Sonntag, 6. September 2009

Plappermäulchens Sonntagmorgen

Letzte Nacht habe ich 12 Stunden geschlafen. 12. Jetzt liege ich mit einer Tasse Tee im Bett, draußen pfeift der schöne Hamburger Nordseewind ums Haus, die neu gekauften (weil im Urlaub gestorbenen) Balkonkräuter wackeln mit den Blättern, und ich überlege, was jetzt? 12 Stunden Schlaf können einen völlig fertig machen oder einen diffusen Tatendrang erzeugen, der kanalisiert werden muss.

Plan 1: das verbotene Zimmer soll wieder für Menschen betretbar werden. Problem: so verboten wie jetzt war es noch nie, denn L. hatte vor einer Weile die Faxen mit den alten hässlichen Billi-Regalen sowas von dicke und hat einfach alles, was darin war, auf dem Boden gestapelt. Dann ist er bei eBay auf die Suche gegangen und hat nach und nach ein paar alte Weichholz-Regale gekauft. Vielmehr hat er es versucht. Im Moment haben wir zwei, von denen eins erst morgen geliefert wird. Billi war aber zu siebt. Wie kriegt man den Inhalt von sieben Billys in zwei Weichholz-Schönheiten? Hm. Bei näherer Überlegung zeigt sich: An diesem Plan kann ich wohl nicht viel tun, bis eBay uns noch mehr Regale vor die Flinte treibt. (Übrigens mache ich mir Sorgen. Nicht nur, dass die meterhohen Stapel von Platten und Büchern über jemandem zusammenbrechen könnten, sondern im Moment bekommen wir auch fast täglich eine neue Tüte mit unserem Hochzeitsgeschirr, das da auch irgendwo unterkommen sollte und mehr wert ist als der ganze Rest der Wohnung zusammen, vermutlich uns eingeschlossen. Und die Schätze sind da auch irgendwo dazwischen.)

Also gut. Auf zu:
Plan 2: Jobsuche. Haltet mich nicht für ein kaltschnäuziges Biest. Aber einer der ersten Gedanken (na gut, der ersten 100 Gedanken) nach der schlechten Nachricht und der Fehlgeburt war, jetzt suche ich mir wieder einen Job, und zwar schnell. Denn die Wahrheit ist, auch nach der Hochzeitsreise haben sich die Jobanfragen nicht in meiner Mailbox gestapelt. Und so geht es nicht weiter. Der Selbständigkeitsplan klang sehr gut, klingt er immer noch (jeden Monat zwei Wochen arbeiten, jede Menge interessanter neuer Eindrücke sammeln, es wird nie langweilig, du schwimmst im Geld und kannst dir in den verbliebenen zwei Wochen entweder die gebratenen Tauben in den Mund fliegen lassen oder an einer zweiten, noch schöneren Berufsperspektive arbeiten... hach. Ich kriege feuchte Augen, wenn ich nur dran denke, wie herrlich das gewesen wäre.), aber ist leider mit Karacho schief gegangen, und nun, wo ich nicht mehr schwanger bin, könnte ich die Lücke bis zum nächsten Versuch nutzen, irgendwo unterzuschlüpfen. Gut. Heute ist Sonntag. Ich kann schon mal meinen Kram sichten und gucken, was davon ich dem nächsten Personalchef präsentieren will und wie. Mehr ist heute nicht zu machen.

Inzwischen: Plan 3. Verschiedene Quatschprojekte.
Unter anderem platzt das Kinoprogramm gerade aus allen Nähten vor Filmen, die ich sehen will, und so weit ich sehe, hat keiner davon mit Kindern, Schwangerschaften oder Fehlgeburten zu tun, ist es zu fassen? Unter anderem stehen auf der Liste: Chéri(endlich mal wieder Michelle Pfeiffer im Kino, ich dachte schon, ich erlebe es nicht mehr), Julie & Julia (mein Thema, seit fünf Jahren wird mein Leben in der Küche von Nigella Lawson mit sanfter Hand regiert, und ich bin glücklich, zu gehorchen), Whisky mit Wodka (Schauspieler ist Alkoholiker), LOL (zuverlässige Freundin behauptet, der wäre lustig), Inglorious Bastards (ist mir doch egal, wie der geschrieben wird), Zerrissene Umarmungen und dieser Film mit dem französischen Landhaus, in dem dauernd gegessen wird. Leider gibt es im Moment keinen Film, der im Weltall spielt, solche Filme gucke ich mir grundsätzlich an. Andererseits ist die Agenda auch so scheinbar ziemlich voll.
Dann muss ich noch Fotos runterladen, zuschneiden und ordnen. Ich will hier keinen lieben alten eckigen ehemals weißen Freund kränken, aber mit dem derzeitigen Mac ist das kein Spaß. Im Gegenteil, ein Foto mit dem Mac zuzuschneiden, ist ungefähr so einfach und mühelos, wie es mit der alten rostigen Laubsäge meines Vaters im spinnenverseuchten Heizungskeller zuzuschneiden. Aber es hilft ja nichts. (Den Satz hab ich in letzter Zeit doch schon mal gehört, wo war das noch?)

Dann muss ich mir noch etwas einfallen lassen, wie wir die große Hochzeitshysterie in ein großes, unfassbar harmonisches Wochenende münden lassen können, wo wir uns fast alle noch mal sehen, die mühsam ausgesägten Fotos angucken, den übrig gebliebenen Alkohol trinken, tanzen und es rundum gut haben. Die Mädchen haben es verdient, wir auch, die Jungs bestimmt irgendwie auch. Partyplanung, yeiih! Wo ist mein Notizblock mit den Glitzereinhörnern und der Swarovski-Stift? Ach so, hab ich ja beides nicht.

Und dann steht noch der große Metaplan an:

Bis zum nächsten Versuch sind es zwei Monate. Eher drei. Hat jedenfalls die Ärztin gesagt. Für diese Zeit brauche ich einen Plan. Drei Monate erzeugen nicht die gleiche Torschlusspanik wie vier Wochen (um die es beim letzten Mal erst zu gehen schien, woraus dann aber auch zwei Monate wurden), aber ich will auch nicht in drei Monaten auf dem Stuhl liegen, die neuen Prilblümchen auf dem Schirm sehen, dann kommt die Pipette näher und näher, und mir denken: Verflixt, da war doch noch was.

Aber der Metaplan verdient einen eigenen Eintrag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen