Mittwoch, 11. Mai 2011

Der Trick mit dem Test

Wenn du nicht sicher bist, ob dein Freund gerade etwas mit einer anderen anfängt, aber gerne Bescheid wüsstest, dann kauf ihm jetzt schon mal ein wahnsinnig schwer zu beschaffendes, teures und einfühlsames Geschenk für seinen Geburtstag in ein paar Wochen. Zwei Tage später wirst du ihn an einer Bushaltestelle engumschlungen mit einer anderen sehen und wissen, was los ist, ob es dir gefällt oder nicht. Wenn dir die Warterei auf den Bus im Schneematsch zu lange dauert, dann krame deine letzte Zigarette raus (jaja, ich weiß, früher jedenfalls, denk an früher, vor dem Hormonterz und bevor wir uns Gedanken um solchen Quatsch wie Alufolie gemacht haben und ab und zu wahr und wahrhaftig eine Zigarette geraucht haben) und zünde sie an, und es wird keine 60 Sekunden dauern, bis er da ist.

Und wenn du findest, Mücke könnte sich nach 60 Stunden hin und her und dann noch mal einem Tag ein bisschen Blut, kein Blut, ein bisschen Blut, kein Blut usw. mal entscheiden und dich nicht bis Donnerstag hinhalten, dann flitze schnell rüber in die Apotheke gegenüber und kauf dir den teuersten Schwangerschaftstest, den sie haben. Schließlich bezahlt mich die Agentur nicht dafür, alle zehn Minuten aufs Klo zu gehen. Und ich bezahle mein Gehirn nicht dafür (wenn ich es bezahlen würde), mich in den Wahnsinn zu treiben.
Fünf Minuten sollte ich eigentlich auf den Test starren und auf einen oder zwei Streifen warten. Nach zwei Minuten kam Mücke mir entgegen. Und jetzt ist wirklich alles klar.

Ich weiß, ich weiß. Diesmal standen die Chancen von Anfang an schlecht. Schlechter Zyklus, schlechte Zellen, dann auch noch nur eine davon - und ich hab so viel, auf das ich mich gerade freuen kann. Ende Mai gehen wir wandern, und ich kann Berge hochklettern, bis meine Knie knacken, und mich oben in der Hütte mit einem Bierchen dafür belohnen, statt lahmarschig in Sonntagsspaziergangstempo im Tal zu bleiben und abends Fenchel-Anis-Kümmeltee zu trinken, bevor ich um neun zu Bett gehe. Dann kommt der Sommerurlaub mit den Mädchen, jeden Abend werde ich komisches Meeresgetier essen können, und ich habe jetzt schon das Klirren der Eiswürfel in meinem Roséglas im Ohr, während ich im Sonnenuntergang auf einem aufblasbaren Dings über den Pool treibe wie die Biene Maja im Abspann. Das weiß ich ja alles, schließlich war das mein Mantra in den letzten Tagen und Wochen. Aber ich merke, dass ein Teil von mir - der abergläubische, irre faselnde Großmutter-Teil - dachte, genau deshalb - weil du gar nicht richtig dran glaubst und überhaupt nicht damit rechnest und es der blödeste Zeitpunkt seit langem wäre - deshalb wird es diesmal klappen.

(Dieser Teil hat in den letzten Tagen klammheimlich mehr und mehr die Macht übernommen und lässt sich jetzt nur schwer zurückdrängen. Vor zwei Tagen hat er mich z.B. dazu gebracht, eine wirklich widerliche Spinne im Bad nicht einzusaugen, den Staubsauger in den Keller zu tragen und die Kellertür gut abzuschließen, sondern das Viech mit einer Tasse und einer Postkarte einzusammeln und mit gesträubtem Nackenhaar auf den Balkon zu tragen, wo ich das Arrangement noch ein paar mal gut durchgeschüttelt habe, um das Biest zu verwirren und von einem Sofortangriff abzuhalten, dann die Tasse weggenommen habe und schreiend ins Haus gerannt bin. Und dazu dachte die wirre Großmutter in mir, jetzt habe ich die Spinne leben gelassen, die ja nicht wissen konnte, dass sie gerade die Dusche eines Phobikers und damit die Todeszone betritt, und im Tausch für dieses haarige, achtbeinige Leben darf ich doch bitte Mücke behalten? Bitte? Und ist es eigentlich in Ordnung, einen achtzeiligen Absatz in Klammern einzufassen?)

Gut, Mücke ist weg. Jetzt muss ich nur noch die Großmutter loswerden.

3 Kommentare:

  1. Jaja, die Großmutter wird man schwer los. Ich erhoffte mir auch eine nette Gegenleistung der Natur, als ich letzte Woche das Spinnengetier im Schlafzimmer mit einem Puls von 180 per Tasse und Papier auf den Balkon bugsieren wollte. Nur war die Balkontür aber zu und ich hatte keine Hand frei, musste also hysterisch nach dem potentiellen Vater meiner späteren Kinder brüllen. Fazit: Tier war draußen, Stimmung mit dem Mann wegen der Brüllerei schlecht, und die Mens ne Stunde später da. Hm...
    Also: gestern habe ich mich gewehrt gegen die Großmutter und ne Motte zu Staub zermalmt. Besser geht es mir dennoch nicht. Habe aber jetzt noch etwas Zeit um doch noch gutes Karma anzusammeln für den nächsten Versuch.
    Nico

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  2. Liebe Flora,
    Danke, dass es Dich und Deinen Blog gibt! So schwer es auch manchmal ist, Du schaffst es einen wieder aufzubauen.
    Alles liebe - Sandra

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  3. Ja, auch von mir ein Danke! Ich habe nur Freundinnen, die entweder bereits Mutter ohne Komplikation und Warterei geworden sind, oder Frauen, für die Kinderwunsch (noch) kein Thema ist. Da kommt frau sich manchmal a bissl allein vor. Besonders grad jetzt, wo der Schwangerschaftstest positiv war, aber der Ultraschall nix gezeigt hat. Warten und Verunsicherung ob der widersprüchlichen Körpersignale. Und seufz ohja, die von dir beschriebene Großmutter kenne ich sehr sehr gut... Edith

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