Glitschi-glitschi-glitsch. "Ihr Kind hat aber einen ganz schönen Eierkopf." Glitschidiglitschi-glitsch. "Aber das MUSS natürlich nichts heißen."
Aha. Wieso... na, egal.
Nein, nicht egal: bin ich die erste nervöse Schwangere, die auf dieser Liege liegt? Was heißt das jetzt? "Muss nichts heißen..." Kann aber? Und wenn ja, dann was? Heißt das nur, das Kind kommt nun doch nicht wie erhofft nach L., sondern nach seiner eierköpfigen Mutter? Heißt das, da ist irgendwas im Argen und jetzt hilft nur noch Daumen drücken? Wieso erzählt sie mir sowas? Und dann ist es auch noch zierlich. Zierlich! Letztes Mal war es noch "ein Brummer". Warum bin ich in solchen Momenten nie geistesgegenwärtig genug, zu fragen, innerhalb welcher Spanne wir uns hier mit den Normwerten bewegen? Liegen zwischen Brummer und zierlich jetzt 100 Gramm oder 400? Ein Kilo? Liegt es am Ende nur wieder an dem blöden Kartoffelsalat-Ultraschall? Und wenn der so schief misst, wieso machen wir das hier überhaupt? Ich steige doch auch beim Arzt nicht auf eine Waage, die mal zehn Kilo mehr, mal zehn Kilo weniger misst? Und auf einmal ist mein großes starkes Kind zierlich und hat einen Eierkopf.
Gestern, um es abschließend noch mal zusammenzufassen, war jedenfalls eher einer der mieseren Tage dieser Schwangerschaft. Nicht nur deshalb, weil ich insgesamt vier Stunden in Warte- und Sprechzimmern zugebracht habe und eine weitere auf dem Weg dahin und deshalb am Ende nur einen halben Tag mit meinem Auftraggeber abrechnen konnte, was mich eine solide Anzahlung auf den Kinderwagen gekostet hat.
Aber um beim Thema zu bleiben: im Krankenhaus hatten sie mir vorher telefonisch versprochen, in einer halben Stunde wäre ich mit der Anmeldung durch, sofern ich meine Papiere am Start hätte. Hatte ich. Trotzdem saß ich dann da und saß und saß, und die Laune verfinsterte sich zusehends, nicht nur, weil neben mir ein 65jähriger Unsympath mit seiner 25jährigen Freundin saß, die hochschwanger, mit so vielen Streifen wie ein Zebra und bei 12 Grad bauchfrei unterwegs war. Die erste Stunde habe ich gehofft, er wäre ihr Vater oder Opa. Dann hat er ihr den Arm um die Schulter gelegt und an ihrem Ohr gekaut. Tja nun. Das war wieder eine der Situationen, die man nicht direkt nach einer Abkürzungspleite erleben will. Die Ärztin, die schließlich mit mir sprach, musste sich erst doppelt telefonisch absichern, bevor sie einverstanden war, mich erst mal für eine normale Geburt vorzumerken. Zu hoher Blutdruck, 40, Konisation, schwanger nach Kinderwunschbehandlung, "zierliches" Kind? "Vermutlich werden wir es früher holen müssen. Und bis dahin engmaschig überwachen." Mein Blutdruckmedikament will sie dann auch noch mal umstellen. "Ihre Frauenärztin weiß da aber auch Bescheid." Weiß sie? Hat sie gar nichts von gesagt.
Nee nee nee, das war kein so guter Tag. Und ich hatte mich ehrlich auf die Anmeldung gefreut. Ein Meilenstein! Abkürzungsflora mit dem Gurkenbauch marschiert in ein Krankenhaus, der Bauch ist zwei Minuten vor mir da, und ich melde mich allen Ernstes für eine Geburt an. Nicht eine, sondern meine. Ich dachte, ich lasse eine Flasche alkoholfreien Sekt springen! Danach war mir dann irgendwie nicht mehr. Wieso bin ich eigentlich so leicht aus der Spur zu werfen? Woher diese Stimmungsschwankungen? Wieso reicht eine etwas unsensible Bemerkung, und ich stehe kurz vor einer Panikattacke?
Ach ja. Da war ja was. Mein kleiner, zierlicher, süßer Eierkopf.
p.s. jetzt habe ich noch mal nachgesehen in einer Tabelle. In der 30. Woche wiegen Babys durchschnittlich 1300irgendwas Gramm. Meins wiegt laut Kartoffelsalat-Ultraschall 1267. Ich würde mal sagen, nichts, was das eine oder andere Stündchen Ruhe und der eine oder andere Burger nicht hinkriegen können?
One Meal Fits All
vor 19 Stunden