Donnerstag, 8. Juli 2010

Eine einzigartige Erfolgsstory geht zu Ende.

Wir erinnern uns: in den letzten Monaten hatte ich eine finanzielle Dürrephase zu durchleben. Und mit der finanziellen Dürre kommt die Dürre im Kleiderschrank. Irgendwann war es so weit, dass ich nur noch vollgekackte Turnschuhe hatte oder High Heels. Nichts dazwischen. Da war noch ein paar senffarbene, sehr bequeme nur-so-mittel-High Heels, aber von denen hatte Lili vorne die Troddeln abgenagt, so dass ich damit auch nicht mehr glänzen konnte. Dann kam der letzte Job und irgendwann auch das Geld dafür. Nicht so viel wie erhofft, aber immerhin. Für einen kleinen Teil dieses Geldes habe ich mir letzte Woche Donnerstag ein paar Ballerinas gekauft. Ich saß im Schuhgeschäft zwischen ca. 15 Paar Ballerinas, alle niedlich, alle nicht zu teuer, und habe ausprobiert, bei welchen man nicht zu viel von meinem langen Zehenansatz sieht und welche die bequemsten sind. Es gab ein Paar, das beiden Bedürfnissen gerecht wurde. Sie waren dunkelpuderrosa. Ich habe sie bezahlt und mit nach Hause genommen. Und Samstag zum Spiel habe ich sie eingeweiht. Mit den neuen Schuhen an den Füßen bin ich vom Haus zur UBahn gelaufen (fünf Minuten) und dann von der UBahn zu der Kneipe, in der wir zusammen das Spiel sehen wollten (noch mal fünf Minuten). In diesen zehn Minuten haben die leichten, bequemen, weichen Mädchenballerinas es geschafft, mir zwei fünf Millimeter tiefe Wunden in die Fersen zu graben, zwei meiner Zehen komplett zu enthäuten und den linken Ballen dazu. Ruckediku, Ruckediku, Blut ist im Schuh. Fragt mich nicht, wie ich nach Hause gekommen bin. Oder doch, fragt mich meinetwegen: ich bin barfuß gelaufen. Ich bin barfuß gelaufen nach einem Fußballspiel, und zwar quer über eine Public-Viewing-Fläche. Wie durch ein Wunder bin ich in nichts getreten. Wobei, bei näherer Überlegung, vielleicht bin ich auch in etwas getreten, aber der Schmerz an den Hacken, den Zehen und dem Ballen hat alles übertönt. Die einzigen Schuhe, die ich im Moment schmerzfrei tragen kann, sind die helltürkisfarbenen Crocs, die ich eigentlich mal für meine Schwiegermutter gekauft hatte. Ich meine körperlich schmerzfrei, innerlich leide ich natürlich wie ein Hund mit den Plastedingern an den Füßen.
Auch heute noch, fünf Tage nach dem Stapellauf der Ballerinas, gehe ich morgens den ersten Gang des Tages unter kleinen Schmerzensschreien die Treppe runter in die Küche. Denn über Nacht heilen die offenen Wunden an meinen Hacken immer leicht zu, und wenn ich dann eine Treppe laufe, dann reißt das wieder auf. Autsch, autsch, autsch.
Muss ich noch erwähnen, dass ich morgen früh zum Flughafen fahre, weil ich mit den Mädchen nach Paris fliege? Zu einem herrlichen Tussenwochenende? In die eleganteste Stadt der Welt? Meine verunstalteten Füße, die Crocs und ich? Denn die Ballerinas (die ich eigentlich für Paris gekauft hatte - der HOHN!) haben dafür gesorgt, dass sich all meine anderen Schuhe nun leider in Steh- und Sitzschuhe verwandelt haben. Und wir haben schon vor, uns in Paris zu Fuß vorwärtszubewegen.

Wie soll ich meine Gefühle angesichts dieses Wochenendes meinen Füßen gegenüber beschreiben? Gut, da sind die Schmerzen. Aber ich bin auch gekränkt, enttäuscht, wahnsinnig sauer. Was soll das? Noch nie in meinem Leben war ich gezwungen, Plastikschlappen zu tragen, warum denn jetzt?

Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Gerade sitze ich in meinem Arbeitszimmer und hacke in die Tasten wie irre, weil das Buch doch fertig werden muss. Neben mir liegt Lili und knurpst an irgendwas herum. Und als ich mich kurz strecke und vom Bildschirm hochgucke, sehe ich auch, woran sie rumknurpst. Lili hat eben ungefähr ein Viertel von einem meiner nagelneuen Blutballerinas gefressen. Und nein, das geht nicht als Peeptoe durch. Jetzt liegen die Ballerinas im Müll. Irgendwie haben sie das wohl auch verdient. Nur liegen ein paar Zentimeter tiefer im gleichen Mülleimer, nur durch ein bisschen Kaffeesatz und einen Joghurtbecher davon getrennt, meine alten Ballerinas, die schönen, weichen, leichten Blochs, die mir noch nie eine Blase gemacht haben, die in jede Tasche passen für alle Fälle, und in denen ich drei Jahre lang wie auf Wolken durch Städte gelatscht bin. In einen der Blochs hat Lili vorne ein Loch gebissen, durch das zwei meiner Zehen geguckt haben. Ich konnte mich trotzdem nicht davon trennen. Bis heute morgen, als ich sie mit einem Seufzer in den Müll geworfen habe, weil ich dachte, ich hab ja jetzt neue.

Futsch ist Futsch.

3 Kommentare:

  1. Liebe Flora,

    als wir uns den Hund geholt haben, haben wir uns gleicheitig einen Schuhschrank mit Türen gekauft. Das hilft - wir haben noch alle unsere Treter.

    Dann hatte ich vor ein paar Wochen auch das Problem, dass ich mich von meinen geliebten Sommerschuhen des letzten und vorletzten Sommers trennen musste und auf die Suche nach neuen machen. Ich hab nichts gefunden und dann am Ende so eine hässliche Birkenstock-Billig-Version gekauft, die einen Steg zwischen den Zehen haben, dann meine Füsse pedikürt, die Nägel richtig schick lackiert und was soll ich sagen - ich bekomme mehr Komplimente als mit richtigen Schuhen. Der Lack hat es rausgerissen.
    Nur so als Idee für Paris... Immer noch besser als Gummischuhe!

    LG
    Schoko

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  2. Liebste Flora,

    ach, wie ich mit Dir leide, jedes Jahr dasselbe, schicke Schühchen, barfüssig, und zack, Füsse wie ein Kriegsveteran für die nächsten, gefühlten 2 Monate...kenn' ich!

    Trost:
    - Unbedingt gute Pflaster und Salbe dick drauf, damit die Wunden schneller heilen! Früher sagte Omi ja immer: "da muss Luft ran, lass das offen!" Stimmt so aber nicht mehr, das Wundheilklima unter einem guten Pflaster ist absolut unbestritten! Tag und Nacht!
    - Crocs, na von denen gibts ja auch Flipflops, oder eine schlichtere, Ballerinaähnliche Form "Mary Jane" nicht ganz so elegant wie die dunkelpuderrosa, aber dafür sicher blasenfrei für solche besonderen Notsituationen!
    - Paris! Hach, La vie en rose (daher wohl der Wunsch nach diesen Ballerinas ;-)
    Geniesst es!!!!!
    Ein wundervolles Mädchenwochenende, heile Zehen und Fersen!

    Herzlichst, Wilma

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  3. Oje ... du Ärmste! Auch ich leide mit dir! Mir haben kürzlich ein Paar Turnschuhe die Füße ähnlich verunstaltet. Turnschuhe!!! Ich hätte gedacht, dass es irgendein kosmisches Gesetz gibt, das es Turnschuhen verbietet, Blasen zu verursachen.

    Meine Rettung ist hierbei immer Bepanthen ... das repariert die Füße ganz schnell. Außerdem gibt es momentan bei "New Yorker" Stoffballerinas in allen nur erdenklichen Farben für 10 Euro. Elegant sind die nicht, aber auf jeden Fall schöner als Crocs. Und gaaaanz weich.

    Ich hoffe, du konntest das Mädchenwochenende in Paris trotzdem genießen?

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