Freitag, 20. September 2013

Zwei Monate, Teil 2

... uuuuuund jetzt hat er wieder aufgehört, da bin ich wieder. Denn eigentlich war ich noch nicht fertig. Zum zweimonatigsten Geburtstags seines Säuglings fängt man sich schnell den Ruf ein, ziemlich oberflächlich zu sein, wenn einem dazu nicht mehr einfällt, als nebulös von joblichen Plänen zu faseln und mit seinem (völlig unverdienten) Gewichtsverlust anzugeben.

Denn es gibt noch eine Menge mehr zu erzählen.

War da was? Ein leises Knöttern? Nein, da war nichts.
Das ist z.B. so etwas. Ich hätte nie gedacht, dass ich - Konzentrationsversagerin seit jeher - mich den ganzen langen Tag und den Abend (und genau genommen auch die ganze Nacht) immer zumindest mit der Hälfte meines Gehirns auf genau eine Sache konzentrieren können würde. Auf mögliches Gequäke, auf dieses milchige Rasseln, das laut Hebamme und Kinderarzt so viele Babys nach dem Essen haben, und bei dem ich ganz genau zuhören muss, ob es nicht jetzt gerade umgeschlagen ist in Verschlucken? Husten? Möglichen Erstickungstod? Nein? Egal, was ich tue, immer ist ein Teil - mal kleiner, mal größer - bei Ernst Stavro. Und es fühlt sich noch nicht mal an wie etwas Anstrengendes. Im Gegenteil: Anstrengend wird es schnell, wenn ich das gerade nicht kann.

Wobei: auch das geht. Ich weiß, als Mustermutti ist man verpflichtet zu sagen, dass man körperlich nicht imstande ist, auch nur einen Abend, und sei es auch in einem fabelhaften Restaurant vor einem Teller mit fabelhaftem Essen und mit L. oder den Mädchen als Gegenüber, getrennt von seinem Kind zu verbringen. Doch, bisher geht das. Es tut nur weh, wegzugehen. Und dann zwischendurch immer mal wieder für ein paar Minuten. Und dann muss ich mir innerlich kurz in den Hintern treten und zu mir sagen: diese Momente sind selten genug. Genieß sie gefälligst. Und wenn du das nicht kannst, dann tu so, als könntest du, und früher oder später hast du selbst dich überzeugt und kannst. Wir verabreden jetzt einfach folgendes: wenn du bei Ernst Stavro bist, dann bist du bei Ernst Stavro und gehörst ihm. Und wenn du nicht bei ihm bist, wenn du mal Ausgang hast, dann bist du eben anderswo und genießt es gefälligst. Denn mit einer Mutti, die zehn Kilometer von ihrem Kind entfernt in einem Restaurant sitzt und nur daran denkt, wie es ihm wohl gerade geht und ob er das überleben wird, wenn seine liebevolle und extrem erfahrene Oma ihn betüdelt, ist niemandem gedient.

Genau. Und irgendwann wird diese Botschaft auch in den entlegenen Urviech-Regionen meines Gehirns ankommen.

Ist eigentlich sonst schon mal jemandem aufgefallen, dass sich mit einem Baby jeder Zustand so anfühlt wie für immer? Er brüllt seit zehn Minuten, und ich fühle mich, als wäre ich diesem schrecklichen, nervenzerfetzenden Geräusch jetzt seit Monaten ausgesetzt. Er lacht mich an, und ich denke: was für ein kleiner Sonnenschein, wenn das mal nicht das fröhlichste Baby der Welt ist? Er schläft, und ich lümmele mich aufs Sofa und denke, ist doch ganz entspannt mit Kind, was haben die nur alle? Er will getragen werden, und ich erzähle einer Freundin am Telefon, dass ich ihn wirklich den ganzen, den ganzen Tag herumtragen muss, und in diesem Moment glaube ich das sogar selbst, denn es fühlt sich so an. Alles, wirklich alles fühlt sich so an, als wäre es immer so. Ist das nur mein Fusselhirn? Oder könnt ihr das bestätigen, liebe Ex-Abkürzungsdamen da draußen?

Aber jetzt. Knöttern, eindeutig.
Also schön, bis später. Das Geburtstagskind ruft, und Geburtstagskinder soll man nicht warten lassen.

2 Kommentare:

  1. Doch, kann ich bestätigen. Besonders, wenn das Kind (und Mama) nachts müde ist, aber nicht schlafen kann. Dann ziehen sich 10 Minuten wie Kaugummi.

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  2. Ja, und eine Stunde nachts brüllen fühlt sich an wie die ganze Nacht nicht geschlafen. Meiner bleibt zum Beispiel NIE im Buggy sitzen :-)

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