Dienstag, 22. April 2014

Guck mal guck mal, eine Einladung auf den Mount Everest im Oktober!

Das Tolle an einer IVF ist (Wer hätte gedacht, dass das mal ein Satzanfang wird?), dass man wirklich genau weiß, sogar auf die Stunde genau, wann eine Eizelle sich befruchtet. Daraus ergibt sich, dass man später auch nicht spekulieren muss, wann der Geburtstermin wäre (wenn das Baby pünktlich käme). Wir müssen uns nicht fragen, ob das im Urlaub passiert ist oder nach Biggis Geburtstagsparty. Wir haben auch keine Ausreden für Komasaufen in Schwangerschaftswoche fünf. Sollten wir so drauf sein, könnten wir bei Kryoversuchen planen, welches Sternzeichen unser Baby mal bekommen soll. Wir könnten ihm Kindergeburtstage im Sommer organisieren oder auch versuchen, es unterm Weihnachtsbaum zu bekommen. Ich kann mir also nur an den Kopf fassen, wenn ich sehe, wie rumpelig meine Planung gerade läuft.
Am sechsten Mai habe ich meinen ersten großen Ultraschall bei meiner normalen Frauenärztin, samt Ersttrimesterscan. (Ich bin ein bisschen aufgeregt, denn ich habe bisher noch kein Gramm zugenommen, und das, obwohl... dazu ein andermal.)
Wie auch immer dieser Termin ausgeht, am siebten Mai werde ich von morgens um sieben an im Zehnminutentakt eine miserabel gestaltete Homepage neu laden. Diese Homepage gehört zur Münchner Drehbuchwerkstatt, und im Laufe des siebten Mai wird dort eine Liste von 20 Bewerbern veröffentlicht, die es in die zweite Runde geschafft haben. Zehn von ihnen bekommen einen Platz und dürfen von Sommer bis Sommer von einer Bande von Genies und Experten lernen, wie man aus einer eigenen Idee ein Drehbuch macht. Dreißig Tage, verteilt auf zwölf Monate, hübsch gruppiert zu Blöcken von jeweils vier-fünf Tagen. Dort genommen zu werden wäre ein Traum. Ich habe im November von der Existenz dieses Programms erfahren, in dem schon solche Drehbücher wie "Goodbye Lenin" oder "Vincent will Meer" entstanden sind. Den restlichen November und große Teile des Dezembers habe ich abwechselnd mit narzisstischen Erfolgsphantasien und zermürbenden Selbstzweifeln verschleudert. Im Januar habe ich meine Bewerbung zusammengehackt und abgeschickt. Seit Februar bin ich schwanger. Und jetzt? Ist am sechsten Mai immer noch alles gut und meine Nummer steht am siebten auf der Liste, dann au Backe. In den Bewerbungsunterlagen stand ausdrücklich, wer sich bewirbt, muss auch mitmachen. Ich kann auf keinen Fall jemand anderem den Platz wegnehmen und dann auf halber Strecke schlappmachen, weil es mir überraschenderweise nun doch ein bisschen zu viel wird, im November und damit mittendrin HUCH! ein Kind zu kriegen. Mit Glück bekomme ich das Kind und den Platz und ziehe es mit zusammengebissenen Zähnen (und eingezogenem Bauch) durch. Noch besser wäre es nur, genommen zu werden, auf eine verständnisvolle Jury zu treffen und denen abzuringen, dass ich zwar dieses Jahr nicht dabei bin, aber dafür nächstes Jahr. So blau ist der Himmel aber vermutlich noch nicht mal in München. Auch nicht schlecht: dieses Jahr die Abfuhr, daraufhin kurze Verzweiflung, aber dann geballte Kräfte für die nächste Bewerbung und dann triumphales Comeback. (Da sind sie schon wieder, die narzisstischen Phantasien.) Was passiert, wenn ich am sechsten Mai ohne Ultraschallbild, dafür mit roten Augen die Praxis verlasse, darüber will ich gar nicht nachdenken. Ich bin die weltschlechteste Lebensplanerin. Man muss sich fragen, ob ich auch eine IVF mitten ins Trainingsprogramm der NASA legen würde. Hey, wieso nicht? Fit und gut ernährt ist man dann jedenfalls.

15 Kommentare:

  1. Wenn ich irgendwas gelernt habe, dann: Das Leben lässt sich nicht planen. Und: Alles wird gut, irgendwie.
    Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass du dich sowohl am 6. über ein wunderschönes Bild als auch am 7. über eine phantastische Chance freuen darfst!!! Der Rest ergibt sich dann schon. Liebe Grüße von Jule

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  2. Ist es nicht auch schön, dass das Leben selten planbar ist? Und außerdem kommt es sowieso immer anders als man geplant, gehofft oder von überzeugt war. Was Deine Ängst vor dem 06. Main angeht, kann ich derzeitig komplett mitfühlen, mein großes Sreening ist nämlich am 05. Mai und auch ich habe unglaublichen Respekt.....die Hose voll vor diesem Termin! Wann ist Dein Geburtstermin? Weit auseinanderliegen können wir scheinbar nicht. Bei mir ist es der 10. November :-).......Alles wird gut!
    LG Tanja

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  3. Oh Mann, wie ich Dich in Bezug auf den 6. 5. versteh! Hab das Scanning am 7.5…. ! Wie ich uns allen die Daumen drück! Mein Geburtstermin sollte nach der Befruchtung eigentlich am 16.11. sein, ist beim ersten Scan in der Kinderwunschklinik aber aufgrund der Größe von unsrem Brummer aber auf den 12.11. vordatiert worden. Wie geht das eigentlich??

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  4. Planen???
    Nach "Plan" hätte ich inzwischen zwei Kinder. Eines würde diesen Sommer eingeschult werden und das andere wäre jetzt im Kindergarten. Nur mal so.

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    1. Immer diese stutenbissigen Weiber hier. Das nervt!!! Es tut mir unheimlich leid wenn deine Pläne nicht nach deiner Vorstellung verlaufen sind. Allerdings kann für sämtliche bittere Erfahrungen hier niemand etwas (viele sitzen hier doch im selben Boot-man muss trotz allem auch gönnen können!). Und wenn man damit nicht umgehen kann, sollte man den Rechner auslassen! Nur mal so.

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    2. Ich fand den Kommentar überhaupt nicht stutenbissig sondern sowas von treffend und auch versöhnlich Flora gegenüber, da anschaulich auf den Punkt gebracht wird, wie wenig planbar das Leben doch ist. Das ist doch wohl das Wesentlichste, was man als Abkürzungsdame lernen muss/darf.
      Wie sehr war ich doch geschockt, als mir mein Chef mitten in meinem Hormonzirkus erzählte, er und seine Frau hätten jetzt die Steuerklassen geändert, damit seine Frau ein höheres Elterngeld bekommt und da war sie noch gar nicht schwanger!
      Also auch mein -wenn auch ungebetener- Rat an Flora: alles auf sich zukommen lassen, denn "Leben ist das, was passiert, während man Pläne schmidet"! Herzlichst, Eumelberta

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    3. So siehts aus. Warum stutenbissig? Mir war nicht bewusst, dass man hier nur schreiben darf, was andere hören wollen. Es ist halt nicht viel planbar und nach meinem Plan wäre es eben so, wie ich es in meinem Kommentar oben geschrieben habe. Mehr nicht. Es ist nur ein Wink gewesen, auf frühere Zeiten. Deine Ironie, dass es Dir unheimlich leid tut für mich, kannst Dir auch klemmen.

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  5. Du, wir wissen nicht, warum Dein Plan nicht aufging - Hattest Du dir vorgestellt dann und dann Kinder zu bekommen, oder fing es zweimal gut an, wie bei so vielen hier... oder ist gar schlimmeres passiert.
    Wissen wir nicht.
    Aber etwas chaotische Lebensplanung mit echten Katastrophen zu verknüpfen - das passt nicht.
    Und da schliesse ich mich Antwort 1 an - ich bedauere Dich, aber es gibt wirklich keinen Grund, hier so ein Thema anzubringen.
    Ausser "Wenn es mir nicht gut geht, ziehe ich alle anderen auch runter".
    Und das ist zwar nicht stutenbissig, aber auch nicht ok.

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    1. Sorry - aber ich verstehe Dich nicht :-) Zitat: "Aber etwas chaotische Lebensplanung mit echten Katastrophen zu verknüpfen - das passt nicht. " Hä?
      Ich möchte nicht bedauert werden. Wie kommst Du darauf? Und wieso passt das Thema nicht? Es geht doch um ungewollt Kinderlos? Oder habe ich was falsch verstanden? Zumindest GING es mal darum, das stimmt natürlich. Aber okay, himmelt ihr man weiter.

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    2. Ok, meine Liebe, DAS war stutenbissig.
      Es geht normalerweise in den Kommentaren um den aktuellen Post... so funktioniert blogging nun mal.
      Und der Post hier handelte nicht von ungewollt kinderlos, sondern von der Inferferenz von irgendwo unerwarteter Schwangerschaft und sonstigen Lebensplänen.
      Aufgrund diverser biologischer Tatsachen ist dieses Blog nun mal kein reines IVF&Co-Blog mehr, schön, daß Dir das aufgefallen ist. Deshalb beziehen sich die Posts wohl nicht mehr automatisch immer darauf (haben sie auch in der Vergangenheit nicht... davon mal abgesehen).
      Was die Katastrophe angeht - wie die meisten Frauen hier betrachte ich ungewollt kinderlos, oder zumindest zeitweise diese Erfahrung zu haben, selbst wenn es dann doch noch "geklappt" hat, durchaus als katastrophenartig.
      Und das ist ein völlig anderes Thema als "Habe Kind und auch noch andere Pläne...uiuiui... könnte kompliziert werden". Des wegen paßt das nicht zusammen, finde ich - und Dein Kommentar legt nun wirklich nahe, daß ich recht hatte -> "Los Leute, kommt doch mal zum Thema zurück" - genauso kommt das bei mir an.

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    3. Gäääähn. Nur als Info. Das Du beruhigt bist. Ich kenne das alles. Seit 10 Jahren. Ungewollt kinderlos. Glaube mir, ich würde mich nicht beschweren wenn es ein Junge werden würde usw.

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    4. "meine Liebe" ich liebe solche Ausdrücke. Beruf: Lehrerin?

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  6. Mensch, man muss doch einen Kommentar nicht gleich negativ auslegen. Als ich das gelesen habe, dachte ich, ja, das hätte ich auch so schreiben können. Und ich habe ein Kind. Aber meine Pläne liefen da halt auch etwas anders...
    Viele Grüße
    R.

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  7. Woah....das klingt ja super, dieses Drehbuchwerkstatt-Projekt. Ich drücke Dir die Daumen für einen knallblauen Himmel über München....:-) LG, Isa

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  8. und ich drücke dir die daumen für den sechsten mai :))) und für alles andere natürlich auch ("i'll cross that bridge when i get there" funktioniert für mich meistens gut wenn ich mich von vielen projekten überfordert fühle)

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