Donnerstag, 15. Juli 2010

Ich brauche keine Hormone zum panisch sein

Schreiben ist eine komische Sache. Manchmal sitzt man zwei Stunden lang da und nüschte, dann haut man innerhalb von einer Stunde acht Seiten raus. Die Frage ist nur, wenn die toten zwei Stunden kommen, was macht man? Gehe ich einfach so lange mit dem Hund durch den Wald, bis ich merke, dass es im Kopf langsam wieder flutscht? Oder braucht man die zwei Stunden Flaute, damit es überhaupt weitergehen kann? Woran merkt man überhaupt, dass es gleich losgehen könnte? Und was, wenn man dann gerade beim Zahnarzt sitzt? Besser, man ist jederzeit bereit.

Ich hab früher auch schon mit Schreiben mein Geld verdient. Damals saß ich in einer Firma, die größten Wert darauf legte, dass wir unsere Büros nicht zumüllen, sondern alles hübsch weiß und kahl ist. Nur keine Ablenkung! (Diese Firmenphilosophie entstand, bevor es den weltgrößten Ablenker gab, das böse Internet. Und wer einmal in einem Büro war, in dem jeder seine Urlaubsfotos mit Tesa überall hinklebt und Pflanzen mitbringt, die für Zuhause zu hässlich waren, der weiß, dass das prinzipiell gar keine schlechte Idee war.) Wenn die Ablenkung nicht zu ihnen kam, sind manche Kollegen mit gesteigertem Ablenkungsbedürfnis ständig zum Arbeiten "rausgegangen". Die saßen dann mit einer Kladde oder später mit einem Laptop irgendwo am Wasser, genehmigten sich auch mal ein Glas Wein und fühlten sich trotz 80 Stunden-Arbeitswoche und Hungerlohn irgendwie WAHNSINNIG frei und unabhängig. Ab und zu hab ich das auch probiert. Dann habe ich draußen viele, viele Seiten vollgekritzelt und dachte, ich komme mit fetter Beute zurück in den Puff, aber es stellte sich meistens heraus, dass die Frischluft-Ideen alle ziemlicher Mist waren. Einziger positiver Nebeneffekt war, dass es danach im Büro wieder besser ging. Aber das wäre vermutlich von alleine auch passiert, früher oder später.

Jedenfalls glaube ich, für mich ist Flucht leider nur im äußersten Notfall eine gute Idee. Ich bin so konstruiert, dass ich mich am besten acht Stunden am Tag an einen Tisch kette und so lange ein Loch in den Bildschirm starre, bis mir gefälligst was einfällt. Und das tue ich jetzt schon seit ein paar Tagen. Wie das nächste Woche wird, ist eine spannende Frage. Denn dann fahre ich mit den Mädchen aufs Land. Das Häuschen hat ein kleines Schwimmbecken, und da werden wir den ganzen Tag herumliegen. Ich muss es irgendwie schaffen, im Kopf aus Tannen, Wasser, Sonne, Liegestuhl und Sonnencremegeruch ein Arbeitszimmer zu machen. Wenn morgens der erste Hauch von Sonnencremeduft um meine Nase weht, dann muss ich sofort hellwach sein und denken "Arbeit! Los los hopp hopp!"

Danke, lieber Gott, für Deadlines. Was täte ich ohne Deadlines? Ohne Deadlines würde ich vermutlich immer noch auf's Bio-Abi lernen.

1 Kommentar:

  1. liebe ffff,
    deadlines heißen so, weil man dann irgendwann mal so reinhauen muß, dass man fast tot umfällt. aber alles geschafft hat.
    wird schon!
    koch was! pflanz was! guck löcher in den blauen himmel!
    und nach der landwoche fluppt's!
    sssssss

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