Freitag, 12. Juli 2013

Stunde Null.

Huaaaaaah! Wer hätte gedacht, dass die totale Abwesenheit irgendwelcher Vorkommnisse so spannend sein kann. Ab und zu ziept und zwiebelt es, mal unten rechts, mal oben links. Dann wieder nichts, aber auch gar nichts. Gestern war der ca. fünfte Tag, an dem ich abends noch zu L. gesagt habe, jetzt KÖNNTE es aber nicht mehr lange dauern. Ich bin ins Bett gegangen und habe mir zum Einschlafen gewünscht, dass es wenigstens nicht vor drei Uhr früh losgeht, so dass ich noch ein paar Stunden Schlaf unter die Mütze kriege. Und dann wache ich um halb sieben auf, immer noch mit Passagier, und habe mein Eisentablettchen verpennt. Meine Mutter weiß es zum Glück aus dreifacher Erfahrung besser, aber Geschwister und Schwiegermutter haben schon die ersten "Naaaaa? Wollte nur mal so hören..."-Anrufe und -SMS geschickt. Ich sag Bescheid! Ganz bestimmt! Sollte das jetzt aber einreißen, bekommt der nächste, der fragt, zur Antwort "Ja also, seit drei Tagen ist er da, wir sind jetzt auch wieder zuhause, fahren jetzt aber erst mal für ein paar Tage weg, war ganz schön spannend, aber das erzähle ich dann irgendwann mal in Ruhe, wir sehen uns ja bestimmt irgendwann die nächsten Monate. Tschüssi, Akku alle!"

Es stellt sich nämlich heraus, dass wir doch warten müssen wie andere Leute auch. Die Untersuchung gestern hat gezeigt, dass die Plazenta jetzt sensationelle 1,1 cm von der kritischen Stelle entfernt liegt und damit 1 Milimeter über Soll, und damit ist der geplante Kaiserschnitt für heute vom Tisch, wir warten jetzt einfach, bis es losgeht. Das gestern zu erfahren, hat fast vier Stunden Hockerei mit zu enger Hose im Wartezimmer meiner Geburtsklinik erfordert, aber sollte das das Ticket zur Chance aufs zweite Kind sein, dann meinetwegen. Kind 1 bleibt, wo es ist, wiegt inzwischen 3.490 Gramm, hat immer noch schön viel Fruchtwasser in fabelhafter Qualität und hat gestern auf dem Ultraschall gekaut und dabei gelächelt. Äußerlich konnte ich ihn immer noch weder L. noch mir zuordnen (und finde diese 3D-Bilder auch eher gruselig als irgend etwas Anderes), aber charakterlich scheint er also nach mir zu kommen. Ab jetzt werde ich da alle zwei Tage antanzen müssen. Und ich lerne dazu. Ich weiß inzwischen, welcher Parkautomat in der Krankenhaustiefgarage unbedingt zu meiden ist und welche Parkplätze man lieber nicht ansteuern sollte, wenn man nicht einer Panikattacke nahe mit seinem Bauch zwischen Auto und Wand eingequetscht sein will. Ich kenne die Damen am Empfang und weiß, Dame A nickt mir zwar aufmunternd zu, aber trotzdem warte ich lieber, bis Dame B von ihrem Rechner aufsieht, denn wenn ich jetzt Dame A erzähle, was ich hier will, stehe ich in zehn Minuten noch hier und wedele mit meinem Mutterpass. Ich habe immer selbst was zu lesen dabei, weil die vermutlich schwer verkeimten Krankenhauszeitschriften immer fest in der Hand der unzähligen Kleinkinder sind, die andere Frauen samt dem Rest ihrer Familie scheinbar zu jedem Arztbesuch mitschleppen müssen. Aus dem gleichen Grund habe ich auch immer selbst eine Wasserflasche dabei, denn den Wasserspender in der Ecke machen die kleinen Engelchen plitschi-platsch ratzeputz leer. Wer hätte gedacht, dass aus mir noch ein Schwangerschaftsprofi wird?

Und jetzt muss ich los. Ich habe einen Termin mit einem Wehenschreiber und einem Ultraschall am anderen Ende der Stadt.

5 Kommentare:

  1. Ui wie aufregend! Meine Daumen sind feste gedrückt, super, dass du um den KS herum kommst.
    Ich musste bis ET+8 warten, bis ich morgens um 3 mit ziemlich eindeutigen Wehen aufwachte und dann nach einer Stunde der Vergewisserung meinen Mann weckte und dann doch noch sagen konnte: "Es geht los" (dachte schon, dank Einleitung wird da nix draus). Und ich war sehr fasziniert, wie entspannt wir da dann plötzlich waren. Nix mit großer Hektik oder so. Sondern kuscheln, duschen, frühstücken, vom KH noch mal für ein paar Stunden nach Hause geschickt werden. (Ich konnte übrigens dann auch tatsächlich noch mal etwas schlafen, bei 8 Minuten-Abständen mit etwas Buscopan intus, das geht tatsächlich).
    Und diese Anrufe kenne ich auch...ich hatte zwischenzeitlich die These, dass unsere Mütter eine Liste mit absurden Gründen zum Anrufen neben dem Telefon liegen haben...
    Alles Gute! Tina

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  2. Weisst du was, liebe Flora? Ich hab zur Vorbereitung auf meine ICSI dein Buch gelesen. Und ab da täglich dein Blog- neue und alte Posts.
    Und ich muss dir sagen: ich freu mich, wie stinknormal nun endlichalles bei dir läuft. Wie wunderbar!
    Dein Würmchen wird sicher ei ganz tolles, kauend-grinsendes Kind.
    Ich freue mich! Alles Gute für den Endspurt!

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  3. Tschaka !!! Ich erinnere mich noch an einen post, in dem ein bescheuerter Arzt Dir so etwa gesagt hatte: was, so alt und Ivf, da wird das Kind doch eh früher geholt....". Dem hast Du es schon mal gezeigt! Ich war und bin mit meinem verkorksten Abkürzungsselbstbewusstsein sogar stolz darauf, dass mein Sohn tatsächlich pünktlich am errechneten Termin kam! Drück die Daumen, dass es auch bei Dir klappt, dann hat die Wartezeit ein Ende. Und noch etwas: ich fiebere so mit, hätte ich Deine Nummer, würde ich auch immer SMS schicken oder anrufen, so gucke ich nur alle Stunde in Deinen Blog....:-) C aus K

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  4. Das wäre doch ein Titel für Dein nächsten Buch!

    "Wie aus mir noch ein Schwangerschaftsprofi wurde"

    Warum einige immer die ganze Familie dabei haben, versteh ich auch nicht, das wäre mit viel zu stressig. Und diese Wasserspender sind die reinsten Bakterienschleudern...iiihhhh baaahhh!

    Eurem Schatz geht es wunderprächtig, der KS ist vom Tisch, klingt doch super!

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  5. Diese Warterei ist wirklich spannend. Ich hoffe du hast für uns wartenden schon vorsorglich einen Text geschrieben den Du nur noch los schicken musst damit wir alle bescheid wissen und mitfiebern können ;)

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