Donnerstag, 9. Dezember 2010

Postkarte aus Wien

Wir sitzen im Hotelzimmer und gucken uns eine italienische Schreishow an. Nur wird hier nicht geschrieen, sondern man macht sich seine Vorwürfe so gesittet wie möglich. Auch im Publikum sitzen nicht solche Knallköppe wie bei uns, sondern Herrschaften mit Krägelchen überm Pullover und Damen, die extra beim Friseur waren. Außerdem präsidiert ein Richter im Hintergrund, den die Moderatorin im Zweifel um Rat zu fragen hat, aber sobald er anfängt zu reden, strahlt ihr die Langeweile aus jeder Pore des überschminkten Gesichts. Der Richter trägt nicht nur eine Robe, sondern hat vor sich auch ein dickes Gesetzesbuch liegen und einen Holzhammer zur Hand. Außerdem hat er nicht nur eine Brille auf der Nase, sondern sicherheitshalber eine zweite in der Hand. Allein dafür hat sich diese Reise schon auf jeden Fall gelohnt!


Zwischen all den Schnitzeln, Wienern und anderen Herzigkeiten ist mir gestern im Café Hawelka aufgegangen, dass diese Reise noch mehr von den letzten New York-Urlauben unterscheidet als der Mangel an Wolkenkratzern und Schaufensterdeko, die nicht singen kann. Diesmal ist es einfach nur ein Urlaub. Kein Trost, keine Entschädigung und auch nicht das Positive, an das man schließlich auch denken muss: ich denke diesmal nicht, dass es doch ein echter Vorteil unserer Kinderlosigkeit ist, dass wir hier einfach so zu zweit durch eine fremde Großstadt bummeln können, ohne Kinderwagen und Geplärre und Zwischenstops bei McDonald's. So weit weg ist der letzte Versuch nämlich schon: das war letzten Winter, wenn ich mich richtig erinnere. Obwohl es gerade doch eigentlich wieder losgeht mit all dem Hormonzirkus, sind wir gerade nicht L. und F., die leider noch kein Kind haben, sondern L. und F. Punkt.
(Sollte ich euch übrigens irgendwann in den nächsten Wochen hier erzählen, diese Teufelshormone hätten mir fünf Kilo auf die Hüften gepackt, dann glaubt mir kein Wort. Das waren nicht die Hormone, das waren Wien und Weihnachten, also mit anderen Worten, ich und meine Verfressenheit ganz allein.)

2 Kommentare:

  1. Liebe Flora,
    genau so ging es mir gerade in Venedig: nur A. und ich. Und ich muss sagen: richtig schee wars!
    LG
    I.

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  2. Ohhhhh Venedig, schönste Zeit für einen Besuch in der Lagunenstadt!!!
    LG,
    B.

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