Mittwoch, 25. Mai 2011

Wir sind noch lange nicht da

Manchmal habe ich das Gefühl, mein ganzes Leben besteht darin, falsche Eindrücke zu vermitteln. Teilweise mit lustigen, aber katastrophalen Folgen. Leute denken, ich würde irgend etwas so und so meinen, wenn ich es in Wahrheit genau so nicht meine bzw. gerade gar nichts meine, sondern hier nur sitze und Zeitung lese. Ob sich irgendwelche Irren von mir beobachtet und angeflirtet fühlen, Wildfremde mich in der Bahn an meinem starr hochgehaltenen Buch vorbei mit ihren Lebensgeschichten vollpellen oder irgendwelche Frauen mich anbrüllen, die Finger von ihrem Verlobten zu lassen – ich schaffe es nur selten, jedem Beteiligten deutlich zu machen, wie was gerade gemeint ist. Liegt es an mangelhafter Körperbeherrschung? Daran, dass mein Gesichtsausdruck oft nicht zur Situation passt, weil mir gerade irgend etwas durch das Fusselhirn schießt und ich kichern oder schmollen muss, wenn Kichern und Schmollen nicht angesagt sind?

Wie auch immer. Aus dem normalen Leben kenne ich das schon. Aus dem schriftlichen bisher nicht, da habe ich es bisher immer geschafft, zumindest grob klar zu machen, was ich will und was nicht. Weshalb es Menschen gibt, mit denen ich aus gutem Grund nur noch schriftlich verkehre.

Jetzt allerdings scheine ich den Eindruck vermittelt zu haben, die Schnauze vom Hormonzirkus voll zu haben und mich in Zukunft mit Druck um eine Adoption kümmern zu wollen.

Liebe Abkürzungsdamen, will ich nicht! Bzw. ja, ich würde gern in die große Genwundertüte greifen und ein Kind adoptieren, aber ich weiß, dass das nicht so einfach ist, und ich werde auf keinen Fall jetzt schon hinschmeißen. Nach lächerlichen drei IVFs, drei Kryos und ca. 80 Spritzen – PAH!

Übrigens habe ich einen Plan, wie ich meinem Vater, der es ja nur gut meint, das nächtliche Zähneknirschen wegen seiner unverlangten Adoptionsberatung heimzahlen kann: wir adoptieren ein Baby aus Afrika und einen kleinen Eskimo, und wenn wir dann mit den beiden zum ersten Mal zuhause auflaufen – als große Überraschung – sage ich einfach nur faszinierend geheimnisvoll, dass L. und ich eine offene Ehe führen. Ich finde, dann sind wir quitt.

2 Kommentare:

  1. Finde ich gut, dass Du das so klargestellt hast. Habe mich über die entsprechenden Kommentare auch gewundert.
    Nicht aufgeben!
    Grüße,
    Tina

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  2. ...ich fand es nicht missverständlich. es geht doch nur um eine weitere facette, nämlich: mögliche adoption. da kommentiert man halt selektiv, nach eigenen erfahrungen und wahrnehmungen. das ist doch nichts wundernswertes dabei....?!
    grüße
    k.

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