Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwann so viele Menschen Bescheid darüber wussten, an welchem Punkt ich gerade in meinem Zyklus bin, wie es mir damit geht, welche Medikamente ich nehme und wann, wie die Nebenwirkungen sind, wann der nächste Arztbesuch ansteht und was der Arzt beim letzten Mal gesagt hat. Das kam einfach so. Als ich im Krankenhaus lag und die Ärztin mit mir gesprochen hatte, war ich noch zu schlapp von der Narkose, um mit vielen Leuten zu sprechen. L. hat meine Eltern angerufen, um ihnen zu sagen, dass ich wach bin und alles gut gelaufen ist. Und dann hat er ihnen das mit den Eileitern erzählt. So haben sie es eben erfahren. Erst war mir das peinlich. Nicht, weil ich überhaupt so furchtbar verklemmt wäre, sondern weil ich verklemmt mit meinen Eltern bin. Bisher waren weder meine Eileiter noch sonst irgendeines meiner Fortpflanzungsorgane ein Thema in Unerhaltungen mit ihnen. Ein paar Stunden später hatte ich meine Mutter am Telefon und habe mit ihr darüber gesprochen. Das war anfangs ein ziemlicher Krampf, aber dann ging es. Und jetzt bin ich froh, dass sie Bescheid wissen. Und mindestens so froh bin ich, dass ich das auch sonst alles nicht allein erlebe, sondern dass alle mitfiebern und sich auch zum achten Mal von mir anhören, wie merkwürdig das alles ist und wie aufregend.
Letzte Woche hat L. mit einem seiner Freunde telefoniert, der unsere Einladung zur Hochzeit bekommen hat. Er wollte wissen, warum die kirchliche Hochzeit so spät nach der standesamtlichen ist. Da hat er es ihm erzählt: dass wir sowieso heiraten wollten, aber es eben jetzt ein bisschen früher getan haben, weil wir seit Dezember wissen, dass wir nur mit IVF ein Kind bekommen können und dafür den Segen der Krankenkasse wollten – dass es den aber nur für verheiratete Paare gibt und dass wir deshalb lieber schnell standesamtlich geheiratet haben und jetzt erst im Sommer kirchlich heiraten, mit allen Freunden, ein ganzes Wochenende lang und mit allem, was dazugehört.
Der Freund sagte, er könnte nicht fassen, dass wir das einfach so erzählen. Und dann hat er gesagt, dass er und seine Frau seit vier Jahren versuchen, schwanger zu werden, und dass sie davon niemandem etwas erzählt haben. Sie sind nie auf die Idee gekommen, dass man das auch anders machen kann. Aber im Nachhinein war ihm sofort klar, dass es so vielleicht doch leichter ist. Vielleicht? Ganz sicher sogar. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das wäre, wenn ich vorletzten Samstag allein gewesen wäre. Nur L., ich, und die Standuhr hätte getickt (wenn wir eine Standuhr hätten). Ach, Ihr eingeweihten Hasen, ich bin froh, dass ich euch habe! War ich schon immer, aber jetzt bin ich es vielleicht sogar noch mehr.
invisible apple cake
vor 4 Tagen
Oh mein Gott ich muss ins Bett kann aber nicht weil dein Blog so spannend ist und ich wissen will wie es weitergeht. Habe morgen aber ein wichtiges Chefgespräch also werd ich wohl müssen :-( Und was wenn ich bald schwanger bin ach stimmt ja darüber muss ich mir wohl keine Sorgen machen :-D Schlaf gut
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