Donnerstag, 20. Januar 2011

Ich hoffe, bei Lidl gibt es Geburtstagskerzen

Heute wird ein Exfreund, im Buch M2 genannt, 40. Oder 39, so genau weiß ich das nicht mehr - kein Wunder, immerhin habe ich in den letzten Jahren versucht, ihn so komplett wie möglich zu vergessen. Ein Teil von mir wünscht sich, dass es ihm gut geht. Dass er wieder eine Freundin hat, eine, mit der es besser läuft als mit mir, und zwar für beide Beteiligten. Das wünsche ich mir nicht nur aus Altruismus, sondern auch deshalb, weil ich immer noch jedes Mal zusammenzucke, wenn Post ankommt, auf deren Umschlag merkwürdige Handschrift zu sehen ist, oder wenn ich von weitem jemanden sehe, der sehr sehr dünn, dunkelhaarig und blass ist und sich wie ein Rentner kleidet. Nicht ohne Grund, immerhin ist er mir nach der Trennung noch eine ganze Weile nachgestiegen. Mal stand er unangekündigt vor meiner Wohnungstür, mal bekamen meine Eltern (die ihn gar nicht kannten) Weihnachtspost, und einmal, zu meinem ersten Geburtstag nach ihm, bekam ich einen dicken Brief, vier Seiten doppelseitig beschrieben, in dem er mir so ziemlich alles vorwarf, was ich bin, möchte, nicht möchte, tue und nicht tue. Inzwischen ist die Trennung - falls ich das richtig in Erinnerung habe - sechseinhalb Jahre her, und so ca. seit vier Jahren hat das aufgehört. Ich baue darauf, dass er es deshalb irgendwann gelassen hat, weil es ihm besser ging und er inzwischen ein gutes Leben führt, das auch ohne mich fabelhaft funktioniert. Trotzdem steckt mir das noch in den Knochen. Deshalb wünscht sich ein anderer Teil von mir, M2 hätte sich auf eine Marsmission begeben und den Planeten für immer verlassen. Meinetwegen auch nur den Kontinent, und zwar z.B. nach Australien - dorthin wird es mich mit Sicherheit nie verschlagen, ein Land, das berühmt ist für seine Spinnen und seine heftige Sonneneinstrahlung ist für mich so weit weg wie der Mars.

Zwar hab ich mal geschrieben, dass ich noch nie bei einem meiner Exfreunde auch nur ein Fitzelchen von Kinderwunsch verspürt habe. Das stimmt auch. Aber M2 war der erste, bei dem ich über das Thema nachgedacht habe, wenn auch nur negativ: mir wurde eines Tages klar, dass M2 so ziemlich der letzte Mensch wäre, mit dem ich Kinder wollen würde, und dass er die Sorte Vater abgeben würde, die Kinder in den Selbstmord oder auf die Straße treibt. Da war schon einiges vorgefallen, und ich hatte längst ca. 100 Gründe, von denen jeder Grund genug gewesen wäre, mich von ihm zu trennen. (Es war alles nicht so einfach, wir lebten ziemlich weit auseinander in jeder Hinsicht, haben uns nur zweimal im Jahr gesehen, und das meiste von dem, was mir so durch den Kopf ging, habe ich monatelang nur mit mir alleine ausgemacht. Hätten wir damals in der gleichen Stadt gelebt, dann hätte diese ganze Beziehung vermutlich nur drei Monate gedauert und nicht dreieinhalb Jahre. Aber so war es nun mal.) Aber der Kindergrund war der Grund, über den ich am vernünftigsten und nüchternsten nachdenken konnte. Und mitten im Nachdenken war es so weit: eines Morgens bin ich aufgewacht und hatte den Punkt erreicht, an dem klar war, dass ich das alles nicht mehr will und ohne ihn entschieden besser dran bin. Es ging plötzlich nicht mehr darum, ihn dazu zu kriegen, irgend etwas anders zu machen, sondern ich wollte nur noch weg. Und war plötzlich selbst fassungslos, wie ich so lange an jemanden hatte kleben können, der so vollkommen krank, kontrollsüchtig, geizig, einsam, in allem Zwischenmenschlichen ein Vollidiot und destruktiv ist. War. Ich hoffe für ihn, war.
Heute hat er Geburtstag. Ich hoffe, dass auf der Marsmission ein paar Seelenverwandte dabei sind, die ihm Gesellschaft leisten. Und ich hoffe wirklich, dass die Funkstille anhält und ich nie wieder etwas von ihm hören, lesen oder sehen muss.

2 Kommentare:

  1. Liebe Flora,
    ich melde mich glücklich und mit viel "ommm" zurück aus dem Indien-Urlaub und wollte - beim Nachlesen der letzten Wochen - nur schnell sagen, dass der 14.02. in der Tat ein grosser Glückstag ist: ich habe da Geburtstag und hatte immer viel Glück an diesem Tag! Daher bin ich guter Dinge für Deine OP! Vielleicht kriegen wir ja vorher noch einen kleinen Stammtisch hin? Ich könnte jedenfalls mal wieder....
    LG
    I.

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  2. Ach schön! Nach Indien will ich auch irgendwann, irgendwann mal... und Stammtisch fände ich auch mal wieder gut. Ich weiß allerdings noch nicht so richtig, wann das sein soll. Werde mal meinen natürlich aus allen Nähten platzenden Super-Business-Kalender konsultieren, und dann sag ich Bescheid! Liebe Grüße

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