Montag, 19. Februar 2018

Lebenszeichen

Je mehr Vorsätze ich fasse, desto schlimmer wird es. Hier der Beweis: ich traue mich kaum noch nachzurechnen, wie lange der letzte Post her ist, und nun läuft es schon wieder auf einen großen Rundumschlag hinaus. Mal sehen, wie weit ich damit komme, das Baby ratzt jedenfalls und Kalle und Michel sind in der Kita.

1. Das Haus.
Eigentlich hatte ich mich jahrzehntelang als fröhliches, grundoptimistisches Mädchen eingeschätzt, aber seit einiger Zeit ist das Glas nicht nur immer halb leer, sondern hat auch metallic-farbene Lippenstiftspuren am Rand und ist sowieso nicht kalt genug. Mal schiebe ich es auf das Alter, mal auf den Schlafentzug, mal auf die Viren und mal auf die weltpolitische Lage. Insofern ist es kein Wunder, dass ich vier Wochen nach dem Umzug erst mal sehe, was alles noch nicht so ist, wie es sein soll: es hängt noch kein Bild, es sind immer noch ein paar hartnäckige Kartons hier und da, in einigen der Zimmer stehen die Möbel herum wie vom Laster gefallen ohne Sinn und Ziel, und über den Keller will ich gar nicht sprechen. Davon abgesehen fühlen wir uns alle hier sehr wohl. Es ist schön, die Kinder trampeln und rennen und kreischen lassen zu können, weil unsere Nerven die einzigen sind, auf die wir Rücksicht nehmen müssen. Es ist auch schön, den Tag mit voll aufgerissener Lieblingsmucke beginnen und beenden zu können. Und das Haus verlassen zu können ohne Sorge, entweder den Meckerpötten von unten oder der irren vertrockneten Ollen von oben zu begegnen, die diese nervtötenden Angewohnheit hatte, einem im Vorbeigehen irgend eine Anschuldigung an den Kopf zu werfen und dann zeternd wegzulaufen, ohne sich die Antwort anzuhören. Und das Haus ist wirklich, wirklich schön, da kann all unsere Unordnung und selbst der Ausfall von zwei Putzfrauen kurz hintereinander nichts dran rütteln. Und die vielen Stufen sorgen dafür, dass hier zu wohnen einem täglichen einstündigen Bauch-Beine-Po-Kurs gleichkommt. Manchmal sitze ich mit einem Buch und einer Tasse Tee auf einer der Treppen und kann nicht fassen, dass ich hier leben darf. Jetzt müssen die Jungs sich nur noch mit ein paar der anderen Kinder anfreunden, die ich immer in Schneeanzügen an unserem Küchenfenster vorbeizischen sehe, dann sind wir wirklich angekommen. Zumal ich gerade wieder auftauche aus zwei Wochen Grippehölle und voller Tatendrang bin, in der einen Hand das Frosch Badspray, in der anderen die Bohrmaschine, zwischen den Zähnen ein paar Dübel.

2. Die Kinder.
Meine Mutter hatte früher einen kleinen Bilderrahmen im Regal stehen, darin war ein aus der Zeitung ausgeschnittenes Gedicht. Das Ganze war ein Geschenk von einer etwas seltsamen Freundin gewesen. In dem Gedicht ging es darum, dass eine Mutter sich gefälligst nicht beklagen soll über Lärm, Stress, nervende Hausarbeit usw., denn früh genug würden die Kinder groß, und dann wäre es auch wieder nicht richtig. Ich hab es als Kind oft gelesen, ohne mich so recht damit anfreunden zu können, einfach weil es dastand. Und heute ist mir das auch noch eher fremd, dieses Wegbürsten von mütterlicher Not und das Drohen damit, dass es einem hinterher leid täte. Gerade brechen hier die letzten Wochen mit Klara vor der Kitazeit an, und ich habe sie so gern, dass ich manchmal kurz vorm Durchdrehen bin, und ich genieße die Zeit mit ihr auch nach Kräften, aber nein, ich kann nicht sagen, dass mich beim Gedanken daran eine namenlose Melancholie packt. Demnächst kommt sie in die Schneckengruppe, da wird sie liebevoll betreut und trifft andere kleine Schnecken, es gibt neue Bauklötze zu belutschen, das wird toll! Und ich fange wieder an zu arbeiten. Und dann lernt sie laufen und dann sprechen, und dann ist er irgendwann da: der Moment, in dem ich tatsächlich alle drei Kinder spielen lassen kann und selbst in einem anderen Zimmer bin und andere Dinge mache ohne Angst, dass sich gleich jemand das Genick bricht oder eine Murmel verschluckt. Kein Lemming mehr in der Familie, yay! Darüber können andere wehmütige Gedichte schreiben, wenn sie wollen.

3. Das Buch.
Hört bloß auf.

4. Der Stammtisch.
Als ich das letzte Mal davon angefangen hatte, haben sich (glaube ich) zwei versprengte Damen gemeldet, die Interesse hatten. Heute frage ich noch mal: wer wäre gerne dabei? Ich brauche noch so ca. zwei Wochen Schonzeit, bis die Grippe wirklich aus den Knochen ist, aber dann wäre ich wieder mal dabei, wenn wir uns auf einen langen Abend treffen und über Hormone, Kinder und die Abwesenheit von Kindern schwadronieren. Sagt doch mal?

Und da meldet sich der Lemming wieder. Ich sag jetzt nicht bis bald, sonst dauert das wieder sechs Wochen, ok?

10 Kommentare:

  1. Hi Flora,

    also ich wäre gern beim Stammtisch dabei! (Wenn ich einen Wunsch/Vorschlag äußern darf: Wäre super, wenn der Stammtisch außerhalb der Hamburger Schulferien stattfinden könnte...). Dann wäre ich auf jeden Fall dabei!! (Trotz schon vorhandenem Schulkind...).

    Liebe Grüße von Fanny

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  2. Moin,
    ich wäre auch sehr gerne dabei!

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  3. Liebe Flora, ich habe jeden einzelnen deiner Blogeinträge gelesen und warte schon so lang auf einen neuen Stammtisch. Ich bin dabei, *c

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  4. Oh, ich wäre auch sehr gerne wieder dabei (zwei Kinder und ein paar Jahre später ;-) )!
    LG Ines

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  5. ...ich wäre auch gerne dabei. Versuche es schon seit 4 Jahren. Vielleicht klappt es endlich.
    Grüße von Nina aus Kiel

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  6. Ich war glaube ich eine der “versprengten”...! Sonst alles was C. geschrieben hat 😊
    Wie wäre es mit einer Wiederauflage vom Abaton-Bistro-Stammtisch?
    Liebste Grüße, TinaS aus Hh

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  7. ich hätte auch Interesse, das wäre mein 2. Stammtisch, diesmal als Mama.... scheint glück zu bringen! :-)
    lg i.

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  8. Huhu, war der Stammtisch schon? Hätte auch Interesse... Grüße aus Lüneburg

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