Dienstag, 24. Juli 2012

Steht mir aber auch gut, gelle?

Vor ziemlich genau drei Jahren stand ich mal in einem Fahrstuhl, und einer meiner unsympathischsten Ex-Kollegen legte mir die Hand auf den Bauch und sagte "das steht dir aber gut". Witzigerweise war ich tatsächlich gerade schwanger, wenn auch so ca. im zweieinhalbten Monat, was mir da also gut stand, war höchstens meine Leidenschaft für Cheeseburger, nicht die Schwangerschaft. Ich war wie vom Donner gerührt. Zum Glück musste ich nur bis in den dritten Stock.

Heute morgen bin ich schon um Viertel vor sieben glockenwach gewesen (vermutlich ein Nebeneffekt des Laufens) und habe beschlossen, weil ich erst morgen wieder laufen darf, nutze ich das aus, um mit Lili einen extralangen Morgenspaziergang zu machen. Wir spazieren also, Lili und ich, Lili trägt ihr schickes Lederhalsband und die Leine, ich trage ein sommerliches Flatterkleidchen. Da kommt uns eine Krankenpflegerin mit hartem Gesicht in großer Eile entgegen, springt in ihr Auto und braust davon. Hinter einer Hecke steht noch ihr letzter Kunde, ein alter Mann. Ich komme näher, er bleibt stehen. Dann sehe ich, der hat so gut wie nichts an. Auf dem Oberkörper kleben mehrere große Pflaster, er trägt eine schmuddelige Unterhose und Stützstrümpfe. So steht er da an seinem Gartentürchen und freut sich über Lili: "So ein lieber kleiner Kerl, die gab es früher öfter." Dann strahlt er mich an, kommt aus seinem Gartentürchen, legt mir seine knarzige Altmännerhand auf den Bauch und sagt: "Wie schön, das steht ihnen aber gut."

Sollte ich mal zu Budni, mir einen Test besorgen?

Die gehen mir alle auf die Nerven. Auf dieses ewige "Wann isses denn so weit?" antworte ich inzwischen ganz fröhlich "ich bin nicht schwanger, nur verfressen". Das macht mir gar nichts aus, ehrlich. Aber anfassen? Was macht man denn da? Ich will einen alten verwirrten Mann in Unterhosen nicht anschnauzen. Meistens bin ich auch zu verdattert, um überhaupt irgendwie reagieren zu können. Bis ich wieder zu mir komme, ist es zu spät für giftige Bemerkungen, "Pfoten weg" oder Pfefferspray.

Es stört mich übrigens weniger im Sinne von "Salz in die Wunde streuen, buhuuuu, und das mir als Abkürzungsdame", sondern das Anfassen stört mich als Anfassen. Wenn ich tatsächlich irgendwann einen Sieben-Monats-Bauch durch die Gegend schieben würde, der nicht mit Cheeseburgern gefüllt wäre, sondern mit Babys, dann wollte ich trotzdem nicht angefasst werden. Nicht von Leuten, die ich nicht kenne oder nicht mag. Warum tun die das? Ist das Besitzergreifung? Denken die, das bringt Glück? Denken die, man bräuchte so etwas wie ihren Segen? Oder fummeln die einfach gerne fremde Frauen an, und wenn sie schwanger sind, dann haben sie ein Alibi?

Es ist und bleibt ein Rätsel.

6 Kommentare:

  1. vll denken die, das bringt glück... wie bei diesen dicken buddha-statuen ;)
    finds auch unmöglich, wenn die was anpacken wollen, dann sollen die in den streichelzoo gehen! ich hab sogar bei ner freundin gefragt, ob ich mal darf (als die schwanger war), ich würd nichmal die einfach so angrabbeln...

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  2. Und wenn die Kinder dann da sind, dann wird ungefragt in den Kinderwagen gegrapscht!

    Grüße Yasmin

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  3. haha, mal wieder ein GROßES vergnügen, deinen post zu lesen! tja, diese anfasserei find ich auch absolut unerträglich, so wie plump-vertrauliches drücken des unterarms oder ähnliches. puh! nach wie vor nervt mich aber auch die frage "wann ist es denn so weit?"... und seit einigen jahren bin ich tatsächlich dazu übergegangen, bei diesen lustigen und ach-so-spontanen geburtstagsfeiern im büro tatsächlich morgens schon sekt zu saufen, um aller welt zu beweisen, dass ich keinesfalls schwanger bin. spart auch das lästige bauch-einziehen, haha. das zieh ich jetzt durch, bis ich 50 bin, um jeden zweifel auszuräumen. es sei denn, ich werd doch noch vorher schwanger. gleich aber erstmal: biergarten.
    und dir, liebe flora: einen schönen, lauen sommerabend!
    j.

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  4. ICH HASSE ANFASSEN :)
    Leute denen ich es erlaube OK aber von Fremden oh neeee aber man will die ja echt nicht so anmotzen

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  5. ich hab nen tipp: lass dir ein t shirt drucken mit der aufschrift: no baby inside just cheeseburger..ob allerdings der alte opa, dass hätte lesen können ohne lesebrille...wer weiß...

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  6. Baaah, so Bauchgrabscher kann ich ja überhaupt nicht haben! Ich mag es noch nichtmal von Menschen, die ich gerne mag, am Bauch angefasst zu werden (auch ohne Baby) - geschweige denn von Wildfremden!

    Auch würde ich wie Ori niemals anderen Leuten einfach an den (Baby-)Bauch fassen, sogar bei meiner besten Freundin frage ich vorher. Schwangere sind ja oft auch empfindlicher als sie es unschwanger sind.

    Bei einem vielleicht schon etwas verwirrten, alten Mann funktioniert womöglich dieses ganze Privatsphäre-Empfinden nicht mehr so genau - ich weiß nicht, ob man ihm das richtig übel nehmen kann/sollte (kenne ihn ja nicht).

    Wo es mich aber aufregt, ist bei (insbesondere weiblichen) älteren Verwandten, die ab einem bestimmten Alter kein anderes Thema mehr kennen und jeden Schluckauf und jedes Gramm Gewichtszunahme als sicheres Schwangerschaft-Anzeichen identifizieren und gezielt drauflos bohren müssen.

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