Freitag, 9. Oktober 2015

Schon wieder dieser Pipikram

Vor ein paar Tagen hatte ich einen Arzttermin bei einem Orthopäden. Der Orthopäde ist ein alter Sportkumpel von L., und L. war es gründlich leid, seine Frau ständig krumm wie ein Fragezeichen, ächzend und fauchend durch die Welt humpeln zu sehen. Es war zwar nicht so, dass ich nichts in Sachen Hüfte unternommen hatte: ich war schon bei einem Orthopäden gewesen, der mich mit einer ziemlich flott gestellten Diagnose zur Physio geschickt hatte. Bei der Physio war ich ebenfalls gewesen, fünf mal. Und dann war ich auch noch bei meiner Osteopathin gewesen, der das alles ganz schön komisch vorkam und die sich ziemlich sicher war, dass die erste Diagnose falsch gewesen war. Aber unterdessen war das Problem immer schlimmer geworden. Nachts kann ich inzwischen ohne Schmerztabletten kaum noch schlafen, und zumindest vormittags entfährt mir manchmal ein ausgewachsenes Aufheulen, wenn ich von einem Stuhl aufstehe. Und der nächste freie Termin bei "meinem" Orthopäden oder seinen Praxiskollegen wäre irgendwann in der Adventszeit zu haben gewesen. Jetzt hatte L. beim Training mit seinem Orthopädiefreund um einen Termin am nächsten Tag für mich gespielt und gewonnen. So dass ich um die Mittagszeit frisch geduscht und manierlich angezogen auf dem Weg zur Bushaltestelle war. Der Bus in Richtung Orthopädiepraxis fährt nur alle 20 Minuten, und obwohl die Abfahrtszeit noch über zwei Minuten entfernt war, stand er schon mit laufendem Motor und scharrenden Hufen an der Bushaltestelle. Also bin ich gerannt. Der Busfahrer warf mir einen giftigen Blick zu, machte die Tür vor meiner Nase zu und fuhr einfach los. Zusammen mit drei anderen fluchenden und eigentlich pünktlichen Fahrgästen blieb ich an der Haltestelle zurück. Leider mit einer frischen kleinen Pfütze in der Hose. Obwohl ihr in den letzten Monaten öfter mal von mir gehört habt, wie viel besser das Pipiproblem inzwischen geworden ist, wie toll die Gewichte wirken und dass ich extrem optimistisch bin, demnächst wieder durch den Park traben zu können: sowas passiert immer noch. Ich renne sieben-acht Schritte wie auf rohen Eiern und in gemächlichem Tempo, und die Hose ist nass. Und das auf dem Weg zu einem Arzt. Bei dem ich garantiert die Hose ausziehen muss. Und der seine Aufmerksamkeit genau der Region widmen muss, in der das Malheur passiert ist. So dass ihm das nicht entgehen kann. Der außerdem mit L. befreundet ist.
Zum Glück gab es noch die Möglichkeit, mit der Ubahn und dann der Sbahn zu ihm zu fahren. Das habe ich dann getan und war rechtzeitig da, um noch schnell in eine Drogerie zu huschen, eine Unterhose und ein Päckchen Feuchttücher zu kaufen und mich im Affenzahn auf der Praxistoilette wieder blütenrein herzurichten. Aber trotzdem: so geht's nicht weiter. Die Geburt von Michel ist fast ein Jahr her. Irgendwann demnächst wird Kalle trocken sein. Und Mama sollte das auch schaffen. Ich will und werde mich nicht damit abfinden, den Rest meines Lebens gelegentlich in die Hose zu machen, jedenfalls nicht, bevor ich nicht mindestens 70 bin. Für eine OP, habe ich mir sagen lassen, bin ich noch zu jung. Mit Physio bin ich durch. Die Gewichte haben getan, was sie konnten. Sie haben eine Menge für mich getan, bestimmt 60% der Strecke zur trockenen Hose haben sie für mich bewältigt, aber die letzten 40% würde ich gerne auch noch schaffen.

Und ich habe einen Plan. Mal sehen, was daraus wird. Ich werde berichten.

5 Kommentare:

  1. Hallo Flora,
    Das mit dem Alter ist medizinischer Schwachfug. Es gibt mittlerweile Studien, die sagen, OP ist wirksamer als BeckembodenTraining.
    Der Grund, warum viele Kliniken es erst ab 35/40 machen, liegt darin, dass es Befürchtungen gibt, eine weitere Schwangerschaft/Geburt könnte Druck auf die Schlinge ausüben, und weitere Schäden produzieren.
    Ich muss ehrlich sagen.. Lieber weniger Kinder, dafür die OP, und dann wieder kontinent! Zur Not Tubenligatur und Bändchen-OP kombinieren ;-)
    Weisst Du, was bei Dir die Inkontinenz ausgelöst hat? Also, genauer als... "Schwangerschaft" oder "Geburt"?

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  2. Was hat der Orthopäde denn nun zu der Hüfte gesagt?
    Lg

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  3. Liebe Flora, nach der Geburt meiner ersten Tochter hatte ich auch Probleme mit der Hüfte. Ich bin von Arzt zu Arzt, von Physio zu Physio gerannt, bis eine Physiotherapeutin mit allen möglichen Zusatzausbildungen nach mehr als einem Jahr Beschwerden ein bisschen an mir rumgeschoben hat und das Problem von jetzt auf gleich behoben war. Die Physiotherapeutin ist hier in Süddeutschland ansässig, weshalb sie für Dich vermutlich nicht in Frage kommt. Ich gebe Dir bei Bedarf aber gerne die Kontaktdaten. Ich hatte das Problem mit der Hüfte auf die einseitige Wirkung der PDA unter der Geburt und damit einhergehend eine Fehlbelastung zurückgeführt, bis mir das jemand geglaubt hat, hatten mich ein Jahr lang Schmerzen geplagt. Nicht ganz so lange musste ich mich mit Problem Nr. 2 rumplagen: Nach der Geburt meiner zweiten Tochter hatte ich Unterbauchschmerzen, bis dann die Kollegin oben genannter Physiotherapeutin, eine ausgewiesene Beckenbodenspezialistin, eine Beckenstauung entdeckt hat. Sie hat mich behandelt und innerhalb von 24 Stunden waren drei Kilo Wasser weg aus dem Bauch. Seitdem ist auch das Pipiproblem kleiner geworden. Die drei Kilo zusätzlich drücken einfach nicht mehr nach unten. Meine Ärztin hatte auch nichts feststellen können. Ich hoffe, Du hast beide Probleme auch bald überwunden. Ganz liebe Grüße und gute Besserung. Juja

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  4. Hallo, das ISG quälte mich auch die letzten 3 Monate. 8 Wochen übelste Schmerzen, ohne Schmerzmittel ging es gar nicht. Der Orthopäde hat das ISG mit Gewalt eingerenkt, danach hatte ich ebenso schmerzhafte Muskelverspannungen. 6 Sitzungen Physio haben kaum geholfen, falsche Therapie. Entspannend wirkten Rückenschwimmen und (slebst)-Triggerpunktbehandlung mit Tennisbällen. Erst der Wechsel zu einer anderen Physio mit allen möglichen Zusatzausbildungen brachte dann den Durchbruch: meine ISG-Gelenke wurden durch fehlende/ungleich ausgebildete Band- und Muskelstrukturen, bedingt durch Fehlhaltung seit Jahren, in die falsche Position gezogen. Geholfen haben: 5 Termine bei der neuen Physio, ganz sanftes Ruckeln und Ziehen, gezielte Übungen für zuhause, Muskelaufbau Bauch und unterer Rücken und Progressive Muskelentspannung. Jeden Tag, 3 x, heute bin ich schmerzfrei :-) Also: Kopf hoch, es geht weg, aber es ist langwierig! Man muss das Muskelkorsett stärken, dauernd. Dann bekommt man es in den Griff. Alles Gute!

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  5. T-Banding, lieber früher als später! Viel Glück r.

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