L. hat mit einer Freundin telefoniert, deren Mutter Reiseführer und Gastronomiekritiken schreibt. In Venedig war sie schon über 300 mal. Und sie hat gesagt: in Venedig wird man nur beschissen. Es ist nicht möglich, in Venedig einen Geheimtipp zu finden oder das Restaurant, in das die Venezianer gerne gehen oder irgend etwas in der Art. Das gibt es nicht. Man kann die Suche aufgeben.
Da bin ich aber beruhigt. (Wobei die Vongole in unserer Karaoke-Hafenkneipe um die Ecke nicht schlecht waren. Auch wenn der Wein da nach Uhu roch und ich beim Essen das Gefühl hatte, ich pokere hier gerade um eine Nacht in der Notaufnahme, ging es gut. Aber Vongole zu versauen, ist auch nicht leicht.)
Wir waren nicht zu doof oder zu faul, wir hätten es nicht mehr versuchen sollen, wir haben nicht zu früh aufgegeben. Wir sind nicht Schuld, Venedig ist Schuld.
Auch wenn ich mich ab und zu immer noch frage: wieso waren die so? Die an diesem Campo? Ich stehe wirklich viel in der Küche, wenn man mich lässt. Jedenfalls oft genug, um zu wissen, dass es bestimmt fast genau so viel Arbeit macht, schlechtes Essen zu produzieren wie gutes. Auch nach einem schlechten Essen müssen die Teller abgewaschen werden, die Tischdecken müssen trotzdem gewaschen und gebügelt werden, die Kellner müssen trotzdem ihren Stundenlohn bekommen, sie müssen trotzdem die vollen Teller an die Tische und die leeren wieder in die Küche tragen. Was ist es also, was diese Leute dazu bringt, so abgrundtief mies zu kochen? Hass? Das kann kein Versehen sein, irgendwann, wenn man eine Sache nur lang genug macht, muss man doch etwas lernen dabei!
Ich werde das wohl nie verstehen. Ein gutes Restaurant zu führen in einer Stadt voller schlechter Restaurants, das muss doch eine Freude sein! Menschen zu bedienen, die nach dem Essen fast ein Tränchen im Auge haben und einen mit Trinkgeld überhäufen, und zwar nicht aus Angst, sondern vor Glück! Und jeder davon erzählt doch bestimmt gerne weiter, wie gut er in Venedig bei dir gegessen hat, und wenn es nur aus Protzerei und Weltmannsgetue vor den Freunden zuhause ist. Gibt es eine Mafia, die verhindert, dass Restaurants hier zu gut werden?
invisible apple cake
vor 4 Tagen
liebe flora,
AntwortenLöschenmutmacher N° 1: in venedig kann man lecker essen (doppelt unterstrichen, ausrufezeichen).. mit venezianern am nebentisch. und ohne arm zu werden. man muß nur nach san polo gehen oder nach canareggio, also eher weiter weg vom schuß. und das am besten zwischen mitte november und anfang märz: dann ist die stadt leer, man hat nur wenig touris und noch weniger blöde masken-souvenir-braucht-kein-mensch-stände. selbst murano hat dann zauber.
mutmacher N° 2: wir waren letzte woche gerade mal wieder in venedig. in begleitung eines entzückenden zwei monate alten kerlchens, der beim 8. ivf-versuch endlich in den bauch seiner auch schon älteren mama gefunden hat. nicht dass ich dir 8 versuche wünsche, aber: dran bleiben lohnt sich offenbar. meine gynäkologin erzählte gestern, dass eine ihrer patientinnen (ohne normalen zyklus) ungefähr 18 iuis hatte und dann mit 42 schwanger wurde.
was sind dagegen meine 8. versuche, 9 myome.... ihr kinderlein kommet!
schöne tag auch,
ssssssss
Liebe ssssss, (hoppla, hoffentlich kein s vergessen?)
AntwortenLöschenDanke fürs weiterhin Mut machen - ich werde bekloppt, nun waren wir auch noch gleichzeitig in Venedig?
Mein Essensproblem war vermutlich auch, dass wir vorher in kleineren italienischen Städten gewesen waren und dort so unfassbar gut gegessen hatten, und dann Venedig - eine Stadt, die so unfassbar schön ist, dass man verrückt werden könnte, und dann fängt man an, sich sein Abendessen zusammenzuphantasieren, und muss eigentlich enttäuscht werden, denn so schön kann kein Restaurant sein, dass es Venedig gerecht wird.
Und dass die erfolgreichen IVF- und IUI-ler die sind, die einfach nicht aufgeben, das habe ich auch schon oft gelesen und irgendwann bestimmt auch verinnerlicht.
Wir schaffen das, und wenn wir uns wie ein Terrier ins Bein unserer Kinderwunsch-Ärzte verbeißen und nicht mehr loslassen!
Lieben Gruß,
F.