Sonntag, 9. März 2014

Wir können nicht alle Sophia Loren sein.

Aber nicht nur in meinem Bauch wächst jemand, nein, Nigel ist ja auch noch da! Viele Mütter werden die Stirne darüber runzeln, dass Nigel immer noch Brei aus Gläschen bekommt. Ich war irgendwann zu der Ansicht gekommen, dass ich mich absolut nicht dazu aufraffen kann, babygerechte Nahrung zuzubereiten, die doch eigentlich nur aus zwei pürierten Gemüsen und sonst nix besteht. Trotzdem hielt sich hartnäckig die miese Stinkwanze im Kopf, die von Zeit zu Zeit giftig zischte: "Aber eine GUTE Mutter würde es trotzdem tun. Sie würde auf den Kilometer entfernten Biomarkt fahren und liebevoll das schönste Gemüse der Saison auswählen, dann ein Stückchen Biopute einwickeln lassen und zuhause ans Werk gehen, und wenn der kleine Nigel das dann nicht isst, dann würde sie es milde lächelnd den Hunden geben. 'Da, ihr Racker, lasst es euch schmecken!'. Und am nächsten Tag wieder von vorne. Aber tja, so eine gute Mutter bist du dann wohl scheinbar nicht..."

Allerdings tja... ich jedenfalls habe in den letzten Wochen so ziemlich jedes Biogläschen von Alnatura durchprobiert, das zu Nigels Alter passt, die süßen und die sal... nach gar nichts schmeckenden. Ich habe sogar ein kleines, leinengebundenes Büchlein, das eigentlich mal für andere Zwecke gedacht war, der Aufgabe gewidmet, zu protokollieren, was ihm schmeckt und was nicht. Es zeigte sich, dass ich natürlich protokollieren kann, so viel ich will, dass sich aber trotzdem keine Regel erkennen lässt. Was er vor drei Tagen noch bis auf den letzten Friemel verschlungen hat, spuckt er heute im hohen Bogen wieder aus. Kartoffeln, Pastinaken und Rindfleisch z.B. steigen und fallen in der Gunst im 24-Stunden-Takt.

Gestern habe ich zum ersten Mal seit ziemlich langer Zeit mal wieder in den Blog von Wednesday Chef Luisa geguckt. Sie hat dort eine Rubrik, in der sie für ihren kleinen Sohn Hugo kocht. Und da fiel mir wieder ein, dass es mal etwas gab, was Pastina hieß: ein Italienischer Babyklassiker. Kleine, weiche Nudeln, in einem Schlupp vom eigenen Kochwasser, dazu ein bisschen Olivenöl und Parmesan. So einfach! Und Babys lieben das! Dann noch die Sonne draußen und die Schwangerschaft, ich war vor Glück und Tatendrang wie auf Droge. Um halb zehn hatte ich den gefütterten und gewickelten Nigel im Wagen sitzen und schob los Richtung Markt (nicht Bio, leider, so fein haben wir's hier nicht) und Supermarkt. Ich dachte, jetzt ist Schluss mit Gläschen, ab jetzt koche ich meinem kleinen Muckel zumindest an vier Tagen in der Woche eine einfache, köstliche kleine Mahlzeit! Mit Pastina fangen wir an, und bald röste ich Aprikosen im Ofen und gebe ihm die, oder ein bisschen Gemüse mit Olivenöl, das wird herrlich! Das ist der Beginne einer wunderbaren Reise, die uns demnächst dorthin führt, wo wir nebeneinander in der Küche stehen, er auf einem kindersicheren Tritt, und Seite an Seite Fleischbällchen für unsere Susi-und-Strolch-Pasta rollen.

Hm. Und dann hatte ich endlich die empfohlene De Cecco Babypasta gefunden, nach Hause gebuckelt und zubereitet, und die Reaktion war die gleiche wie auf Kartoffeln, Pastinaken und Rindfleisch an den ganz, ganz schlechten Tagen. Ein Blick, sorgfältig zusammengestellt aus reinem Vorwurf, Verständnislosigkeit, Enttäuschung, Wut, Ekel, Was-hab-ich-nur-verbrochen und Verachtung. Die Hunde saßen schon erwartungsvoll neben dem Hochstuhl, und sie mussten nicht umsonst warten. Dann gab es Hirse-Banane-Apfel aus dem Glas, und die Welt war wieder in Ordnung.

Wieder mal hat meine Küchengöttin Nigella Recht, Recht, Recht: wer Lust hat, für sein Baby zu kochen, soll das unbedingt machen. Wer ab und zu Lust hat, soll es ab und zu tun. Aber niemand sollte das machen, wenn es das Stresslevel von Normaler Wahnsinn mit Baby noch steigert. Denn es besteht eine ziemlich realistische Chance, dass das Baby keine Lust auf das liebevoll gekochte Gemansche hat, und dann sitzt man da, und das sonnige italienische Mama-Lächeln gefriert einem im Gesicht. Und nachdem ich jetzt schon so oft gelesen habe, was Babys schon alles spüren und mitkriegen, kann ich mir nicht vorstellen, dass das gut für eine gesunde Beziehung zum Essen ist: "Owei, wenn ich meine Pastina nicht esse, ist Mama ganz, ganz traurig, will aber nicht, dass ich das merke."

Also, weiter Gläschen, und wenn es mich packt, wieder ein Kochversuch. Wer weiß? Vielleicht ist heute der Tag für Pastina?

6 Kommentare:

  1. Ich bin eh der Meinung, dass bei dieser ganzen Beikost-Geschichte vor allem gelten sollte: Jeder so, wie es am besten passt - egal ob selbstgekocht, gekauft oder Baby led Weaning (so wie wir, weil ich keine Lust auf Brei-Gematsche hatte). Also immer weiter so :)
    Für mich sind diese ganzen wer-Brei-(aus-dem-Gläschen)-füttert-liebt-sein-Kind-nicht-Tiraden einfach zu anstrengend.
    Tina

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    1. Oh ja, Stress ist bäh. Und wenn.ich sehe wie begeistert der Kleine von meiner Freundin mit BLW das Essen entdeckt, ist trotz Manscherei das ganze superschön anzusehen. Und der Kleine hat auch noch.Spaß dabei.

      Btw, Glückwunsch Flora!

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  2. Wie alt ist Nigel jetzt eigentlich?

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    1. Warum? Soll eine Beikost-Zeitpunkt-Diskussion starten?

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    2. Sieben Monate und ein bisschen.

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  3. Ich hab heute die Pastina auch ausprobiert mit kleiner Buchstabenpasta. Unsere " Nigela" mochte es, aber noch viel mehr, als ich ihr dann abwechselnd Obstbrei und die Pastina gegeben habe. Vielleicht war es ein wenig fade. Ich hab nicht soviel Parmesan ran. Aber Danke für die Idee!

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