Sonntag, 7. Juli 2013

Bereitschaftsdienst.

Ich weiß noch, mitten im Winter (also vermutlich irgendwann so um den zehnten April herum) hatte ich mal geschrieben, beim Blick nach draußen könnte ich mir gar nicht vorstellen, jetzt schon im siebten Monat zu sein. Denn jetzt wäre ja Winter, und das Baby käme erst im Sommer, und da wäre noch ein Frühling dazwischen, der noch längst nicht in Sicht war. Jetzt ist Sommer, da gibt es kein Missverständnis mehr. Ich habe mir gestern endlich neue Flipflops gekauft, die Kirschen kosten vier Euro das Kilo, abends muss ich die Hortensien und den Rasen gießen, und jeden Tag esse ich mindestens ein Kilo von diesen tollen platten Mini-Nektarinen, die mir letztes Jahr noch gar nicht aufgefallen waren. Heute gehen die Mädchen und ich ins Schwimmbad, und da wollen wir mal sehen, ob es zu einer Wassergeburt im ganz großen Stil kommt. Alle winzigen Spannbettlaken (Babybay, Bett, Stubenwagen) sind gewaschen und an Ort und Stelle, die Strampler ordentlich nach Größe und Wetter in verschiedene Körbe sortiert, die Folie im Windeleimer ist geknotet und bereit für die erste volle Windel, sogar die Gebrauchsanweisung fürs Haus für meine Familie habe ich schon geschrieben. Jetzt muss sie nur noch ausgedruckt werden. Und wenn ich das noch schaffe, backe ich noch eine Dose Nussecken für sie und verstecke sie vor L., damit sich meine Eltern und Geschwister stärken können nach ihren Besuchen beim Enkelkind bzw. Neffen. (Bin ich die einzige, die immer gleich an die Ducks denkt, wenn von Neffen die Rede ist?) Äußerlich, also äußerlich ist also alles sowas von bereit. Ein paar Bilder könnte ich noch aufhängen. Das mach ich dann wohl heute. Innerlich ist eine andere Sache. Innerlich ist komisch.

Jeden Morgen beim Aufstehen tut es erst mal weh. Der Kleine drückt mir mit seiner (wenn man L. und mich als Maßstab nehmen kann) sicher beachtlichen Riesenrübe auf den Steiß und auf das Becken. Der erste Weg aufs Klo geht also nicht ohne Ächzen und Stöhnen ab. Sitze ich dann erst mal, begrüße ich ihn natürlich angemessen und bedanke mich bei ihm, dass ich eine weitere Nacht im eigenen Bett schlafen durfte, statt auf Gummibällen kauernd ungerechterweise meine Kinderwunschärztin zu verwünschen. Ich weiß nicht, wie es anderen Damen geht, aber abgesehen vom Drama spricht mich an einer nächtlichen Geburt wenig an. Morgens aufwachen, in Ruhe frühstücken und duschen und anziehen und dann irgendwann - das wäre schön. Aber wenn ich ausnahmsweise so etwas wie ein Gefühl dafür entwickelt hätte, dann würde ich sagen, vor Freitag wird das nichts. Auch wenn ich jetzt über vier Jahre Zeit hatte, mich an den Gedanken zu gewöhnen, ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich morgen Abend ein Baby haben könnte. Oder Mittwoch. Vielleicht habe ich deshalb auch nächste Woche wieder jede Menge vor. Vielleicht plane ich deshalb untypischerweise immer noch nicht meine erste Mahlzeit nach dem Ende der Schwangerschaftsregeln. Und vielleicht schiebe ich deshalb immer noch pfeifend meine Kugel durch Parkanlagen, Einkaufszentren und Freibäder, denn dass es JETZT und HIER losgeht, kann ja nicht sein. (Nein, liebe Damen, vorgesorgt habe ich natürlich, der Klinikkoffer ist immer im Auto und der Mutterpass griffbereit in der Tasche, und ich gehe an keinen dieser Orte ohne Telefon.) Ganz vielleicht habe ich sogar deshalb immer noch keine Angst - außer der schon besprochenen vor einem mir fremden Kind und der, es könnte ihm irgend etwas fehlen. Bin ich einfach zu blöd, zu weltfremd und zu unbeleckt für Angst? Oder ist das jetzt endlich mal meine Art, angemessen dankbar zu sein? Yay, Geburtsschmerzen?

1 Kommentar:

  1. Das ist Verdrängungstaktik. Eng verwandt mit der Prokrastination ;)

    AntwortenLöschen