Freitag, 4. Februar 2022

Somewhere over the Taschentuchberg

An einem Sonntag Vormittag über einen Flohmarkt in der Nähe bummeln. Ganz in Ruhe, mit einer Tüte Pommes Mayo in der Hand. Eigentlich nichts suchen, aber dann nach einer Stunde mit einem Salatbesteck, verschiedenen niedlichen Gläsern, einer alten Rührschüssel, vier Kinderbüchern, ein bisschen Playmo und einem Paar Stiefel nach Hause kommen, und der Tag hat gerade erst angefangen.

Schnupfen und Husten, die einfach nur Schnupfen und Husten sind. Zum Beispiel bei anderen Leuten im Bus. Oder bei anderen Kindern in der Kita. Oder bei Leuten, die vor einem in der Supermarktschlange warten.

Nie wieder eine Kampagne ausdenken und umsetzen müssen, die den Leuten sagt, dass die XY AG gerade jetzt für sie da ist. Die das Thema sorgsam umschifft oder von Zusammenhalt spricht. Die mit Plan B und C durchgerechnet wird. Die irgendwie Freundschaft und Party und Familie zeigt, aber halt, falls ihr versteht, was wir meinen, ohne Freunde und Party und Familie. Euch fällt da bestimmt was ein.

Die Kinder laufen lassen und spielen lassen und sich treffen lassen und Lutscher tauschen lassen. (Wenn es so weit ist: Mann, werden das alte Hasen sein! Veteranen.)

(Und ja, obwohl das alles weit hinter mir liegt, denke ich in den letzten Tagen öfter an die Abkürzungsdamen und -Herren da draußen. Mir hat es meinen schicken Klinikaufenthalt verhagelt, der wäre wichtig gewesen. Aber ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, in diesen Zeiten eine so wichtige, stressige und sauteure medizinische Prozedur zu planen wie einen vollen IVF-Zyklus, bei dem man so dermaßen darauf angewiesen ist, schon an Tag A zu wissen, dass an Tag B alle beteiligten negativ sein werden. Dicken digitalen Drücker an euch alle da draußen.)

Die alten schönen Großstadtgeräuschkulissen wieder hören. Freibad an einem Sommertag, Fußball, Straßenfest. Nicht mehr nur die blöden Großstadtgeräuschkulissen wie Flugzeuge, UBahn, aufgemotzte Schleuder an der Ampel mit Fahrer, der Angst hat, dass wieder keiner guckt.

Geburtstag feiern, wenn jemand Geburtstag hat. Und nicht, wenn die Werte danach sind.

Barnüsschen. Naschi-Schalen in der Agentur. Selbstgebackener Kuchen, den die nette Art Direktorin mitgebracht hat für alle, einfach so. Sachen mit Zahnstochern drin auf dem Markt oder an der Käsetheke. Mal abbeißen und mal abbeißen lassen.

Essen kochen für andere Leute als meine unmittelbare Familie. Das heißt, für Leute, die nicht quengeln, wenn da Kapern drin sind oder Sardellen oder Zitronen oder Petersilie oder Salbei oder Koriander oder Gorgonzola oder Fisch oder Nudeln, die keine Hörnchennudeln sind.

Und, worauf freut ihr euch, wenn das hier vorbei ist? Frage ich mich in diesem kleinen Aufmunterungsversuch für mich selbst, nachdem an Tag 6 immer noch der Kopf schmerzt und voller Schleim ist, ich kaum die Arme heben kann und irgendwie alles Mist ist.

3 Kommentare:

  1. Ich freue mich am meisten auf: Schule ohne Masken.
    Bin Lehrerin und weiß, dass es gerade noch besser ist, aber sie nerven so!

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  2. In einem Konzert rumspringen und laut mitsingen oder -bruellen. Den Klassenraum einen ganzen Tag lang nicht einmal lüften und sagen: lieber erstinken als erfrieren (bin auch Lehrerin (:). Einfach keine Angst mehr haben, dass Ausdünstungen jemandem schaden können. Ob das je wieder so sein wird? Gute Besserung Dir, Franzi

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  3. Liebe Flora! Jetzt hab ich gerade entdeckt, dass Du wieder da bist! Ich sitze am Laptop, sehe "Eiertanz" seit Jaaahren gespeichert in meiner Leseeichenleiste (so dass ich es fast gar nicht mehr sehe, da es so zum Inventar meines Browsers gehört) und drücke einfach mal nach all der Zeit drauf: und Du bist da!
    Habe es gerade sehr genossen von Dir zu lesen. Auch wenn es nicht schön zu lesen ist, dass es Dir grad nicht gut geht. Ich wünsche Dir gute Besserung und hoffe Du kannst ganz bald den Klinikaufenthalt nachholen. Bitte schreib weiter!

    Auf was ich mich nach dem allem freue: Auf mehr Planen (Reisen, Veranstaltungen, Feste, Verabredungen) und mehr Sorglosigkeit.
    Liebe Grüße, Nina

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