Mittwoch, 19. November 2014

Michel, sein Bruder und die Viren.

So ungefähr vorletzte Woche habe ich die unverzeihliche Dummheit begangen, zu Kalles Kindergartentante zu sagen: "Das ist ja wirklich toll, noch vor ein paar Monaten kamen auf einen Tag Kita zwei Tage krank, und jetzt geht Kalle schon seit bestimmt sechs Wochen jeden Tag und ist kerngesund! Ich glaube, wir sind virenmäßig übern Berg."

Mütter kleiner Kinder werden sich an den Kopf fassen. Ich tue es ja auch. Why oh why? Letzte Woche Montag und Dienstag war Kalle wieder in der Kita, fröhlich ging er hin, fröhlich kam er zurück, und wenn das Telefon während des Vormittags klingelte, dann hatte uns der Anrufer immer nur Dinge ohne jeden Dünnschissbezug zu sagen. Wir hatten schon das Zusammenzucken verlernt, das andere Kitaeltern mit jedem Telefonklingeln verbinden. Ha!

In der Nacht zum Mittwoch hat Kalle sich so gegen zwei Uhr im großen Strahl ins elterliche Bett übergeben und brach in Tränen aus. Seitdem ist unser Leben irgendwie so ganz anders, als man sich das Idyll mit zwei kleinen Kindern in der tiefsten Kinderwunschzeit vorgestellt hat. Erst hat Kalle zwei Tage lang gekotzt. Dann kam der Dünnschiss dazu. Alle 60 Minuten war ein komplett neues Outfit fällig, samt neuem Wickelkommodenbezug und am besten noch neuem Nervenkostüm für uns. Dann fing L. an, über Kopf- und Gliederschmerzen und Magenkrämpfe zu klagen, und zog sich ins Bett zurück. Zum Glück war meine Mutter noch da, die seit der Geburt unser rettender Engel war. Dann wachte ich morgens auf mit Durchfall und Erbrechen. Dann hat es auch meine Mutter erwischt, am unverdientesten von uns allen. Es war nicht schön. Es war so unschön, dass ich noch nicht mal drüber schreiben wollte, denn das hätte es irgendwie noch schlimmer gemacht. Meine Mutter schlug sich weiter tapfer durch und sagte, sie würde noch so lange bleiben, bis Kalle wieder in die Kita könnte. Heute morgen war es so weit, gestern Nachmittag ist sie begleitet von unseren Segenswünschen abgefahren. Um viertel nach acht hat L. mit dem seit Samstag Durchfallfreien Kalle im Kinderwagen das Haus in Richtung Kita verlassen. Um viertel nach neun klingelte das Telefon: Kalle hat Durchfall und muss abgeholt werden. Und laut Kitaregeln darf er damit den Rest der Woche auch nicht hin. Wir gehen am Stock. Michel ist zwar als einziger gesund geblieben, aber im Stillen ist jetzt der Wurm. Obwohl es ganz gut lief, hat mein Magen-Darm-Virus eine kleine Krise verursacht, denn wo oben nichts reinkommt, kann vorne auch nichts rauskommen, und wir mussten zufüttern. Jetzt saugt er nicht mehr richtig und ist auch mit den Hütchen nicht so richtig glücklich. Ich weiß schon, was ich zu tun hätte, aber ich bin zu müde. Ich träume von einer Nacht, einer einzigen Nacht, in der ich acht Stunden schlafen kann, ungestört, in einem sauberen, großen, bis auf mich leeren Bett, frisch bezogen, mit einer Flasche Mineralwasser auf dem Nachttisch und meinem Kindle in Griffweite, das Fenster auf Kipp und die Decke bis an die Nasenspitze. Dieser Traum wird sich so schnell nicht erfüllen. Nicht, so lange hier täglich zwei Maschinen randvoll mit vollgeschissener Kinderwäsche laufen. Nicht, so lange wir Kalle alle Nahrungsmittel abschlagen müssen, die er gerne mag. Nicht, so lange er deshalb die Nächte durchjault, weil er nicht versteht, dass seine gewohnte nächtliche Premilch gerade nicht geht. Nicht, wenn wir uns selbst vermutlich gerade die zweite Runde Virenspaß einfangen. Nicht, so lange L. eigentlich mit Hochdruck auf eine anstehende Prüfung lernen müsste. Nicht, so lange die beiden Knirpse nicht gelernt haben, sich nachts selbst ein Brot zu schmieren, wenn sie Hunger haben, oder eben einfach noch ein paar Seiten Harry Potter zu lesen, wenn sie nicht schlafen können. Dann vielleicht. Dann irgendwann.

7 Kommentare:

  1. Gute Besserung euch allen! Sch.... Virus!
    Vielleicht helfen Dir Stilltee und alkoholfreies Weizen zur Milchbildung und für den Wasser- und Elektrolythaushalt?
    Alles Gute euch und viele Grüße von
    Nina aus HH

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  2. Auch ich wünsche euch eine gute und schnelle Besserung!! LG

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  3. Au backe, der Alptraum jeder Mutter. Der Gedanke an solche Ausnahmezustände hält mich zuverlässig von Träumereien über drei oder mehr Kinder ab. Zwei kotzende Kleinkinder und besser eine kotzende Mutti und zwei kranke Kleinkinder sind doch eindeitig genug (also für mich ;-)
    Hut ab und Doppelschulterklopfer für euch fürs überstehen und weiterhin gute Nerven! Einatmen, Ausatmen, Weitermachen...
    Grüße und Mitgefühl aus der Altmark.

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  4. Liebe Flora, wenn Du noch dazu kommst, zu posten, ist alles bestens! Herzlichen Gruß, Eumelberta

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  5. Ich habe gerade meine zweite Tochter bekommen und mir reichen schon meine eigenen Migränekopfschmerzen um auf dem Zahnfleisch zu gehen.
    Möchte mir gar nicht ausmalen, wie kräftezehrend das war... halt durch...
    deine Traum träume ich mit... aber wer weiß - vielleicht erfüllt er sich früher als gedacht... zumindest schon in 2-3 Jahren und nicht erst in 6-7 ;-)
    LG

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  6. Oh sch...., hier auch alle 3 Kinder und der Mann.
    Ich überlege noch, ob ich froh bin, das es mich nicht erwischt hat...
    Liebe Grüße

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  7. Gute Besserung... hier der gleiche Mist!!!

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