Dienstag, 26. April 2011

Flora A. ist nicht zu fassen

Vor zwei Minuten habe ich mir eine Ampulle Brevactid angemischt und in den Bauch gespritzt. Ab übermorgen schmiere ich wieder mit Crinone herum (jaja, ich weiß, Uterogest ist billiger, aber billiger als "hab ich sowieso noch in Mengen hier rumfliegen" wird es nicht, und Crinone habe ich noch in Mengen hier rumfliegen), und Samstag kommen die Würmchen an Bord, die das Auftauen überlebt haben.
In dem Maße, in dem meine Eizellen abbauen, lerne ich dazu. Beim ersten, zweiten oder dritten Versuch hätte ich noch in dem Moment, in dem der Doktor sagt "Freitag ist Transfer" die Lippen zusammengepresst, "Hmhm" gepiept und hinterher zähneknirschend alles, was mir mal wichtig war, aus meinem Kalenderblatt für Freitag gestrichen. Heute habe ich gesagt "Freitag ist doof, geht auch Samstag?" und siehe da, Samstag geht auch. "Ehrlich? Das hier ist natürlich am Wichtigsten, falls das meine Chancen senkt, kriege ich das Freitag irgendwie hin."
Neinnein, Samstag geht auch.*

Und plötzlich senkte sich eine große, schöne Gelassenheit über mein Fusselhirn. Samstag geht auch! Wenn Freitag doof ist, geht auch Samstag!

Und jetzt muss ich ein Geständnis machen. Heute war ich beim Vertretungsarzt, ein sehr wortkarger Vertreter. Während des kurzen Ultraschalls hätten andere Ärzte (die Anästhesisten z.B., von denen ich neulich erzählt habe) einen Wortschwall loswerden können. "So, das wird jetzt kühl, schön entspannt, hier sehen wir... dort sehen wir... ja... das sieht gut aus..." Er war da anders. Rein mit dem Dings, stocher-stocher, markier-markier, raus mit dem Dings, "So." mit kurzem O. Ich habe das als Aufforderung gewittert, abzusteigen, mich wieder anzuziehen und nach nebenan zu gehen, und außerdem als Einladung, etwas auszuprobieren. Nämlich, ihn nicht zu fragen, ob ich mir noch flink einen Termin beim Chinamann machen soll. Von sich aus hat er nicht davon angefangen, ich auch nicht, und ich habe beschlossen, diesmal versuche ich es noch mal ohne.

Das heißt nicht, dass ich ab bin vom Chinamann! Aber ich gebe diesem Versuch nicht viel Herzblut. Kaputte, tiefgekühlte Zellen? Ich mache alles mit und bin auch bester Dinge, aber ich schmeiße nicht auch noch zwei Akupunkturen hinterher und zwinge meinen Chinamann, am Samstag seine Butze zu öffnen nur für eine, die sowieso noch nicht mit sich einig ist, ob sie überhaupt an eine Medizinform glaubt, an die man scheinbar glauben muss, damit sie funktioniert. Petzt es bitte nicht den Würmchen, meiner Ärztin und dem Internet. Ich wette, das merken die nie!
Ich fühle mich wie ein Meisterdieb. Wie ein Meisterdieb bei gelungener Flucht auf einem antiken Motorrad. Mit ohne Helm.


* der Festplattenrekorder ist längst programmiert. Aber der Termin für die muckelige Sofarunde der Unfruchtbaren steht immer noch nicht fest. Und ich wette, da wäre mein Eiertermin genau reingekracht. Hach, dieser ewige Clash zwischen Eizellen und Karriere!

1 Kommentar:

  1. Dann drücke ich dir für Samstag mal ganz fest die Daumen! Für uns geht es heute in den 31. Zyklus. Kerngesund und trotz Bauchspiegelung haut es nicht hin. So langsam bin ich echt genervt von dem ganzen Scheiss...
    Irgendwie scheinen sich die Spermien und das Ei nicht zu mögen.

    In diesem Sinne, Grüße von einer anderen "Unfruchtbaren" ;-)

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