. Buaäääh. Wenn ich mir nun auch noch den Kippenkater und die Kippenschuldgefühle dazu vorstelle, dann platzt mir fast der Kopf. Wir bleiben also erst mal sauber.

Dienstag, 8. September 2009

Die Nachher-Vorher-Show

Diese Fehlgeburt ist wieder mal ein Beweis für meine Eigentlich-Popeigentlich-Theorie. Die Theorie besagt, dass es Ereignisse im Leben gibt, die so sehr als Katastrophe, Trauma oder Riesenglück vorbelastet sind, dass man oft gar nicht mehr genau weiß, wie man sich anders fühlen soll. Man hat diese Dinge schon so oft im Kino gesehen, oder sie sind Freunden passiert, oder man hat in Büchern davon gelesen, und sie sind zu Stereotypen geworden. Genau wie unsere Reaktion darauf. Du bekommst eine Liebeserklärung - Zack, Freude! Jemand stirbt - Zack, Trauer! Du wirst betrogen - Zack, totaler und nicht mehr gutzumachender Vertrauensverlust! Du wirst sitzengelassen - Zack, Tränen! Du verlierst ein Kind - Zack, metertiefes Loch, aus dem du so schnell nicht mehr rauskommst, langes Kauern auf dem Fensterbrett und in den Regen starren, Hände werden in den Ärmeln von Strickjacken vergraben.

Und wenn es nicht so ist, dann denkt man manchmal: eigentlich müsste ich mich jetzt freuen/traurig sein/sauer werden. Meine Theorie besagt: meistens ist man besser dran, wenn man sich sagt: eigentlich, popeigentlich. Oder mit anderen Worten, pfeif auf eigentlich. Man fühlt sich so, wie man sich fühlt.

Damit will ich auf gar keinen Fall andeuten, dass Menschen, die genau das fühlen, was man erwartet, in irgend einer Weise angepasster sind oder einem Klischee aufsitzen. Die Regel, dass man fühlt, was man fühlt, gilt für sie genau so. Überhaupt, hier geht es gar nicht um "Menschen, die..." sondern um "Situationen, in denen...", ich hab auch schon oft genug geschäumt, wenn ich schäumen sollte, und geheult, wenn ich heulen sollte. Man darf nur nie den Fehler machen, einfach blind der Gefühlsetikette zu entsprechen.

Ich wurde schon ein paar mal betrogen im Leben. Das war meistens schlimm, sehr sogar. Manchmal war es auch egal, und weil ich jedes Mal die Gleiche war, war offensichtlich etwas zwischen mir und den jeweiligen Jungs anders. Den Unterschied mitzukriegen, war aber wichtig, und wenn es auch in einem Fall nur dazu führte, dass ich gemerkt habe: mir ist nicht nur egal, mit wem der ins Bett geht, der ganze Typ ist mir inzwischen viel zu egal.

Ich hatte auch schon mal dieses Erlebnis, von dem angeblich ja wir alle träumen: jemand ist furchtbar zu dir, dann machst du Schluss, und er kommt gekrochen. Er kommt sogar monatelang, jahrelang gekrochen. Er, der vorher das eine oder andere Mal laut seine Bedenken geäußert hatte, du wärst vermutlich unter seinem Niveau, ist plötzlich ein Wrack. Aber das war kein Traum, das war ziemlich furchtbar. Und da war es auch egal, dass man sich von sowas eigentlich aus den Schuhen hauen lässt. Eigentlich-popeigentlich.

Jetzt hatte ich eine Fehlgeburt. Das war schlimm und in jeder Hinsicht traurig, schade und wirklich ziemliches Pech. Ich wollte so gerne, dass aus Prilblümchen nicht nur Würmchen wird, sondern irgendwann etwas mit einem Namen, Wackelzähnen und Krusten am Knie. Aber erstens zeigt sich, sobald man erzählt, dass man es verloren hat, dass es dem Rest der Welt auch so geht. Meine Mutter hatte eine, meine Oma hatte eine (wieso erfahre ich das JETZT?), drei meiner Freundinnen hatten eine, und viele von euch hier hatten sogar mehrere. Und ihr habt es alle überlebt und seid immer noch hier. Und zweitens (und noch viel wichtiger) zeigt sich, es geht mir nur so schlecht oder so gut, wie es mir geht. Das klingt wie eine schreckliche Plattheit, aber es tut gut, sich nicht von so einem miesen Ereignis wie einer Fehlgeburt wochenlang diktieren zu lassen, wie man sich zu fühlen hat. Manchmal sitzt man da, starrt auf eine dieser fast schon albern schönen italienischen Kulissen oder auch meinetwegen nur in die Bäume im Hamburger Hinterhof, trinkt ein Glas Wein, und ist sehr glücklich. Oder jemand lässt einen fahren, und man muss lachen. Oder man ist froh, wieder dem Bus hinterhersprinten zu dürfen. Oder man erwischt ihn und findet sich plötzlich neben einem wirklich hässlichen, lauten und blöden Kind wieder, und dem streckt man die Zunge raus und ist froh, nicht mit ihm verwandt zu sein.

Ich bin froh, inzwischen bestimmt schon wieder hundert mal sehr glücklich gewesen zu sein, und zwar nicht trotz Fehlgeburt, sondern völlig unabhängig von der Fehlgeburt. Und inzwischen hatte ich zwar nicht mehr so ein Erweckungs-Erlebnis wie beim Folsäurekauf, aber inzwischen fühlt es sich trotzdem eindeutig nicht mehr wie Nachher an, sondern wie Vorher. Demnächst starten wir einen Versuch, mich künstlich zu befruchten. Mit tiefgefrorenen Eizellen. Schrill, diese Welt! Jemand, der wie ich so sehr auf Weltraumfilme steht und auf alles, was nerdig riecht, ist von sowas natürlich ziemlich angefixt. (Es ist ein bisschen wie diese Anzeigen, die früher immer in Fix&Foxi und Mickey Maus waren: diese Algenmännchen, auf die man nur einen Schluck Wasser gießt, und kurze Zeit später haben sie einen Staat gegründet, tragen Lendenschurze und lutschen Lollis.) Wie das wohl wird? IST das spannend!

Da plaudert man und plaudert man

und dabei habe ich ganz vergessen, zu berichten, dass es vom Würmchenbefund nichts zu berichten gibt. Nichts an Würmchen war so auffällig, dass es in irgend einer Weise eine Erklärung für das wäre, was da passiert ist. Wobei ich nicht weiß (und in dem Moment, also mit meinen Beinen in diesen Stuhldingern und meinem Po auf einer Papierserviette, nie geistesgegenwärtig genug bin, um die richtigen Fragen zu stellen), wonach genau sie gesucht haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei jeder Fehlgeburt ein Screening auf sämtliche gängigen genetischen Defekte macht.
Die Erklärung lautet also wieder mal: Pech gehabt.
Aber weil ich mir noch keine Meinung dazu gebildet hatte, ob mir eine Erklärung lieber wäre als keine Erklärung, hat mich das auch nicht sonderlich aus der Bahn geworfen. Im Gegenteil, ich bilde mir sogar ein, keine Erklärung ist ein besseres Zeichen als eine Erklärung.

Kann sich hier jemand noch an den Film "Smoking-Nonsmoking" erinnern?

Danke, Wilma, das war nötig. Man kriegt es ja manchmal doch ein bisschen mit der Angst zu tun, was das alles mit uns macht.

Eine Frage, die ich mir ab und zu stelle, ist z.B. die, was passiert wäre, wenn ich nie erfahren hätte, dass ich empfängnisbehindert bin. Wenn ich also z.B. eine Weile lang versucht hätte, schwanger zu werden, und es hätte nicht geklappt, dann hätten wir uns entspannt und noch einen dicken Urlaub eingelegt, es hätte immer noch nicht geklappt, und so wären wir fröhlich zusammen auf die 40 zugesteuert und dann irgendwann auf die 45, und wenn die Leute dumme Fragen gestellt hätten, dann hätten wir gesagt, was sollen wir sagen, klappt vielleicht nächsten Monat. Wäre das so schlimm gewesen? Man weiß es nicht, und der Zug ist ja auch abgefahren, denn jetzt ist er nun mal da, der dusselige Kinderwunsch komplett mit einer ganzen Batterie an Kenntnissen, Hoffnungen und Sorgen, die ich so genau eigentlich gar nie haben wollte. Aus der Nummer kommen wir nicht mehr raus.

Was hab ich noch zu berichten? Dass ich vorgestern Abend beim Konzert nicht nur drei Bierchen hatte, sondern auch drei Fluppen, die ersten nach der Hochzeit. Und am nächsten Morgen schon wieder aufwachte mit den für mich typischen chemisch bedingten Schuldgefühlen, die in solchen Momenten ungefähr so schwer sind, als hätte ich am Vorabend nicht drei schon ewig bei uns herumliegende Lucky Lights angezündet, sondern drei junge Labradore. Und diese Schuldgefühle habe ich so dermaßen satt, dass ich wieder mal beschlossen habe, dass in Zukunft nicht mehr geraucht wird.

Es werden Wetten entgegengenommen. Wie lange halte ich das durch? Für immer? (Wer darauf ja sagt, muss sich vorstellen, dass ich ihm dieses dreckige Disney-Hexen-Lachen entgegenschleudere.)
Für eine Woche? Bis zum nächsten Mädchenwochenende (in zehn Tagen)?

Die Mädchen werden jetzt schon wieder genervt die Augen rollen, denn beim Rauchen bin ich eine echte Susi und Landplage. Ich schäme mich am nächsten Tag immer schrecklich und leide wie ein Hund, außerdem vertrage ich es einfach nicht gut (wie fast alle Gelegenheitsraucher) und kriege manchmal sogar Migräne danach, das hab ich dann davon. Deshalb (und weil ich so ein Schuld-Typ bin) nehme ich mir dauernd vor und schwöre feierlich, nie wieder zu rauchen. Nie wieder. Und dann kommt der nächste Abend. Oder auch ein Abend in einem Monat. Und dann fange ich an zu quengeln und nach den Packungen der anderen Mädchen zu schielen, und dann wissen sie schon, was die Stunde geschlagen hat. "Und morgen früh können wir uns das Affentheater wieder anhören wegen fünf Kippen."
Rauchen und Klappe halten oder nicht rauchen und Klappe halten und sich im Glanz der eigenen reinen Lungen sonnen. So geht das unter Erwachsenen. Nur die alberne Flora kann das nicht.

Vermutlich werden meine Aufhör-Pläne auch dadurch unterminiert, dass ich schon mal aufgehört hatte, richtig lange, und es war überhaupt nicht schwer, obwohl ich damals bei anderthalb Schachteln pro Tag und mehr war. An einem sonnigen Septembertag saß ich in meiner Lieblingsbar, guckte auf den Marktplatz meiner Studentenstadt, die ich damals schon gründlich satt hatte, und rauchte eine Zigarette, und plötzlich hatte ich die auch satt. Da habe ich sie ausgedrückt, die halb volle Schachtel dem netten Kellner Matthes geschenkt und bin meiner Wege gegangen. Eigentlich ohne den Plan, es für immer zu lassen, aber trotzdem gingen danach vier Jahre ins Land, ohne dass ich auch nur ein mal gezogen hätte. Dann kam ein mieses Jahr, in dem alles schief ging. Kranke Familie, toter Hund, Exfreund entpuppte sich als Psychopath, neuer Freund machte unter miesesten Umständen Schluss. Und da saß ich dann völlig fertig mit einer Freundin an der Alster, die Sonne ging unter, sie zündete sich eine Zigarette an, und ich zündete mir eine Zigarette an. Seitdem hatte ich nie mehr länger als ein paar Monate Ruhe. Wer einmal erlebt hat, wie leicht es sein kann, bildet sich für immer ein, das jederzeit wieder zu können, wenn er nur wirklich will, also nicht jetzt.

Während der Schwangerschaft war es übrigens wieder ein Kinderspiel. Körperlich abhängig bin ich also nicht, sondern einfach nur zu doof.

Übrigens ist die Zigarette-Industrie im Gegensatz dazu überhaupt nicht doof, sie kennt solche Susis wie mich mit ihren Schuldkomplexen genau. Und bevor die Schuld die Oberhand gewinnt und wir es doch schaffen, aufzuhören, hat sie sich American Spirit ausgedacht. Mit Indianer drauf, ohne zusätzliche Schadstoffe drin, und dazu auch noch ziemlich lecker. Und man fühlt sich auch nicht ganz so mies am nächsten Tag. Davon verschmöke ich jetzt also so ca. acht Schachteln im Jahr. Es gibt vermutlich sogar Ärzte, die sagen würden, das ist ok. Nur ich quäle mich damit.

Ihr merkt übrigens, ich bin scheinbar übern Berg. Wenn ich hier keine anderen Sorgen habe als "ich rauche so gern, aber eigentlich sollte ich nicht, aber naja, vielleicht ist es ja doch nicht so schlimm", dann kann es mir sonst nicht allzu dreckig gehen. Und dann fragen sich manche von euch vielleicht auch noch "Macht sie jetzt ernsthaft in ihrem Unfruchtbarkeits-Blog Werbung für eine Zigarettenmarke? Hallo??"

So eine bin ich dann wohl scheinbar.

War ich. So eine war ich dann wohl mal. Denn nun ist ja wieder mal Schluss. Zum Segen diesen Babyprojektes und zu meinem eigenen Seelenfrieden.
Wir werden sehen.

Und Mädchen, kein Wort. Ich verspreche auch, ich hab diesmal für den Notfall meine eigenen dabei.

Montag, 7. September 2009

Ein Jubiläumswunsch

Ich weiß, ich verlange im Moment ziemlich viel. Arzttermine sollen gut laufen, dann soll das mit dem Job klappen, zur Hochzeit soll die Sonne scheinen, die Spaghetti Vongole sollen ohne Tomaten sein, und ein Baby will ich auch noch. Wie gesagt, eine ganze Menge. Aber trotzdem habe ich noch eine Bitte mehr. Also, falls - nur FALLS das alles mit dem Kind doch nicht klappen sollte und wir als kinderloses Paar enden. Könnten wir dann bitte, bitte davon verschont bleiben, uns eine der folgenden Verhaltensweisen anzugewöhnen, wie ich sie von anderen kinderlosen Paaren kenne?

- uns Hunde zulegen, die zu irgend einer albernen, kleinen und kläffenden Rasse gehören, ihnen Namen wie "Tiffany" geben und für ihre Wehwehchen eine Menge Geld zum Tierarzt tragen, für die man ein afrikanisches Dorf mit einem Krankenhaus, einer Schule, einem Brunnen und einem Golfplatz ausstatten könnte

- wenn unsere Nachbarn Wäsche auf eine Leine im Trockenkeller hängen, die wir im Auge hatten für unsere eigene Wäsche, ihre Wäsche abnehmen, am anderen Ende des Raumes wieder aufhängen und die Leine für unsere eigenen riesigen Unterhosen benutzen, so dass die Nachbarn am nächsten Tag nur staunen können, wer wegen so einer blöden Leine, die sich in nichts von den anderen unterscheidet, fünf Minuten lang mit anderer Leute Unterwäsche hantiert? Mit anderer Leute NASSER Unterwäsche?

- zu Weinkennern werden, die im Lokal alle bis zum Schreien nerven, weil sie immer so mit dem Glas kreisen, Faxen mit dem Wein im Mund machen, Jahrgänge beanstanden und an Korken schnüffeln

- Nachbarskindern mit der Polizei drohen, weil sie auf der Straße Ball spielen

- das Obst im Garten an den Sträuchern vergammeln lassen, aber hysterische Schreianfälle bekommen, wenn ein Nachbarskind sich ein paar Brombeeren klauen will

- ein Grundstück mit Haus drauf an eine Katze vermachen

- Laut atmend hinter der Tür lauern, bis im Treppenhaus niemand mehr ist, und falls der Mensch im Treppenhaus sich den Scherz erlaubt, genau so laut atmend vor der Tür stehenzubleiben, das nicht komisch finden

- 50 Jahrgänge irgend einer Zeitschrift archivieren in dem Zimmer, das mal das Kinderzimmer werden sollte

- vor dem Kauf jedes noch so popligen Gerätes in der Stadtbücherei alle entsprechenden Artikel der Stiftung Warentest dazu lesen (Jetzt im Test: Toaster. Korkenzieher. Reißzwecken.)

Geht das bitte? Ja?

Ein bisschen wie den eigenen Geburtstag vergessen.

Und dann habe ich vor lauter heiraten und fehlgebären völlig übersehen, dass inzwischen über 10.000 Menschen diesen Blog angeklickt haben. Ok, vielleicht nicht 10.000 einzelne Menschen, sondern vielleicht auch nur zehn Menschen jeweils 1000 mal, aber immerhin. Ich weiß noch, wie ich irgendwo bei 600 rumkrebste und mir dachte, wenn der Zähler irgendwann bei 1000 steht, dann mach ich ein Fass auf. Und nun 10.000, und ich merke es noch nicht mal.

Entschuldige, Blog, und entschuldigt, Hasen. Ich werde mir was überlegen, wie das gefeiert wird. Vielleicht mit einem Glas Puffbrause im Park. Vielleicht auch mit Wunderkerzen, oder ich hänge mir all die hübschen Weihnachtsbaumfigürchen an die Ohren, die meine Familie mir zur Hochzeit geschenkt hat. Wir werden sehen.