Freitag, 7. September 2018

Dies ist ein Ölschlonzpost.

Zartbesaitete weglesen: ich schreibe diesen Post, während ich am Küchentisch sitze (das war noch nicht das leicht eklige Detail) und den Mund voll mit lauwarmem Kokosöl habe. Das schlubbere ich jetzt so ein bisschen hin und her, und wenn man nicht zu viel darüber nachdenkt, ist es gar nicht so übel. Zwanzig Minuten lang mache ich das jetzt jeden Morgen, für 14 Tage, und dann mal gucken, ob es was kann. Eigentlich würde so was für mich unter typisch esoterischen Kokolores fallen, Schlacken gibt's nicht, also gibt's auch nichts zu entschlacken, aber: ich habe seit Neuestem eine Kollegin, die unfassbar viel raucht und trotzdem perlweiße Zähne hat. Sie sagt, sie macht das jeden Morgen, und tadaaa! Das versuche ich jetzt auch, auch wenn mein Gelbstich wenig mit Schmöken zu tun hat und viel mit Tee, Veranlagung und etwas nonchalanten Putzgewohnheiten.

Jedenfalls werden 20 Minuten nur Schlubbern und Gluckern schnell etwas öde, deshalb dachte ich, schreibst Du halt einen Post. Zum Beispiel darüber, dass die neue Arbeit zwar unfassbar stressig ist, aber trotzdem noch viel besser tut als erwartet. Oder darüber, dass wir gerade die schlimmste Krise seit Anbeginn der Kita-Zeit durchstehen, eine Krise, die leider viel Kafkaeskes hat, und auf kafkaeske Krisen kann ich ja zu allerletzt. Kalle, mein Großer, ist von einem Kitarauswurf bedroht, und das, obwohl seine Gruppenleiterin findet, dazu gibt es nicht den geringsten Grund, im Gegenteil. Dazu werde ich bald noch mehr schreiben, wenn der Mist überstanden ist (so oder so wird es sich vermutlich nächste Woche entscheiden).

"Und? Seid ihr gut angekommen?" fragen ziemlich viele Leute, wenn man vor einer Weile umgezogen ist. Und das sind wir. Es ist gerade unfassbar viel zu tun (nicht wegen des Umzugs immer noch, sondern einfach so), es ist zum Durchdrehen viel zu Planen, Bedenken und Entscheiden, aber trotzdem bin ich angekommen, ja wirklich. Im Haus und sogar im Mama-Sein mit drei Kindern. Nach drei mehr als stressigen Babyzeiten (die ich jedenfalls so empfunden habe, Wunschkind hin, Hilfe her) gibt es gerade wirklich diese Momente, die für mich in schwarzen Zeiten immer die Trost-Fata-Morgana waren: ich sitze mit einer Tasse Tee auf dem Sofa, die Jungs spielen Playmobil, und die Kleine torkelt mit ihrem Seemannsgang dazwischen herum und hilft beim Spielen, wo sie kann.
Neulich haben wir den ersten Ausflug zu sechst (mit Hund) auf einen Spielplatz weiter draußen gemacht, bei dem ich mich richtig gut fühlte. Hier kommen wir! Das ist unsere Familie! So geht das also, Sonntag zusammen im Grünen! Ich hol Eis, will jemand ein Eis? Schön war das.

Und dann habe ich noch zu erzählen (bevor das Öl in den Müll gespuckt werden darf und ich mich ans Kitafrühstück machen muss): wir haben den Fernseher abgeschafft, und es ist die beste Idee, die wir seit Langem hatten. Ich drängele darauf schon seit Monaten hin, und L. war anfangs immer sofort auf Zinne, wenn ich davon anfing. Wir sind doch keine Oberstudienräte für Deutsch und Ethik! "Aber sag nicht gleich nein, denk mal kurz drüber nach" habe ich immer gesagt. "Ich gucke überhaupt nicht, und wenn, dann Netflix. Das kann ich auch am Rechner. Du guckst Sport, das kannst Du auch im Stadion oder in der Fußballkneipe, ist eh viel netter, oder auf dem ipad. Und die Kinder wollen immer, immer, immer gucken, und weil sie das nicht dürfen, quengeln sie die ganze Zeit." So war es wirklich, obwohl wir immer aufgepasst haben, dass es nicht zu viel wird, standen meine Jungs jeden Sonntag morgen um sieben neben mir in der Küche und fingen mit ihrer achtstündigen Dauerquengelleier an: "Dürfen wir Paw Patrol sehen? Super Wings? Ninjago? Connie? Wenigstens Connie? Oder Heidi? Jim Knopf? Büttööö!" Wenn ich dann Nein gesagt habe (habe ich, keine Sorge) gab es ein Geheule, und dann passierte das, was passieren soll: sie haben sich eben was zum Spielen gesucht. Ich dachte nur irgendwann, warum nicht gleich? Kinder sind doof, die kapieren noch nicht, was das Fernsehen mit ihnen macht, im Zweifel wollen die immer lieber Paw Patrol als Playmobil, und wenn sie das nicht dürfen, quengeln sie und sehen es nicht ein, da kann ich noch so toppmotiviert vor ihnen stehen und sagen "Hey, aber ich weiß was viel Besseres: wir spielen jetzt Verstecken im Park!". Es sind feine Jungs, die können super spielen, man muss sie nur lassen, und das halbstündige Gequengel vorher (am Wochenende gerne mehrmals am Tag) können wir uns doch alle ersparen. Und vor einer Woche hatte ich L. dann so weit. Während die Jungs in der Kita waren, hat er das Ding ins Schlafzimmer geschleppt, dort steht er jetzt nutzlos herum, bis wir eine bessere Aufbewahrung gefunden haben. Zu großen Ereignissen wie einer WM oder so kann er ja wieder kommen. Oder wenn die Jungs größer sind. Oder wenn wir mal alle zwei Wochen lang krank sind. Aber im Moment ist er weg, und abgesehen von einer kurzen markerschütternden Heulerei haben die Jungs den pädagogischen Tiefschlag verkraftet und gehen jetzt eben direkt Playmobil spielen, wenn sie kurz nicht wissen, was sie mit sich tun sollen. Kann ich nur empfehlen.

21 Kommentare:

  1. Guten Morgen, Flora! So schön, wieder mal was von dir zu lesen. Wie viele hier hoffe ich, dass die Posts doch irgendwann wieder häufiger werden. Das wollte ich nur mal geschrieben haben, damit du nicht denkst, keiner schaut hier mehr rein ;-) Ein schönes Wochehende für euch Großfamilie!

    AntwortenLöschen
  2. Geht mir genauso wie meiner Vorschreiberin! Liebe Grüße Isi

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Flora! Ich hab Deine Post schon in der Kiwu-Zeit verschlungen bis hin zur Großfamilien-Zeit jetzt! :-) Halte uns über Deine Kokos-Öl- und andere Versuche weiter auf dem Laufenden! Moin Moin, Lilly

    AntwortenLöschen
  4. Ich lese natürlich auch immer noch fleißig mit und freue mich über jeden neue Post von Dir! Ob das Ölschlonzen was bringt, bitte unbedingt berichten!!! Und die Idee mit der TV-Entfernung finde ich seeeehr gut! Bei uns steht er noch rum, wird aber eigentlich auch nur benetflixt. Und unser Abkürzungswunder (fast 15 Monate) hat noch nie wirklich fern gesehen. Und das soll auch möglicht noch lange so bleiben. Momentan interessiert ihn das schwarze Ding null. Klar, ist ja auch immer erst an, wenn er schon im Bett ist. Aber mir graut es schon sehr vor Paw Patrol & Co. und der damit verbundenen Quengelei!
    Liebe Grüße, TinaSaus HH

    AntwortenLöschen
  5. Als unsere Tochter geboren wurde, hatten wir keinen Fernseher (einfach weil kaputt geworden, und Geld zu schade für sowas, als Studenten mit ungeplantem Baby).
    Der Plan war immer, wir schaffen uns einen an, wenn das Kind danach verlangt, sie soll ja keine Außenseiterin sein.
    Das war dann als sie 13 war.
    Jetzt ist sie 24, und in der neuen Wohnung (die wir sicher demnächst finden) braucht sie zwar eine komplette Küchenausstattung, aber Fernseher - wozu?
    Ich bin froh, dass das bei uns so gelaufen ist, und ich freue mich, dass es bei deinen Jungs auch funktioniert.
    Und so einen Fernseher kann man ja jederzeit wieder aufstellen, wenn man ihn wirklich vermisst.
    Liebe Grüße aus Wien
    Michaela

    AntwortenLöschen
  6. Kann ich gut verstehen.Wir haben unseren Tv auch abgeschafft und lesen jetzt lieber jeden Abend unter unseren May Sonnenschirme

    AntwortenLöschen
  7. hm -ich brauche meinen Fernseher, bin aber trotzdem Bildungsbürger :)

    AntwortenLöschen
  8. Hallo zusammen,

    jetzt schaue ich immer mal wieder hier rein und würde michr über Neuigkeiten freuen, aber ....
    Ich finde es echt schade, dass hier nichts mehr passiert, denn ich habe gerne an deinem Leben teilgehabt.

    LG

    AntwortenLöschen
  9. Liebe Flora!
    Wo bist du hin? Ich würde so gerne wieder von dir lesen! Gibt es eine andere Plattform auf der du dich tummelst? Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
  10. Hallo Flora, hast Du womöglich zum Fernsehen noch das Internet abgeschafft? Wenn Du keine Zeit/Lust/sonstwas mehr hast ist das völlig in Ordnung; Aber eine schnelle Meldung oder kurze Verabschiedung müsste doch drin sein? Immerhin hatten wir es 10 Jahre zusammen ganz nett. Viele Grüße

    AntwortenLöschen
  11. Huhu, mich beschäftigt auch wo du steckst?? Schau immer mal wieder rein...hoffe dir/euch geht es gut? LG

    AntwortenLöschen
  12. Würde auch gerne wieder neues von dir hören.Deine Seite vor meiner Schmerztherapie Köln zu lesen war ein richtiges Ritual.Grüße Paule

    AntwortenLöschen
  13. Happy Birthday ans Töchterchen! Und komm doch mal wieder hier vorbei. Bitte. TinaSausHH

    AntwortenLöschen
  14. Auch von mir herzlichen Glückwunsch an Klara zu ihrem zweiten Geburtstag. Wo ist deine Mama?? Fast 6 Monate nichts gehört bzw. gelesen...irgendwie hab ich den Eindruck da steckt was anderes dahinter als keine Lust oder keine Zeit. Ich hoffe sehr es ist alles OK bei dir/euch und die lange Abwesenheit wird bald erklärt. Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
  15. Ja, Flora! Quasi als Fan der ersten Stunde würde ich mich auch total freuen, wieder mal amüsant-interessantes von Dir zu lesen. Deine Geschichte macht Mut und hat mich während meiner ICSIs begleitet, aus denen ein Kind entstanden ist - bisher! ;-) Ich hoffe, dass es Euch Fünfen gut geht und bin schon gespannt auf Neuigkeiten! :-) Lilly

    AntwortenLöschen
  16. Ach Flora, sag doch bitte einmal PIEP, damit wir wissen, dass es Dir und Diener Familie gut geht!

    AntwortenLöschen
  17. Liebe Flora, ich kann gut nachvollziehen, dass Du viel um die Ohren hast und der blog "hintenrüber" fällt, aber nach all den Jahren wäre es schön, noch ein kurzes Lebenszeichen - von mir aus auch "Das-war-es-macht-es-gut" zu lesen. Würde mich zumindest freuen und nicht immer mal wieder zum Nachsehen verleiten, ob Du vielleicht doch noch was geschrieben hast. :-) Bitte nicht falsch verstehen, das ist nicht als Vorwurf gemeint, ich kann echt nachvollziehen, dass Du andere Prioritäten setzt.

    AntwortenLöschen
  18. Hallo Flora, bitte melde dich, wir vermissen dich!!!!

    AntwortenLöschen
  19. Ja, bitte. Lebenszeichen im Sinne von Lebenszeichen wäre beruhigend.

    AntwortenLöschen