Dienstag, 3. Juni 2014

Pfffff.

Gestern habe ich eine Email von einer Journalistin bekommen, die für ein Frauenmagazin arbeitet und wissen wollte, ob ich nicht etwas zu Sibylle Lewitscharoff schreiben wollte, genauer gesagt natürlich zu der Dresdner Rede. Nur für den Fall, dass hier irgend eine Abkürzungsdame sitzt, die nichts von diesem Superdupermedienknaller mitbekommen hat, hier kann man sie nachlesen. Der für uns interessante Teil beginnt im letzten Drittel.
Ich hab kurz drüber nachgedacht und dann geantwortet, dass die Meinung dieser Frau für mich keine Relevanz hat und meine für sie vermutlich auch nicht. Daran, dass extrem viele Menschen, die das Thema Reproduktionsmedizin überhaupt nicht betrifft, dazu trotzdem eine sehr entschiedene Ansicht vertreten (wobei der Wille, sich öffentlich dazu zu äußern, offensichtlich nicht damit einhergeht, sich auch nur eine Viertelstunde in die medizinischen und rechtlichen Hintergründe einzulesen) - vor allem, wenn sie aus der kirchlichen Ecke kommen - haben wir uns inzwischen ja genau so gewöhnt wie an Spritzen und Fruchtbarkeitstipps aus dem Bekanntenkreis. Dass ich das doof finde, ist wohl klar. Dass ich mich ernsthaft frage, wie die dazu kommt und was sie da wohl geritten hat, auch. Aber ich fühle mich ehrlich gesagt dieser Frau viel zu fremd, um irgend etwas Wichtiges dazu beitragen zu können. Wie man ernsthaft der Meinung sein kann, per IVF gezeugte Kinder wären "Halbwesen", ist mir noch rätselhafter als die Tatsache, dass es tatsächlich immer noch Menschen gibt, die etwas dagegen haben, wenn Homosexuelle heiraten. Trotzdem hat sie schon reichlich verdiente Kloppe dafür bekommen, jetzt muss ich nicht auch noch drauftreten. Dazu werde ich also nichts schreiben, tut mir leid. Aber nachdem die Email das Thema bei mir aus den inneren Archiven hervorgeholt hat, habe ich diesen Text aus der Zeit (die seit jeher ein Herz für IVF-Gegner hat) ausgegraben, in dem jemand Sibylle Lewitscharoff in ihrer Berliner Wohnung besucht und mit ihr noch mal über all das redet. Und da sagt sie als Zeichen guten Willens, sie wäre mit Sicherheit freundlich zu einem per IVF gezeugten Kind, genau wie zu der Mutter, sie könnte sich gut vorstellen, mit so jemandem befreundet zu sein! Nett, oder?

Tja, und auch dazu muss ich sagen: Nein Danke, kein Bedarf.

4 Kommentare:

  1. Liebe Flora,
    ich finde Deine Entscheidung gut.
    Wir (Zweilinien und Lene vom Blogschwestern-Blog) wurden kurz nach dieser besagten Rede auch gefragt, ob wir uns dazu nicht äußern möchten. Überlegt haben wir schon, uns dann aber recht schnell dagegen entschieden. Unser Grund: Wir möchten dieser Person schlichtweg keine Aufmerksamkeit schenken.
    Es wird immer Gegner der Reproduktionsmedizin geben, so soll sie doch mit ihren Ansichten glücklich werden.
    Und seine Freunde kann man sich ja zum Glück immer noch selbst aussuchen ;)
    Alles Liebe und weiterhin eine so tolle und komplikationslose Schwangerschaft,
    Lene

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  2. Liebe Flora, liebe Leserinnen:
    Schreibt diese Frau allen Ernstes von ihrer Abscheu für diese "Halbwesen"? Ich selbst ziehe mit all meiner Liebe zwei dieser Halbwesen auf (mein Partner hat zwei Zwillingsmädchen mit Hilfe einer ICSI, die aus seiner vorherigen Partnerschaft stammen und die jetzt bei uns leben) und hoffe nun als Abkürzungsdame selber auf so ein Wunder, dass nur Verrückte als "Halbwesen" bezeichnen können. Vor uns darf diese Frau den Hut ziehen und wir schulden ihr nichts weiter als ein Naserümpfen oder ein bemitleidendes Lächeln.
    Viele Grüße
    Linda

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  3. Die Zeit geht doch noch... Schlimm war damals der Artikel von der ¨Journalistin¨ Sonnet in der Süddeutschen, die wirklich alle Klischees aus der Mottenkiste holte (Tenor ¨die Gesellschaft sollte nicht dafür zahlen, wenn Leute zu spät anfangen, Kinder zu bekommen¨, klar, weil das auch immer der einzige Grund für IVF und co ist...).

    Zu Frau L.: Wer so pathologisch voller Hass auf die Menschheit ist, verdient Mitleid.

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  4. Ich habe selbst mal so gedacht. Tiefstes darwinistisches denken. Wer keine kinder bekommen KANN, soll sie wohl auch nicht bekommen.
    Ich bin heute sehr froh darüber, dass ich vor der Geburt meines zweiten kindes drei Fehlgeburten hatte. Nur so bin ich dazu gekommen, mich intensiver mit dem unerfülltem kinderwunsch zu beschäftigen. Vorher sah ich keinen anlass dazu, mich intensiver mit "künstlicher Befruchtung" zu beschäftigen. Ich wusste doch alles... ich wusste, dass solche kinder unter dem mikroskop gezeugt wurden und dass sie dann in den bauch gepflanzt wurden. Als tierarzthelferin in der großtierpraxis erlebte ich oft, was beim menschen iui heißt - ich wusste gar nicht, dass das bei Menschen auch so gemacht wird....
    Ich erlebte auch embryotransfer. Ein trick um von einer bestimmten kuh und einem bestimmten bullen möglichst viele kälber zu bekommen.
    Ich war also der meinung, alles zu wissen, was man über "künstliche befruchtung" wissen muss und sah nicht ein, meine zeit damit zu verschwenden, mehr darüber zu lesen.
    Wer nichts erfahren WILL wird nichts einsehen.
    Das ist kein böser wille. Es ist einfach nur doofe Naivität. Viele Leute wissen nicht wie quälend ein unerfüllter kinderwunsch sein kann.
    Lasst euch von denen nicht beleidigen. Sie haben einfach keine Ahnung. Hauptsache, solche Leute sitzen nicht an den entscheidenden gesetzgebenden stellen.

    LG
    KG

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