Heute nacht war Klara zwei mal wach, einmal um zwei und einmal um sechs, nachdem sie um zehn eingeschlafen war. (Das Aufwachen um sechs würden Eltern neugeborener Babys vermutlich meist nicht mehr der Nacht zurechnen.) Dann habe ich sie erst im Sitzen gestillt (wie es mir der beim Thema "Plötzlicher Kindstod" extrem engagierte Kinderarzt eingeschärft hat), dann gab es ein schönes Fläschchen mit Medela-Sauger, um auch ja die natürlichen Saugtalente meiner Tochter nicht zu versauen, und dann ging es zurück ins Babybay. (Leserinnen, die die Meldung alarmiert hat, sie würde unter meiner Decke schlafen, können sich entspannen, das tut sie schon lange nicht mehr.) Jetzt schläft sie. Irgendwann demnächst wird sie aufwachen, dann bekommt sie was zu essen, und dann liegt sie manchmal im Säuglingsaufsatz ihres Triptrap-Stühlchens und guckt mir beim Kochen zu, oder wir liegen auf der Spieldecke herum und trainieren unter Aufsicht Bauchlage, oder die Jungs dürfen sie ein bisschen kontrolliert bewundern, oder sie geht in ihre Wippe und ich spiele mit ihren Brüdern. Vielleicht schläft sie auch einfach wieder ein, dann lege ich sie für eine Stunde oder so in den Stubenwagen. Plötzlich scheint die Sonne wieder, die Vögel zwitschern, ihre Brüder sind entspannter (gerade spielen sie mit Knete, und ich muss noch nicht mal im Zimmer sein), zwischen L. und mir seit 24 Stunden kein böses Wort, und sie hat in den letzten zwei Tagen 150 Gramm zugenommen. Den Firmen Hipp und Medela würde ich gerne eine Kiste Wein schicken, vielleicht mache ich das auch noch.
Ich weiß nicht, woran das liegt - aber auch diesmal habe ich wieder erst einen Zustand deutlich jenseits der Schmerzgrenze gebraucht, um diesen Schritt zu tun. Obwohl ich es nach den letzten beiden Malen eigentlich hätte besser wissen müssen. Ich dachte wirklich bis kurz vor Schluss, das klappt bestimmt demnächst mit mir und dem Stillen. Viel mehr dachte ich sogar, ich muss das schaffen. Bevor ich den Schritt gemacht habe, hat sich schon der Gedanke daran immer angefühlt wie eine Niederlage. Und ich verstehe nicht, warum - ich finde doch selbst, wenn es um andere geht, dass wirklich nichts, aber auch gar nichts, schlecht oder faul oder verwerflich oder sonstwie trostpreisig ist an Fläschchen. Und genau wie die letzten Male war dieses klamme Gefühl in dem Moment verschwunden, in dem ich es einfach gemacht habe. Stillen läuft übrigens (auch genau wie die letzten Male) eindeutig besser seitdem. Viel kuscheliger (weil die Jungs nicht mehr sabotieren und ich ausgeschlafener bin, und natürlich das Baby weniger ausgehungert und panisch), und die Milch ist auch nicht weniger geworden. Wieso erzählen so viele, Fläschchen wären der Tod für das Stillen? Ich verstehe das nicht. Und muss wieder mal erleichtert feststellen, dass mein meschuggener Sado-Maso-Exfreund auch hier Unrecht hatte: ich habe wirklich überhaupt kein Talent zur Masochistin.
One Meal Fits All
vor 23 Stunden