Sonntag, 14. Juli 2013

14. Juli: auch kein schlechter Geburtstag.

Vor... wartet mal... 25 Jahren waren wir am 14. Juli in Frankreich. Ich war 15, und meine Eltern hatten zusammen mit zwei anderen Familien ein riesiges altes Haus in der Bretagne gemietet. In dem verpennten Fischerdorf war der 14. Juli eine vergleichsweise ruhige Angelegenheit. Das Haus war ein Chaos, es gab eine Art Rittersaal mit Flügeltüren und Kamin, mit Möbelsperrmüll zugestellte Gänge, verschimmelte Wände und Geranientöpfe und Etagenbetten, Antiquitäten und viel Plastik. Außer mir gab es noch zwei andere Teeniemädchen in den Familien, wenn auch nicht ganz so verkorkste wie mich: Sarah und Sonja. Zusammen mit ihnen und weit weg von der grauenvollen Schule fühlte ich mich allerdings ausnahmsweise weniger verkorkst als Zuhause. Fast jeden Abend fabrizierten wir zusammen ein paar Meter Knoblauchbaguette als Beilage zum Essen (was meinen Vater, der Knoblauch persönlich nimmt, in den Wahnsinn getrieben haben muss, aber er hat keinen Piep gesagt). Immer wenn das Wetter schön war (und das war es meistens) aßen wir entweder auf der langen Terrasse vor dem Rittersaal oder gleich unten im verwilderten Garten mit Blick auf das Meer. Ich erinnere mich an Artischocken, gegrillte Langustinos, und daran, dass das der Urlaub war, in dem ich zum ersten Mal gesalzene Butter zusammen mit Nutella und Marmelade aß, und seitdem führt kein Weg zurück. Heute noch müssen meine Mädchen und L. mir fassungslos dabei zusehen, wie ich mein Nutellabrot salze. Zwar war der Küstenort am Meer, aber an einer ziemlich steinigen Küste, deshalb sind wir fast jeden Tag in die Autos gestiegen und an einen der vielen unfassbar schönen Strände in der Nähe gefahren. Das Meer war überall so, wie ich es am liebsten mag: kein knallblauer, ruhiger Tümpel mit aufgereihten Sonnenliegen am Ufer wie das Mittelmeer, sondern wild, eiskalt und mit riesigen Wellen. An den vier-fünf Tagen, an denen es regnete, fuhren wir nach Quimper zum Bummeln, wanderten durch die Wälder, sahen uns alte Städte an, saßen in Creperien herum und verbrachten Stunden in französischen Supermärkten. Das war einer der schönsten Urlaube in meinem an schönen Urlauben nicht gerade armen Leben, und eines Tages möchte ich genau das noch einmal haben: meine Freunde weg vom Mittelmeer an den Atlantik locken, ein großes altes leicht angegammeltes Haus mieten und dort wochenlang hausen. Sommerurlaub, wie er mal gedacht war: nicht nur eine oder zwei kümmerliche Wochen, sondern fast ein ganzer Sommer, in dem man nichts weiter zu tun hat als Schlafen, Lesen, Essen, Schwimmen, braun werden, Sand aus Schuhen schütteln und Schalentiere knacken.

Sollte Würmchen heute kommen - wofür ich sehr wäre, denn es ist ausnahmsweise mal kühl und verregnet, und genau so wie es gutes Laufwetter gibt (das hier ist z.B. welches), gibt es bestimmt auch gutes Geburtswetter, wobei ich davon ausgehe - nachdem ich zwar schon öfter gelaufen bin, aber noch kein Kind habe - dass gutes Laufwetter auch gutes Geburtswetter ist - das sind jetzt reichlich viele Gedankenstriche für einen Satz, aber egal, ich mach weiter - dann habe ich jetzt schon den Plan, mit ihm in den ersten Jahren mal am 14. Juli in Frankreich zu sein und ihm vorzuschwindeln, das ganze Spektakel samt Feuerwerk wäre zu Ehren seines Geburtstages. Wer weiß? Vielleicht kann ich ihn auf diese Weise dazu kriegen, eines Tages etwas mehr Eifer als Mama und Papa im Französischunterricht an den Tag zu legen. (Wobei ich nichts dafür konnte, Schuld war mein grässlicher altjüngferlicher Französischrochen. Aber das ist eine andere Geschichte.) Oder aber ich lege damit früh genug den Grundstein für einen soliden Größenwahn.
Geburtstag haben heute außerdem Gustav Klimt und Ingmar Bergman. Ob die als Kinder von ihren Eltern mit Hilfe des französischen Nationalfeiertages reingelegt wurden, weiß ich nicht.
Frederik steht mit auf unserer Liste. Wenn er heute kommt, vielleicht ja sogar mit c?

1 Kommentar:

  1. Geburtstag als Nationalfeiertag ist schon toll, aber ich glaube fast, er hat den Plan, erst hier die 1 Mio. Seitenaufrufe - zu seinen Ehren - abzuwarten, und macht sich dann auf den Weg ;)
    Er hat sich schon zum Einzug lange bitten lassen, und nun wird beim Auszug nicht viel besser :)

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