Montag, 12. Mai 2014

13+6

Mein Bauch ist klar zu sehen, normale Jeans gehen nicht mehr zu, und selbst Kleider mit hoher Taille bekommen diesen Leberwurst-Appeal. Trotzdem behaupten sowohl meine Waage als auch die bei meiner Ärztin steif und fest, ich hätte bisher nicht mehr (eher weniger) als ein Kilo zugenommen. Das ist wirklich doppelt seltsam, denn weil mir diesmal so schlecht ist und Essen das beste Mittel dagegen zu sein scheint, nehme ich an manchen Tagen bis zu acht komplette Mahlzeiten zu mir.

Die dollen Schwangerschaftshaare, dick, glänzend und lockig, lassen auf sich warten. Im Moment sind sie strohig, spärlich, voller Wirbel, die da noch nie waren, und liegen im Krieg mit ihrer Besitzerin. Jeden Morgen stehe ich vor dem Spiegel und kann es nicht fassen. Es ist eine Frechheit. Kuren, über Nacht einwirkende Öle und Apothekenshampoos helfen rein gar nichts. Wann geht es denn jetzt mal los hier? Oder täuscht mich meine Erinnerung, und letztes Mal waren es auch nur die letzten paar Wochen? (Ich weiß noch, wie ich vollkommen fertig, nach Blut stinkend, verschwitzt, ungeduscht und ekelig nach der Geburt da lag und Freundin R., die wie eine eins assistiert hatte, beruhigend zu mir sagte "Aber deine Haare sehen toll aus.")

Meine Haut ist im Moment leider nicht zu beurteilen, denn Rasputin hat sich angewöhnt, mir seine Liebe mit Beißen, Kratzen und Zerren zu zeigen. Er strahlt mich an, sagt "Mamamama dä", holt mit seiner kleinen dicken Faust aus und zack, hat er ein Stück meines Nasenflügels in der Hand. Da kann ich noch so teure und ausgebuffte Kosmetikprodukte verwenden, im Moment ist ein solides, zementartig deckendes Make-Up mein bester Freund.

Die Übelkeit begleitet mich immer noch jeden Tag, aber fast noch nerviger sind die Kreislauf-Haschmichs. Der Blutdruck scheint normal zu sein oder benimmt sich immer gerade dann, wenn ich ihn messen will, aber trotzdem sacke ich immer noch regelmäßig in der Ubahn in mich zusammen, auch Supermärkte sind gefährliches Gelände. Obwohl ich mich inzwischen daran gewöhnt haben müsste, bin ich immer noch jedes Mal überrascht, wie hilfsbereit und freundlich fremde Menschen sind, und das, obwohl man bei im Moment 11 Grad in Hamburg und der dicken Jacke, die ich deshalb trage, den Bauch noch nicht auf den ersten Blick sieht. Manchmal wird es mir fast zu viel, wenn ich auf einer Sitzbank an der Ubahn-Station Klosterstern oder sonstwo liege und versuche, wieder zu Puste zu kommen und mich nicht vollzuspucken, wenn schon wieder jemand kommt und wissen will, ob er einen Arzt rufen soll, ob ich vielleicht einen Schluck Wasser brauche oder ob er mich irgendwohin begleiten kann. Danke, Hamburger, ihr seid toll! Nur sprechen ist gerade nicht so gut. Mund zulassen ist besser. Viel besser.

Ich überlege mir jetzt schon, was ich diesmal anders machen will als bei Rasputin. Zum Beispiel erwäge ich den Kauf eines dieser Dinger, in die man oben kochendes Wasser reingießt, woraufhin es unten auf 50 Grad abgekühlt herausfließt. Ich weiß noch, wie mich in der ersten Zeit dieser ganze Tanz um die richtige Wassertemperatur auf Trab gehalten hat. Ich werde mir außerdem in den nächsten Tagen eine Hebamme suchen. Zwar dachte ich erst, diesmal lasse ich das komplett, weil ich mich im Nachhinein ziemlich über manche Aspekte des Verhaltens meiner alten Hebamme aufgeregt habe. Aber die müssen ja nicht alle so sein, vielleicht lande ich diesmal einen Glücksgriff, nur etwas beeilen muss ich mich wohl. Stillen werde ich auch diesmal wieder versuchen, aber ich werde mir die Sperenzchen mit Medela-Saugern sparen. Rumpelige Strecken auf dem Weg zum Vollstillen werde ich versuchen, mit der Pumpe zu überbrücken, und wenn das nicht reicht, dann eben nicht. Rasputin ist rundum proper, hat Bärenkräfte, zeigt bisher keine Anzeichen von Schnäkigkeit bei normalem Essen (d.h., normalem Menschenessen - keine Gläschen) und scheint es insgesamt gut verkraftet zu haben, dass es für ihn immer auch Fläschchen und ab dem vierten Monat keine Muttermilch mehr gab. Ich werde also versuchen, mich diesmal nicht so stressen zu lassen. Und was das Stressen betrifft: sobald ich merken werde, dass mir etwas das Leben erleichtert, werde ich es mit offenen Armen willkommen heißen. Ich werde nie vergessen, wie Hebamme 1 mich vorwurfsvoll ansah, als ich ihr erzählte, ich würde ruhiger schlafen und mich weniger gehetzt fühlen, wenn ich so viele Fläschchen hätte, dass ich im Lauf der Nacht nicht spülen und sterilisieren muss. "Wieso. Ist doch schnell gemacht, so ein-zwei Fläschchen zu spülen?" bockte sie. "Kann sein, aber mich stresst es nun mal und macht mich nervös", antwortete ich. "Versteh ich nicht, spül sie doch einfach" beharrte sie. "Ich finde eben, wenn so eine Kleinigkeit wie zwei Fläschchen mehr für pro Stück 5 Euro irgendwas mich weniger nervös und entspannter machen, dann sind sie jeden Cent wert" sagte ich. "Meine Güte, ist doch kein Ding, nachts zu spülen" sagte sie, und mir lag kurz auf der Zunge, dass sie bei ihrem gewaltigen Umfang doch eigentlich keine Fremde gegenüber dem Konzept Arbeitsersparnis sein kann, und hielt dann zum Glück doch die Klappe, aber war in diesem Moment leider ein für allemal innerlich fertig mit ihr. "Nee nee, wir zwei werden keine Freundinnen", dachte ich. Und genau so war es!

So in etwa sieht es hier aus in Woche 13 +6.



12 Kommentare:

  1. Hey Flora,
    auch von mir herzlichen Glückwunsch zum zweiten Wunschkind!
    Mir wurde es leider mal wieder nicht gegönnt, sonst wäre ich jetzt zeitgleich mit dir in diesem Glücksgefühl. Aber die nächste u somit 4. ICSI ist für nach dem Urlaub Ende Juni/Anfang Juli geplant. Und dann klappt es hoffentlich endlich!
    Mach alles so wie du dich wohl fühlst u dir das Leben mit zwei Zwergen erleichtert.
    LG Petra

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  2. Den Cool Twister kannst Du Dir schenken, ich dachte nach den euphorischen Berichten unserer Hebamme auch, das sei ein Hammerteil, mit dem man sich wahnsinnig viel Stress erspart. Mit brüllendem Kind auf dem Arm ein Fläschchen einzudrehen, das Ding umzudrehen und über ein zweites Fläschchen zu stellen, auf dass das wohltemperierte Wasser dort mglst zügig hineinlaufen möge ist mir mit nur einer Hand allerdings kaum jemals anmutig und geschweige denn schnell genug gelungen (und verbrannt und eingenäßt hab ich mich dabei auch schon). Auch die Variante, das gecooltwistete Wasser in einer Thermoskanne abzufüllen ist Mumpitz, da man den Mix ohne den Twister genauso schnell oder gut hinbekommt. Natürlich nicht bei perfekten 40 Grad, aber ich würde bezweifeln, dass das wirklich notwendig ist.
    Unsere Variante, die nun seit einigen Monaten gut funktioniert ist ein normaler Flaschenwärmer, in dem wir das Wasser im Fläschchen vorwärmen, wenn Klein-E. dann zu speisen beliebt wird Milchpulver aus dem Portionierer dazugekippt und binnen Sekunden ist das Ding fertig. Völlig stressfrei. Nachteil: Energieverschwendung. Aber darüber kann man sich gesondert Gedanken machen. Vielleicht nach der Frage, ob oder welche Windeln man verwendet und ob man den Brei selbst kocht oder aus dem Glas verfüttert. Die Liste ist endlos).
    Alles Gute von
    Emma (http://verdinkst.wordpress.com/)

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    1. Genau. Habe auch so ein Teil quasi ungenutzt herumstehen. Da unser Kühlschrank aufgrund öfter mal auf-und-zumachens nicht immer die gleiche Temperatur hat, schwankt auch die Temperatur des Kühlwassers in dem Behälter. Und dann siehts mit den genauen 37Grad nämlich auch blöd aus, mal ists mehr, mal weniger. Abgesehen davon muß man das Teil auch mindestens einmal die Woche abkochen, was mich persönlich schon wieder extrem genervt hat. (Und die Keime im Kühlschrank sind ja auch nicht wenig).
      Ich habe dann die Wasserkochermethode genommen, d.h. einen Wasserkocher mit Gradanzeige gekauft. Dann einmal morgens einen Schwung Wasser abgekocht und dann bei Bedarf wieder auf 40 Grad erhitzt. Für nachts Thermoskanne ans Bett.
      Hebammen haben ja manchmal komische Spleens, aber nachts Fläschchen spülen ist schon ein Hammer. Warum nicht gleich noch staubsaugen und Wäsche machen, während die Fläschchen trocknen? Ist doch auch fix gemacht!

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    2. Also ich würde nicht mehr auf den Cool Twister verzichten wollen. Wir lieben das Teil und finden es ist eine spitzen Erfindung!

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  3. Hey Flora,
    ich lese schon lange mit und freue mich sehr, dass euer Geschwisterversuch von Anfang an so erfolgreich lief :) Meine Punktion (die erste IVF) war genau einen Tag vor deiner und meinem Keks geht es ebenfalls prima. Übelkeit war nicht, nur wenig Appetit, ist aber schon lange vorbei. Blöd ist, dass ich seit einigen Wochen überhaupt nicht mehr laufen (manche sagen: joggen) kann - nach spätestens einem km gab es enorme Schmerzen im unteren Bauch (die Bänder oder so!). Und ich habe plötzlich Pickel am Dekolleté. Aber insgesamt bin ich glücklich und ausgeglichen wie lange nicht :)
    Liebe Grüße & weiterhin alles Gute!

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  4. Hallo Flora,
    eigentlich ist es ganz einfach - Humana Babywasser - schon sterilisiert(ja, fällt auch in die Kategorie "alles wass keine unmengen geld kostet, mich aber wesentlich ruhiger ind er Babyversorgung sein läßt, ist jeden Cent wert). Einen Behälter davon immer im Kühschrank aufbewahren, und dann nur einen Bruchteil der Flaschenfüllung im Wasserkocher aufkochen, und dann mit kalten Wasser aus dem Behälter draufkippen.
    Mengentrick ist einfach: 60ml 100°Wasser und 140 ml 7° Wasser macht 200 ml 35° Wasser (40 war Zwerg eh zu warm)
    Bei mehr oder wenig einfach die Mengen hoch oder runter rechnen (bei 100ml also 30/70...)
    Kein rumgewurschtel, nix was extra in der Küche steht... Da ich sowieso für Zwerg kein Wasser aus der Leitung verwenden würde (das Wasserwerk merkt nicht immer, wenn Dreck drin ist sofort, und da wir hier Berschäden haben, kommt das öfter vor...) aalso würde ich das Wasser sowieso kaufen - und das Babywasser ist günstiger als Volvic und Co.
    Der Hebamme hätte ich sonstwas erzählt. So eine dämliche Ansage - sie muß ja nachts nicht in der Küche rumstehen....
    Alles Liebe, toitoitoi!

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  5. ....und wieder einmal fuehle ich mich in Deinem Blog mehr als zu Hause. Habe als Erstgebaehrende, die nicht Stillen und schnellstmoeglich wieder Arbeiten gehen moechte kuerzlic die Rechnung aufgemacht, dass der sinnvolle Bedarf um nicht permanet Flaeschen zu spuelen und zu sterilisieren bei einem Bedarf von 2 Tagen liegt also so ca. 14 - 16 Garnituren um sich das Leben nicht unnoetig schwer zu machen und den Sterilisator vernuenftig auszunutzen. Ach herrlich, aber Nachts Flaeschchen spuelen, nein Danke. Ganz liebe Gruesse Anita an 14+4 mit kleiner Maus, die ihre Mama ganz aus dem Konzept gebracht hat, da hier alles auf "blau" eingestellt war ;-)

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    1. Sorry, fuer die vielzaehligen Rechtschreibfehler und verschluckten Buchstaben. Das Tablet ist zum Schreiben eindeutig nicht die erste Wahl.
      LG Anita

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  6. Hallo,
    ich hab das Stillen beim zweiten gleich schon im Krankenhaus eingestellt- vor dem Milcheinschuss. War super! Habe seitdem sie 3 Monate alt ist, ein durchschlafendes Kind- ganz im Gegensatz zu ihren Peers, die mit knapp 6 Monaten immer noch nicht durchschlafen. Wir kochen das Wasser im Wasserkocher und lassen es abkühlen bis es angenehm ist- das Thermometer hab ich weg geschmissen. So einen Quatsch kann echt nur eine Still-Hebamme von sich geben, die keine Ahnung hat, dass es ganz schön anstrengend ist, nachts Fläschchen zu geben. Geschweige denn sie zu sterilisieren...Ich hatte jetzt 6 Fläschchen und die haben gereicht- ich spüle und sterilisiere morgens und abends.
    glg, Cilly

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  7. Freu mich sehr für dich und drück die Daumen das weiterhin alles gut verläuft.

    Unser kleines Geschwister-Wunder ist heute 12+6 und manche Tage mit unserem kleinen Schatz 9 Monate sind ganz schön anstrengend. Würde mich wahnsinnig gerne austauschen... da sind gerade so viele Fragen :-) Vielleicht klappt es ja mal wieder mit einem Stammtisch oder jemand hat einfach so Lust. LG Anja

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  8. Jaa, Stammtisch :-)
    LG Nina aus HH

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  9. Liebe Flora, ich freue mich auch wahnsinnig für Dich, dass alles gut ist. Ich bin zweieinhalb Wochen hinter Dir, heute bei 11+0 und zittere dem Screening Termin entgegen. Aber Deine Geschichte motiviert mich immer so toll, dass ich inzwischen glaube, es könnte alles gut weden ;-) Ich freue mich schon auf viele weitere Posts mit all der Still- und Fütter- und zig anderen Problematiken...als "Erstgebärende" saugt man ja alle Erfahungsberichte begierig auf...vor allem welche, die von Prakmatismus und einer gewissen "Anti-Öko-Linie" geprägt sind *grins*
    Alles Liebe Susi aus Ddorf!

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