Montag, 7. Dezember 2015

Mein elektrischer Beckenboden

Man sollte es nicht denken, wenn man z.B. mein Verhalten vor Prüfungen beobachtet oder mich beim Kofferpacken, aber ich liebe, liebe, liebe es, einen Plan zu haben und mich dann daran zu halten. Neben Nerdigkeit und der Aussicht, dass es tatsächlich funktionieren könnte, ein weiterer dicker Pluspunkt für femifree. Seit ein paar Tagen sieht dieser Plan folgendermaßen aus:
Die Kinder sind entweder im Tiefschlaf oder in der Kita. Ich bin einigermaßen frisch geduscht, und es steht kein Besuch ins Haus und auch sonst keine Aktivität, bei der ich keine Jogginghose tragen darf. Ich habe darüberhinaus eine gute halbe Stunde nichts vor, was hektische Aktivität erfordert. leichte Aktivität dagegen, die vor allem nicht viel Gelaufe und Gehopse erfordert, ist völlig ok. Jetzt ziehe ich einen meiner drei Tangas an, nehme die zwei schwarzen, mit Klettverschlüssen ausgestatteten Manschetten und wickele sie mir um Po und Oberschenkel. Das sieht, wenn man es richtig macht (wozu ich die ersten Male noch ein-zwei Anläufe brauchte) aus wie die Beine einer Radlerhose. Sitzen die Manschetten, schließe ich jede mit einem idiotensicheren Klickstecker an ein Kabel an, und das Kabel kommt an das Therapiegerät, das ich mir wiederum um den Hals hänge. Ich steige noch in die Jogginghose, um nicht eine halbe Stunde lang mit Tangapopöchen durch die Wohnung zu laufen, in der Hose hat die ganze Apparatur locker Platz. Dann drücke ich auf den Startknopf, wähle eine Impulsstärke, die knapp unter derjenigen liegt, mit der ich letztes Mal das Programm beendet habe, und los gehts. Jetzt soll ich nach Möglichkeit ruhig stehen, mit schulterbreiten Füßen und leicht gekipptem Becken - was eine viel bequemere Haltung ist, als es erst mal klingt - und das Maschinchen trainiert für mich.

Und wie ist das, diese Stromstöße? Erst mal nicht unangenehm. Wäre es unangenehm, würde ich die Stärke runterfahren. Es fühlt sich auch überhaupt nicht an, als käme das, was da passiert, von außen - meine Oberschenkel und der Beckenboden spannen sich an, ohne dass ich etwas dazu tun muss, und es britzelt ein bisschen, aber wer vielleicht mit Schrecken an den letzten Kontakt mit einem elektrischen Zaun oder dergleichen denkt, muss vor femifree keine Angst haben. Und wer trotzdem Angst hat, kann ja ganz langsam anfangen, bis er sich an das lustige Gefühl gewöhnt hat. (So habe ich es ehrlich gesagt auch gemacht und war binnen drei Sitzungen bei einer Stärke von fast 70 - so weit soll man eigentlich in den ersten ein bis zwei Wochen kommen.) Während der Sitzung kann man schon mal das Gefühl bekommen, da geht noch mehr - dann fährt man die Stärke einfach hoch.
Alle paar Sekunden fährt der Impuls durch die Muskeln, das dauert so ungefähr drei Sekunden, und danach sind wieder fünf Sekunden Ruhe. Während der Impulse soll man möglichst nicht herumlaufen, brauche ich also etwas vom anderen Ende des Raumes oder suche mein Telefon oder was auch immer, dann gehe ich entweder in den Sekunden zwischen den Impulsen jeweils ein paar Meter, oder, falls mir das zu affig ist, drücke ich auf Pause, ich tue was zu tun ist, drücke noch mal auf den Knopf, und es geht weiter. Ich finde aber, die halbe Stunde kriegt man ganz gut organisiert, ohne Pausen zu brauchen. Ich schreibe dabei z.B. (wie jetzt, brzzzz brzzzz), oder ich rühre ein Risotto, oder ich stelle mich vor die Glotze, oder ich bügele, oder was auch immer. Man soll dabei übrigens auch liegen können, habe ich aber noch nicht ausprobiert. Ist die halbe Stunde vorbei, hört das Gerät von alleine auf und piept kurz. Dann ziehe ich die Manschetten wieder aus, entstöpsele die Kabel und lege das ganze Päckchen beiseite. Man könnte alles in einem großen Schuhkarton verstauen. Oder in einer Schublade. Oder wie auch immer.
Und jetzt? Ob es wirklich funktioniert (hat), werde ich in 12 Wochen wissen, so viel Zeit braucht es wohl. Aber ich habe jetzt schon das Gefühl, es ist viel passiert. Ich will nicht ZU optimistisch sein, das war ich gerade bei diesem Thema jetzt schon ein paar Mal, aber… aber…

Bisher läuft es wirklich gut! Und obwohl das Programm vorsieht, dass man zwei Tage pro Woche pausieren kann, sehe ich absolut keinen Grund, das zu tun.

Hier der Verlauf bisher: die Zahlen sind die höchsten Impulsstärken pro Sitzung. Die speichert das femifree übrigens wohl auch, genau wie eine Menge anderer Daten, aber bisher brauche ich das noch nicht, ich kann mir das auch so ganz gut merken.
Erster Tag: 54.
Zweiter Tag: 57.
Dritter Tag: 62.
Vierter Tag: 66.
Fünfter Tag: 70.
Sechster Tag: 74.

Brzzz-Brzzz. Gibt es hier eigentlich sonst noch eine, die das mal probiert hat? Und die was dazu erzählen kann?

3 Kommentare:

  1. Hallo, ich mache seit Februar 2014 EMS, das war ungefähr zehn Wochen nach der Geburt. Das Kind wollte immer getragen werden und ich bekam furchtbare Rückenschmerzen.

    Also ab zum EMS, allerdings für den ganzen Körper. Weil es sich anbot, habe ich dort auch den Beckenboden trainiert.

    Und was soll ich sagen - mit einmal pro Woche zwanzig Minuten Training habe ich inzwischen einen Beckenboden aus Beton.

    Bei der Rückbildungsgymnastik bin ich gar nicht erst gewesen.

    Es ist allerdings nicht unklug, zwischen den Trainings tatsächlich Ruhetage einzulegen. Und auch das Erhöhen der Impulse hat Zeit.

    Ich weiß, Geduld ist keine Tugend, die ich mit mir oder Dir in Verbindung bringen kann, aber hier hilft viel nicht immer viel.

    Die Muskulatur braucht Zeit für die Regeneration, lass sie ihr.

    Mit einem Training die Woche habe ich nach dem dritten Training einen deutlichen Muskelaufbau gemerkt. Jetzt wiege ich vier Kilo mehr als vor der Schwangerschaft, trage aber eine KleiderGröße kleiner.

    Nur Geduld bringt dem Fischer Erfolg.

    Alles Gute.

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  2. Ich lese interessiert mit. Im Moment (knapp 3 Wochen nach Entbindung Nummer 2) macht der leichteste Elaneekegel nach dem Reinstecken folgendes: fummpppp.... ich hoffe, dass das bald besser wird, ansonsten merke ich mir das femifree!

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  3. Ich lese auch sehr interessiert mit!
    Nach 3 Kindern, habe ich schon sehr vieles probiert, aber so richtig gebracht, hat das alles nix. 400€ für einen Versuch finde ich leider auch zu teuer, aber ich bin gespannt, was du berichtest.

    lieben Gruß

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