Samstag, 16. Juni 2012

Wir sprengen den Haushalt und erklären das zum Feuerwerk

Heute hat L. Geburtstag. Um sieben kommen ca. 30 Gäste. Und ich sitze hier und bin so dermaßen tiefenentspannt, dass es eine wahre Pracht ist, vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Woche bei uns die Fußböden abgeschliffen wurden (sah aus wie Sau, überall, wo es nicht staubig war, stand Möbeltetris herum) und wir nicht vorhaben, Pizza für die Party zu bestellen. Das liegt daran, dass ich gestern schon bestimmt vier Stunden in der Küche verbracht habe. Mann, war ich glücklich. Viel schöner kann es für mich nicht werden: meine Playlist auf L.s iphone-Musikdings, drei Töpfe auf dem Herd, ein Berg Zutaten, die noch verarbeitet werden müssen, und dazu ein Glas Wein. Bisher habe ich hergestellt:
1 Erdbeertorte, die um Mitternacht überreicht wurde
1 Salat aus dicken Bohnen (für die Vegetarier, die meinen Nudelsalat nicht essen können)
5 Kilo mit Knoblauch und Zitrone marinierte Hühnerflügel
1/2 Liter Dillsauce für den Gurkensalat, den ich nachher noch schnibbele
eingelegte Zwiebeln für den Tomatensalat
1 Fass Nudelsalat mit Erbsen, Tomaten, Gürkchen und Fleischwurst
Chiliöl für den Halloumi, den wir nachher für die Vegetarier grillen, die weder Hühnerflügeln noch Würstchen viel abgewinnen können
1 Kilo Zitronen-Chili-Parmesan-Kräuterbutter für die Baguettes
Crumbleteig für zwei riesige Formen mit Beerencrumble

Nun kommt L. ins Spiel. L. hatte bisher vor allem die Funktion, Dinge, die ich in den Einkaufswagen gelegt habe, wieder herauszunehmen. Ich bin nicht im Krieg aufgewachsen und auch nicht mit sieben gefräßigen Brüdern, aber irgend etwas in meiner Natur graut sich davor, dass Gäste irgend etwas wollen könnten, das aber schon alle ist. Wäre ich reich, dann würde ich für Gäste Zigaretten und Champagner bunkern. Bin ich aber nicht. Darum bleibt mir nur die Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass auf dem Buffet auf jeden Fall keine Schüssel leer wird. Wenn ich also im Supermarkt vor dem Regal mit den Chips stünde und im Begriff wäre, acht Tüten in den Einkaufswagen zu legen, und jemand würde zu mir sagen "bist du SICHER, dass das reicht? Nimm doch lieber fünfzehn!" dann würde ich das sofort tun. Tut aber keiner, weil ich im Zweifel sowieso fünfzehn nehme. Die armen Mädchen können ein Lied davon singen, weil ich in unseren Urlauben in der Küche am Ruder bin und regelmäßig das Budget sprenge, damit bloß jeden Abend zwei Kilo Essen übrig bleiben.
So auch diesmal. Bis heute morgen: das Geburtstagskind erwachte nach acht Stunden erfrischendem Schlaf, rieb sich die Augen und verkündete strahlend, heute drei Sorten Sorbet zubereiten zu wollen. Welche Früchte mir geeignet erscheinen würden? Ich rieb mir auch die Augen und fragte mich leise, wo in unserer knackvollen Tiefkühltruhe die Sorbets wohl unterkommen sollten, und dankte der Vorsehung, die mich gestern schon einen Großteil der Küchenarbeit hat erledigen lassen, bevor L. anfängt, die Küche in die Montessori-Sorbetwerkstatt zu verwandeln. Heute ist in unserem Stadtteil Markt. Ich war geduscht und angezogen und wollte los. Auf meiner Liste standen fünf Kilo Hühnerflügel, außerdem ca. acht Baguettes, außerdem Sprite für Alstertrinker und drei Säcke Eiswürfel. Ich winkte aufmunternd mit dem Autoschlüssel, L. war entgeistert. "Du willst mit dem Auto fahren? Ich dachte, wir gehen schön zu Fuß?" Ich winkte noch mal. Widerstrebend fand L. sich damit ab. Mit fünf Kilo Hühnerflügeln am einen Arm und acht Baguettes unter dem anderen bummelte ich mit L. von Obststand zu Obststand. Liebe Abkürzungsdamen, was soll ich sagen: L. hat drei Säcke Tiefkühlhimbeeren, zehn Mangos und zehn (10.) Schalen Erdbeeren gekauft. Ich glaube, ich gehe gleich drei Stunden mit dem Hund.

Lieber L., solltest du das hier lesen: du bist wirklich die Sonne meines Lebens, der größte Schatz, den ich auf dem Planeten habe, und kein Mensch würde auf die Idee kommen, dass Du heute 42 geworden bist. Einen dicken, nassen Kuss für dich, und im Lauf des Abends sicher auch noch ein paar mehr. Ich bin mir sicher, das Sorbet wird köstlich. Köstlich! Ganz, ganz viel Spaß bei der Zubereitung wünscht Dir Deine

Flora

4 Kommentare:

  1. Hallo Flora,

    ich habe noch nie gehört, dass man Parmesan in Kräuterbutter macht(schäm). Das hört sich aber super lecker an, verräts Du wie Deine "Zitronen-Chili-Parmesan-Kräuterbutter" gemacht wird?

    Verfressene Grüße Yasmin

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  2. muhaaahaaaa......:-)
    Flora, you made my day
    LG, die Funny

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  3. Liebe Yasmin, das Rezept hab ich zum ersten Mal gemacht, war aber nicht soooo begeistert: einfache Kräuterbutter ist einfacher, geht schneller und schmeckt um Längen besser als die komplizierte Variante mit Chili, Limettenschale, Zitronenschale, Parmesan, Kräutern, Zwiebeln und Knoblauch... kann ich nicht empfehlen! Liebe Grüße, Flora

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  4. Nachträglich alles Gute zum Geburtstag L! Auf dass das nächste Jahr gut wird. Gruß, Eva

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