Sonntag, 27. März 2022

Diagnose Fusselhirn.

Seit vorgestern habe ich eine Diagnose, wenn auch nur eine vorläufige: mein Problem ist eine lokale Hirnfunktionsstörung. Auf einem EEG sieht man, dass einige Wellen immer mal wieder plötzlich langsamer werden, als sie sollen, und dann wieder hochfahren. Wenn es dabei bleibt, dann bedeutet das, dass ich keine klassische Epilepsie habe, und es kann auf jeden Fall den Anfall und die Aussetzer erklären. Es könnte auch in Zukunft dafür sorgen, dass das noch öfter vorkommt. Jenseits der Anfälle werde ich vermutlich nie was davon merken, mein ganz normales Tun und Denken und Fühlen ist davon nicht beeinträchtigt. Ich hab irgendwo schon immer geahnt, dass ich ein Fusselhirn habe, und jetzt weiß ich es genau. Noch sind nicht alle Untersuchungen ausgewertet, aber so sieht’s erst mal aus.

Und jetzt? Jetzt bekomme ich zwei Medikamente gegen Epilepsie. So wie ich das verstanden habe, bringen die zwar nicht meine lahmarschigen Nervenzellen auf Trab, aber sie machen die Anfälle unwahrscheinlicher, und das ist doch eine schöne Sache. Was habe ich gemacht, nachdem die Ärzte mit dieser Nachricht aus dem Zimmer waren und ich L., die Mädchen und meine Eltern angerufen hatte? Ich habe die Namen der Medikamente gegoogelt. Schlagt mich, ich hab’s getan. Und das von einer ehemaligen Abkürzungsdame! Ich müsste es besser wissen, selbst Schuld. Danach habe ich ein paar Stunden am Rad gedreht und mich als dumpfes, schlafloses, aggressives, uffjedunsenes oder wahlweise auch abgemagertes, von Übelkeit und Schwindel geplagtes, fremdgesteuertes Wrack vor mir gesehen. Abends um acht gab es die erste Dosis, die wird jetzt alle paar Tage gesteigert. Ich lag also da und habe mich in einen schönen theatralischen Super-Ego-Gau reingesteigert. “Das hier ist vielleicht die letzte Stunde, in der ich sicher sein kann, ich selbst zu sein” dachte ich mit RTL-würdigem Pathos und dann noch verschiedene andere Dinge in diese Richtung. Nachts um zwei lag ich da und dachte allen Ernstes, “Siehst du, Müdigkeit. Da geht’s schon los.” Dann bin ich aufgewacht und habe mich darauf besonnen, dass ich, was abstruse Medikamente betrifft, verdammt noch mal kein Rookie bin. Und dass ich das alles schon mal durch hab, mehr als einmal. Und das ich damals eine Strategie gewählt habe, die mir geholfen hat: erstens nicht unterzugehen in Selbstmitleid, und zweitens, mir nicht einzureden, alles wäre noch viel schlimmer, als es wirklich ist. Nämlich: Erst mal abwarten, wie wild es wirklich wird. Mich auch nicht dauernd selbst beschwichtigen, sondern einfach immer mal wieder zwei Schritte zurück treten und eher beobachten als erleiden, was genau da jetzt passiert. Und dann vielleicht darüber schreiben. Wie in alten Zeiten! (Wenn auch mit dem kleinen, aber entscheidenden Unterschied, dass der Hormonrummel immer nur für ein paar Wochen angesetzt war und das hier vermutlich für immer ist.) Wie in alten Zeiten. Wenn es eine bessere Vorbereitung auf Nebenwirkungen gibt als Enantone, Crinone und Menogon, dann möchte ich sie nicht kennen lernen.

16 Kommentare:

  1. Ich möchte Dir einfach nur alles Gute wünschen! Eine (nicht erfolgreiche) Ex-Abkürzungsdame, die schon laaaaange Deinen Blog liest.

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  2. Auch von mir alles Gute. Ich drücke die Daumen, dass die Medikamente tun was sie sollen und lassen was sie können.
    Eine Abkürzungsdame von fast Anfang an (mit nun zwei Kindern, 7 und 11)

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  3. Liebe Flora, wie geht es Dir? Es war/ ist schön nach all den Jahren wieder von Dir zu lesen! LG Marie

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  4. Hallo liebe Flora lang nichts mehr gehört. Ich hoffe dir und deiner Familie geht's gut. Liebe Grüße

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  5. Hallo liebe Flora, ich (und vermutlich viele andere auch) würden uns sehr über ein kurzes Update freuen. Ganz liebe Grüße, Andrea

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  6. Flora? Alles gut? Mache mir Sorgen. Wünsche dir nur das beste.

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  7. Liebe Flora, wie geht es Dir? Ich hoffe, Dir und Deinen Lieben geht es gut?

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  8. Liebe Flora, wie ist die Lage? Ich würde mich sehr über ein kurzes Update freuen, liebe Grüße

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  9. Hallo Flora, wie geht es Dir? Wünsche Dir ein glückliches neues Jahr. Liebe Grüße, Andrea

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  10. Liebe Flora, alles gut bei Dir? Lange nichts gelesen. Ein kurzes Update wäre super. Frohes, neues Jahr.

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  11. Liebe Flora, wie geht es Dir? Liebe Grüße und ein schönes neues Jahr, Nina

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  12. Liebe Flora, es wäre toll, wenn Du kurz berichten würdest, wie es Dir geht. Ganz liebe Grüße, Anna

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  13. Schade, nichts mehr von Dir zu hören. Ich hoffe, es geht Dir gut.

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  14. Hallo Flora, ich schaue ab und an in der Hoffnung, dass sich hier was tut, vorbei und hatte mich sehr gefreut als es im letzten Jahr wieder etwas von Dir zu lesen gab. Ich hoffe immer noch auf ein kleines Lebenszeichen, wie es Dir geht. Alles Liebe, Anke

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  15. Hallo Flora, wie geht es Dir, es wäre toll, wenn Du ein kurzes Lebenszeichen geben würdest. Liebe Grüße, Carla

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  16. Liebe Flora, jetzt ist schon wieder soviel Zeit vergangen, geht es Dir gut? Ganz herzliche Grüße, Andrea

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