Freitag, 6. Juni 2014

Einige Überlegungen dazu, wieso Abkürzungen so beargwöhnt werden - sogar von Büchnerpreisträgerinnen.

Jetzt aber doch noch mal. Nicht direkt zu Sibylle Lewitscharoff, sondern dazu, dass mich ihre Rede weniger geschockt und aufgebracht hat, als man meinen sollte. Nein, nicht weil ich etwa einverstanden wäre. Sondern weil ich mir schon eine ganze Weile denke, dass ein ziemlich großer Teil unserer Mitbürger das auch so sieht. Die finden Reproduktionsmedizin irgendwie… eklig. Oder gruselig. Oder beides. Insofern haut es mich nicht aus den Schuhen, dass nun auch eine preisgekrönte Autorin dieser Meinung ist. Ich frage mich nur wieder mal, wieso denken wohl so viele so, ob heimlich oder offen?

Folgende Erklärungsmöglichkeiten sind mir eingefallen, wie immer in zufälliger Reihenfolge:

1. Unfruchtbarkeit ist nicht schön, die schreibt man sicherheitshalber lieber anderen zu und schiebt sie damit ganz weit weg, bevor man noch Angst haben muss, dass es einen irgendwann mal selbst trifft. Will heißen: bin ich noch in dem Alter, in dem ich Kinder bekommen könnte (wenn ich es versuche und Gelegenheit habe), dann ist das ein ganz einfacher Schutzmechanismus: mir einfach zu denken, dass Menschen in Abkürzungsbehandlung ganz anders sind als ich. Älter, ungesünder, dicker, verkrampfter, reicher, karrieregeiler, egoistischer, was weiß ich. Und im Zweifel selbst Schuld an ihrer Misere.

2. Menschen, die Anfang 20 ihre Kinder bekommen, haben natürlich ganz großes Glück und würden mit niemandem tauschen. Gleichzeitig haben sie eben manche Dinge nicht, die wir haben - wir, die ihre Kinder viel später bekommen (wenn es noch gut geht und wir sie wirklich bekommen). Oje. Wie sage ich das, ohne alle jungen Eltern gegen mich aufzubringen, die das lesen? Vielleicht hilft es, wieder mal nur von mir auszugehen. Ich habe in aller Seelenruhe studiert, mir dann einen Job gesucht und erst mal viele Jahre lang ziemlich viel gearbeitet. Ich habe in der Stadt gelebt, wie ich das wollte, ich hatte den Job, den ich wollte (auch wenn ich ihn manchmal gehasst habe), ich habe Geld verdient und ausgegeben, wofür ich wollte, ich hatte Urlaube mit Freundinnen und zu zweit, ich habe mehr Zeit in Kneipen und Clubs verbracht, als vernünftig war, ich habe nachts um zwei Pasta gekocht und morgens um sechs eine Runde um den Park gedreht. Nicht, weil ich Kinder gegen mein duftes Großstadtleben abgewogen hätte und mich dann gegen Kinder entschieden, sondern ich hatte eben keine Kinder und infolgedessen dieses Leben. Hätte ich L. mit Ende 20 getroffen, hätte ich vielleicht auch mit 30 mein erstes Kind bekommen, und aus wäre es gewesen mit dem Nachtleben und der Zweizimmeraltbauwohnung in einer flotten Gegend. Ziemlich wahrscheinlich sogar wäre es so gekommen. Tatsache ist aber nun mal, dass mein Liebesleben bis Mitte 30 kaum die Chance auf einen gemeinsamen Kurzurlaub bot, noch viel weniger die Chance auf ein gemeinsames Kind. Und auch, wenn die Kinderwunschzeit oft hart war, war meine kinderlose Zeit eben auch schön. Der richtige Mann und dann eben auch Kinder mit Mitte, Ende 20 wären toll gewesen, aber ich hätte dafür eben auch auf sehr viel von all dem verzichten müssen. Manches kann man nachholen, anderes nicht. Ist Jimmy irgendwann groß genug, können L. und ich auch wieder zu zweit nach New York oder Rom oder sonstwohin. Aber mit Mitte 50 werde ich vermutlich nicht mehr meine Version von Breakdance vor entgeistertem Publikum vorführen, und hätte ich mit Ende 20 ohne Mappe und Berufserfahrung zu einem Arbeitgeber gesagt, ich würde gerne drei Tage die Woche arbeiten und ansonsten bei meinem Kind sein, hätte der mich mit Fußtritten aus der Agentur getrieben. “Ok, ok. Komm zum Punkt.” Mach ich ja! Wenn ich mir vorstelle, ich hätte die Zeit zwischen 25 und 35 mit der Hege und Aufzucht von drei Kindern verbracht, während meine kinderlosen Freundinnen eine Gehaltserhöhung nach der anderen raushandeln und verjuxen, dann würde ich jetzt vielleicht auch denken “das hättest du dir früher überlegen müssen”, wenn eine davon jetzt mit 39 darüber schimpft, wie ungerecht das alles ist und wie teuer mit IVF, und wie schrecklich sie das findet, vielleicht keine Kinder zu bekommen. Dass diese Freundin vielleicht trotz aller Bemühungen mit 21 zuletzt einen familienwilligen Freund hatte oder auch mit Mitte 20 eventuell schon verstopfte Eileiter hatte, würde der Häme keinen Abbruch tun. Bestimmt sehen das nicht alle Abkürzungsgegner so! Aber ich könnte mir vorstellen, bei einigen ist doch eine Portion “Siehste? Da haste den Salat” dabei.

3. Viele wissen vielleicht nicht, wie das genau funktioniert. Nur so kann ich mir dieses ewige “Da werden Kinder im Labor gebastelt” erklären. Dass eine IVF der Natur nur diesen einen kleinen Schritt ersetzt und ein Treffen zwischen Eizelle und Spermien arrangiert, kommt und kommt nicht an. Schon bevor ich auch nur geahnt habe, dass mich das Thema mal persönlich betreffen würde, dachte ich immer: “wie großartig und klug Biologie funktioniert - dass selbst unter solchen widrigen Umständen tatsächlich ein Kind entstehen und wachsen kann, ist unglaublich.” Für mich hat Reproduktionsmedizin dem “Wunder Leben” nie etwas weggenommen, sondern es noch ein bisschen wunderbarer gemacht. Und da sitzen sie und denken zum Teil vielleicht tatsächlich, ein Mann im weißen Kittel würde kleine Menschen mit blauen Augen basteln.

4. Es gibt immer noch jede Menge Betroffene, die niemandem davon erzählen. Als ich beim Online-Chat saß und die Psychologin in der Runde Abkürzungsdamen empfahl, wir sollten es möglichst wenigen Menschen erzählen, dem Arbeitgeber allerdings schon, habe ich geschluckt und zugesehen, dass ich ein paar Minuten später meinen extrem gegenläufigen Senf dazugebe. Ich glaube nicht nur, dass es vielen von uns enorm helfen könnte, wenn unsere Umwelt Bescheid weiß - nicht zuletzt, weil dann vielleicht die ewigen “Naaaa? Wisst ihr nicht, wie’s geht?”-Zoten aufhören würden. Ich glaube aber auch, dass wir in der Öffentlichkeit anders gesehen würden, wenn mehr Leute wüssten, wie viele in ihren Augen stinknormale, nette Paare sich einer Behandlung unterziehen müssen, um Kinder zu bekommen. So aber bleiben wir weiter die Freaks, die, die so ganz anders sind als alle, die wir kennen. Nämlich die irre Olle aus dem Münsteraner Tatort und der Hollywood-Star. Siehe Punkt 1.

5. Die bösen Medien tragen auch ihren Teil dazu bei. Nicht umsonst gab es zur Zeit der Diskussion um Präimplantations-Diagnostik ständig die Verweise auf das Dritte Reich und dieses idiotische Dammbruch-Argument, wer heute nach grausamen Erbkrankheiten sucht, der würde zwangsläufig morgen das Geige spielende Mathegenie züchten. Als würde sofort die innere Handbremse kaputt gehen, wenn man sich einmal auf diesen Pfad begeben hat. Wobei, “nicht umsonst” - ich will gar nicht sagen, dass damit eine bestimmte Agenda verfolgt wurde. Trotzdem bleibt die für mich damals wie heute immer wieder verwirrende Tatsache bestehen, dass auch in den Redaktionen hoch angesehener Zeitungen zu diesem Thema extrem viel gemahnt, befürchtet, geunkt und an den Fakten und der Menschlichkeit vorbei argumentiert wird.

6. “Wer das nicht erlebt hat, kann es nicht verstehen” - das hört man oft zum Thema unerfüllter Kinderwunsch. Ich war früher sehr skeptisch und dachte, das ist eben auch eine extreme Lebenssituation genau wie viele andere - man kann sich das ohne eigene Erfahrung genau so gut oder schlecht vorstellen wie eine schlimme Krankheit mit ungewissem Ausgang oder Arbeitslosigkeit oder den Verlust der Eltern; wer gerade eine Brustkrebs-Diagnose bekommen hat, denkt vermutlich auch, niemand versteht ihn. Inzwischen glaube ich eher, da ist was dran. Zumindest wäre das eine weitere Erklärung. Ich habe schon das Gefühl, Kranke, frisch Verwaiste und Arbeitslose müssen sich weniger erklären, sich weniger schlaue Tipps und weniger Schuldzuweisungen anhören. Aber was schreibe ich dazu? Ich habe es nicht erlebt und kann es mir nicht vorstellen.

7. Reproduktionsmedizin ist noch zu neu, die Leute haben sich einfach noch nicht daran gewöhnt. Ich weiß noch, dass im “Namen der Rose” die Brille von Sean Connery für Aufsehen bis Ablehnung gesorgt hat und als Teufelswerk angesehen wurde. Vielleicht müssen wir ihnen einfach nur ein paar hundert Jahre Zeit geben, dann gibt sich das.

Liebe Abkürzungsdamen, ich bin gespannt, was euch noch dazu einfällt!

21 Kommentare:

  1. Wie immer toll formuliert!
    Also ich muss gestehen, ich kann mich gut in Punkt 2 einordnen :-P ich habe Anfang 20 meinen Sohn bekommen und denke mir immer wieder "selber Schuld, wenn sie erst Jahre lang feiern bevor sie Kinder wollen". Und sicher betrifft das auch ein, zwei Leute, aber die meisten werden sicher entweder wie du auf den richtigen Partner warten oder haben einfach gesundheitliche Probleme. Ich kann auch verstehen, dass man gerne diese Möglichkeit annimmt wenn man einen Kinderwunsch hegt und meine Schwägerin bekommt immer Sommer ihr erstes Kind nach erfolgreicher IVF, aber trotzdem finde ich es irgendwie komisch und bin froh es umgangen zu haben. Warum kann ich gar nicht so genau sagen, vielleicht doch die 6...
    Liebe Grüße

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  2. Liebe Flora,

    ich glaube, die Menschen wissen auch zu wenig darüber. Mein Mann wurde neulich von Freunden gefragt, ob das denn nun auch wirklich unsere Kinder seien oder von Fremden. (Wir sind Eltern von IVF-Zwillingen). Es wird wirklich zu wenig darüber gesprochen und die meisten wissen gar nicht, was da genau gemacht wird.
    Leider muss ich sagen, ich bereue es heute ein bisschen, dass wir irgendwann gesagt haben, was bei uns los ist/war. Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass viel getuschelt wurde/wird und unsere Kinder kritisch beäugt werden. Wir sind die, bei denen es nicht geklappt hat. Und der Tratsch führt dann zu solchen Fragen wie eingangs geschrieben.
    Ich muss ehrlich sagen, dass die Aussage von Frau Lewitscharoff mich tief getroffen hat. Denn sie hat mir wieder bewusst gemacht, wie viele Menschen das so sehen und ich hab auch ein bisschen Angst vor dem Moment, an dem meine Kinder damit von der Umwelt konfrontiert werden.

    LG, Emma

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  3. Ich teile vieles von dem, was du schreibst. ABER nach vier außerordentlich erfolglosen Abkürzungsversuchen in 3 Jahren und schließlich der Entscheidung es bleiben zu lassen, bin ich durchaus etwas ambivalenter. Natürlich ist das mit dem Halbwesen unglaublich und ich mag auch diese Verschwörungstheorien nicht mehr hören. Aber in einem Punkt ihrer Rede gebe ich Frau Lewitscharoff durchaus Recht: es ist icht nur positiv, dass ungewollte Kinderlosigkeit nicht mehr nur Schicksal ist. Klar, auf der einen Seite ist das ein grpßes Glück - wenn es funktioniert. Aber wenn es wiederholt nicht klappt, oder man sich diese Behandlung nicht antun möchte, dann hat man es plötzlich so gewollt. Das kann durchaus schwierig sein, auch ich habe mich lange gefragt, ob ich überhauot noch "ungewollt" kinderlos bin, wenn ich keine Behandlung mehr will - und damit die Chance aufgebe, dass es doch noch klappt? Also doch selbst schuld? Das ist nämlich die andere Seite: das viele glauben, dass man einfach eine IVF/ICSI oder was auch immer macht und schwupps, schon ist man schwanger, das kann man reparieren. Kann man aber nicht immer.
    Für mich hat die ganze Abkürzungsschiene enormes Suchtpotential - der nächste Versuch kann immer der positive sein. So, wie man das nächste Spiel bestimmt gewinnt. Und manchmal wäre es für das Leben, für die Seele, für die Partnerschaft eben doch besser, einen Schlussstrich zu ziehen.

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  4. Liebe Flora.
    Ich bin eine Anfang 20 Mutti und eine Hebamme. Und ich finde Reproduktionsmedizin großartig! Es ist ein wunder was daraus entstehen kann und ich habe noch nie gedacht "hätten sie doch mal nich so exzessiv gelebt". Ich denke, die Abkürzungsdamen sind sehr mutige, starke Frauen, von ganzem Herzen Mütter und die Kinder die sie auf die Welt bringen werden geliebt. Bedingungslos und für immer. So wie es sein sollte. Deshalb wundert mich diese Rede schon. Weil mich diese intolleranz und dieses geklugscheißere über dinge von denen wir keine Ahnung haben verwundert. Ich freue mich dass es sie gibt diese "wesen", die mit allen Chancen und aller Liebe geboren werden.

    Danke für diesen blog!

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  5. Liebe Flora,
    und ein Punkt kommt mir zu kurz - es gibt ja auch einen Haufen Frauen, die mit Ende 20 oder Anfang 30 nicht auf natürlichem Wege schwanger werden... es gibt doch so viel mehr Gründe für ungewollte Kinderlosigkeit, als einfach ein paar Jahre zu lange gewartet zu haben (wobei das Wort "gewartet" hier auch völlig fehl am Platz ist, weil es so gemütlich klingt und du ja hinreichende beschrieben hast, dass das Leben nun mal nicht immer geradeaus läuft). In vielen Fällen liegt es ja nun auch an den männlichen Spermien und da spielt das Alter der Frau ja überhaupt keine Rolle. Ich kenne einige junge Frauen, die sich in Kinderwunschbehandlung gegeben haben, weil es über ein-zwei Jahre nicht klappen wollte und ich bin sehr dankbar, dass es diese tolle Möglichkeit gibt.
    Ich verstehe auch überhaupt nicht, warum die medizinischen Möglichkeiten in so vielen/ fast allen Bereichen so gelobt werden und in diesem einen Fall plötzlich die Natur so hochgehalten wird... dann kann ich ja auch sagen: wer krank ist, hat halt Pech gehabt - das will die Natur nunmal so! Was für ein Schwachsinn das wäre...

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  6. Hallo Flora,
    bei Punkt 4 bin ich mir im Nachhinein nicht sicher.
    Ich habe es in der Phase genauso gehandhabt wie Du.
    Ich habe es erzählen müssen, primär nicht unbedingt weil ich so aufklärerisch sein wollte, sondern vielmehr weil ich nicht anders konnte. Ich mußte darüber reden und das möglichst viel.
    Nach der Geburt bin ich viel viel zurückhaltender mit dem Thema. Klar erstens ist es vorbei und emotional abgehakt, aber vor allem auch weil es jemand anderen betrifft, dessen Ansicht auf die Tatsache noch unbekannt ist.
    Mich beschäftigt, wann und wie kläre ich das Kind darüber auf. Dass ich es tue steht außer Frage, aber ich glaube es ist ein heikles Thema. Was meinst Du?
    LG
    Ute

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  7. Hallo Flora,
    ich hab meine 3 Kinder zwischen 26 und 35 bekommen und bin jedes Mal sehr schnell schwanger geworden, so gesehen eher vom "anderen Lager". Aber trotzdem ist es gar nicht so, dass Reproduktionsmedizin etwas ist, dass ich nicht nachvollziehen kann. Ich hatte sehr früh schon klar, dass ich mal Kinder will, so mit Anfang 20, und unerklärlicherweise, gab ja keine Anhaltspunkte dafür, immer die Angst, aus irgendwelchen Gründen nicht schwanger werden zu können. Und war sehr froh, als ich so leicht schwanger wurde. Aber natürlich hätte ich ansosnten Reproduktionsmedizin in Anspruch genommen und wäre froh gewesen, wenn es auf dem Weg geklappt hätte. Habe mich nicht mit der von Dir genannten Autorin befasst, weiß nicht, wie sie zu ihren Ansichten kommt, aber finde es sehr schleierhaft, was solche Leute für Beweggründe haben. Ich denke. da spielen religiös-archaische Denkstrukturen eine Rolle. Ein bißchen schräger Gedanke ist es ja auch, wie mächtig der Mensch wird, was seine eigenen Nachkommen angeht, den Zeitpunkt zu bestimmen, die Menge der evtl. Kinder die eingesetzt werden, die Zellen zu zählen und zu bewerten, das hat doch was schräges. Etwas lange mystisch verklärtes und kaum erklärbares wird unters Licht der Lupe gezerrt, komisch ist das. Aber deshalb ja nicht schlecht. Nur anders.
    Zu den anderen Punkten: es gibt für alles pro und contra. Mit 26 hab ich schon manchmal meinem unbeschwerten früheren Leben nachgetrauert. Aber jetzt hab ich mit 36 schon einen 9jährigen Sohn und das ist auch irgendwie toll. Und mein Kleiner hat einen tollen großen Bruder - ich mag diese großen Altersabstände zwischen Kindern, das geht natürlich schlecht, wenn man erst mit 40 anfängt ;)- Und ich bin mit dem großen durch Lateinamerika gereist, als er knapp 2 war - tolle Zeit, als Studentin hat man mehr Freiheiten als als Angestellte, ganz egal ob mit oder ohne Kind, das hängt einfach sehr von der eigenen Spontaneität ab.
    PS: ich finde Deine Beiträge immer sehr interessant und anregend!!

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  8. ich habe gar nicht so sehr das gefühl, dass ivf/icsi und co an sich tatsächlich noch so sehr in der misstrauisch beäugten, dubiosen und zweifelhaften ecke verortet werden sondern vielmehr als gängige medizinische möglichkeit in der breite der gesellschaft angekommen sind. auch wenn da noch ein wenig luft ist. und einige reaktionäre blindgänger wird´s wohl immer geben.
    ich finde eher, das rad beginnt sich sogar zunehmend in die andere Richtung zu drehen: a la kinderlos? mach das doch weg. da gibt´s doch was von r*tiopharm. und damit erscheint kinderlosigkeit zunehmend wie ein lästiger schnupfen, den man behandeln kann. wer heute noch kinderlos ist, der ist selbst schuld oder/und hat das eben so gewollt (was by the way auch völlig okay ist, wenn jemand gewollt kinderlos ist).
    damit nähren sich außerdem super die alten vorurteile gegenüber kinderlosen lebenskonzepten und treiben lustig ganz neue blüten. so wird die auch medial zunehmend verbreitete machbarkeitslüge rund um ART zur kehrseite der medaille und tut v.a. denen keinen gefallen, die kinderlos bleiben und irgendwann für sich zu einem schlusstrich kommen müssen . auch nicht schön. VG, Isa

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    1. Ja, das erlebe ich nach sieben erfolglosen ICSI auch so... Aber liegt das nicht auch daran, dass man als erfolglose ICSI-Dame eben auch nicht darüber redet? Weil es im Nachhinein so bescheuert aussieht, dass man für nichts und wieder nichts so viel Lebensenergie investiert hat? Wenn jemand beim achten Versuch schwanger wird, erfährt man das bestimmt... und so wird es für die von uns, die warum auch immer einen Schlussstrich ziehen, immer das Bild vor Augen geben, dass irgendjemand eine Behandlung mehr gemacht hat und damit dann erfolgreich war... Es wird immer zu wenig sein, was man selbst investiert hat. Damit umzugehen lernen fällt mir extrem schwer.
      LG Anne

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    2. ich bin auch der meinung, dass zu wenig darüber geredet wird. aber ich finde nicht, dass es im nachhinein bescheuert war, den weg der ART zu gehen. auch wenn er erfolglos blieb. es gab doch gute gründe dafür und eine gewissen chance auf erfolg. ich bereue daher auch nichts. mein weg war mein weg. und er war okay so. ich denke auch nicht, dass die, die irgendwann aufhören "zu wenig" getan haben. das würde ja voraussetzen, dass ein "mehr" auf jeden fall zum kind geführt hätte. und das ist eben genau der Irrglaube, oder? dieses leistungsprinzipdenken.....
      ja, es wird immer eine geben, die mehr versuche unternahm und damit ein kind bekam. es wird aber auch immer noch mehr geben, die mehr versuche unternahmen und dennoch ohne kind blieben. ich halte es für mutig, seine eigenen grenzen zu kennen, sie zu ziehen und vor allem auch auf sich selber acht zu geben und nicht jeden ! preis zu zahlen.
      am ende des tages bleibt doch eigentlich nur festzustellen: wir haben es eben ALLE !nicht in der hand. und so hat es auch die repromedizin nicht in der hand. leben lässt sich halt nur sehr begrenzt kontrollieren.
      sei stolz auf dich, dass du für dein kind gekämpft hast. und sei genau so stolz auf dich, dass du eines tages die kraft gefunden hast, einen anderen weg zu gehen. der ist nämlich nichts für feiglinge ;-)
      jeder weg ist individuell.....und es ist immer genug gewesen, was eine gegeben hat. nie zu wenig. LG, Isa

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    3. Liebe Isa,

      danke! Du hast natürlich vollkommen recht - es ist nicht in unserer Hand und für mich selber weiß ich auch, dass ich viel investiert habe. Mir ist es jetzt aber schon öfter begegnet, dass ich schief angeguckt werde, weil ich ohne Kind aus dem Behandlungsmarathon ausgestiegen bin (wie gesagt - nach sieben ICSI plus Kryo...) - s. weiter oben, wo jemand geschrieben hat, dass sie sich fragt, ob sie überhaupt ungewollt kinderlos ist, weil sie nach vier Versuchen aufgehört hat - ich finde das ganz furchtbar, dass sich jemand diese Frage stellen muss - als wenn die Trauer nicht schon genug wäre! Und was besonders weh tut - oft sind es ehemalige Abkürzungsdamen, die mir das Gefühl geben, nicht alles getan zu haben. Ich meine - wie viel Versuche sind denn genug? Einerseits gibt es in der Gesellschaft das Bild von der verbissenen Frau, die sich in den Behandlungen verrennt und nicht weiß, wann es genug ist - und andererseits die Theorie "dranbleiben lohnt sich"... Da seine persönliche Haltung zu finden, ist einfach sehr schwierig und manchmal würde ich mir einfach mehr Gnade unter uns Frauen, und auch unter den ehemaligen Abkürzungsdamen wünschen...
      Sorry Flora, falls das zu off topic ist!
      LG Anne

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    4. liebe anne,
      wann ist genug genug ? das ist glaube ich tatsächlich die schwierigste frage, die man sich stellen muss und die antwort darauf zu finden gleicht auch eher einem prozess, denke ich. und erfordert im abschied eine menge trauerarbeit, bevor man weiter gehen kann. leicht fiel mir das auch nicht. diese ambivalenz, die du beschreibst, die sehe ich auch. das führt aber hier wahrscheinlich echt zu weit. ;-) Alles Liebe, Isa

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  9. Bevor ich wusste, dass das Thema uns betrifft, war ich erstaunlich schlecht informiert. Wenn ich damals ueberhaupt mit dem Thema konfrontiert wurde, dann kriegte ich manchmal so ein diffuses Gefuehl, dass das wohl alles seine Richtigkeit hat, und die Natur so ihre Gruende hat. Und wuerde sich nicht die Unfruchtbarkeit "einfach" weitervererben? Und spielt nicht auch die Psyche eine ach so grosse Rolle? Es war mehr ein Gefuehl als eine echte Meinung, und niemals haette ich das einem Betroffenen an den Kopf geworfen. Im Nachhinein staune ich doch, wie man mit solchen vollkommen unreflektierten Meinungen durchs Leben geht. Na ja, dann kamen die Kinderwunschjahre und spaetestens bei der Diagnose Azoospermie hab ich das Reflektieren dann mal schnell nachgeholt. Mittlerweile bin ich Mutter, mit Dank an die heutigen Moeglichkeiten mit TESE-ICSI. Wir gehen damit recht offen um und haben bisher durchweg positive Reaktionen erhalten. Die Fragen ob das Kind genetisch von uns ist, kamen wohl auch, fand ich aber eher ein gesundes Interesse, und da HI auch mal ganz kurz im Raum stand war es auch nachvollziehbar.

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  10. Hey Flora, schön, dass Du doch noch was dazu geschrieben hast. Es kann nämlich gar nicht oft genug gesagt werden, warum medienwirksame Ausfälle wir der von Lewitscharoff extrem dumm und extrem uninformiert sind. Ich glaube, dass Du in allen Punkten Recht hast. Punkt 7 würde ich dabei gar nicht unterschätzen. Technik- und Kulturkritik sind so ein ewig begleitendes Hintergrundrauschen in der Moderne. Alle wissen ständig, dass es noch nie so schlimm wie heute war und früher allemal besser. Da fügt sich die Kritik am Machbarkeitswahn nahtlos ein. Und genau aus so einer kulturpessimistischen, zudem erzkatholischen Ecke kommen ja Lewitscharoff und auch ihr Sekundant Spaemann. soweit nichts neues unter der Sonne. Was mich deshalb fast mehr aufbringt ist die Verwurstung vom Aufreger-Thema im Tatort, der ja immer für neue Finten zu haben ist. In Köln ist kürzlich ein durch Insemination entstandenes Mädchen zur Schlägerin geworden. "Alles war so kühl und steril und diese Termine..." dass ich nicht lache. Insemination. Pfff. Und überhaupt diese Idee, dass mein Kind immer alles haben darf, bloß weil ich viel Geld dafür bezahlt habe, es zu bekommen. Wir machen ja manchmal eher den Spaß, dass unser Kind nicht allein auf die Straße und auch sonst nichts darf, weil es zu teuer war.
    Offenheit finde ich auch superwichtig. In unserem Fall oft seltsam, weil wir von der HI nichts, aber wohl vin den ICSIs erzählen. Das tun wir, damit unser Kind nicht mit 14 sagt, wir hätten jawohl echt ne Vollmeise, der ganzen Welt zu erzählen, dass es ein Spenderkind ist. Mit ICSI-Kind finde ich, sollte jedes Kind leben können. Lieber als mit der Info jedenfalls, eigentlich nicht geplant und gewollt gewesen zu sein. damit lebt es sich nicht so schön.
    Grüße von der Tina

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  11. Ich glaube man muss das grundsätzlicher sehen: Wannimmer sich Frauen gegen ihr "reproduktives Schicksal" gewehrt und dieses selbst in die Hand genommen haben, ist dies auf massive Ablehnung gestoßen, gerade bei Konservativen: Abtreibung, Verhütung etc.
    Grüße von d

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    1. Den Nagel absolut auf den Kopf getroffen! Genauso ist es!

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  12. Ich kann das Buch von andreas Bernhard Kinder machen zum Thema Geschichte in der ns zeit empfehlen.
    Da wird klar dass in dieser zeit keine Reproduktionsmedizin geduldet wurde. Heute wird dies aber gerne als Argument gegen Reproduktionsmedizin in der Politik verwendet.

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  13. Andreas Bernhard hat am 06.03 hierzu in der Sz. Stellung genommen. Vielleicht interessier dich das Flora.

    Danke für den Blog.

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  14. Happy Birthday an deinen L. Alles Liebe u feiert noch schön.
    LG Petra

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  15. Mit Hilfe eines Mannes namens Dr. Ogbes konnte ich schwanger werden. Ich bin 56 Jahre alt, es war wirklich schwierig für mich, schwanger zu sein, obwohl mein Mann mich liebt, aber es tat mir wirklich weh, kein eigenes Kind zu haben, aber nach vielen Jahren bin ich auf Dr.Ogbes gestoßen, dessen E-Mail-Adresse Landofanswer@hotmail.com lautet oder Sie erreichen ihn direkt unter seiner Handynummer +2347050270227. Er sagte mir, er würde mir Kräuter zum Trinken schicken und werde eine Woche schwanger werden, nachdem ich die Kräuter getrunken hatte. Ich bin jetzt 7 Monate schwanger und werde es auch gerne tun Raten Sie alle, die Hilfe suchen, um schwanger zu werden, und wenden Sie sich an diesen Mann unter seiner E-Mail-Adresse Landofanswer@hotmail.com oder rufen Sie ihn unter seiner Handynummer +2347050270227 an.

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  16. Hallo,
    ich verfolge deinen Block schon ziemlich lange und liebe Ihn zu lesen. Das ist das erste mal das ich mich traue auch etwas dazu zu schreiben. Ich bin aktuell bei meiner ersten Kryko nach dem ersten gescheiterten Versuch mit einer frischen Eizelle. Also kann ich nicht wirklich sagen das ich gegen die Reproduktionsmedizin bin. :-) Was ich mich aber doch manchmal frage ist. Das erste Baby aus dem Glas wurde vor ca. 30 Jahren gezeugt. Das heißt man weiß eigentlich noch gar nicht ob es irgendwelche langzeit folgen für das Kind bzw. späteren Erwachsen gibt oder irgendwelche Krankheiten. Da frage ich mich schon manchmal ob ich einfach zu egoistisch bin mit meinem Wunsch, dass ich das in Kauf nehmen würde????

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