Mittwoch, 30. Mai 2012

Termine und FKK laufen aus dem Ruder

Man kann über die Hamstersekrethormone sagen, was man will, aber zu IVF-Zeiten hatte ich meine Termine besser à jour. Die Tage und Uhrzeiten, zu denen ich mir meine Eisprungspritze zu verpassen hatte, zur Punktion sollte oder zum Test, waren in mein Gehirn eingemeißelt und anschließend mit fluoreszierender Neonfarbe ausgepinselt. Adoption dagegen macht schlampig. Da gehe ich durch die Welt und erzähle Freunden und Familie, diese Woche Donnerstag hieße es Daumen drücken, da hätten wir nämlich unseren ersten persönlichen Termin mit der Dame von der Adoptionsbehörde. Ich war auch schon ein bisschen verzweifelt, weil ich erst am Samstag das Adoptionsbuch aus der Post gezogen habe und erst auf Seite 80 bin. Dabei sind wir erst nächsten Donnerstag dran. So dass ich dieses Wochenende in aller Ruhe dieses ungeheuer informative Buch durchknuspern kann, alles mit L. besprechen kann, was es zu besprechen gibt, und uns noch so einschwingen, dass alles gut wird.

Alles wird nämlich gut. Hatte ich das schon erwähnt?

Im übrigen laufe ich weiter jeden zweiten Tag um den Park, auch wenn schon wieder die ersten Zipperlein auftauchen. Aber das ist wohl so, wenn eine fast 40jährige und nicht ganz gertenschlanke Hormonbrumse sich mal in Bewegung setzt, kein Grund, aufzuhören. Auf der Waage tut sich nichts, aber das liegt vermutlich an den wahnsinnigen Mengen an Muskelmasse, die sich da gerade bilden. Letzte Woche war ich außerdem beim Unter-Wasser-Kickboxen und habe mich wieder mal gewundert über den beharrlichen Willen mancher alter hässlicher Männer, so oft nackt zu sein wie irgend möglich. In meinem Fitnessstudio gibt es eine dufte Saunalandschaft samt Pool und verschiedenen anderen Annehmlichkeiten. Im Außenpool, den Saunen und den Whirlpools muss man nackt sein, im Restaurant sollte man freundlicherweise einen Bademantel tragen, während eine unterbezahlte Studentin einem eine Backkartoffel und ein Bierchen serviert, und in allen anderen Bereichen bleibt es einem selbst überlassen. Wie fast alle Frauen haste ich zwar nicht in der Sauna von der Tür zur Bank und halte mir die Hände vor die kritischen Stellen, während ich mich mit dem Po an der Wand entlang schiebe, aber ich flaniere auch nicht minutenlang nackt um den Pool, ich trage beim Schwimmen immer einen Badeanzug, und ich öle mich auch nicht hingebungsvoll vor Publikum ein. Männer dagegen tun das gerne, besonders die sehr, sehr dicken, glatzköpfigen und alten. Ich hab vor ein paar Wochen schon mal gesagt, dass mir das ein Rätsel ist: woher nehmen die das? Diese grenzenlose Zufriedenheit mit sich und ihrem Körper? Dieses fast schon aufdringliche und unverschämte, raumgreifende Selbstvertrauen? Die sitzen breitbeinig und nackt auf einer Sonnenliege und verzehren ein Schnitzel, das sie zwischen ihren Beinen abgestellt haben. Eine Gelegenheit, bei der sie nicht nackt sein dürfen, sind die Gymnastikkurse im Wasser: da vorne steht jemand und arbeitet, der kann sich das nicht aussuchen, und dem sollte man nicht zumuten, nackten tobenden Menschen Haltungstipps zu geben. Alle Frauen haben etwas an. Keiner der drei Männer hat etwas an. Ein verstohlener Seitenblick zeigt: die machen gar nicht richtig mit, dafür sind sie vielleicht ja auch schon zu alt. Die hoppeln nur ein bisschen auf der Stelle und stehen ein bisschen zu nah an der nächsten Dame.

Ich verstehe die nicht. Und ich mag die auch nicht besonders. Fällt kaum auf, oder?

1 Kommentar:

  1. Liebe Flora, kannst du mir das Buch zum Thema Adoption empfehlen? Wie heißt es und von wem ist es?
    Lieben Dank im voraus, Silvia

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