Montag, 25. Juni 2012

Die Tiere sind unruhig

Wie lange ist das jetzt her, neun Tage? Warum, weiß ich auch nicht. Mich überfällt gerade so eine große, wattige Müdigkeit, sobald ich eine Tastatur unter den Fingern spüre. Könnte kompliziert werden in Job, wenn es dabei bleiben sollte. Ansonsten muss ich darauf hoffen, dass die Spracherkennungstechnologie weiter voranschreitet, sonst ist es bald Essig mit den schönen Überweisungen für selbstgebastelte Texte. Chrrr-püüü.

Inzwischen habe ich ein paar Dinge wiederentdeckt, die mir viel Spaß machen. Zum Beispiel, mehrere Abende hintereinander keinen Alkohol zu trinken und bei Eistee mit Zitrone mit einem schönen Buch auf der Couch zu sitzen. Oder den Spaß daran, die Hütte voll mit Menschen zu haben, sie zu bekochen und jede Sekunde davon zu genießen. Den Spaß am Bügeln. Doch, ehrlich! Ich habe wohl gerade eine häusliche Phase, die muss ich nutzen. Ich stapele frisch gewaschene und in der Sommerbrise auf dem Balkon getrocknete Handtücher auf Kante im Schrank, und dann schneide ich mir einen Apfel klein und lese noch ein paar Seiten. Ich versuche gerade, meinem Tag jedes kleine Fitzelchen Ruhe, Ordnung und Entspannung auszusaugen. Nötig ist es. Denn seit gestern Mittag haben wir einen Stargast: Momo ist jetzt Lilis Pflegeschwester. Ein siebenjähriges Airedale-Mädchen mit wolligem Fell und zehn Kilo weniger Muckis auf den Rippen als unser Borstenviech. Außerdem deutlich schüchterner, und Lili, die sonst so zauberhaft zu jedem Hund auf der Wiese ist (für Pinscher macht sie sich klein, damit sie keine Angst vor ihr haben, mit Labradoodeln donnert sie durchs Unterholz, dass die Erde bebt) zeigt sich plötzlich von ihrer zickigen Seite. Momo, das ist jetzt schon klar, ist erstens eher auf Frauen fixiert und braucht zweitens viele Streicheleinheiten gegen das Heimweh. Alle paar Sekunden steht sie vor mir und möchte an den weichen Ohren gekrault werden. Kaum fange ich damit an, bohrt Lili schon ihren Dickschädel zwischen meinen Knien hindurch und will auch. Gestern hat Momo einen zaghaften Versuch unternommen, zu mir auf die Couch zu steigen, da war Lili auch schon zur Stelle und hat es irgendwie geschafft, mit behaglichem Seufzen unser dreisitziges Sofa komplett auszufüllen. Sie führt sich auf wie eine Reisegruppe im All-inclusive-Urlaub, auf allem liegt ihr Handtuch. Mein Sofa, mein Wasser, mein Stock, mein Stück Fußboden, mein Park, mein Frauchen. Vor allem mein Frauchen. Momo kann kein Tröpfchen Pipi auf die Wiese machen, ohne dass Lili sofort die doppelte Menge an die gleiche Stelle setzt. Und wir sind hin- und hergerissen: einerseits soll Lili wissen, dass Momo ihr nichts von ihrem Revier und ihrem Status wegnimmt, andererseits kann man sie für ihr bulliges Benehmen auch nicht ständig belohnen. Gerade sind wir zu dem Entschluss gekommen, die zwei das unter sich ausmachen zu lassen, jedenfalls, bis Lili zu hart rangeht (was sie normalerweise nicht tut, sie verlässt sich sonst eher auf ihre Ausstrahlung als auf ihre Zähne) und ansonsten zu beiden Hunden ruhig, freundlich und bestimmt zu sein. Mal sehen, wie lange der Entschluss steht.

Und dann war da noch der Stammtisch. Eigentlich gerne sofort, aber meine Geschwister wollen zu Besuche kommen, wissen aber noch nicht, wann. Abkürzungsdamen, können wir noch zwei-drei Tage warten, bevor wir anfangen, einen Termin zu machen? Ich wäre ja aus lieber Gewohnheit wieder für die Gloria Bar. Ich bin dann die mit dem guten Buch und dem Kräutertee, gell?

2 Kommentare:

  1. Die arme Lili ;-)
    Die kleine Prinzessin hängt halt schon sehr an Dir, und was machst Du? Nimmst den erst besten Hund bei Euch auf, wie ungerecht, hahuuuu...

    LG Yasmin, die Hundeversteherin

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  2. Yip, weiß ich ja - ich kann beide Mäuse verstehen. Momo hat gerade ihr Zuhause verloren, da wäre ich auch ziemlich verhuscht. Und Lili hat plötzlich eine Zweitfrau an ihrer Seite, die ständig beschmust werden will... kann nicht einfach sein. Aber die zwei kriegen das hin. Heute war der Morgenspaziergang schon um einiges fröhlicher als gestern. Das wird.... feine Hunde. Gaaanz feine Hunde!

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