Samstag, 25. April 2009

Was genau so gutartig an meiner Endometriose ist

Die Sonne scheint, die Bäume rauschen, und es ist Wochenende – das ist doch Grund genug, sich Gedanken zu machen, was genau die Vorteile an meiner Situation sind. Und einer davon ist, dass ich seit ein paar Jahren ziemlich oft krank bin. Noch vor vier Jahren hatte ich zwar oft Ärger, aber nichts davon hätte meine Frauenärztin weiter interessiert. Ich war bestimmt nicht nervöser als jede andere auch, wenn sie mich abtastete, und war trotzdem (auch wie jede andere) immer froh, wenn ich wieder runter durfte von dem Stuhl, aber der Abstrich war für mich immer eine Formalität. Dann war er eines Tages keine Formalität mehr, sondern verdächtig. Damals erklärte sie mir aber noch, das wäre nun Ü-BER-HAUPT kein Grund zur Sorge und mit dem nächsten Befund vermutlich schon wieder vom Tisch. War es nicht, im Gegenteil, es wurde schlimmer, und ein Jahr nach der ersten Irritation hatte ich zwar endlich L., aber dafür auch eine Krebsvorstufe und musste zur Konisation. (Seitdem waren die Abstriche zum Glück wieder langweilig.) L. brachte mich hin und sammelte mich als wackliges, blasses Bündel zwei Stunden später wieder ein. Die ganze Zeit hatte ich seine Telefonnummer und ein kleines gekritzeltes Herzchen auf einem Post-It neben meinem Bett kleben, und das Post-It habe ich heute noch in meinem Portemonnaie. Ein halbes Jahr später platzte mir auf einem Flug eine Eierstockzyste, das war dann die erste Bauchspiegelung, und plötzlich hatte ich eine Vorgeschichte, bestehend aus spannenden PAP-Werten und Endometriose. Da erwähnte meine Ärztin zum ersten Mal, dass es eventuell für mich nicht ganz so leicht werden würde wie für andere, schwanger zu werden. Und wieder ein halbes Jahr später hatte ich mehrere Zysten, dazu ein kleines Rudel Myome und wieder Verwachsungen. Die wurden auch wieder per Bauchspiegelung entfernt, und als ich nach der OP aufwachte, saß eine sehr klug aussehende Ärztin an meinem Bett.
„Also, die Operation ist an sich gut gelaufen. Planmäßig.“
Aber?
„Wir konnten die Zysten so gut es ging entfernen, und auch die Myome haben wir fast alle erwischt. Dann haben wir noch die Verwachsungen gerodet, jedenfalls an den Stellen, wo wir gut rankamen.“
Aber?
„Das Ganze hat jetzt zwei Stunden gedauert, wir haben drei Schnitte gemacht, und ich glaube, wenn die Wunden gut aussehen, dann können sie in zwei Tagen wieder nach Hause.“
Aber?
„Tja – wir haben ja dann auch ihre Eileiter mit Kontrastflüssigkeit gespült und geguckt, ob da noch was durchgeht. Und... also es tut mir leid, aber obwohl die beide super aussahen, ging da leider nichts. Das heißt also, auf normalem Weg werden sie wohl nicht schwanger werden.“

Und das war dann nicht der große Schlag aus heiterem Himmel, sondern eben nur eine Sache mehr, die in meinem Unterleib irgendwie blöd ist. Bestimmt nicht egal und sogar ziemlich traurig, aber kein Grund, in Schockstarre zu verfallen. Dieser ganze Mist krallt sich nun schon seit vier Jahren irgendwie an meinem Leben fest, ich hab mich inzwischen daran gewöhnt. Ein Glück! Und gleichzeitig hab ich fast noch mehr Glück, dass wir das erfahren haben, bevor wir alles mögliche andere versucht haben. So sind wir noch nicht völlig durch nach mehreren Monaten Hormonbehandlung und romantischen Kurzurlauben, um sich „mal zu entspannen“, nach unzähligen Eisprung-Pinkelstreifen und makrobiotischer Ernährung, nur um jeden Monat wieder zu merken: Schade, schade, schade, das war es wohl wieder nicht, aber nächste Mal ganz bestimmt.

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