Samstag, 19. März 2011

Tag 1 der Fastenwoche, oder meine Toilette hat 2.756 winzige blaue Fliesen.

Ich bin im Grunde ja selbst Schuld, warum kaufe ich überhaupt solche Bücher? Einmal fix durchgeblättert in der Buchhandlung, dann hätte klar sein müssen, dass auch dieses Fastenbuch wieder so ein Fastenbuch ist. So eins, in dem einfach behauptet wird, die Fastensuppe sei "köstlich" und man würde sie "genießen", während in Wahrheit die Fastensuppe schmeckt wie Spülbrühe und ich sie mir nur zur Hälfte reinzwängen kann, bis ich aufgebe und zur viel leckereren Alternative greife: ein bisschen Biogemüsesaft mit heißem Wasser aufgegossen. Ja, ihr habt richtig gelesen, diese läpprige, unattraktive Schüssel voll halbtransparenter Langeweile ist immer noch ungefähr fünfmal so gut wie die köstliche Fastensuppe, für die ich dazu auch noch mit Gemüse hantieren, es kleinschneiden und eine halbe Stunde kochen muss, nur um dann das Gemüse wegzuwerfen und das ungesalzene Kochwasser zu essen. Entschuldigung, zu genießen. Und auch in diesem Fastenbuch ist wieder dauernd die Rede von "unserer hektischen Zeit" und der "Rastlosigkeit", den bösen bösen elektronischen Geräten und davon, dass Rotwein eine ungesunde Angewohnheit ist. Liebe Fastenbuchautoren, wieder mal überschreitet ihr in einer Tour euren Kompetenzbereich. Wie lebe ich fünf Tage ohne Nahrung und mache daraus eine Erfahrung, die möglichst gewinnbringend für Geist und Körper ist? Wie schaffe ich das selbst als verfressendster Mensch der Welt, ohne durchzudrehen oder jemanden zu ermorden? Wo sind die Klippen und Untiefen, und wie umschiffe ich sie am besten? Womit muss ich während dieser Zeit rechnen, wie gehe ich damit um? DAS sind eure Hoheitsbereiche. Aus dem Rest meines Lebens lasst bitte, bitte eure Finger, es ist nämlich so: ich MAG meine elektronischen Geräte, und in unserer hektischen Zeit fühle ich mich auch ganz wohl.

Aber sonst ist noch alles gut. Wenige Minuten nach dem Ende des ersten Fastenposts begann es im Bauch verheißungsvoll zu gluckern, ich nahm mir eine Zeitung (nicht gut, s. "hektische Zeit") und verzog mich auf die Toilette, wo die Dinge ihren Lauf nahmen. Laut Fastenbuch soll man sich für ungefähr drei Stunden nicht zu weit von einer Toilette entfernen, weil man so lange so gut wie keine Kontrolle darüber hat, wann (empfindsame Gemüter erst einen Absatz später weiterlesen bitte) braunes, müffelndes Wasser in dicken Schwällen aus einem herausschießt.

Die erste Stunde habe ich mit der Zeitung zugebrahcht, die zweite mit einer anderen Zeitung auf dem Sofa fünf große Schritte vom Klo entfernt, die dritte wieder mit leicht verlängerter Leine einen Stock tiefer im Esszimmer. (Nicht um zu Essen, harr.) Dann dachte ich, nun ist es aber auch mal gut. Woraufhin ich noch zu mindestens fünf Zeitpunkten, zum letzten Mal abends um zehn, plötzlich mit vermutlich sehr bescheuertem Gesichtsausdruck mit Lili auf der Wiese, am anderen Ende des Gartens oder auf dem Dachboden stand und dann in hastigem Krebsgang es gerade noch schaffte. Ich habe an diesem ersten Tag schätzungsweise drei Stunden auf dem Klo zugebraucht. Und damit kann ich allen nur raten, die es mir nachmachen wollen: Auch, wenn das Fastenbuch sagt, das geht bei richtiger Organisation, lasst es bloß nicht drauf ankommen. Geht am ersten Fastentag nicht arbeiten.

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