Freitag, 29. Januar 2010

Gestern Abend, beim Abheften meiner Klinikunterlagen

Wir werden jetzt nämlich erwachsen. Mit eigenem Rechner, mit selbständiger Steuernummer, mit Hund und Ehemann und jetzt auch mit Ordner für Steuerkram und Bankkram und Versicherungskram und Eierkram. Jedenfalls hatte ich alle Rechnungen und Rezepte und Verträge und Informationsblätter vor mir liegen, hab sie noch mal gut durchsortiert und festgestellt, dass der Papierstapel nach zwei IVFs und einer Kryo-Übertragung einen Zentimeter dick ist. Dann hab ich Löcher in all die Papiere gestanzt und sie abgeheftet. Nun kommen sie mir nicht mehr jedes Mal zwischen die Finger, wenn ich bloß eine Briefmarke suche oder meine TANs für die Bank. Aber aus irgend einem blöden, sentimentalen Grund hab ich es irgendwie nicht übers Herz gebracht, auch Löcher in die Therapiebögen zu stanzen. Dabei sind die so hundertmal gefaltet, zerknittert und durchgerockt - aber trotzdem haben sie als einzige eine Klarsichthülle spendiert bekommen. Eines Tages, wenn es geklappt hat, bekommen sie vielleicht sogar einen Bilderrahmen. Vorher ist es ganz gut, dass sie aus den Augen sind.

Damit zu den Standards:
Das Tier: Das Tier bekommt nun jeden Tag eine andere Aufgabe, und die braucht es auch dringend. Wie sich zeigt, ist Lili nicht damit ausgelastet, täglich ca. zwei Stunden spazieren zu gehen, jeden Ast auf dem Weg zu zerkauen, jeden Grashalm ausführlich zu beschnüffeln, sich mit jedem Passanten anzufreunden und mit jedem Hund zu spielen, vom Labrador bis zum Pekinesen. Da bleibt immer noch genug Energie übrig, um ein kleines Airedale-Kraftwerk aufzumachen, mit dem man halb Hamburg versorgen könnte. So lange die Technik noch nicht so weit ist, muss ich mir was anderes einfallen lassen. Gut. Heute ist der Tag, an dem sie lernt, nicht mehr an Frauchen zu knuspern. Halbherzig hab ich das auch schon in den letzten Tagen versucht, aber heute wird's ernst. "Gar nicht knuspern?" Nein, kein kleines bisschen. "Auch nicht an der Hand?" Nein. "Am Bein?" Nein. "Haare?" Njet.

Der Plan: Es sind schon eine Menge Striche auf der kleinen Leinwand neben meinem Bett. Jedenfalls mehr als 100/10 geteilt durch 12 Monate. Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich auch nichts anderes erwartet. Wichtig ist auch nicht, dass es mehr sind als am 1.Januar geplant. Viel wichtiger ist, dass es mit Sicherheit nur halb so viele (oder sogar noch weniger) sind wie in einem anderen Januar der letzten zehn Jahre. Vermutlich werde ich die 100 nicht schaffen. Aber noch werfe ich die Flinte nicht ins Korn. Ziel der Sache war, weniger zu trinken, und im Moment trinke und rauche ich wirklich viel weniger. Da sind immer noch Abende mit Mädchen oder Familie oder Kaminfeuer, die ich mir schlecht vorstellen könnte ohne lecker Cremant oder Rotwein. Aber da sind auch ganz viele Abende auf dem Sofa oder vorm Rechner, an denen es früher auch was zu trinken gegeben hätte, kistenweise Feierabendbierchen, die ich jetzt nicht trinke, sondern stattdessen die leckersten Tees, die ich auftreiben kann. Und das geht gut, ich fühle mich besser, kann mich besser konzentrieren und bin auch ein bisschen stolz. (Und soll ich euch mal erzählen, was für leckere Sachen man von den gesparten Alkohol-Kalorien essen kann an, sagen wir mal, einem eiskalten und ungemütlichen Donnerstagabend? Feine Sachen.)

Und dann hab ich noch einen Plan zu vermelden: Ich weiß, ich hatte mal einen Fortsetzungsroman als Blog angekündigt. Den plane ich immer noch, und jetzt, wo ich diesen wunderschönen neuen Rechner habe, bin ich motiviert wie lange nicht mehr. Aber ein anderer Plan hat sich vorgedrängelt: ich will mal all die losen Zettel mit Rezepten, die hier rumfliegen, sammeln und ganz blöd und stumpfig runterschreiben. Das wird nicht schick oder fancy, ich kann leider so tolle Sachen nicht wie die Delicious-Days-Frau (in meiner Blogroll), einfach nur Rezepte und manchmal eine kleine Geschichte dazu. Vermutlich noch nicht mal Fotos, oder Fotos dann nachgereicht, wenn ich das Rezept mal wieder koche. Wie ich den Blog nenne, weiß ich noch nicht, aber ich sag euch Bescheid, vermutlich heute noch.

1 Kommentar:

  1. Ach ja, das mit dem Versicherungskram und dem Bankkram etc. kenne Ich.
    Ich benutze dabei immer solche Folien http://www.sprintis.de/Huellen-Taschen-aus-Folie/Sichthuellen/ damit lassen sich Rechnungen und alles sehr gut sortieren und man kann darauf rum malen ohne sie zu beschädigen.
    Das macht das langweilige Abheften dann etwas spannender und man verliert nicht so schnell den Überblick.

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