Samstag, 30. April 2011

Ich hätte ja schon eher gepostet, aber ich war noch in der Maske, kennt ihr ja

Wieder mal passiert erst tagelang nichts und dann auf einmal viel zu viel. Der Reihe nach (jedenfalls versuche ich das nach Kräften, aber bekanntermaßen soll man sich mit Braten in der Röhre ja nicht übernehmen).

Gestern:
Der Zeitplan in London und in meiner Küche/auf meinem Fernsehsofa steht und funktioniert reibungslos. Ich weihe das Original-Krönungs-Service ein, das L. heimlich für mich in England bestellt hat (nicht das ganze Service, sondern einen Teller und zwei Tassen), indem ich vom Teller Eier, Speck, gegrillte Pilze und Tomaten und Toast mit Marmite, Cheddar und bitterer Orangenmarmelade esse. Anders als Götz George in "Schtonk" trenne ich mich nämlich nicht plötzlich oder werfe mit Sachen, wenn man mir Toast mit bitterer Orangenmarmelade vorsetzt. Dazu gibt es aus den Tassen Earl Grey, und zwischendurch zwei Gläser Pimms mit Eis, Gurken, Erdbeeren, Zitrone und Ginger Ale. Das Hochzeitsservice ist für meinen Geschmack ja fast zu stilvoll, es ist z.B. weit und breit kein Bild der beiden darauf zu sehen, aber wenigstens Goldrand, Herzchen und so. Habe ich wohl Glück, jemanden wie L. zu haben, der sowas für mich kauft und daraus dann auch noch bereitwillig seinen Kaffee trinkt?
Wenn ich ihm auch sagen musste, William hätte ich auch genommen, dieser plötzliche Haarausfall hat mich auf eine spezielle Art gerührt, gegen die ich machtlos bin.
Gegen eins musste ich das alles hinter mir lassen, um mit ungewohnt viel Produkt im Gesicht und im gewünscht sommerlichen Kleid in ein Taxi zu springen. Natürlich hatte ich einen Taxifahrer, der mir die ganze Fahrt über unaufgefordert erzählt hat, das wäre ja wohl alles ein Riesenscheiß, wer so was gucken würde, wäre ein Vollidiot und könnte einem leid tun, zeterzeter blablabla. Ich habe gelächelt und huldvoll aus dem Fenster gewunken, so machen wir das im englischen Königshaus.

Und dann der Termin. Ich kann euch jetzt sagen, das Fernsehen hat Recht, fotografiert werden ist wirklich ein bisschen so wie bei Heidi! Die zauberhafte, sommersprossige Visagistin (die sich mit den Worten vorstellte "Ich bin Haare Make-Up"), beäugte das Ergebnis meiner Schminkbemühungen ein bisschen freundlich-argwöhnisch, woraufhin ich schnell so tat, als wären das nicht 30 Minuten Zunge-im-Mundwinkel-geklemmte Anstrengung gewesen und lässig erlaubte, das gleich alles wieder runterzunehmen. Und dann musste ich zwanzig Minuten lang nach oben gucken, nach unten gucken und wieder nach oben gucken. Die Spaziergänger in Planten und Bloomen, die uns auf der Caféterrasse sitzen sahen, fragten sich vergeblich, woher sie uns denn nun kennen sollen. Nirgendwoher, liebe Spaziergänger! Wir sind genau solche Niemande wie ihr! Wir machen uns heute nur mal hübsch! Einen kleinen Triumph hatte ich aber, als Haare Make-up bereitwillig mein weißes Make-up und meinen Lippenstift benutzte, die sie sehr passend fand. Ha.
Dann ging es ohne Umweg über einen Spiegel auf ein weißes Himmelbettchen, das wie zufällig da rumstand, ich musste meine Wollstrumpfhose ausziehen, damit das im Augustheft nicht so kühl wirkt, und dann habe ich eine halbe Stunde lang alles gemacht, was der unfassbar nette Fotograf mir sagte. Im Nachhinein muss ich sagen, der war fast ZU nett. Denn falls die Wahl auf das Bild fallen sollte, auf dem ich auf dem Bett knie und so im Sitzen nach vorne robbe, als würde ich gleich "groarrrrr" machen und einen Tiger imitieren, das hab ich nur gemacht, weil der so nett war und ich deshalb so entspannt! Im August wird der Fotograf Vater, bitte wünscht ihm und vor allem seiner Frau viel Glück. Nach dem letzten Foto bin ich sofort aufs Klo gerannt, und siehe da, ich sah dank ungewohntem Kajal und ein bisschen smoky aus wie Avril Lavigne, zusammen mit dem Blümchenkleid ergab das so eine Art romantic gothic. Nuja. Wir werden sehen. Das war sicher nicht die Schuld von Haare Make-up, sondern lag daran, dass ich das sonst nicht mache, sondern mir die Wimpern tusche, mir einmal die Puderquaste auf die Nase drücke und los, es sei denn, es ist was. Und darum erkenne ich mich selbst kaum noch, sobald jemand mir mit Kajal kommt. Sogar meine Haare waren mit einem Elektrogerät geglättet worden! Das war wirklich noch nie.


Dann die eigentliche Hauptsache, das Gespräch. Wir waren zu fünft: die Journalistin, Simone, eine Dame aus München, die sich noch nicht so richtig in die Abkürzungswelt begeben will, und eine ehemalige Abkürzungsdame, die schon vorübergehend hingeschmissen hatte, als sie plötzlich simsalabim schwanger wurde und jetzt ein vier Monate altes Kind hat. Die Fragen waren zum Teil von der Sorte, die mich sonst auf die Palme bringen ("Glaubt ihr, dass ihr vielleicht irgendwie unbewusst das Kind gar nicht wollt?") Zum Teil aber auch genau richtig und gut, und am Ende hatten wir alle ziemlich viel von dem gesagt, was es so zu sagen gibt. Genauer gesagt, bin ich gespannt, wie die "Emotion" das alles ohne Sonderheft unterbringen will. Ach so, das machen Zeitschriften gar nicht so? Das wird noch editiert und gekürzt?

Nach fünf Stunden bin ich hochzufrieden nach Hause gefahren, immer noch ein bisschen zu Avril-artig für meinen Geschmack, aber trotzdem mit dem Gefühl, einen Nachmittag unter lauter freundlichen, klugen und lustigen Menschen verbracht zu haben. Und vom Rest werde ich ab sofort nichts mehr verraten, schließlich sollt ihr gefälligst Mitte Juli diese Zeitung kaufen.

Dann noch abends mein traditionelles Abschied-vom-Essen-für-Erwachsene-Dinner mit L. Er kommentierte mein nagelneues Gesicht mit den Worten "Schön, dass Monika Lierhaus wieder das Leben genießt". Harr. Ich hab mich am Riemen gerissen, denn ich wusste ja schon, dass ich höchstens mit einer "okayen" Eizelle rechnen kann und die Wartezeit bis zum nächsten rohen Fisch vermutlich eher zehn Tage als ein Jahr betrifft, da muss man nicht auf Henkersmahlzeit-Modus umschalten. Also hatte ich nur halbrohes Fleisch und Weißwein. Und um elf lag ich im Bett.

Heute:
Um halb eins saß ich auf dem Donnerstühlchen, und die Eierbeauftragte verkündete mir freudestrahlend, es wäre EIN ZWEIZELLER! Als sie mein Gesicht sah, schob sie schnell nach: die Zellen waren nicht wie angekündigt am Mittwoch aufgetaut worden, sondern gestern, und da sind zwei zudem sauber geteilte und auch sonst propere Zellen ok. Wir plauderten noch ein bisschen darüber, was jetzt auf mich zukommt, und es zeigte sich, auch nach gefühlt 12 Versuchen kann einen doch noch einiges überraschen. Mir hatten Sprechstundenhilfen immer gesagt, ich müsste jetzt im Schleichschritt gehen, dürfte nicht mehr Radfahren und müsste spitzen Bemerkungen ausweichen. Ich kann mich sogar noch an ein DinA4-Blatt voller Anweisungen und Verbote erinnern. Der Arzt kam dazu und rollte die Augen. Die beiden heute haben herzlich gelacht darüber und gesagt, wenn ich joggen gehen will, soll ich joggen, die Welt wäre ein bedeutend leererer Platz, wenn das JETZT das Würmchen umbringen würde, und stillhalten und die Hände ringen wäre eher kontraproduktiv. (Außerdem habe ich mir einen Anpfiff eingefangen, weil meine Blase voll war, man könnte ja gar nichts sehen auf dem Ultraschall. Aha. Man lernt nie aus, auch nach unzähligen Versuchen, bei denen volle Blase Pflicht war. Was ja auch nicht weiter wundern kann, angesichts dessen, dass sich die Grundfunktionen des weiblichen Körpers ja alle zwei Monate einmal komplett umkrempeln und neu erfinden). Aus irgend einem Grund war ich sofort bereit, zu glauben und zu beherzigen, was mir heute gesagt wurde. Und morgen gehe ich laufen.

Tag 1 mit Würmchen. Am 12. ist der Test.

2 Kommentare:

  1. Liebe Flora, mit Freude drück ich Dir wieder die Daumen! Der Mai ist ein schöner Monat, um schwanger zu werden; wünsch Dir eine entspannte Wartezeit (ich hatte 8) Du schaffst das! Grüße

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  2. Also, jetzt kann ich es ja sagen: Dass du in der alten Klinik nicht mal radfahren durftest, war mir immer schon suspekt :-)
    Ehrlich, die meisten werden einfach so schwanger und merken das erst in der 7. Woche oder so, da muß ein Würmchen schon was aushalten! Klar will man nix riskieren, aber leben muß man doch noch dürfen...
    Drücke die Daumen!!
    Bernstein

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